From 7afecb4682eec4a03596ef2e2ea804cd9d89fd35 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 17:22:02 +0100 Subject: initial commit --- .../die-gottlosen-jahre/02-nichts/24-solitudo.html | 88 ++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 88 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/die-gottlosen-jahre/02-nichts/24-solitudo.html (limited to 'OEBPS/Text/die-gottlosen-jahre/02-nichts/24-solitudo.html') diff --git a/OEBPS/Text/die-gottlosen-jahre/02-nichts/24-solitudo.html b/OEBPS/Text/die-gottlosen-jahre/02-nichts/24-solitudo.html new file mode 100644 index 0000000..c961b24 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/die-gottlosen-jahre/02-nichts/24-solitudo.html @@ -0,0 +1,88 @@ + + + + + + + + Solitudo + + + +

SOLITUDO

+ +

+ Zerdrückt von dicken Wolkenmassen
+ Versickert auch der matte Mond.
+ Ein Herr geht durch die leeren Straßen
+ Und denkt: . . Wo jetzt die Sonne thront?
+ + Er kommt von einem fernen Teiche,
+ Darein er tags die Angel hielt,
+ Obwohl des Wassers stille Bleiche
+ Nicht einen einzigen Fisch enthielt.
+ + So war es, wie es sollte, einsam . .
+ Man saß . . und fand sich restlos da . .
+ Man hatte diese Welt gemeinsam
+ Nur mit dem Auge, das sie sah.
+ + Dann kam ihm Sehnsucht nach sich selber
+ (Nicht spiegelte der trübe Teich)
+ Er zog sich aus und trat in gelber
+ Behaarter Haut hinein . . Sogleich
+ + Im Geist, darans so vielen mangelt,
+ Am Ufer angelnd sah er sich,
+ Und fühlte sich von sich geangelt
+ Und zuckte um sein spitzes Ich.
+ + Der Unken stolperndes Gemecker
+ Belebte ihn; der Sonne Glut
+ Erhielt so wie ein lauter Wecker
+ Der lieblos müden Stirn den Mut.
+ + Indessen Sonne ist ein Wandern.
+ O weh, wie dunkel wird es schon!
+ Jetzt wieder rückwärts zu den andern . .
+ Das Herz gibt einen kranken Ton.
+ + Er tröstet sich mit weichem Rate:
+ Man kann erwarten, still im Wald,
+ Bis sich die Stadt mit allem Staate
+ Ins Schlafgemach beiseite ballt.
+ + – Nun Mitternacht . . entseelte Straßen
+ Verläßt der tödlich matte Mond
+ Wie alle Sterne sie verlassen.
+ Er denkt . . Wo jetzt die Sonne thront?
+ + Geht auf den schallend öden Steinen,
+ Verheimlicht seltsam seinen Lauf.
+ Sieht plötzlich zu dem dichten Scheinen
+ Der sanft verhängten Fenster auf.
+ + Was willst du? Rührt dich diese Kette,
+ Die all die Schlafenden umschlingt?
+  . . Wie sie in warmem Licht, als rette
+ Sie Träume vor dem Nichts, erblinkt?
+ + Doch da . . wie zwischen Feen Gespenster
+ – In jenem Hause, rings verlacht,
+ Einsame Löcher, stehn zwei Fenster
+ Vorhanglos, arm, durchbohrt von Nacht.
+ + Er steigt mit überhorchtem Tritte
+ An dem Geländer lang hinan.
+ Und steht in seiner Stube Mitte.
+ Und starrt die leeren Höhlen an.
+ + Es setzt ihn heute so in Schrecken….
+ Macht ihm den Kopf so schwach und krumm….
+ Er nimmt von seinem Bette Decken
+ Und hängt sie rasch den Fenstern um. +

+ + + -- cgit v1.2.3