From 18a83d0cde82fa72532407a3f13de05873376409 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 16:45:23 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/00.html | 16 ++++ .../01_die_eigen_schauenden_frauen.html | 29 ++++++++ OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/02_ich.html | 52 +++++++++++++ .../gedichte/fruehe_gedichte/03_traeume_nur.html | 40 ++++++++++ .../gedichte/fruehe_gedichte/04_qualgequaelt.html | 38 ++++++++++ .../gedichte/fruehe_gedichte/05_der_volkston.html | 46 ++++++++++++ .../gedichte/fruehe_gedichte/06_nachtstueck.html | 63 ++++++++++++++++ .../gedichte/fruehe_gedichte/07_es_war_einmal.html | 86 ++++++++++++++++++++++ .../fruehe_gedichte/08_naechtliches_abenteuer.html | 33 +++++++++ .../09_lumpenlied_eines_hoehenmenschen.html | 76 +++++++++++++++++++ .../gedichte/fruehe_gedichte/10_wellenschwer.html | 57 ++++++++++++++ ...bin_gerad_nicht_bloed_bin_gerad_nicht_hell.html | 46 ++++++++++++ .../fruehe_gedichte/12_der_bureaukrat.html | 53 +++++++++++++ .../gedichte/fruehe_gedichte/13_die_wehmut.html | 36 +++++++++ .../14_komm_schwester_gib_mir_deine_hand.html | 40 ++++++++++ .../15_man_hat_mich_gluecklich_eingesperrt.html | 82 +++++++++++++++++++++ .../fruehe_gedichte/16_komisches_lied.html | 55 ++++++++++++++ OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/17_fern.html | 35 +++++++++ .../18_bleicher_schattenschleicher.html | 31 ++++++++ .../19_kein_mensch_versteht_mich.html | 28 +++++++ .../gedichte/fruehe_gedichte/20_die_ritze.html | 30 ++++++++ 21 files changed, 972 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/00.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/01_die_eigen_schauenden_frauen.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/02_ich.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/03_traeume_nur.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/04_qualgequaelt.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/05_der_volkston.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/06_nachtstueck.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/07_es_war_einmal.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/08_naechtliches_abenteuer.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/09_lumpenlied_eines_hoehenmenschen.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/10_wellenschwer.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/11_bin_gerad_nicht_bloed_bin_gerad_nicht_hell.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/12_der_bureaukrat.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/13_die_wehmut.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/14_komm_schwester_gib_mir_deine_hand.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/15_man_hat_mich_gluecklich_eingesperrt.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/16_komisches_lied.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/17_fern.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/18_bleicher_schattenschleicher.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/19_kein_mensch_versteht_mich.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/20_die_ritze.html (limited to 'OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte') diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/00.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/00.html new file mode 100644 index 0000000..41ec83e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/00.html @@ -0,0 +1,16 @@ + + + + + + + + Frühe Gedichte + + + +

Frühe Gedichte

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/01_die_eigen_schauenden_frauen.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/01_die_eigen_schauenden_frauen.html new file mode 100644 index 0000000..035adc2 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/01_die_eigen_schauenden_frauen.html @@ -0,0 +1,29 @@ + + + + + + + + Die eigen schauenden Frauen + + + +

Die eigen schauenden Frauen

+ +

+Frauen gibt es,
+Die so eigen schauen
+Wenn sie mir vorüber rauschen
+Die aus ihren rätselblauen Augen
+Gar so eigen schauen,
+Die zu mir hinüber tauschen
+Sonderbare, schwere Blicke,
+Die in meinem Kummergrauen
+Dumpfen Stimmen traurig lauschen
+Frauen, die so eigen schauen –
+Zögernd dann vorüber rauschen …

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/02_ich.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/02_ich.html new file mode 100644 index 0000000..b40b736 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/02_ich.html @@ -0,0 +1,52 @@ + + + + + + + + Ich! + + + +

Ich!

+ +

+Bekenntnisse einer schönen Seele

+ +

+Ich habe Schuhe ganz aus Lack
+Und eine Krone in dem Schlips
+Und einen hochfeudalen Frack
+Und manchmal einen – Schwips

+ +

+Und hab ein Äußres voller Schneid
+Und hab ein geistreiches Gesicht
+Nur eine ganze Kleinigkeit –
+Gedanken hab' ich nicht

+ +

+Ich lese Klopstocks Oden noch
+Und esse gerne grünen Aal
+Und bin nicht Schuster, bin nicht Koch
+Und bin auch nicht – normal

+ +

+Ich hab' nie ein Gedicht gemacht
+Nicht einmal einen winz'gen Vers,
+Hab auch noch keinen umgebracht
+Nun kurz: Ich bin pervers.

+ +

+Refrain:

+ +

+Das klingt zwar etwas komisch
+Doch stimmt es ganz genau.
+Und wenn Sie 's mir nicht glauben
+Dann fragen Sie meine Frau.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/03_traeume_nur.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/03_traeume_nur.html new file mode 100644 index 0000000..a39baaf --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/03_traeume_nur.html @@ -0,0 +1,40 @@ + + + + + + + + Träume nur + + + +

Träume nur

+ +

+Wenn verschwunden
+Der blutroten
+Abendwunden
+Sonne Spur.

+ +

+Wenn die grauen
+Dämmernebel
+Niederbrauen
+Auf die Flur.

+ +

+Wenn frostkalte
+Winde wimmern
+Um die alte
+Kirchenuhr.

+ +

+Sitz' ich sinnend,
+Nicht beginnend.
+Träume nur
+Und träume nur…

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/04_qualgequaelt.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/04_qualgequaelt.html new file mode 100644 index 0000000..9f2cf9b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/04_qualgequaelt.html @@ -0,0 +1,38 @@ + + + + + + + + Qualgequält + + + +

Qualgequält

+ +

+Ich sitze qualgequält in fahlerhelltem Raum,
+Drin schwanke Schatten auf und nieder wanken
+Und unter mir spielt jemand aus dem »Walzertraum«.
+Und nebenan sich helle Kinderstimmen zanken. – –
+Ich sinne in der Lampe rötlichwanken Schein
+Und wie sich zittrigtrübe Lichtreflexe
+Verhuschend oft und nählich bis zur Decke wanken
+Und grüble meine dumpfen Qualgedanken:
+Warum erreich ich nichts trotz meines wilden Wollens,
+Trotzdem mich jeder neue Mißerfolg
+Nur noch zu heiß'rer Schaffensglut entflammt,
+Trotzdem ich schlaflos, fieberschwül und wutzerwühlt
+Mich nächtelang auf kummerhartem Lager wälze
+Und leidzerfressen und voll kranker Gier
+Nach Daseinszweck in dunkelleere Fernen brütend,
+Hinstöhne meinen Schrei in lichtverlassene Öden.
+Und warum sitz ich hier verludert und verlumpt,
+Zerätzt von einem Weh, verbittert und vergrämt
+Und fluche meiner selbst – und fluche aller Welt – –
+Und bin ein Nichts – und bleib' ein Nichts – warum? Warum?

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/05_der_volkston.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/05_der_volkston.html new file mode 100644 index 0000000..b9a60a8 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/05_der_volkston.html @@ -0,0 +1,46 @@ + + + + + + + + Der Volkston + + + +

Der Volkston

+ +

+So lebt man nun sein Leben hin
+In grauem Alltagskleid.
+Und trachtet nur nach Geldgewinn
+Und bringt es doch nicht weit …
+Nur's Nötigste, wenn viel gelingt,
+Man grade noch erwirbt.
+Man trinkt und ißt und ißt und trinkt
+Und lebt und strebt und stirbt.

+ +

+Ich weiß nicht, wozu man denn lebt
+In all dem Schlamm und Dreck!
+Ich weiß nicht, wozu man denn strebt
+Ganz ohne Ziel und Zweck …
+Ich klebe noch am selben Ort,
+Komm nicht vom Alltag frei.
+Trübselig fließt mein Dasein fort
+In ewgem Einerlei …

+ +

+Ich bin doch nur ein Alltagskind,
+Bespritzt vom Alltagskot.
+Als Blut in meinen Adern rinnt
+Der liebe gute Tod …
+So bring' ich nun mein Leben hin
+In grauem Alltagskleid.
+Und wenn ich einst gestorben bin,
+Kein Hahn mehr nach mir schreit.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/06_nachtstueck.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/06_nachtstueck.html new file mode 100644 index 0000000..db1bbb5 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/06_nachtstueck.html @@ -0,0 +1,63 @@ + + + + + + + + Nachtstück + + + +

Nachtstück

+ +

+(Sehr frei nach Heine)

+ +

+Ich lag im Bette fieberheiß;
+Da schlich es heran, das Nachtgeschmeiß –

+ +

+Da kroch's aus seinem finsteren Schacht.
+Das sind die lauernden Geister der Nacht

+ +

+Die Geister der Nacht, die dürsten nach Blut –
+Nach jungem, nach warmem, nach Menschenblut

+ +

+Die Geister der Nacht, die gierige Schar,
+Sind allen Anstands ledig und bar,

+ +

+Sind weit von feiner Sitte entfernt
+Und haben auch niemals »Französisch« gelernt.

+ +

+Sie stürzten auf mich mit tückischem Mut
+Die Geister der Nacht, die falsche Brut

+ +

+Und stachen – und zwickten – und zwackten mich –
+Und bissen und kniffen ganz fürchterlich –

+ +

+Und zapften das Blut mir tropfenweis ab –
+Da sprang ich stöhnend vom Lager hinab

+ +

+Ergriff ein Licht und zündet' es an
+So tat ich die teuflischen Geister in Bann

+ +

+Die höllischen Geister der lichtscheuen Nacht
+Sie wichen erschreckt in den finsteren Schacht

+ +

+Ich aber hab' noch in selbiger Nacht
+Sechs dicke Wanzen totgemacht …

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/07_es_war_einmal.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/07_es_war_einmal.html new file mode 100644 index 0000000..5bc1057 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/07_es_war_einmal.html @@ -0,0 +1,86 @@ + + + + + + + + Es war einmal + + + +

Es war einmal

+ +

+Es war einmal, es war einmal
+Ein fahrender Scholar.
+Der hatte einen Wuschelkopf
+Voll kupferrotem Haar.
+Und bummelte sich durch die Welt
+Und hatte keinen Pfennig Geld
+Und war ein bettelarmer Tropf
+Der fahrende Scholar.

+ +

+Und alle Mädchen, die ihn sahn,
+Den fahrenden Scholar
+Mit seinem dunklen Feuerblick
+Und seinem Wuschelhaar.
+Die schauten ihm verstohlen nach
+Und mancher schier das Herze brach
+Denn nie mehr kehrte er zurück,
+Der fahrende Scholar.

+ +

+So zog er nun, so zog er nun
+Der fahrende Scholar.
+Von Land zu Land, von Ort zu Ort,
+Wo nur ein Wirtshaus war.
+Er trank dort manchen Humpen Wein;
+Doch das Bezahlen ließ er sein
+Und schlich sich heimlich wieder fort
+Der fahrende Scholar.

+ +

+Einst kommt er nun zu einem Dorf
+Der fahrende Scholar
+Da hatt' der Wirt ein Töchterlein,
+Das etwas ältlich war. –
+Er hat zerriss'ne Wanderschuh
+Und durstig ist er noch dazu
+Und mag wohl auch recht müde sein
+Der fahrende Scholar.

+ +

+Es schenkt ihm ein, den besten Wein
+Dem fahrenden Scholar
+Des Wirtes schlankes Töchterlein,
+Das etwas ältlich war.
+Er trinkt und trinkt und trinkt und trinkt
+Bis er betrunken niedersinkt
+Er soll nun nicht mehr lange sein
+Ein fahrender Scholar.

+ +

+Jetzt ist er Wirt zum gold'nen Lamm
+Der fahrende Scholar
+Ist aufgedunsen wie ein Schwamm
+Es floh schon manches Jahr
+Er ist so bleich und ist so fahl
+Und grau ist jetzt sein Haar
+Er brummt das Lied: Es war einmal
+Ein fahrender Scholar.

+ +

+Damit Euch nicht wie jenem da
+Ein solches Schicksal winkt
+Drum Leute, Leute hütet Euch,
+Daß Ihr nicht zuviel trinkt.
+Drum Leute, Leute hütet Euch,
+Daß Ihr kein Mädchen minnt
+Von dem es heißt: Es war einmal
+Ein wunderschönes Kind.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/08_naechtliches_abenteuer.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/08_naechtliches_abenteuer.html new file mode 100644 index 0000000..620bf66 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/08_naechtliches_abenteuer.html @@ -0,0 +1,33 @@ + + + + + + + + Nächtliches Abenteuer + + + +

Nächtliches Abenteuer

+ +

+Ging da neulich über den Potsdamer Platz
+Um 1 Uhr nachts ein allerliebster Fratz.
+Ich sprach die Kleine an mit frecher Stirne:
+»3 Mark mein Schatz?«

+ +

+Sagte, sie sei empört
+Und finde so etwas unerhört,
+Und sagte, sie sei keine Dirne
+Und es sei ihr etwas wert, ihr Name,
+Und sie sei eine anständige Dame
+Und sie gäbe sich nicht für 3 Mark her

+ +

+Und sie nähme mehr.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/09_lumpenlied_eines_hoehenmenschen.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/09_lumpenlied_eines_hoehenmenschen.html new file mode 100644 index 0000000..4f3ac53 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/09_lumpenlied_eines_hoehenmenschen.html @@ -0,0 +1,76 @@ + + + + + + + + Lumpenlied eines Höhenmenschen + + + +

Lumpenlied eines Höhenmenschen

+ +

+Ich hab' gerad' Lust, mir fällt's gerad' ein,
+Damit ich's Euch gleich sage:
+Ich will einmal recht ehrlich sein.
+Bin's doch nicht alle Tage.

+ +

+So ehrlich sein, wie's einer kann,
+Der heut' noch hat Charakter
+Wohlauf! Sehn soll mich jedermann
+Jetzt nackt und immer nackter.

+ +

+Erschrecken braucht ihr darum nicht,
+Ich mein's ja bildlich nur.
+Ich bin ein arger Bösewicht
+Und sittlicher Natur.

+ +

+Ich bin ein rechter Geisterheld
+Und denke alles schief.
+Genützt hab' ich auf dieser Welt
+Bisher nur negativ.

+ +

+Ich liebe den berliner – Duft.
+Bin ein verkommner Bruder.
+Ich glaub', ich bin ein großer Schuft
+Und außerdem ein Luder.

+ +

+Und außerdem ein Onanist
+Und außerdem versoffen.
+Ich glaub', man hat im Straßenmist
+Mich oft schon angetroffen.

+ +

+Da gleich ich zwar dem Rüffeltier,
+Das man auch anders nennt.
+Doch sonst bin ich ein Kavalier:
+Blasiert und impotent.

+ +

+Bei jeder lustgen Sumpferei
+Bei jedem bessern Schwoof
+Und sonstwo bin ich gern dabei
+Als Lump und Philosoph.

+ +

+Nun müßt' ich doch recht traurig sein,
+Daß ich solch Luder bin …
+Das fällt mir nicht im Traume ein,
+Ich hege heitern Sinn.

+ +

+Dieweil es mir ist so vorgekommen,
+Ich lach' wie nicht gescheit,
+Daß ihr, die hier sind, ausgenommen
+Viel größere Lumpen seid.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/10_wellenschwer.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/10_wellenschwer.html new file mode 100644 index 0000000..e3a9405 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/10_wellenschwer.html @@ -0,0 +1,57 @@ + + + + + + + + Wellenschwer + + + +

Wellenschwer

+ +

+Tönt das Meer
+Wie Wind im Bergwald
+So wellig und hehr
+Und so düster …

+ +

+Kein Stern.
+Nur dunkle Wolken
+Und fern
+Ein Strahl vom Mond – –

+ +

+Vom erdenalten
+Grübler Mond,
+Der hinter allen
+Wolken wohnt
+Und ein Wind
+Summt …

+ +

+Ich lieg' im Sande
+Am Strande
+Am Meer

+ +

+Und Wellen spülen
+Gottweiß woher
+Und weichen wieder
+Gottweiß wohin – – –
+Ich fühle garnicht
+Daß ich bin.

+ +

+Ich liege so ruhig
+Am Strande
+Am Meer
+Als ob ich schon längst
+Gestorben wär
+Im windweichen Sande

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/11_bin_gerad_nicht_bloed_bin_gerad_nicht_hell.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/11_bin_gerad_nicht_bloed_bin_gerad_nicht_hell.html new file mode 100644 index 0000000..ee764e1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/11_bin_gerad_nicht_bloed_bin_gerad_nicht_hell.html @@ -0,0 +1,46 @@ + + + + + + + + Bin gerad' nicht blöd, bin gerad' nicht hell + + + +

Bin gerad' nicht blöd, bin gerad' nicht hell

+ +

+Bin gerad' nicht blöd, bin gerad' nicht hell
+Ich bin ein lustiger Gesell
+Und trinke Wasser, trinke Wein
+Und lasse fünfe gerade sein.
+Erst stopf' ich mir mein Pfeifchen
+Dann pfeif ich mir ein Lied
+Vormittags hab' ich Hunger
+Nachmittags Appetit.

+ +

+Ich wandre durch die weite Welt
+Die mir ausnehmend gut gefällt
+Und schlaf im Bette, schlaf im Stroh
+Denn sterben tut sich's so wie so.
+Erst stopf' ich mir mein Pfeifchen
+Dann pfeif ich mir ein Lied
+Und hab' ich gerade nicht Hunger
+Dann hab ich Appetit

+ +

+Kommt geradewegs ein Dirndl her
+Trägt einen Korb mit Äpfeln schwer
+Ihr Fuß ist nackt, ihr Kleid ist rauh
+Doch ist ihr Auge treu und blau
+Erst stopf' ich mir mein Pfeifchen
+Dann pfeif ich mir ein Lied
+Auf die Äpfel hab ich Hunger
+Auf das Dirndl Appetit

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/12_der_bureaukrat.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/12_der_bureaukrat.html new file mode 100644 index 0000000..adcd10b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/12_der_bureaukrat.html @@ -0,0 +1,53 @@ + + + + + + + + Der Bureaukrat + + + +

Der Bureaukrat

+ +

+Um 8 sitzt er am Kaffeetisch,
+Bleibt bis halb 9 zu Hause.
+Um 9 Uhr kommt er ins Bureau,
+Um 10 Uhr macht er Pause.

+ +

+Um 11 holt er sein Leibblatt vor,
+Um 12 Uhr macht er Pause.
+Um 1 Uhr tritt er schnell mal aus
+Und geht zu Tisch nach Hause.

+ +

+Nachmittags treibt er's ebenso.
+Ich sprach nicht übertrieben.
+Er war Pedant als Embryo
+Und ist Pedant geblieben.

+ +

+Er war Pedant beim Militär,
+Im Leben und in Lieben.
+Er hat ein dürres Eheweib
+Und Kinder hat er sieben.

+ +

+Er ist ein Mann, der Anstand hat.
+Ja, ja er hat Charakter.
+Er meint die Kunst, die sei zu nackt
+Und werde immer nackter.

+ +

+Er ist ein Mann von Konsequenz.
+Ja, ja er hat Charakter.
+Selbst wenn er austritt – macht er
+Erst die kleinen Geschäfte ab.
+Und hinterher dann – freut er sich.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/13_die_wehmut.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/13_die_wehmut.html new file mode 100644 index 0000000..901c58a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/13_die_wehmut.html @@ -0,0 +1,36 @@ + + + + + + + + Die Wehmut + + + +

Die Wehmut

+ +

+Ich hab' einen Haß, einen grimmigen Haß
+Und weiß doch selbst nicht recht auf was.

+ +

+Ich bin so elend, so träge und faul
+Wie 'n abgeschundner Ackergaul.

+ +

+Ich hab' einen bösen Zug im Gesicht.
+Mir ist niemand Freund, ich will es auch nicht.

+ +

+Ich hab' eine Wut auf die ganze Welt.
+In der mir nicht mal mehr das Laster gefällt.

+ +

+Und schimpfe und fluche, ich oller Tor
+Und komme mir sehr dämonisch vor.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/14_komm_schwester_gib_mir_deine_hand.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/14_komm_schwester_gib_mir_deine_hand.html new file mode 100644 index 0000000..d95991d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/14_komm_schwester_gib_mir_deine_hand.html @@ -0,0 +1,40 @@ + + + + + + + + Komm Schwester, gib mir Deine Hand + + + +

Komm Schwester, gib mir Deine Hand

+ +

+1
+Komm Schwester, gib mir Deine Hand
+Wir wolln gemeinsam ein Stück Weges ziehn
+Im Schatten, wo die grauen Blumen blühn
+Und abseits schreitend, alle Laute fliehn
+Komm Schwester –

+ +

+2
+Die Schatten kühlen . . . Schwesterlein
+Sie kühlen jedes Leid so zart und lind
+Wie Kinderkuss, wie weicher weisser Wind
+Die Schatten kühlen und die Nacht ist blind
+Komm Schwester

+ +

+3
+Hüll Deine Trauer in sie ein
+Du kleine liebe Kummerkönigin
+Komm Gute –– zielirr, ohne Zweck und Sinn
+Und schweigend schreiten wir still für uns hin
+Durch Dunkel – –

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/15_man_hat_mich_gluecklich_eingesperrt.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/15_man_hat_mich_gluecklich_eingesperrt.html new file mode 100644 index 0000000..5f2787a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/15_man_hat_mich_gluecklich_eingesperrt.html @@ -0,0 +1,82 @@ + + + + + + + + Man hat mich glücklich eingesperrt + + + +

Man hat mich glücklich eingesperrt

+ +

+Man hat mich glücklich eingesperrt,
+Dran ist mir nichts gelegen,
+Und für total verrückt erklärt
+Des Dichtens nämlich wegen.

+ +

+Denn erstens dicht' ich unerlaubt,
+Grob und unmanierlich.
+Und zweitens dicht' ich überhaupt
+Und drittens zu natürlich.

+ +

+Und viertens dicht' ich viel zu viel
+Und viel zu atheistisch.
+Und fünftens sei mein ganzer Stil
+Sozusagen mystisch.

+ +

+Und sechstens sei die Poesie
+Von mir durchaus entbehrlich.
+Und endlich sei ich ein Genie
+Und auch noch sonst gefährlich.

+ +

+Und achtens sei ich nicht von hier
+Und fürchterlich versoffen.
+Und deshalb, neuntens, stände mir
+Die Gummizelle offen.

+ +

+Das Urteil ließ mich völlig kalt.
+Was sollt' mir denn passieren?
+Ganz nett ist dort der Aufenthalt.
+Man kann sich konzentrieren.

+ +

+Die Gummizelle hat Kultur,
+Das läßt sich nicht verhehlen.
+Was mich betrifft – ich kann sie nur
+Zum Dichten sehr empfehlen.

+ +

+Rein kommt man doch, 's fragt sich nur wann.
+Doch eins ist zu beklagen:
+Der alte Zellenwärter kann
+Das Reimen nicht vertragen.

+ +

+Denn fange ich zu reimen an,
+Dann wird er ungemütlich
+Und ruft empört, der alte Mann:
+»Nun sein Sie doch bloß friedlich!«

+ +

+Drum schreib ich Ungereimtes meist
+In der Gummizelle
+Und was ich sonst mir etwas dreist
+Von der Seele pelle.

+ +

+Auch diese Verse tat ich da
+Mir aus der Seele lutschen.
+Wem's nicht behagt, der kann mir ja
+Den Buckel runterrutschen.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/16_komisches_lied.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/16_komisches_lied.html new file mode 100644 index 0000000..1d7cf8d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/16_komisches_lied.html @@ -0,0 +1,55 @@ + + + + + + + + Komisches Lied + + + +

Komisches Lied

+ +

+(An Felix Dörmann)

+ +

+Ich hasse die farblose Feinheit
+Erklügelter Nervenkultur.
+Ich liebe die bunte Gemeinheit
+Der schamlosen, nackten Natur.

+ +

+Ich liebe die wulstigen Falten
+Um Augen mit brandrotem Rand
+Ich liebe die feisten Gestalten
+Der Dirnen in geilgrellem Tand.

+ +

+Ich liebe die buckligen Schreiber,
+Die schielend zum Erdboden sehn.
+Ich liebe die kugligen Leiber
+Der Schwangeren in ihren Wehn.

+ +

+Ich liebe die Burschen mit wirrem
+Versoffnen, vertierten Gesicht,
+Wenn heiser sie johlen bei irrem
+Oft schon sich verlierenden Licht.

+ +

+Ich liebe die dicken Athleten
+Mit bulldoggenstarkem Popo.
+Ich liebe, die fluchen, nicht beten
+Und bin vielleicht selbst etwas roh.

+ +

+Ich liebe die gräßliche Sünde
+So sehr wie das schuldlose Kind,
+Weil wir ja doch alle nur blinde
+Unselige Blödlinge sind.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/17_fern.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/17_fern.html new file mode 100644 index 0000000..4dade65 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/17_fern.html @@ -0,0 +1,35 @@ + + + + + + + + Fern + + + +

Fern

+ +

+Ich möchte in Nacht mich bergen
+Nackt und scheu
+Und um die Glieder Dunkelheit decken
+Und warmen Glanz…
+Ich möchte weit hinter die Hügel der Erde wandern –
+Tief hinter die gleitenden Meere,
+Vorbei den singenden Winden…
+Dort treff ich die stillen Sterne,
+Die tragen den Raum durch die Zeit
+Und wohnen am Tode des Seins,
+Und zwischen ihnen sind graue,
+Einsame Dinge…
+Welke Bewegung vielleicht
+Von Welten, die lange verwesten –
+verlorener Laut –
+Wer will das wissen…
+Mein blinder Traum wacht fern den Wünschen der Erde.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/18_bleicher_schattenschleicher.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/18_bleicher_schattenschleicher.html new file mode 100644 index 0000000..6a279e7 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/18_bleicher_schattenschleicher.html @@ -0,0 +1,31 @@ + + + + + + + + Bleicher Schattenschleicher + + + +

Bleicher Schattenschleicher

+ +

+Umschwirrt von tausend trunknen Schmetterlingen,
+Die mit wunden Flügelpaaren
+Kleine leise Lieder singen
+Glühen in den stummen Straßen
+Weiße Ampeln müd und kalt
+Sprühen nackte blasse Flammen
+Wie die dürren Totenträume
+In das dunkle Liebesflüstern
+Laubverhangner Straßenbäume
+Spielen schmale wirre Lichter
+Dann und wann um die Gesichter
+Bleicher
+Tagesscheuer Schattenschleicher.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/19_kein_mensch_versteht_mich.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/19_kein_mensch_versteht_mich.html new file mode 100644 index 0000000..089575b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/19_kein_mensch_versteht_mich.html @@ -0,0 +1,28 @@ + + + + + + + + Kein Mensch versteht mich + + + +

Kein Mensch versteht mich

+ +

+Verdrossen steh ich
+Am Straßenrand
+Und fange Regentropfen
+In hohle Hand.

+ +

+Mein Blick liegt blöde,
+So seelenleer
+Als ob er ehegestern
+Gestorben wär.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/20_die_ritze.html b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/20_die_ritze.html new file mode 100644 index 0000000..aedbfd0 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/fruehe_gedichte/20_die_ritze.html @@ -0,0 +1,30 @@ + + + + + + + + Die Ritze + + + +

Die Ritze

+ +

+1
+Der Friedhof liegt etwas im Abend,
+Und schläfrig geigt sein Wind
+Von Dingen, die lange vergessen
+Und seltsam zu sagen wohl sind.

+ +

+2
+Die Blätter der Bäume verflüstern
+Geheimnis Grab zu Grab.
+Und aus einer Ritze am Himmel
+Fällt nächstens ein Goldstück hinab.

+ + + -- cgit v1.2.3