VOR DEM JAHR

Wir leben beinah nicht, wenn es Winter ist!
Aber heute dieser Tag . . dieser Tag ist frei,
Hitze, Kälte sind vor strahlendem Licht ihm einerlei!
Ich besehe ihn, noch weniger als mein Fenster trist.

Neben klaren Wolken dort das halbe sahnige Rund
. . Als erblickte man schon den äußersten Rand
Des Fingernagels der vorausgestreckten Frühlingshand
. . Dieser Tag ist von allen Jahreszeiten bunt.

Die Gedanken schlagen zusammen (für welches Fest?) im Geläut.
Und unten pfeift die Straße vor Schnellsein (was ihr Ziel?)
Die Trams sprühen am Draht und klingeln von Menschen voll Gefühl.
Dieser herrliche Blick vom Pferd (aber wüßt ich, was ihn so freut!)

Mit erwartungsvoll aufgehobnen Füßen rennt
Das Trottoir halb hin, halb her, die Gesichter glühn nackt,
Von einander und noch andrer Erregung gepackt,
Den Ohren telefoniert etwas vom Firmament.

Und nun ist die Nacht . . nur wie schwankender Vorhang da
Und dahinter soll etwas kommen . . O ich ertrage es nicht so sehr!
Angespannt ist die Welt wie vom Gestade das Meer.
– Nein – sitzt auch hinter mir auf mein Examen wartend Mama:

Ich stürze mich hinab –! Vielleicht vor den schreienden Zeitungsmann:
»Lüle Burgas! Fünfundsiebzigtausend Gefallne! Blutiger Sieg!«
Hier noch einer –! Der die reißend schöne Spannung nicht ausschwieg!
Vom Leben auch den Tod mitliebt und ihn eher vertragen kann –!