From 18a83d0cde82fa72532407a3f13de05873376409 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 16:45:23 +0100 Subject: initial commit --- .../soldatengedichte/02_soldatenlieder.html | 97 ++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 97 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/02_soldatenlieder.html (limited to 'OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/02_soldatenlieder.html') diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/02_soldatenlieder.html b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/02_soldatenlieder.html new file mode 100644 index 0000000..000b26a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/02_soldatenlieder.html @@ -0,0 +1,97 @@ + + + + + + + + Soldatenlieder + + + +

Soldatenlieder

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+I

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+Gut ist und schön, ein Jahr Soldat zu sein.
+Man lebt so länger. Und man freut sich doch
+Mit jedem Funken Zeit, den man dem Tod entreißt.
+Dies arme Hirn, zerfetzt von Städtersehnsucht,
+Blutig von Büchern, Leibern, Abenden,
+Trostlos betrübt und aller Sünden voll,
+Dreiviertel schon zerstört – kann nun
+Beim Stillestehen und beim Aufmarschieren,
+Beim Armerollen und beim Beineschwingen
+In einer Ecke des Schädels sanft verrosten.

+ +

+O, der Gestank in einer Marschkolonne.
+O, Laufschritt über holdes Frühlingsland.

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+II

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+Ich muß eine Stunde vor den anderen kommen,
+Weil ich schlecht geschossen habe.
+Ich werde wohl nicht befördert werden.
+Und nachexerzieren muß ich zur Strafe,
+Weil ich, während die anderen vorschriftsmäßig
+Starr auf die Mütze der Vorderen blickten,
+Als wir vor der roten Sonne
+über die leuchtenden Felder marschierten,
+Vorsichtig zu dem kleinen Flieger schielte,
+Der über mir in dem großen, glühenden
+Abendhimmel wie eine Biene summte.

+ +

+III

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+Ich weiß, ich weiß: Dies Leben ist gesund.
+Zwar hört man meine Griffe kaum,
+Doch hau ich mir die Hände wund.
+Statt auf dem verfluchten Kasernenhof
+Könnte ich jetzt in einer Wiese sein.
+Vor versammelter Mannschaft fängt ein Mann
+Bitterlich zu weinen an.

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+IV

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+Ich habe manchmal Angst: Ein Jahr ist lang,
+Unendlich lang. Und ewig Beineschwingen…
+Den ganzen lieben Tag beim Körperkneten
+Und beim Parademarsch, beim Platzpatronenschießen
+Die Welt vergessen müssen … Daß man noch am Abend
+Beim Bier ganz dumpf ist, noch beim Schlafengehn
+Den schweren Helm auf seiner Stirne spürt –
+Und in der Nacht von den Sergeanten träumt – –

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+V

+ +

+Schon kommen Sonntage und Abende,
+In denen ich ganz leer und lustlos schreite,
+Ganz gläsern bin, zum Spaß mit Hunden spiele,
+Ach, oder kleine Steine, die ich fand,
+Mühsam und sinnlos durch die Straßen schleife.
+Oft steh ich auch an meinen Fenstern faul herum,
+Unschlüssig: Soll ich nun in Bierlokalen
+Mit Kameraden runden Stumpfsinn pflegen,
+In flinken Kinos meine müden
+Elenden Stunden töten und zum Zeitvertreib
+Gutwillge Mädchen suchen: Oder soll ich nur
+In meiner Stube endlos auf und ab gehn.

+ +

+Ich, der die Nächte wie ein Narr durchlief,
+Zum Himmel schreiend tausend Wunder suchte.

+ + + -- cgit v1.2.3