From 18a83d0cde82fa72532407a3f13de05873376409 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 16:45:23 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/00.html | 16 ++++ .../soldatengedichte/01_einsamer_waechter.html | 28 +++++++ .../soldatengedichte/02_soldatenlieder.html | 97 ++++++++++++++++++++++ .../soldatengedichte/03_gesaenge_an_berlin.html | 61 ++++++++++++++ .../04_montag_auf_dem_kasernenhof.html | 28 +++++++ .../soldatengedichte/05_jetzt_freilich.html | 28 +++++++ ...etzt_tut_man_mir_nichts_mehr_beim_militaer.html | 38 +++++++++ .../soldatengedichte/07_vornehmer_morgen.html | 32 +++++++ .../gedichte/soldatengedichte/08_abschied.html | 34 ++++++++ 9 files changed, 362 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/00.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/01_einsamer_waechter.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/02_soldatenlieder.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/03_gesaenge_an_berlin.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/04_montag_auf_dem_kasernenhof.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/05_jetzt_freilich.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/06_jetzt_tut_man_mir_nichts_mehr_beim_militaer.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/07_vornehmer_morgen.html create mode 100644 OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/08_abschied.html (limited to 'OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte') diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/00.html b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/00.html new file mode 100644 index 0000000..9183823 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/00.html @@ -0,0 +1,16 @@ + + + + + + + + Soldatengedichte + + + +

Soldatengedichte

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/01_einsamer_waechter.html b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/01_einsamer_waechter.html new file mode 100644 index 0000000..ead3915 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/01_einsamer_waechter.html @@ -0,0 +1,28 @@ + + + + + + + + Einsamer Wächter + + + +

Einsamer Wächter

+ +

+Ganz hinten sind Stadt und Geliebte.
+Ich bin so verraten allein.
+Ich falle langsam von einem
+Auf das andere Bein.

+ +

+Rings kreischen komische Türen.
+Ich greife nach Dolch und Gewehr.
+Ach, wenn ich doch zu Hause
+Bei meiner Mutter wär.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/02_soldatenlieder.html b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/02_soldatenlieder.html new file mode 100644 index 0000000..000b26a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/02_soldatenlieder.html @@ -0,0 +1,97 @@ + + + + + + + + Soldatenlieder + + + +

Soldatenlieder

+ +

+I

+ +

+Gut ist und schön, ein Jahr Soldat zu sein.
+Man lebt so länger. Und man freut sich doch
+Mit jedem Funken Zeit, den man dem Tod entreißt.
+Dies arme Hirn, zerfetzt von Städtersehnsucht,
+Blutig von Büchern, Leibern, Abenden,
+Trostlos betrübt und aller Sünden voll,
+Dreiviertel schon zerstört – kann nun
+Beim Stillestehen und beim Aufmarschieren,
+Beim Armerollen und beim Beineschwingen
+In einer Ecke des Schädels sanft verrosten.

+ +

+O, der Gestank in einer Marschkolonne.
+O, Laufschritt über holdes Frühlingsland.

+ +

+II

+ +

+Ich muß eine Stunde vor den anderen kommen,
+Weil ich schlecht geschossen habe.
+Ich werde wohl nicht befördert werden.
+Und nachexerzieren muß ich zur Strafe,
+Weil ich, während die anderen vorschriftsmäßig
+Starr auf die Mütze der Vorderen blickten,
+Als wir vor der roten Sonne
+über die leuchtenden Felder marschierten,
+Vorsichtig zu dem kleinen Flieger schielte,
+Der über mir in dem großen, glühenden
+Abendhimmel wie eine Biene summte.

+ +

+III

+ +

+Ich weiß, ich weiß: Dies Leben ist gesund.
+Zwar hört man meine Griffe kaum,
+Doch hau ich mir die Hände wund.
+Statt auf dem verfluchten Kasernenhof
+Könnte ich jetzt in einer Wiese sein.
+Vor versammelter Mannschaft fängt ein Mann
+Bitterlich zu weinen an.

+ +

+IV

+ +

+Ich habe manchmal Angst: Ein Jahr ist lang,
+Unendlich lang. Und ewig Beineschwingen…
+Den ganzen lieben Tag beim Körperkneten
+Und beim Parademarsch, beim Platzpatronenschießen
+Die Welt vergessen müssen … Daß man noch am Abend
+Beim Bier ganz dumpf ist, noch beim Schlafengehn
+Den schweren Helm auf seiner Stirne spürt –
+Und in der Nacht von den Sergeanten träumt – –

+ +

+V

+ +

+Schon kommen Sonntage und Abende,
+In denen ich ganz leer und lustlos schreite,
+Ganz gläsern bin, zum Spaß mit Hunden spiele,
+Ach, oder kleine Steine, die ich fand,
+Mühsam und sinnlos durch die Straßen schleife.
+Oft steh ich auch an meinen Fenstern faul herum,
+Unschlüssig: Soll ich nun in Bierlokalen
+Mit Kameraden runden Stumpfsinn pflegen,
+In flinken Kinos meine müden
+Elenden Stunden töten und zum Zeitvertreib
+Gutwillge Mädchen suchen: Oder soll ich nur
+In meiner Stube endlos auf und ab gehn.

+ +

+Ich, der die Nächte wie ein Narr durchlief,
+Zum Himmel schreiend tausend Wunder suchte.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/03_gesaenge_an_berlin.html b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/03_gesaenge_an_berlin.html new file mode 100644 index 0000000..c6776d6 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/03_gesaenge_an_berlin.html @@ -0,0 +1,61 @@ + + + + + + + + Gesänge an Berlin + + + +

Gesänge an Berlin

+ +

+I

+ +

+O du Berlin, du bunter Stein, du Biest.
+Du wirfst mich mit Laternen wie mit Kletten.
+Ach, wenn man nachts durch deine Lichter fließt
+Den Weibern nach, den seidenen, den fetten.

+ +

+So taumelnd wird man von den Augenspielen.
+Den Himmel süßt der kleine Mondbonbon.
+Wenn schon die Tage auf die Türme fielen
+Glüht noch der Kopf, ein roter Lampion.

+ +

+II

+ +

+Bald muß ich dich verlassen, mein Berlin.
+Muß wieder in die öden Städte ziehn.
+Bald werde ich auf fernen Hügeln sitzen.
+In dicke Wälder deinen Namen ritzen.

+ +

+Leb wohl, Berlin, mit deinen frechen Feuern.
+Lebt wohl, ihr Straßen voll von Abenteuern.
+Wer hat wie ich von eurem Schmerz gewußt.
+Kaschemmen, ihr, ich drück euch an die Brust.

+ +

+III

+ +

+In Wiesen und in frommen Winden mögen
+Friedliche heitre Menschen selig gleiten.
+Wir aber, morsch und längst vergiftet, lögen
+Uns selbst was vor beim In-die-Himmel-Schreiten.

+ +

+In fremden Städten treib ich ohne Ruder.
+Hohl sind die fremden Tage und wie Kreide.
+Du, mein Berlin, du Opiumrausch, du Luder.
+Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/04_montag_auf_dem_kasernenhof.html b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/04_montag_auf_dem_kasernenhof.html new file mode 100644 index 0000000..ff9b34b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/04_montag_auf_dem_kasernenhof.html @@ -0,0 +1,28 @@ + + + + + + + + Montag auf dem Kasernenhof + + + +

Montag auf dem Kasernenhof

+ +

+Die Hitze ist ganz klebrig an Gewehr und Hand.
+Sie sticht die Augen aus. Kein Ding blieb unbesonnt.
+Die Mannschaft trieft, noch halb betrunken, in dem Brand.
+Starr stehn die Unteroffiziere vor der Front.

+ +

+Die grelle Erde ist ein totes Karussell.
+Nichts regt sich auf. Nichts stürzt. Kein bunter Himmel fliegt.
+Sehr selten nur zerreißt ein heiseres Gebell
+Die blaue Sau, die auf den Steinbaracken liegt.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/05_jetzt_freilich.html b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/05_jetzt_freilich.html new file mode 100644 index 0000000..20c2994 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/05_jetzt_freilich.html @@ -0,0 +1,28 @@ + + + + + + + + Jetzt freilich + + + +

Jetzt freilich

+ +

+Jetzt freilich setz ich meinen Strohhut auf.
+Der Regen hat den Abend blau gewaschen.
+Wie glüht die Welt! Ich blicke fromm hinauf,
+Die Hände tief in meinen Hosentaschen.

+ +

+Mag mich der Morgen mit Geschrei und Stein
+Nach Hause treiben und, halbtot, zerfleischen.
+Auf in die Nacht! Bald werd ich glücklich sein!
+Schon lohn Laternen! Küchenmädchen kreischen!

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/06_jetzt_tut_man_mir_nichts_mehr_beim_militaer.html b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/06_jetzt_tut_man_mir_nichts_mehr_beim_militaer.html new file mode 100644 index 0000000..e666eb0 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/06_jetzt_tut_man_mir_nichts_mehr_beim_militaer.html @@ -0,0 +1,38 @@ + + + + + + + + Jetzt tut man mir nichts mehr beim Militär + + + +

Jetzt tut man mir nichts mehr beim Militär

+ +

+Jetzt tut man mir nichts mehr beim Militär.
+Wer achtet noch auf mich. Man hat sich längst gewöhnt
+An meine sonderbaren Zivilistenaugen.
+Beim Exerzieren bin ich halb im Traum
+Und auf den Märschen mache ich Gedichte.

+ +

+*

+ +

+Doch kommt ein Krieg. Zu lange war schon Frieden.
+Dann ist der Spaß vorbei. Trompeten kreischen
+Dir tief ins Herz. Und alle Nächte brennen.
+Du frierst in Zelten. Dir ist heiß. Du hungerst.
+Ertrinkst. Zerknallst. Verblutest. Äcker röcheln.
+Kirchtürme stürzen. Fernen sind in Flammen.
+Die Winde zucken. Große Städte krachen.
+Am Horizont steht der Kanonendonner.
+Rings aus den Hügeln steigt ein weißer Dampf
+Und dir zu Häupten platzen die Granaten.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/07_vornehmer_morgen.html b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/07_vornehmer_morgen.html new file mode 100644 index 0000000..9820f66 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/07_vornehmer_morgen.html @@ -0,0 +1,32 @@ + + + + + + + + Vornehmer Morgen + + + +

Vornehmer Morgen

+ +

+Wie ewger Sonntag sieht die Straße aus.
+Leichthin lehnt Gartenhaus an Gartenhaus.
+Chauffeure radeln herrschaftlich vorbei.
+Drei feine Bürger gleiten still entlang.
+Kühl fliegt aus einem Fenster ein Gesang.
+Von weither kommt im Wind ein Kinderschrei.

+ +

+Und vor der Villa eines Herzogs steht,
+Wie eine stramme Puppe eingenäht,
+In buntes Tuch, rotleuchtend wie der Mohn,
+Das funkelnde Gewehr in der gepflegten Hand,
+Der königlich bayrische Gerichtspraktikant,
+Herr Doktor juris Kuno Kohn.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/08_abschied.html b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/08_abschied.html new file mode 100644 index 0000000..43e3a0e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/gedichte/soldatengedichte/08_abschied.html @@ -0,0 +1,34 @@ + + + + + + + + Abschied + + + +

Abschied

+ +

+Wohl war ganz schön, ein Jahr Soldat zu sein.
+Doch schöner ist, sich wieder frei zu fühlen.
+Es gab genug Verkommenheit und Pein
+In diesen unbarmherzgen Menschenmühlen.

+ +

+Sergeanten, Bretterwände, lebet wohl.
+Lebt wohl, Kantinen, Marschkolonnenlieder.
+Leichtherzig laß ich Stadt und Kapitol.
+Der Kuno geht, der Kuno kommt nicht wieder.

+ +

+Nun, Schicksal, treib mich, wohin dir gefällt.
+Ich zerre nicht an meiner Zukunft Hüllen.
+Ich hebe meine Augen in die Welt.
+Ein Wind fängt an. Lokomotiven brüllen.

+ + + -- cgit v1.2.3