Seit einem halben Jahr wohne ich in dem Haus. Von den Bewohnern hat noch niemand etwas bemerkt. Ich bin vorsichtig.
Das weiße Kostüm bringt mir Glück. Ich verdiene genug. Und habe angefangen zu sparen; denn ich fühle, daß die Kräfte nachlassen. Häufig bin ich matt, manchmal habe ich Schmerzen. Auch werde ich dick und alt. Ich schminke mich nicht gern – – –
ich stehe nicht mehr unter Kontrolle. Kuno Kohn hat mich frei gemacht. Ich bin ihm dankbar.
Kuno Kohn ist häßlich, er hat einen Buckel. Das Haar ist messingfarben, das Gesicht ist bartlos und von Furchen rissig. Die Augen sehen alt aus, um sie sind Schatten. Am Hals beginnt eine Narbe wie eine Regenrinne. Das eine Bein ist angeschwollen. Kuno Kohn hat einmal gesagt, daß er Knochenfraß habe.
Sonderbar ist die erste Begegnung gewesen:
Es regnete. Die Straßen waren naß und schmutzig. Ich stand an einer Laterne und blickte auf die angespritzten Kleider. Wenn Wind kam, fröstelte ich. Die Füße schmerzten von den Schuhen.
Selten ging wer. Meist auf der anderen Seite. Im Schutz der Bäume. Mit aufgeschlagenem Mantelkragen. Den Hut schief über die Stirn. Niemand beachtete mich, ich stand traurig.
Der Kies knirschte hinter mir. Hart und plötzlich, daß ich aufschreckte. Ein Polizist kam, die Hände am Rücken. Er ging langsam. Er sah mich argwöhnisch an, stolz auf sein Recht. Mit nacktem Blick, er fühlte sich Herr. Er schritt weiter. Ich lachte höhnend, er schaute sich nicht um. Der Polizist verachtete mich.
Ich gähnte; es war spät geworden. – Da kam einer, der war klein und verwachsen. Er blieb stehen, als er mich sah. Er hatte die unglücklichen Augen, um die Lippen war verlegenes Lächeln. Er versteckte einen Teil des Gesichts hinter dürren Fingern. Und rieb am rechten Lid, wie wer, der sich schämt. Und hüstelte … Ich trat dicht zu ihm, daß er mich fühlte. Er sagte: »Na –« ich sagte: »Komm, Kleiner.« Er sagte: »Eigentlich bin ich homosexuell.«
Und nahm meine Hand. Und küßte mit kalten Lippen.