Der Doktor Bryller ist schließlich doch Oberlehrer geworden. Einer, ein wütender Feind, hatte ihm schon vor Jahren in der veralteten Zeitschrift: »Das andere A« solch Schicksal prophezeit. Damals war er zu Tode traurig über die Erkenntnis des Feindes, deren Wahrhaftigkeit er nach heftigem Nachdenken nicht leugnen konnte. Er schrieb einen maßlosen Artikel, der nirgends angenommen wurde. Und eines Abends betrank er sich ein wenig mit französischem Sekt, um die angeborene Angst umzubringen, die ihn hinderte, den Feind zu verhauen. Aber seine Feigheit verließ ihn auch in der Trunkenheit nicht. Da gab er, unsagbar unglücklich, auf, sich zu rächen.
Er begann offiziell, einsam und verklärt zu leben. Er teilte dies mit; agitatorisch, wie er oft das Programm einer neuen Kunstrichtung verkündet hatte. Und mit einer innersten Feierlichkeit wie bei einem bedeutenden Begräbnis. Noch seine Niederlage nutzte er aus, sich überlegen zu fühlen. Im Grunde lebte er kaum anders als bisher. Nur daß er tatsächlich seelisch trostloser geworden war. Jetzt mußte er sich so beruhigen: Selbst wenn ich erreichen könnte, was ich erreichen wollte, würde ich nichts erreichen. Während er vordem so gedacht hatte: Zwar ist leider richtig, daß ich nichts erreichen kann, aber was ich erreichen kann, ist ziemlich schön.
Praktisch, wie Berthold Bryller in gewissen Beziehungen war, wußte er seine Schwächen allgemein menschlich aufzufassen, so daß die Verzweiflung, die sich anfangs in hysterischen Anfällen besonderer Art offenbart hatte, bald – bis auf seltene Zustände – dem Gefühl einer erhabenen Gleichgültigkeit wich. Nach wie vor schrieb er seine frechen und unvorsichtigen Briefe, die ihm viel schadeten, veröffentlichte er besonders kluge, etwas wahnsinnige Aufsätze in den wenigen Blättern, mit deren Herausgebern er zufällig nicht verfeindet war, gründete er Clubs, die ihn ausstießen, Zeitschriften, in denen er bekämpft wurde. Nach wie vor machte er sich auch sonst durch seine Beteiligung überall unmöglich. Uneingeweihte würden allerdings den Umstand, daß er nicht mehr in dem Café Klößchen zu sehen war, als ein Zeichen seiner innerlichen Verwandlung bemerken können, wenn nicht ein an der Tür des Cafés befestigtes Plakat:
Bryllern ist der Eintritt verboten!
Veranlaßt hätte, einen Streit mit dem Wirt als Ursache seines Fernbleibens anzunehmen.
Aber allmählich wurde dem Doktor Bryller, der doch kein Trottel war, das hoffnungslose literarische Dasein unausstehlich. Hinzu kam, daß seine Geldmittel in absehbarer Zeit erschöpft waren. Er mußte also, unfähig, sich gegebenenfalls zu töten, bedacht sein, durch Arbeit seinen Lebensunterhalt zu beschaffen. Die schriftstellerische Tätigkeit war pekuniär ungefähr erfolglos. In eine feste literarische Stellung zu treten – etwa als Redakteur –, würde er nicht über das Herz gebracht haben, abgesehen davon, daß ihn niemand genommen hätte. Was blieb ihm, als mit dem Rest seines Kapitals die unterbrochenen Universitätsstudien fortzusetzen, die notwendigen Staatsexamina zu machen, sich als Oberlehrer eine gesicherte, ganz angenehme Position zu schaffen. übrigens war ihm dieser Beruf durchaus bequem. überzeugt von der unverbesserlichen menschlichen Fehlerhaftigkeit, die er an dem eigenen Leibe erfahren hatte, durchdrungen von der vollständigen Zwecklosigkeit körperlichen und geistigen Strebens, ließ er gern jeglichen Trieben ungehemmten Lauf. Seinen Herrschergelüsten, seinem sonstigen Ehrgeiz, sogar seinen erotischen Bedürfnissen konnte er als Oberlehrer am ehesten Genüge tun.
Der Doktor Bryller war trotz seiner Launenhaftigkeit und häufigen Sonderbarkeiten einer der beliebtesten Lehrer des Grauen Gymnasiums. Die kleinen Zöglinge vergötterten ihn, die größeren hingen ihm leidenschaftlich an. Natürlich gab es auch Schüler, die ihn nicht mochten. Zum Beispiel der Quintaner Max Mechenmal, den er einige Male ohne auffallenden Grund geohrfeigt hatte. Das hätte für Doktor Berthold Bryller beinahe unangenehmste Folgen gehabt. Gelegentlich der auf die entrüstete Beschwerde des Quintaners von dem Direktor Rudolph Richter einberufenen Lehrerkonferenz zeigte sich, daß die große Mehrzahl der Kollegen im Gegensatz zu den Schülern dem Doktor keineswegs freundlich gesinnt war. Als er auf die Frage, warum er geschlagen habe, lächelnd erwiderte, weil ihm Mechenmal mißfalle, wollte man, dem Vorschlag des angesehenen Kollegen Lothar Laaks folgend, der vorgesetzten Behörde empfehlen, ihn für längere Zeit zwecks geistiger Erholung in ein Sanatorium zu entfernen. Nur der Zufall, daß der gekränkte Quintaner Mechenmal ein bei Lehrern und Schülern in gleichem Maße verhaßtes Individuum war: Wegen seiner katzenfreundlichen Verlegenheit und heimlich aufhetzenden Bosheit, hinderte einen solchen Entschluß. Obwohl der Kollege Laaks – der einzige, der für Mechenmal Worte der Anerkennung fand – unter Aufwand vieler schmutziger Dialektik feurig dafür eintrat. Man begnügte sich, den Herrn Doktor Bryller auf das Ungehörige seiner Handlungsweise drohend aufmerksam zu machen.
*
Etwa ein halbes Jahr vor der endgültigen lebenslänglichen Verwahrung Berthold Bryllers in einem staatlich subventionierten Irrenheim war ein Geschrei auf dem Hof des Grauen Gymnasiums. Ein Haufen zumeist kleinerer Schüler wälzte sich hinter einem zwergenhaften, vergrämten, schiefen Jungen, dessen Rücken die zarten Anfänge einer Buckelkrümmung aufwies. Man rief ihm vergnügt und gehässig – in dem Lärm unverständliche – sicherlich bösartige Neckworte zu. Er wurde gestoßen, so daß er stolperte. Viele ältere Gymnasiasten sahen das muntere Treiben belustigt an. Auch der Oberlehrer Laaks, der die Aufsicht führte, unterdrückte nicht ein vergnügtes Schmunzeln. In einem Fenster war das regungslose Gesicht des Doktor Bryller.
Der schiefe Junge ging, ohne sich zu wehren. Gebückten Kopfes. Oft mußte er mit der Hand über die Augen wischen. Nur einmal, als einer der Übermütigsten – natürlich der Quintaner Mechenmal – ihm unter johlendem Beifall der anderen in das Gesicht spie, warf er sich tief aufweinend gegen den Angreifer; der lief sofort davon. Mitten durch den Haufen, der ihm jubelnd überall den Weg verstellte, verfolgte der weinende Bucklige den Kameraden. Er würde den Mechenmal vielleicht auch erreicht laben, wenn nicht der langjährige Untertertianer Spinoza Spaß ihn plötzlich an dem Buckel wie an einem Haken festgehalten hätte. Spinoza Spaß grinste gemütlich und boshaft das affenförmige, sehnsüchtig phlegmatische Gesicht entlang, als er den kleinen verzweifelten Kohn wie ein Gewicht langsam durch die sonnige Frühlingsluft bewegte. Er ist durch diese Heldentat einer der berühmtesten Untertertianer des Grauen Gymnasiums geworden.
Vorzeitig machten dem sonderbaren Schauspiel einige miteidige größere Gymnasiasten ein Ende. Der hagere, bleiche Primaner Paulus entriß den winzigen unglückseligen Menschen dem giftig dreinblickenden Spaß und bedrohte jeden mit Schlägen, der den schiefen kleinen Kohn weiterhin belästige. Aus Furcht vor Paulus und einigen Gleichgesinnten ließ man auch – wenigstens vorläufig – den glühenden Buckligen in Ruh. Der drückte sich die grauen Mauern entlang. Und wäre am liebsten versunken. Froh war er, als die Schulglocke das Zeichen gab, in die Klassenstuben zu verschwinden.
Der Primaner Peter Paulus war schon auf dem etwas finsteren Gange zu dem geräumigen Zimmer, in welchem der Pastor Leopold Lehmann den Schülern der oberen Klassen hebräischen Unterricht zu erteilen pflegte, als der Oberlehrer Laaks ihn einholte, ihn anrief, ihn in ein geheimnisvolles, sehr aufgeregtes Gespräch zog. Laaks machte dem Paulus anscheinend Vorwürfe. Merkwürdig war aber, daß er nicht aussah wie ein Lehrer, der den Schüler zurechtweist, sondern etwa wie ein mißtrauischer Verwandter, der sich in einer Erbschaftsangelegenheit übervorteilt glaubt. Auch das Verhalten des Primaners war durchaus nicht das Verhalten eines Untergebenen…
Die Unterredung der beiden mußte sich wohl sehr ausgedehnt haben. Denn als Peter Paulus noch bleicher als sonst eintrat und das zu späte Kommen mit einem dienstlichen Gespräch entschuldigte, hatte der Pastor Lehmann das eigentliche Pensum längst erledigt; war in einer religiösen Diskussion begriffen, die er in moderner Weise regelmäßig an den hebräischen Unterricht knüpfte. Man sprach gerade über Gott und studentisches Wesen, kam aber nach einigen unwichtigen Erörterungen zu dem Thema: Abtreibung und Seelenleben, bei dem man verharrte. Den Anlaß hatte eine Mitteilung in einem Artistenfachblatt gegeben, die einer sich ausgeschnitten und zwecks Auseinandersetzung mitgebracht hatte. Der Pastor las vor:
Zusammenbruch der berühmten Tänzerin Lola Lalà.
Die rühmlichst bekannte Varietétänzerin Lola Lalà, die auch unter der Bezeichnung Lola Lalà auftrat und deren Mädchenname Leni Levi ist, mußte, wie ein Korrespondent uns drahtet, in eine Irrenanstalt gebracht werden, was gewaltiges Aufsehen erregte. Man fand die Bedauernswerte in Adamskostüm splitternackt gegen Morgen auf einem Weizenfeld bitter weinend eine schwere Zigarre rauchend. Herr Gottschalk Schulz, ein zartfühlender Poet, hat in der »Zeitung für erhellte Bürger« darüber ein ergreifendes Gedicht veröffentlicht, das einen pikanten Reiz dadurch hat, daß – so munkelt man wohl nicht mit Unrecht – der Dichter zu der armen lieblichen Tänzerin recht herzliche Beziehungen unterhielt. Deshalb sei dies schöne Gedicht unseren Lesern nicht vorenthalten: – – –
Das Gedicht hatte die Überschrift: Der Rauch auf dem Felde. Der Pastor las es aber nicht vor, weil es zu zotig sei. Auch nicht zur Sache gehöre. Dagegen las er:
Wie ich aus besonderer, authentischer Quelle in später Abendstunde noch erfahre, soll die Ursache des seelischen Zusammenbruchs der Tänzerin ein nach glücklich erfolgter Abtreibung durch einen Einbruch verursachter Schreck gewesen sein. Eine gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.
Danach begann der Pastor eine Rede über die Abtreibung so: »Die Erkenntnis des Menschen gipfelt darin, daß er das am höchsten entwickelte Erdwesen sei. Das kann kein Mensch bestreiten.« Er bemerkte nicht das absichtlich übertrieben unterdrückte Lachen einiger. Und langsam fuhr er fort. Er verurteilte die Abtreibung als Gott ungefällig vom religiösen und sozialpolitischen Standpunkt aus. Zum Schlusse sagte er: »Wir sind modern. Wir scheuen uns nicht, anstößige Fragen mit sittlichem Ernst zu behandeln.« –
Der einzige, der widersprach, war Peter Paulus. Er geriet – äußerlich ruhig – in solche Wut, daß er sagte: »Wenn ich Arzt wäre, Herr Pastor, würde ich selbst –« da sagte erregt der Pastor: »Glauben Sie an Gott, Paulus?« Und Peter Paulus sagte nur: »Nein.« Er wurde einige Minuten vor Schluß der Lehrstunde wegen Sozialdemokratie und Gottlosigkeit von dem hebräischen Unterricht ausgeschlossen.
Trotzig ging er hinaus. Warf die Tür.
*
Als der verwitwete Gefängnisgeistliche Christian Kohn sein einziges herz- und geisteskrankes Kind in eine Anstalt geben mußte, adoptierte er – niemand weiß warum – einen kleinen Krüppel. Man schwatzte vielerlei. Am hartnäckigsten erhielt sich das Gerücht, der Krüppel Kuno sei ein natürlicher Sohn des Geistlichen. Die Mutter sei die populäre Totschlägerin Trude, die ihren abtrünnigen Zuhälter erschossen hatte. Trude war, weil sich herausstellte, daß sie trächtig war, unter jubelndem Beifall des ganzen Volkes begnadigt worden. Man behauptet, der mitleidige Geistliche habe Trudes Schwangerschaft bewirkt. Doch ist das nicht nachgewiesen.
Kuno Kohn verbrachte die erste halbwache Jugend in den trostlosen steinernen Räumen und Höfen des Zuchthauses. Der Adoptivvater kümmerte sich wenig um den Jungen. Wochenlang ließ er sich nicht sehen. überlassen einer mürrischen Dienstperson, die in der Hauptsache die dürftige Wirtschaft des Geistlichen besorgte, ohne ausreichende Pflege, ohne Spielgenossen, ohne Anregung und Liebe konnte sich das krüpplige Kind nicht entwickeln. Blieb immer zwergenhaft. Blaß und verträumt schlich er einher. Verschüchtert und furchtsam. Gegen Abend wimmelte es auf den winkligen Treppen mit vergitterten Fenstern, in den großen düsteren Hallen und Gängen von verwegenen Schatten und schauerlichen Geräuschen. Ein Robusterer würde solche peripherischen Dinge nicht beachtet haben, wenn er sie überhaupt bemerkt hätte. Aber auf den Kuno Kohn drang das Geringste ein, das Nebensächlichste hatte Bedeutung, entsetzte ihn. überall und von allem fürchtete er Unheil. Nichts war ihm vertraut. Die ewige Angst machte ihn selbst zu einem kleinen huschenden Gespenst und gab seinen schwindsüchtigen Augen phosphorisches Leuchten. Wenn er zu später Stunde weggeschickt wurde, etwa um Milch zu holen oder Petroleum, betete er in fiebriger Inbrunst zu dem lieben Gott. Atemlos und kalkig kam er wieder.
über alles fürchtete Kuno Kohn die tausendfältige Finsternis vor dem Einschlafen. Früher hatte man ihm eine winzige Lampe in das Zimmer gestellt, deren rötlicher melancholischer Schein ihn etwas beruhigte. Auf der weichen Wand tauchten sonderbarste Fratzen auf und Kämpfe, aber auch Zinnsoldatenmärsche und ergötzliches Durcheinander von Feen und Kuchenläden und Königinnen, bis ein Schlaf kam. Seit einiger Zeit wünschte der Geistliche solche Verweichlichung der Seele seines Sohnes nicht mehr. Kuno mußte in dem Dunkelen leben. Weg war das bißchen Sichtbarkeit. Das unzählige unfaßbare Geschehen des Chaos kugelte sich um den kleinen Menschen. Mehr Welt drängte sich in dem kurzen Nachtzimmer des Buckligen, als der ganze große Tag enthielt. Kuno Kohn hatte den Körper, der in dem Bett liegen sollte, verloren: War nur noch Schreck und Hilflosigkeit und Sehnsucht. Am schlimmsten war, wenn sich das wüste Ungefähr zu Erscheinungen oder Berührungen verdichtete. Dann schrie der Kohn verzweifelt auf. Entweder hörte man den Aufschrei nicht oder legte ihm keine Bedeutung bei. In Gefängnissen schreit es immer in der Nacht irgendwo. Kuno lag oft lange, bis das unergründliche Loch, das so viel unbegreiflichen Inhalt hatte, die lebhaften Bilder einließ, die Traum und Schlaf brachten: Einbrecher, oder vielleicht eine Droschkenfahrt in der Sonne, einen Besuch bei dem kleinen kranken Bruder, ein Spiel mit Straßenkindern, die lieben traurigen Engelaugen der Maria Müller, für die man sterben möchte.
Des Kuno Kohn gute Bekannte waren die Gefangenen. Nicht die Wächter; die waren zwar recht freundlich zu ihm, aber ein instinktives Mißtrauen herrschte verborgen. Dagegen die Totschläger und Spieler, Lustmörder und Räuber, die berühmtesten Einbrecher und die Mehrzahl der sonstigen distinguierten Alteingesessenen begrüßten den kleinen Buckligen herzlich durch geringes Kopfnicken oder fast unmerkliches Grinsen, sooft er kam, der stummen grauen Arbeit mit aufgerissenen Träumeraugen zuzusehen. Nur die Hehler, Wucherer, Hochstapler, Defraudanten, Bauernfänger, die meisten Bankerotteure und manche Zuhälter blieben unerfreut. Besonders angefreundet hatte sich Kuno Kohn im Laufe der Jahre mit dem jugendlichen Einbrecher Benjamin. Die beiden saßen oft stundenlang zusammen. – Die Wächter drückten ein Auge zu … Benjamin erzählte dem Buckligen schwärmend. Von Sonne. Und Freiheit. Und der Erlösung der Menschen. Kuno Kohn vermittelte den geheimen Verkehr Benjamins mit der Außenwelt und erwies dem Freunde allerlei Gefälligkeiten, er verschaffte ihm Zigaretten, Bücher, kleine Werkzeuge. Als einmal in dem Käfig Benjamins ein Band Goethe und etwas Zigarettenasche gefunden wurde, hatte man Kohn in Verdacht. Nach dem kurz darauf erfolgten Ausbruch des Einbrechers, der nur mit fremder Hilfe geschehen sein konnte, machte man dem Geistlichen Mitteilung. Der verbot dem Sohn das Zusammensein mit den Eingesperrten. Die Wächter durften ihn nicht mehr einlassen.
Die großen Probleme, die den Kuno Kohn, sobald er einigermaßen denken konnte, immer wieder quälten, waren hauptsächlich Tod und Gott. Im Alter von vier oder fünf Jahren glaubte er nicht an den Tod, wenigstens nicht an seinen. Und er betete täglich zu dem lieben Gott, bevor er sich hinlegte: »Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als Gott allein.« Aber wenn er während des Tages etwas getan hatte, was ihm sündhaft erschien – und das geschah fast immer –, fügte er (im Bett sitzend; stehend, wenn es besonders schlimm war) lange und reumütige Monologe hinzu, bis er, übermüdet, mit noch gefalteten Fingern und Tränen einschlief. Wenn Finsternis und Angst kamen, betete er immer. Allmählich mehrten sich die Zweifel. Er mußte an seinen Tod glauben und den Glauben an Gott verlassen. Als er in die Schule kam, begann die Fülle von Leiden, die für manche Kinder damit verbunden sind.