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<title>Knabennacht</title>
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<body>
<h3>KNABENNACHT</h3>
<p>
Ich will aus diesen feindlichen Zimmern fort,<br />
Darinnen auch die häßlichsten Bilder nicht<br />
So alt, so roh, so leer mich ansehn<br />
Wie meiner Eltern verzankte Augen.
</p>
<p>
Der Straße zu! die streichelnde Laute sang<br />
Durchs Fenster, wenn mich innen Gewalt bespie,<br />
Der Bahn Geklingel, Baß der Autos<br />
Kamen und rennender Jungens Pfiffe!
</p>
<p>
. . Nun wird es schon beruhigend fern und fremd,<br />
Mit neuen Lichtern, Schildern, Cafés geschmückt.<br />
Und ihr . . ach feeenhaft erscheinen<br />
Mädchengesichter mit nahem Gange.
</p>
<p>
. . Du sprichst so leicht, gewaltlos, verwandt zu mir,<br />
In dein Haus will ich, willst du es, gern mitgehn,<br />
Du bist mit mir zugleich geboren,<br />
Dennoch so seltsam beglückend ältre!
</p>
<p>
. . Und dieses Zimmers hauchender roter Mund,<br />
Das Bett, dein Arm, dein Busen . . zu drückend noch!<br />
In dich hinab! . . vom sonngequälten<br />
Gipfel verrinnen wie bleichste Schneee . .
</p>
<p>
Zu schwarzen Tiefen, Seiten der Blindheit hin,<br />
Erloschnen Tränen, liebloser Freude zu,<br />
Wo Blitze weich und nichtig zucken . .<br />
– Ach . . wieder aus? . . wieder anziehn . . gehen . .
</p>
<p>
Die Türen sind schon offen . . Die Straße grell<br />
Schlägt lautlos mir ins frierende Angesicht<br />
Und jagt mich wieder fort . . nach Hause . .<br />
Ach und inzwischen zu sterben hofft ich . .
</p>
</body>
</html>
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