From 18a83d0cde82fa72532407a3f13de05873376409 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 16:45:23 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/gedichte/capriccio/00.html | 16 +++++ OEBPS/Text/gedichte/capriccio/01_der_athlet.html | 38 +++++++++++ .../Text/gedichte/capriccio/02_der_lackschuh.html | 33 +++++++++ .../gedichte/capriccio/03_die_gummischuhe.html | 31 +++++++++ .../gedichte/capriccio/04_der_rauch_auf_felde.html | 54 +++++++++++++++ OEBPS/Text/gedichte/capriccio/05_schwaermerei.html | 36 ++++++++++ OEBPS/Text/gedichte/capriccio/06_der_traurige.html | 35 ++++++++++ OEBPS/Text/gedichte/capriccio/07_capriccio.html | 41 ++++++++++++ OEBPS/Text/gedichte/capriccio/08_der_tuerke.html | 46 +++++++++++++ .../09_der_barbier_des_hugo_von_hofmannsthal.html | 63 +++++++++++++++++ OEBPS/Text/gedichte/capriccio/10_fruehling.html | 38 +++++++++++ .../11_wuestes_schimpfen_eines_wirtes.html | 37 ++++++++++ .../capriccio/12_aergerliches_maedchen.html | 54 +++++++++++++++ .../gedichte/capriccio/13_der_angetrunkene.html | 34 ++++++++++ .../capriccio/14_ein_generalleutnant_singt.html | 36 ++++++++++ .../capriccio/15_der_fall_in_den_fluss.html | 78 ++++++++++++++++++++++ .../gedichte/capriccio/16_ein_armer_singt.html | 25 +++++++ 17 files changed, 695 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/00.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/01_der_athlet.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/02_der_lackschuh.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/03_die_gummischuhe.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/04_der_rauch_auf_felde.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/05_schwaermerei.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/06_der_traurige.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/07_capriccio.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/08_der_tuerke.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/09_der_barbier_des_hugo_von_hofmannsthal.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/10_fruehling.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/11_wuestes_schimpfen_eines_wirtes.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/12_aergerliches_maedchen.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/13_der_angetrunkene.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/14_ein_generalleutnant_singt.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/15_der_fall_in_den_fluss.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/capriccio/16_ein_armer_singt.html (limited to 'OEBPS/Text/gedichte/capriccio') diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/00.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/00.html new file mode 100644 index 0000000..bb12ab0 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/00.html @@ -0,0 +1,16 @@ + + + + + + + + Capriccio + + + +

Capriccio

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/01_der_athlet.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/01_der_athlet.html new file mode 100644 index 0000000..6265ae6 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/01_der_athlet.html @@ -0,0 +1,38 @@ + + + + + + + + Der Athlet + + + +

Der Athlet

+ +

+Einer ging in zerrissenen Hausschuhen
+Hin und her durch das kleine Zimmer,
+Das er bewohnte.
+Er sann über die Geschehnisse,
+Von denen in dem Abendblatt berichtet war.
+Und gähnte traurig, wie nur jemand gähnt,
+Der viel und Seltsames gelesen hat –
+Und der Gedanke überkam ihn plötzlich,
+Wie wohl den Furchtsamen die Gänsehaut
+Und wie das Aufstoßen den Übersättigten,
+Wie Mutterwehen:
+Das große Gähnen sei vielleicht ein Zeichen,
+Ein Wink des Schicksals, sich zur Ruh zu legen.
+Und der Gedanke ließ ihn nicht mehr los.
+Und also fing er an, sich zu entkleiden…
+

+ +

+Als er ganz nackt war, hantelte er etwas. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/02_der_lackschuh.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/02_der_lackschuh.html new file mode 100644 index 0000000..92d42f9 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/02_der_lackschuh.html @@ -0,0 +1,33 @@ + + + + + + + + Der Lackschuh + + + +

Der Lackschuh

+ +

+Der Dichter dachte:
+Ach was, ich hab den Plunder satt!
+Die Dirnen, das Theater und den Stadtmond,
+Die Oberhemden, Straßen und Gerüche,
+Die Nächte und die Kutscher und die Fenster,
+Das Lachen, die Laternen und die Morde –
+Den ganzen Dreck hab ich nun wirklich satt,
+Beim Teufel! Mag werden, was da will… Mir ist es gleich:
+Der Lackschuh drückt mich. Und ich zieh ihn aus –
+

+ +

+Die Leute mögen sich verwundert wenden.
+Nur schade ist's um meinen seidnen Strumpf…
+

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/03_die_gummischuhe.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/03_die_gummischuhe.html new file mode 100644 index 0000000..c80a90f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/03_die_gummischuhe.html @@ -0,0 +1,31 @@ + + + + + + + + Die Gummischuhe + + + +

Die Gummischuhe

+ +

+Der Dicke dachte:
+Am Abend geh ich gern in Gummischuhen,
+Auch wenn die Straßen fromm und flecklos sind.
+In Gummischuhen bin ich nie ganz nüchtern… +

+ +

+Ich halte in der Hand die Zigarette.
+Auf schmalen Rhythmen tänzelt meine Seele.
+Und alle Zentner meines Leibes tänzeln. +

+ + + + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/04_der_rauch_auf_felde.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/04_der_rauch_auf_felde.html new file mode 100644 index 0000000..6678206 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/04_der_rauch_auf_felde.html @@ -0,0 +1,54 @@ + + + + + + + + Der Rauch auf dem Felde + + + +

Der Rauch auf dem Felde

+ +

+Lene Levi lief am Abend
+Trippelnd, mit gerafften Röcken,
+Durch die langen, leeren Straßen
+Einer Vorstadt.

+ +

+Und sie sprach verweinte, wehe,
+Wirre, wunderliche Worte,
+Die der Wind warf, daß sie knallten
+Wie die Schoten,

+ +

+Sich an Bäumen blutig ritzten
+Und verfetzt an Häusern hingen
+Und in diesen tauben Straßen
+Einsam starben.

+ +

+Lene Levi lief, bis alle
+Dächer schiefe Mäuler zogen,
+Und die Fenster Fratzen schnitten
+Und die Schatten

+ +

+Ganz betrunkne Späße machten –
+Bis die Häuser hilflos wurden
+Und die stumme Stadt vergangen
+War in weiten

+ +

+Feldern, die der Mond beschmierte…
+Lenchen nahm aus ihrer Tasche
+Eine Kiste mit Zigarren,
+Zog sich weinend
+Aus und rauchte… +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/05_schwaermerei.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/05_schwaermerei.html new file mode 100644 index 0000000..9c549fd --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/05_schwaermerei.html @@ -0,0 +1,36 @@ + + + + + + + + Schwärmerei + + + +

Schwärmerei

+ +

+Ach, wer doch ewig Auto fahren könnte –

+ +

+Wir bohren uns durch hochgestielte Wälder.
+Wir überholen Flächen, die sich endlos schienen.
+Wir überfahren den Wind und überfallen die Dörfer, die flinken.
+Aber verhaßt sind uns die Gerüche der langsamen Städte –

+ +

+Hei, wie wir fliegen! Immer den Tod entlang…
+Wie wir ihn höhnen und ihn verspotten, der uns am Leben sitzt!
+Der uns die Gräben legt und alle Straßen krümmt – ha, wir verlachen ihn!
+Und die Wege, die überwundenen, vergehen vor uns –

+ +

+So werden wir die ganze Welt durchauteln …
+Bis wir einmal an einem heitern Abend
+An einem starken Baum ein kräftges Ende finden.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/06_der_traurige.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/06_der_traurige.html new file mode 100644 index 0000000..d3642bb --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/06_der_traurige.html @@ -0,0 +1,35 @@ + + + + + + + + Der Traurige + + + +

Der Traurige

+ +

+Nein, dies Leben faß ich nicht mehr an.
+Mag man mich für närrisch halten –
+Heute geh ich nicht ins Gasthaus.
+Müde bin ich längst der Kellnerkerle,
+Die uns mit blasierten Fratzen,
+Höhnisch, schwarze Biere bringen
+Und uns ganz verworren machen,
+Daß wir nicht nach Hause finden
+Und die törichten Laternen
+Mit den schwachen Händen stützen
+Müssen.
+Heute hab ich größre Dinge vor –
+Ach, ich will den Sinn des Daseins suchen.

+ +

+Und am Abend werd ich etwas Rollschuh laufen
+Oder mal in einen Judentempel gehn.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/07_capriccio.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/07_capriccio.html new file mode 100644 index 0000000..da62962 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/07_capriccio.html @@ -0,0 +1,41 @@ + + + + + + + + Capriccio + + + +

Capriccio

+ +

+So will ich sterben:
+Dunkel ist es. Und es hat geregnet.
+Doch du spürst nicht mehr den Druck der Wolken,
+Die da hinten noch den Himmel hüllen
+In sanften Sammet.
+Alle Straßen fließen, schwarze Spiegel,
+An den Häuserhaufen, wo Laternen,
+Perlenschnüre, leuchtend hängen.
+Und hoch oben fliegen tausend Sterne,
+Silberne Insekten, um den Mond –
+Ich bin inmitten. Irgendwo. Und blicke
+Versunken und sehr ernsthaft, etwas blöde,
+Doch ziemlich überlegen auf die raffinierten,
+Himmelblauen Beine einer Dame,
+Während mich ein Auto so zerschneidet
+Daß mein Kopf wie eine rote Murmel
+Ihr zu Füßen rollt…

+ +

+Sie ist erstaunt. Und schimpft dezent. Und stößt ihn
+Hochmütig mit dem zierlich hohen Absatz
+Ihres Schuhchens
+In den Rinnstein –

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/08_der_tuerke.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/08_der_tuerke.html new file mode 100644 index 0000000..94f9f73 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/08_der_tuerke.html @@ -0,0 +1,46 @@ + + + + + + + + Der Türke + + + +

Der Türke

+ +


+Ein ganz und gar perverser Türke kaufte sich
+Aus Trauer über den erst jüngst erfolgten Tod
+Der fetten Fatme, seines Lieblingsweibes,
+Bei seinem Mädchenhändler zwei noch ziemlich gut erhaltne –
+Man kann fast sagen: Beinah nagelneue –
+Und eben frisch aus Frankreich importierte,
+Ehemalge Mannequins.
+Als er sie hatte, sang er, sich zur Feier:
+Setzt euch doch auf meine Schenkel.
+Fasset mich um meine Lenden.
+Streichelt mit den süßen Zungen
+Mir die weinerlichen Wangen.
+Ach, Ihr habt so schön geschmückte
+Augen und so helle Hände,
+Müdeste von meinen Frauen,
+Und so lange, laue Beine.
+Morgen kauf ich sechs Paar neue
+Strümpfe euch aus dünnster Seide
+Und dazu ganz kleine schwarze
+Sammetschuhchen.
+Und am Abend sollt ihr tanzen
+Ganz verlogne, weiche Tänze
+In den kleinen Sammetschuhchen
+Und den neuen seidnen Strümpfen,
+In dem Garten. Vor der Sonne.
+Dicht am Wasser.
+Doch zur Nacht laß ich euch peitschen
+Von vier lächelnden Eunuchen.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/09_der_barbier_des_hugo_von_hofmannsthal.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/09_der_barbier_des_hugo_von_hofmannsthal.html new file mode 100644 index 0000000..e44fd08 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/09_der_barbier_des_hugo_von_hofmannsthal.html @@ -0,0 +1,63 @@ + + + + + + + + Der Barbier des Hugo von Hofmannsthal + + + +

Der Barbier des Hugo von Hofmannsthal

+ +

+So steh ich nun die trüben Wintertage
+Von früh bis spät und seife Köpfe ein,
+Rasiere sie und pudre sie und sage
+Gleichgültge Worte, dumme, Spielerein.
+Die meisten Köpfe sind ganz zugeschlossen.
+Sie schlafen schlaff. Und andre lesen wieder
+Und blicken langsam durch die langen Lider,
+Als hätten sie schon alles ausgenossen.
+Noch andre öffnen weit die rote Ritze
+Des Mundes und verkünden viele Witze.

+ +

+Ich aber lächle höflich. Ach, ich berge
+Tief unter diesem Lächeln wie in Särge
+Die schlimmen, überwachen, weisen Klagen,
+Daß wir in dieses Dasein eingepreßt,
+Hineingezwängt sind, unentrinnbar fest
+Wie in Gefängnisse, und Ketten tragen,
+Verworrne, harte, die wir nicht verstehen.
+Und daß ein jeder fern sich ist und fremd
+Wie einem Nachbar, den er gar nicht kennt.
+Und dessen Haus er immer nur gesehen hat.

+ +

+Manchmal, während ich an einem Kinn rasiere,
+Wissend, daß ein ganzes Leben
+In meiner Macht ist, daß ich Herr nun bin,
+Ich, ein Barbier, und daß ein Schnitt daneben,
+Ein Schnitt zu tief, den runden frohen Kopf,
+Der vor mir liegt (er denkt jetzt an ein Weib,
+An Bücher, ans Geschäft), abreißt von seinem Leib,
+Als wäre er ein lockrer Westenknopf –
+Dann überkommt's mich. Plötzlich… Dieses Tier.
+Ist da. Das Tier… Mir zittern beide Knie.
+Und wie ein kleiner Knabe, der Papier
+Zerreißt (und weiß es nicht, warum),
+Und wie Studenten, die viel Gaslaternen töten,
+Und wie die Kinder, die so sehr erröten,
+Wenn sie gefangner Fliegen Flügel brechen,
+So möchte ich oft wie von ungefähr,
+Wie wenn es eine Art Versehen wär,
+An solchem Kinn mit meinem Messer ritzen.

+ +

+Ich säh zu gern den roten Blutstrahl spritzen.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/10_fruehling.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/10_fruehling.html new file mode 100644 index 0000000..4d03711 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/10_fruehling.html @@ -0,0 +1,38 @@ + + + + + + + + Frühling + + + +

Frühling

+ +

+Ein gewisser Rudolf rief –

+ +

+Ich hab' viel zu viel gegessen.
+Ob's bekömmlich ist sehr fraglich.
+Nach so fettem Mittagessen
+Fühl' ich mich recht unbehaglich.

+ +

+Doch ich rülpse hübsch und rauche
+Zigaretten hin und wieder.
+Liegend auf dem schweren Bauche
+Pieps ich lauter Frühlingslieder.

+ +

+Sehnsuchtsvoll wie auf der Rampe
+Quietscht die Stimme aus der Kehle.
+Und wie eine alte Lampe
+Blakt der Wind die saure Seele.

+ + + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/11_wuestes_schimpfen_eines_wirtes.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/11_wuestes_schimpfen_eines_wirtes.html new file mode 100644 index 0000000..4e41210 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/11_wuestes_schimpfen_eines_wirtes.html @@ -0,0 +1,37 @@ + + + + + + + + Wüstes Schimpfen eines Wirtes + + + +

Wüstes Schimpfen eines Wirtes

+ +

+Es ist, um die Stühle durch die Spiegelscheiben auf die Straße zu hauen –
+Da sitz ich nun mit hochgezognen Augenbrauen:
+Alle Gasthäuser sind voll,
+Mein Gasthaus ist leer – ist das nicht toll …
+Ist das nicht merkwürdig … Ist das nicht zum Kotzen …
+Die dämlichen Spießer – die elenden Protzen –
+Bei mir geht jeder vorbei …
+Verfluchte Schweinerei …
+Dazu verbrenne ich Gas und elektrische Flammen –
+Möge mich Gott und Teufel verdammen:
+Donnerwetter … Warum ist gerade mein Gasthaus leer …
+Mürrische Kellner stehen vorwurfsvoll umher –
+Was kann ich denn dafür –
+Kein Aas kommt zur Tür –
+In engster Ecke sitz ich mit sehnsüchtgem Gesicht.
+Gäste kommen nicht. –
+Das Essen verdirbt, der Wein und das Brot.
+Am liebsten machte ich die Bude zu.
+Und weinte mich tot …

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/12_aergerliches_maedchen.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/12_aergerliches_maedchen.html new file mode 100644 index 0000000..a7d32fa --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/12_aergerliches_maedchen.html @@ -0,0 +1,54 @@ + + + + + + + + Ärgerliches Mädchen + + + +

Aergerliches Mädchen

+ +

+Es ist schon spät. Ich muß verdienen.
+Aber die gehn heute alle vorbei mit blasierten Mienen.
+Nicht einen Glücksgroschen wolln sie mir geben.
+Es ist ein jämmerliches Leben.
+Komme ich ohne Geld nach Haus,
+wirft mich die Alte hinaus.
+Fast kein Mensch ist auf der Straße mehr.
+Ich bin todmüde und friere sehr.
+So elend zu Mute war mir noch nie.
+Ich laufe umher wie ein Stück Vieh –
+Da endlich kommt drüben einer ein.
+Ein ganz anständig angezogener Mann.
+Doch auf das Aeußere darf man in diesem Leben
+nicht viel geben.
+Er ist auch schon älter (die haben mehr Geld,
+Von den Jungen wird man eher geprellt.)
+Er ist mir vis-à-vis.
+Ich heb die Kleddage bis über das Knie.
+Ich kann mir dies leisten.
+Es zieht am meisten.
+Die Kerle kommen wie Fliegen
+ins Licht zu uns Ziegen…
+Der Kavalier bleibt wirklich drüben stehn.
+Er glotzt. Er winkt. Ich will schon bei ihm hingehn…
+Ich denke: der wird mir ein großes Goldstück schenken.
+Dann besauf ich mich heimlich mit teuren Getränken.
+Das ist noch das Schönste… einmal – allein
+still für sich besoffen sein –
+Oder ich kann neue Schuhe kaufen …
+Muß nicht mehr in gestopften Strümpfen laufen –
+Oder … Ich geh einmal nicht auf den Bummel hinaus.
+Und ruhe mich von den Kerlen aus –
+Oder … Ach, ich freu mich schon so.
+Ich bin so froh –
+Da kommt die Kitti an.
+Und versaut den Mann.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/13_der_angetrunkene.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/13_der_angetrunkene.html new file mode 100644 index 0000000..bee5f62 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/13_der_angetrunkene.html @@ -0,0 +1,34 @@ + + + + + + + + Der Angetrunkene + + + +

Der Angetrunkene

+ +

+Man muß sich so sehr hüten, daß man nicht
+Ohn jeden Anlaß aufbrüllt wie ein Tier.
+Daß man der ganzen Kellnerschaft Gesicht
+Nicht kurz und klein haut, übergießt mit Bier.

+ +

+Daß man sich nicht die ekle Zeit verkürzt,
+Indem man sich in einen Rinnstein legt.
+Daß man sich nicht von einer Brücke stürzt.
+Daß man dem Freund nicht in die Fresse schlägt.

+ +

+Daß man nicht plötzlich unter Hundswauwau
+Die Kleider sich vom feisten Leibe reißt.
+Daß man nicht irgendeiner lieben Frau
+Den finstern Schädel in die Schenkel schmeißt.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/14_ein_generalleutnant_singt.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/14_ein_generalleutnant_singt.html new file mode 100644 index 0000000..b4b12c4 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/14_ein_generalleutnant_singt.html @@ -0,0 +1,36 @@ + + + + + + + + Ein Generalleutnant singt: + + + +

Ein Generalleutnant singt:

+ +

+Ich bin der Herr Divisionskommandeur,
+Seine Exzellenz.
+Ich habe erreicht, was menschenmöglich ist.
+Ein schönes Bewußtsein.
+Vor mir beugen das Knie
+Hauptleute und Regimentschefs,
+Und meine Herren Generäle
+Horchen auf meinen Befehl.
+Wenn Gott will, beherrsche ich nächstens
+Ein ganzes Armeekorps.
+Frauen, Theater, Musik
+Interessieren mich wenig.
+Was ist das alles gegen
+Parademärsche, Gefechte.
+Wäre doch endlich ein Krieg
+Mit blutigen, brüllenden Winden.
+Das gewöhnliche Leben
+Hat für mich keine Reize.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/15_der_fall_in_den_fluss.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/15_der_fall_in_den_fluss.html new file mode 100644 index 0000000..2e172d0 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/15_der_fall_in_den_fluss.html @@ -0,0 +1,78 @@ + + + + + + + + Der Fall in den Fluß + + + +

Der Fall in den Fluß

+ +

+Lene Levi lief besoffen
+Nächtlich in den Nebenstraßen
+Hin und wieder »Auto« brüllend.

+ +

+Ihre Bluse war geöffnet,
+Daß man ihre feine, freche
+Unterwäsche und das Fleisch sah.

+ +

+Sieben geile Männlein rannten
+Hinter Lene Levi her.

+ +

* * *

+ +

+Sieben geile Männlein trachten
+Lene Levi nach dem Leibe,
+überlegend, was das kostet.

+ +

+Sieben, sonst sehr ernste Männer
+Haben Kind und Kunst vergessen,
+Wissenschaft und die Fabrik.

+ +

+Und sie rannten wie besessen
+Hinter Lene Levi her.

+ +

* * *

+ +

+Lene Levi blieb auf einer
+Brücke stehen, atemschöpfend,
+Und sie hob die wirren blauen

+ +

+Säuferblicke in die weiten
+Süßen Dunkelheiten über
+Den Laternen und den Häusern.

+ +

+Sieben geile Männlein aber
+Fielen Lenen in die Augen.

+ +

* * *

+ +

+Sieben geile Männlein suchten
+Lene Levis Herz zu rühren.
+Lene Levi blieb unnahbar.

+ +

+Plötzlich springt sie aufs Geländer,
+Dreht der Welt die letzte Nase,
+Jauchzend plumpst sie in den Fluß.

+ +

+Sieben bleiche Männlein rannten,
+Was sie konnten, aus der Gegend.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/16_ein_armer_singt.html b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/16_ein_armer_singt.html new file mode 100644 index 0000000..10907e5 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/capriccio/16_ein_armer_singt.html @@ -0,0 +1,25 @@ + + + + + + + + Ein Armer singt: + + + +

Ein Armer singt:

+ +

+Die waren feine Zeiten, als ich noch
+In seidnen Socken ging und Unterhosen hatte,
+Manchmal zehn Mark erübrigte, um mir
+Ein Weib zu mieten, tags mich langweilte
+Und Nacht für Nacht in Kaffeehäusern saß.
+Oftmals war ich so satt, daß ich
+Nicht wußte, was ich mir bestellen sollte.

+ + + -- cgit v1.2.3