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  <title>Traum</title>
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<body>

<h4>Traum</h4>

<p>
So schlimm ist mir mein Lebtag nicht gewesen,<br />
Und solche Träume hab ich nie geträumt:</p>

<p>
Auf einem harten, kahlen Wege, der der Stadt,<br />
die ihn nicht halten konnte, fast entlaufen ist<br />
und nun, ein Bettler, in den Himmel wandert, schreiten<br />
ein Mann, ein Weib &hellip; Der Mann: Robust, gemein,<br />
ein Raubtier, das sich auf das Fressen freut.<br />
Das Weib: graziös und schlank, halbnackt, im Domino.<br />
Herzlose Blicke stechen aus verbrauchten Augen&hellip;<br />
Kein Laster, kein Verbrechen ist ihr neu &ndash;<br />
Und jedes hält wie ein Paket in einem Arm<br />
ein Bein von mir. Mein Körper schleift am Boden.</p>

<p>
Und immer, wenn ich stöhnend meinen Kopf<br />
versuche zu erheben oder mit den Händen mich<br />
verzweifelt an die Erde klammern will &hellip;<br />
fühl ich des Mannes starke Knochen fester<br />
um meinen Fuß sich legen&hellip; fühle, wie des Weibes<br />
grausames, kühles Fleisch sich plötzlich enger preßt,<br />
Und mutlos, hoffnungslos sink ich zusammen &ndash;</p>

<p>
Die beiden aber schreiten schweigend weiter,<br />
zu jeder Greueltat mit Lust bereit&hellip;</p>

<p class="source">
  Die Aktion, Nr. 40, 4. Oktober 1913, S.946</p>

<p class="footnote">
  Es handelt sich um eine Variation des
  Gedichts <a href="../die_gedichte_des_aliwi/03_karnevalstraum.html">Karnevalstraum</a></p>

</body>
</html>