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author | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 16:26:18 +0100 |
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committer | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 16:26:18 +0100 |
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diff --git a/OEBPS/Text/21-geleit-text.html b/OEBPS/Text/21-geleit-text.html new file mode 100644 index 0000000..0c3798b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/21-geleit-text.html @@ -0,0 +1,74 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Geleitworte</title> +</head> +<body> + +<div id="anhang"> +<p> + Lieber Herr Einstein,</p> + +<p> +der Verlag ersucht mich, Ihrem Buche der +höchstkonsolidierten lntellektalität, diesem Logbuch einer +Seefahrt um alle Kape einer zu Schanden gewordenen Hoffnung +auf die Restitution eines wirklich gebildeten Lesers, diesem +Buche, das wahrhaft ein Buch, aber keine Unterhaltung, keine +Betätigung des Lesers in seinen verrottetsten und albernsten +Gewöhnungen, keine akurate Beschreiberei des allen +Geläufigen ist und darin mit Brillanz excelliert‚ diesem +mathematischen Buche geistigen Verhaltens und Ver-Haltens, +– diesem Buche eine Einführung zu schreiben ersucht +mich Ihr Verlag, motiviert es damit, dass ich vor Jahren +Kapitel daraus im HYPERION abgedruckt habe. Ich bin ratlos +vor die Aufgabe gestellt, einen Leser auf ein Buch +vorzubereiten, dessen grösster Wert mir scheint, dass es wie +die Dinge heute liegen, keinen Leser finden kann, keinen +wenigstens, den ich »einführen« könnte. Als Prometheus vor +jener denkwürdigen Pariser Versammlung die Geschichte von +seinem Adler erzählte, liess er immer, wenn er das Interesse +seiner Zuhörer erlahmen merkte, einige Raketen steigen und +schweinische Photographien kursieren, die ihm für eine Weile +wieder die Sympathien seiner Zuhörer verschafften. Sie haben +es versäumt, lieber Herr Einstein, den Fall einer +verzwicktgenitalen Frauenseele in den generalen Fall Ihres +Buches zu bringen, um nur von dieser einen Unterlassung zu +sprechen und von der andern, dass Sie es verschmäht haben, +»Gestalten« zu, schaffen, die Fleisch und Blut haben, das +dem Rayonchef eines Warenhauses geläufige Fleisch und Blut +nämlich. Sie haben überhaupt Enthaltung von allen »modernen +Problemen« bis zur Askese getrieben, — Ihr Buch wird eine +fürchterliche Ablehnung durch alle kompetenten Kreise und +Kritiker erfahren, man wird Sie auslachen (und auch mich bei +der Gelegenheit ein bischen) und wir werden uns wieder +einmal sagen, dass bei der heutigen Beschaffenheit der +Literatur Bücher, die Taten sind, keinerlei Geltung gewinnen +können, weil auf der anderen Seite alle Taten Papier sind +und alle Bücher, die den geneigten Leser finden, müssiger +Tratsch. Ich kann dem Buche, Ihrem Buche also nur wünschen, +dass es möglichst unverkauft beim Verlage bleibe, damit die +erhofften Leser in dreissig Jahren dort die schönen sauberen +Exemplare finden — in dreissig Jahren, was ich als die Zeit +annehme, wo man sich um die paar Bücher, welche die +Literatur unserer Tage bilden, kümmern wird.</p> + +<p> +Charlottenburg, Lietzenseeufer.</p> + +<div id="halbseite"> +<p> + Ich bin Ihr ergebener</p> +<p> + Franz Blei.</p> +</div> + +</div> + +</body> +</html> |