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authorPatrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc>2020-03-04 17:22:02 +0100
committerPatrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc>2020-03-04 17:22:02 +0100
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+ <title>Die Unsicherheit</title>
+</head>
+<body>
+
+ <h2 class="section">DIE UNSICHERHEIT</h2>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Zwischen den Lieben</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>ZWISCHEN DEN LIEBEN</h3>
+
+<p>
+ Er kam von seiner Mutter, die ihn küßte<br />
+ Und ihm die Hände drückte, als er ging;<br />
+ Sein Mund will zitternd hin auf nackte Brüste,<br />
+ In seinen Händen zuckt ein Wink.
+</p>
+
+<p>
+ Nachher&nbsp;.&nbsp;. die letzte Tür zur Straße klinkend&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Was nun? wohin?&nbsp;.&nbsp;.&nbsp;denn die Betäubung ist vorbei!<br />
+ Er blickt sich um, in Leere fast ertrinkend.<br />
+ Zum Park? ins helle Café? O so einerlei&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ Und wie durch eine blinde Fensterscheibe<br />
+ Kahl'und gespenstisch bleich ist alles anzusehn.<br />
+ Ihm ist als sei ihm gar nichts von dem Weibe<br />
+ Doch auch von seiner Mutter nie etwas geschehn.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+<head>
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+ <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
+ <title>Veränderung</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>VERÄNDERUNG</h3>
+
+<p>
+ Er kam von seinen Freunden,&nbsp;.&nbsp;. ihren Worten&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Das schwärmte nicht mehr, war so krumm und klein,<br />
+ Und trat in jeder Wunde weiche Pforten<br />
+ Mit sauren Blicken siegreich ein.
+</p>
+
+<p>
+ Und trat und sah sonst nirgends hin, besiegte<br />
+ Nur Löcher, sah die Form nicht des Gesichts,<br />
+ Sah Löcher nur, in die man spie und piekte,<br />
+ Die volle Hand, der gute Gang war denen nichts.
+</p>
+
+<p>
+ O&nbsp;.&nbsp;. Kinder&nbsp;.&nbsp;. denkt er&nbsp;.&nbsp;. wohin wuchset ihr&nbsp;.&nbsp;. aus Spielen,<br />
+ Da Leib den Leib, nicht Stirn nur Stirn empfand<br />
+ Die Worte irgendwie rund aneinander fielen<br />
+ Wie großer Himmel an gleichgroßes Land&nbsp;.&nbsp;.&nbsp;?
+</p>
+
+<p>
+ Und selber er&nbsp;.&nbsp;. verlautet nicht in seinen Gliedern<br />
+ Und in der Worte und der Gesten Spur,<br />
+ Als wär auch sein so ähnliches Erwidern<br />
+ Nicht Abwehr, Not&nbsp;.&nbsp;. sondern auch ihm bereits Natur?
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
+ <title>Knabennacht</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>KNABENNACHT</h3>
+
+<p>
+ Ich will aus diesen feindlichen Zimmern fort,<br />
+ Darinnen auch die häßlichsten Bilder nicht<br />
+ So alt, so roh, so leer mich ansehn<br />
+ Wie meiner Eltern verzankte Augen.
+</p>
+
+<p>
+ Der Straße zu! die streichelnde Laute sang<br />
+ Durchs Fenster, wenn mich innen Gewalt bespie,<br />
+ Der Bahn Geklingel, Baß der Autos<br />
+ Kamen und rennender Jungens Pfiffe!
+</p>
+
+<p>
+ &nbsp;.&nbsp;. Nun wird es schon beruhigend fern und fremd,<br />
+ Mit neuen Lichtern, Schildern, Cafés geschmückt.<br />
+ Und ihr&nbsp;.&nbsp;. ach feeenhaft erscheinen<br />
+ Mädchengesichter mit nahem Gange.
+</p>
+
+<p>
+ &nbsp;.&nbsp;. Du sprichst so leicht, gewaltlos, verwandt zu mir,<br />
+ In dein Haus will ich, willst du es, gern mitgehn,<br />
+ Du bist mit mir zugleich geboren,<br />
+ Dennoch so seltsam beglückend ältre!
+</p>
+
+<p>
+ &nbsp;.&nbsp;. Und dieses Zimmers hauchender roter Mund,<br />
+ Das Bett, dein Arm, dein Busen&nbsp;.&nbsp;. zu drückend noch!<br />
+ In dich hinab! &nbsp;.&nbsp;. vom sonngequälten<br />
+ Gipfel verrinnen wie bleichste Schneee&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ Zu schwarzen Tiefen, Seiten der Blindheit hin,<br />
+ Erloschnen Tränen, liebloser Freude zu,<br />
+ Wo Blitze weich und nichtig zucken&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ &ndash; Ach&nbsp;.&nbsp;. wieder aus?&nbsp;.&nbsp;. wieder anziehn&nbsp;.&nbsp;. gehen&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ Die Türen sind schon offen&nbsp;.&nbsp;. Die Straße grell<br />
+ Schlägt lautlos mir ins frierende Angesicht<br />
+ Und jagt mich wieder fort&nbsp;.&nbsp;. nach Hause&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Ach und inzwischen zu sterben hofft ich&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Leidendes Wohnen</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>LEIDENDES WOHNEN</h3>
+
+<p>
+ Dieses Kriechen im trüben Tunnel der Straße&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Bleiche Fenster schielen an mir vorbei,<br />
+ Oben des kleinen Himmels Einerlei<br />
+ Wirft in die Scheiben ein schiefes Lachen.
+</p>
+
+<p>
+ Trocken kreischt die hündisch liegende Straße,<br />
+ Die mein Fuß in Unruh und Haß gebraucht,<br />
+ Niedre Luft, von Stadtgerüchen durchraucht,<br />
+ Speit auf meine Stirn aus pfeifenden Rachen.
+</p>
+
+<p>
+ Gähnend endet die Straße &ndash;<br />
+ Und die klebenden Lippen atmen ins Freie hinaus,<br />
+ Wo sich hell der Tiefe Grün und goldene Hoheit umfängt<br />
+ &ndash; Doch ich werde mich wenden&nbsp;.&nbsp;. dumpf gedrängt&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ &ndash; In der Gewalt der Häuser bin ich zu Haus.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Erste Nacht</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>ERSTE NACHT</h3>
+
+<p>
+ Und dann ihr blindes Pupillenfunkeln fühlend,<br />
+ Im Schlamme versiegter Flut sich sühlend,<br />
+ Entjungt! verstoßen! verloren auf immer<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Wie kam in sein Begräbnis doch ein Schimmer?
+</p>
+
+<p>
+ Es war als fände er im neuen Nichts<br />
+ Erinnrung seiner süßen Mutter wieder,<br />
+ In der vor dieser Qual des schwarzen Lichts<br />
+ So einig lagen seine Seel und Glieder.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Zwischen den Jahren</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>ZWISCHEN DEN JAHREN</h3>
+
+<p>
+ Mit geschwollner Gewalt sie fassen,<br />
+ Sich in sie sinken lassen,<br />
+ In ihre Blindheit, ihre Angst, ihre Fülle, ihren Schrei<br />
+ &ndash;Ihre Liebe haben wie verbrannten Brei<br />
+ &ndash; &ndash; Auch das geht vorüber!<br />
+ Dann springt er aus dem Bette<br />
+ &ndash; Und ist noch mit sich selbst beisammen!<br />
+ Starrt in sein Herz hinüber<br />
+ &ndash; Dort waren einmal Flammen &ndash;
+</p>
+
+<p>
+ Er hört sie weinen, Tropfen fallen<br />
+ Auf seine Hand &ndash; diese Hand &ndash;<br />
+ Er hört auch ferne verhallen<br />
+ Die Sanftheit, die dem grellen Kopfe fortgerannt &ndash;
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Mühsame Erde</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>MÜHSAME ERDE</h3>
+
+<p>
+ O Gott&nbsp;.&nbsp;. vielleicht sehnt eine Wiese sich nach mir,<br />
+ Der schreibend den gehäuften Schreibtisch preßt!<br />
+ Papier<br />
+ Hält mich, den Menschen, hält mich wirklich fest!
+</p>
+
+<p>
+ In dieser dünnen Wüste geisterst du,<br />
+ Mitmenschheit, unmenschliche, fiebrig du vor Zwang,<br />
+ Dich selber folternd,&nbsp;.&nbsp;. sehnsüchtig nach Ruh&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Und machtlos wie der Uhr gespannter Gang.
+</p>
+
+<p>
+ So arbeit ich, arbeitet ihr, um Arbeit dreht<br />
+ Sich eine leicht geschaffne Welt,<br />
+ Und das Gestirn in unserm Auge steht<br />
+ Nicht mehr darüber,&nbsp;.&nbsp;. duldend angestellt!
+</p>
+
+<p>
+ Wie meine Finger krauchen tierisch grau&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Wie Schmetterlinge licht sein können&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Der Feder sangloser Radau&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Mein Herz wird krank vor Wunsch, hinauszurennen&nbsp;.&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Ende </title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>ENDE</h3>
+
+<p>
+ Zu Bett, zu Bett! wie alle&nbsp;.&nbsp;. hingelegt!<br />
+ Du glaubst noch nicht, dies sei ein Tag gewesen,<br />
+ Weil du an seinen Eingang goldne Thesen<br />
+ Schneller Erwartung schlugst vom Licht erregt?
+</p>
+
+<p>
+ Und fühltest dann mit dick bestaubtem Besen<br />
+ Die Stundenstufen dich hinabgefegt&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Nun zögerst du&nbsp;.&nbsp;. Nein, schweigend hingelegt!<br />
+ Und auch von Andrer Glück nicht mehr gelesen!
+</p>
+
+<p>
+ Ein Stern sticht funkelnd durch die Jalousie,<br />
+ Der spielt nun Sonne in dem schwarzen Raume<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Auch ich bin hier so lächerlich und klein&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ O daß der Schlaf mich nicht noch niedrer zieh!<br />
+ Vergolde nicht die Not und laß im Traume<br />
+ Den Armen nicht ein falscher König sein.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Immer wieder</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>IMMER WIEDER</h3>
+
+<p>
+ Immer wieder das Entkleiden<br />
+ Bei des Gases weißem Frieren,<br />
+ Dieses sich entblößt Erleiden,<br />
+ Fliehend durch das Zimmer Stieren&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ Nah mit reichlicher Geberde<br />
+ Nächte wie die Tage heben<br />
+ Sich vorbei&nbsp;.&nbsp;. Ich weiß die Erde<br />
+ Doch ich kann sie nicht mehr leben&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ Wie ein Haus, dem nur die Wände<br />
+ Noch nicht niederbrannten, schwelen<br />
+ Meiner Haut gequälte Rände<br />
+ Zwischen Nacht und öder Seele&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ Meines Schlafs muß ich mich schämen<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Flieg zu Häupten gut Geborner!<br />
+ Statt der Träume wünsche Tränen<br />
+ Ich Entblößter&nbsp;.&nbsp;. ich Erfrorner&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ Kämen meine Kindertränen,<br />
+ Mich wie damals zu umschleiern&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Doch mit hartem hohlem Gähnen<br />
+ Lieg ich auf dem Bette bleiern&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Ernüchterung</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>ERNÜCHTERUNG</h3>
+
+<p>
+ Die Straße war so asphaltiert zu schreiten,<br />
+ In Ordnung brannten rosa Bogensterne,<br />
+ &ndash; Nun richtet sich die Treppe teuflisch auf,<br />
+ Der düstren Stufen eckige Wogen reiten <br />
+ Durch ihres Hauses vorgetäuschte Ferne,<br />
+ Verwirrend meinen lange ebnen Lauf.
+</p>
+
+<p>
+ Es widert mich, das Knie so steil zu rühren.<br />
+ Der Füße unbetonten Schritt zu lassen, &ndash;<br />
+ Verworfnes Pathos! &ndash; so belogen mich<br />
+ Des Tags Gespräche prahlend, hinzuführen<br />
+ Nach wilden Höhen aus den flachen Gassen<br />
+ &ndash; Doch die Geberde endigte in sich.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+
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+<head>
+ <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" />
+ <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
+ <title>Erwachsenheit</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>ERWACHSENHEIT</h3>
+
+<p>
+ Der so tief und groß und innen, dieser Baum, vor mir steht.<br />
+ Wie ein überallhin abgewendetes Gebet,<br />
+ Und als wüchse er so still, so rauschend, weil er fleht:<br />
+ Macht mich abwärts blicken und durchsuchen meine Hände<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Ob kein Zucken mehr in diesen wachen sich befände.<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Doch ich weiß nur, wie sie abends sich vor Kälte reiben,<br />
+ Gar nicht mehr, dem Dunkel huldigend, auf weißer Decke bleiben.<br />
+ Gleich in eine eigne Schwüle schleichen&nbsp;.&nbsp;. und mit der sich falten,<br />
+ Dort mit selbstbewilligter Erhörung schimpflich schalten:<br />
+ Aber dann wie Lava hoffnungslos erkaltend nach Vergießen<br />
+ Und mit Tränen, schnell veraltend, denk ich an das ferne Niederfließen<br />
+ Blanker Himmel,&nbsp;.&nbsp;. als mich diese Hände noch nicht kannten.<br />
+ Reine Finger ihren Gott umarmten wie den Lehrer und Verwandten&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Ach und du, der sich zu jedem Plane planlos braucht,<br />
+ Alle Glauben zu Genuß verbraucht<br />
+ &ndash; Das bist wirklich du gewesen, dem nach bloßem Amen<br />
+ Die gewünschten Träume alle eilig kamen&nbsp;.&nbsp;.&nbsp;?
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+
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+<head>
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+ <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
+ <title>Wüste</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>WÜSTE</h3>
+
+<p>
+ Eng umwohnt von kalkig glatten Bauten<br />
+ Doch mit reich geschwollenen Mobiliaren,<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Von Gesichtern, kärglich übergrauten,<br />
+ Die ein buntbewegtes Hirn verwahren,<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Angeblickt von knochenstarren Augen,<br />
+ Die in weichster Glut nach Geld zerspringen,<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Dicht behaucht von Lippen, die mich saugen,<br />
+ Dann mit meiner Stimme stärker singen,<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Mitgerissen im vermengten großen<br />
+ Steinern schallenden und tauben Gange<br />
+ Zwischen jähen Händen und dem Stoßen<br />
+ Plumper Ellenbogen ohne Bangen,<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Atmend Luft, nach tiefer Arbeit Bäumen<br />
+ Riechend, nach dem Puffen heißer Wagen,<br />
+ Nach den riesenhaft durchpulsten Räumen<br />
+ Und den faulen Seelen ohne Ragen&nbsp;.&nbsp;.:
+</p>
+
+<p>
+ Da, in Haufen, welchen mitzuleben<br />
+ Leicht fällt, mitzulieben fruchtlos schwierig<br />
+ &ndash; Trockn' ich ein und kann ich nicht mehr schweben,<br />
+ Allzu arm gespeist, und allzu gierig!
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
+ <title>Städter</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>STÄDTER</h3>
+
+<p>
+ Dicht wie Löcher eines Siebes stehn<br />
+ Fenster beieinander, drängend fassen<br />
+ Häuser sich so dicht an, daß die Straßen<br />
+ Grau geschwollen wie Gewürgte sehn.
+</p>
+
+<p>
+ Ineinander dicht hineingehakt<br />
+ Sitzen in den Trams die zwei Fassaden<br />
+ Leute, ihre nahen Blicke baden<br />
+ Ineinander, ohne Scheu befragt.
+</p>
+
+<p>
+ Unsre Wände sind so dünn wie Haut,<br />
+ Daß ein jeder teilnimmt, wenn ich weine.<br />
+ Unser Flüstern, Denken&nbsp;.&nbsp;. wird Gegröhle&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ &ndash; Und wie still in dick verschlossner Höhle<br />
+ Ganz unangerührt und ungeschaut<br />
+ Steht ein jeder fern und fühlt: alleine.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+
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+<head>
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+ <title>Unruhe</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>UNRUHE</h3>
+
+<p>
+ Warten zwischen vielen auf den Arzt&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Zwischen weißen Blicken, Schmerzmusiken,<br />
+ Fremder Bilder grinsenden Mimiken,<br />
+ Den Gerüchen, dünner Wanduhr Pieken&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Aus den Ecken, Möbeln her starrt's schwarz&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ Und er sitzt noch&nbsp;.&nbsp;. bald gefaßt, bald schwank,<br />
+ &ndash; Aber endlich &ndash; fort! &ndash; zu süßen Flüssen<br />
+ Wieder fort! &ndash; verbergenden Genüssen &ndash;<br />
+ Niemals wieder warten! &ndash; nichts mehr müssen!<br />
+ &ndash; Und vielleicht ist er nun immer krank.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+<head>
+ <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" />
+ <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
+ <title>Unerhört</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>UNERHÖRT</h3>
+
+<p>
+ Beilhiebe haun entfernt im Wald,<br />
+ Die Bäume hier stehn groß und hart,<br />
+ Du hältst dich hoch, zu dir erstarrt,<br />
+ Mein Herz holt aus, schwingt zu und knallt.
+</p>
+
+<p>
+ O die du frei im Fleische ruhst,<br />
+ Ich habe Wärme, Wut und Hieb<br />
+ &ndash; Und längst dich schon im Sinn geliebt<br />
+ &ndash; Du bist so reich nicht wie du tust &ndash;
+</p>
+
+<p>
+ Und habe dennoch nichts, &ndash; ein Hall<br />
+ Bin ich, entfernt erregte Luft!<br />
+ Du horchst, wie tief mein Geist verpufft,<br />
+ Und stehst, als gab es keinen Fall.
+</p>
+
+<p>
+ So will ich <span class="spaced">Worte</span> niederhaun!<br />
+ Ihr stürzt statt ihrer unter mich!<br />
+ Vielleicht wird Liebe lächerlich,<br />
+ Der Vers mir mehr als alle Fraun.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>An eine oder alle</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>AN EINE ODER ALLE</h3>
+
+<p>
+ Erhebend ist es, zu gehn&nbsp;.&nbsp;.&nbsp;:<br />
+ Aber gegangen zu werden&nbsp;.&nbsp;.&nbsp;?<br />
+ Man sollte den Füßen nicht stehn<br />
+ Als Weg, mit gestreckten Geberden&nbsp;.&nbsp;.&nbsp;:<br />
+ Man sollte&nbsp;.&nbsp;. o Frau&nbsp;.&nbsp;. es hassen,<br />
+ <span class="spaced">Mehr</span> als zu lieben sich lieben zu lassen&hellip;
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Die Dichterin</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>DIE DICHTERIN</h3>
+
+<p>
+ Daß du Bunte, hexenhafte Holde<br />
+ Deinen Mund wie auf dich selber richtest&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Und, von Haar bis Nerven wie aus Golde,<br />
+ Diesen Glanz, statt ihn zu leben, dichtest!&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ Deiner weißen Adern Schuß, geladen<br />
+ Mit nicht andrer als der Andern Spannung,<br />
+ Löst sich nur zu reicher Worte Schwaden,<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Ich gewinne nichts, wie in Entmannung.
+</p>
+
+<p>
+ Also bist du, nur an dich Geschmiegte,<br />
+ Meinem Wunsche, fein berührt zu werden,<br />
+ Schmerzlich, &ndash; wie der weibischen Geberden<br />
+ Übernähe, die mich sonst bekriegte&nbsp;.&nbsp;.
+</p>
+
+<p>
+ Traumhaft bleibt die mit mir Gleichgewiegte.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Zwischen den Tagen</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>ZWISCHEN DEN TAGEN</h3>
+
+<p>
+ So voll von&nbsp;.&nbsp;. Freuden war der Tag&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Wie lang erwächst man wohl noch weiter&nbsp;.&nbsp;.<br />
+ Dies Bett es unterbricht die Leiter,<br />
+ In Kissen sinkt der Hände Schlag.<br />
+ Nun kann nicht größre Tat geschehen<br />
+ Als mich von links nach rechts zu drehen.
+</p>
+
+<p>
+ Sogleich wird Raum für das was lauscht.<br />
+ Es thront im Haupte hart gebauscht.<br />
+ Noch fährt mit tröstend leichtem Trab<br />
+ Erinnrung alte Wege ab<br />
+ &ndash; Dann ist es aus, man hat nichts mehr,<br />
+ Nicht Schlaf, nicht Dasein, überleer,<br />
+ Ich kann mich an mich selbst nicht klammern,<br />
+ Kann nicht vor meinem Herzen jammern,<br />
+ Verwandt, als weder Mann noch Kind,<br />
+ Der Nacht, die vor den trüben Augen<br />
+ Die Dinge in sich aufzusaugen<br />
+ Erscheint, und doch sich nichts gewinnt&hellip;
+</p>
+
+<p>
+ Ich blicke in das böse Schweigen,<br />
+ Es tanzt mit mir hinauf, hinab,<br />
+ Mein Mund ist klanglos wie ein Grab<br />
+ Und immer ist das Loch im Reigen.<br />
+ Und plötzlich&nbsp;.&nbsp;. in dies Dunkel tropft<br />
+ Ein scharfes hingegebenes Schrein<br />
+ &nbsp;.&nbsp;. Ein Kind weint&nbsp;.&nbsp;. ahnungslose Reihn<br />
+ Von Seufzern, martervoll verkropft &ndash; &ndash;
+</p>
+
+<p>
+ Ja!! &ndash; heule, du! &ndash; das läßt mich horchend liegen!<br />
+ &ndash; Bis ich von neuen Tages falschen Siegen<br />
+ Mit Bildern wieder werde ausgestopft.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Verdammte Jugend</title>
+</head>
+<body>
+
+<h3>VERDAMMTE JUGEND</h3>
+
+<p>
+ Von Hause fort, durch Straßen fort!<br />
+ Gekannt von nichts, von keinem Ort,<br />
+ Nur wie der Himmel rasch und hoch<br />
+ Durch fremden Lärm und ohne Wort!
+</p>
+
+<p>
+ Wie schön allein, und dies verwühlt<br />
+ Und keiner drin, der mich befühlt,<br />
+ Der voll Verwandtschaft dumm und dicht<br />
+ In meiner Brust verhaßt sich sühlt!
+</p>
+
+<p>
+ Hier ist nicht Heim, hier ist es auf,<br />
+ Nicht Liebe plump, nur Kampf und Kauf!<br />
+ Ah fließt die Straße strotzend aus<br />
+ Zu andern ein in riesigem Lauf!
+</p>
+
+<p>
+ Ah sprüht es schroff pferdlos vorbei<br />
+ Und brodelt schwarz der Menge Brei<br />
+ Und Häuser flattern hingepeitscht<br />
+ Von Licht, Geläut, Gezisch, Geschrei.
+</p>
+
+<p>
+ Die Steine ziehn in falscher Ruh,<br />
+ Gehackt vom Schlag des Heers der Schuh,<br />
+ Den fahlen Köpfen funkeln wund<br />
+ Von schneller Glut die Lampen zu.
+</p>
+
+<p>
+ Hier Antlitze wie Tiere fremd<br />
+ Und Augen wie in Eis geklemmt<br />
+ Und Augen, die nur sich besehn,<br />
+ Hier Antlitze, von nichts gehemmt!
+</p>
+
+<p>
+ Du Gottlose, mein Haupt zerstäub &ndash;<br />
+ Entmenschlichte, mein Herz zerstäub &ndash;<br />
+ Vergriffnen mich, Verlorenen<br />
+ Du Straße ja betäub! betäub!
+</p>
+
+</body>
+</html>