From a650f14de146ba11e7c07df10e6d743915eec860 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 10:58:21 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/meine-wunder/34-mein-stilles-lied.xhtml | 124 +++++++++++++++++++++ 1 file changed, 124 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/meine-wunder/34-mein-stilles-lied.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/meine-wunder/34-mein-stilles-lied.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/meine-wunder/34-mein-stilles-lied.xhtml b/OEBPS/Text/meine-wunder/34-mein-stilles-lied.xhtml new file mode 100644 index 0000000..742bec1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/meine-wunder/34-mein-stilles-lied.xhtml @@ -0,0 +1,124 @@ + + + + + + + + + Mein stilles Lied + + + +
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MEIN STILLES LIED

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+Mein Herz ist eine traurige Zeit,
+Die tonlos tickt.

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+Meine Mutter hatte goldne Flügel,
+Die keine Welt fanden.

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+Horcht, mich sucht meine Mutter,
+Lichte sind ihre Finger und ihre Füße wandernde Träume.

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+Und süße Wetter mit blauen Wehen
+Wärmen meine Schlummer

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+Immer in den Nächten,
+Deren Tage meiner Mutter Krone tragen.

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+Und ich trinke aus dem Monde stillen Wein,
+Wenn die Nacht einsam kommt.

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+Meine Lieder trugen des Sommers Bläue
+Und kehrten düster heim.

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+Verhöhnt habt ihr mir meine Lippe
+Und redet mit ihr.

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+Doch ich griff nach euren Händen,
+Denn meine Liebe ist ein Kind und wollte spielen.

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+Einen nahm ich von euch und den zweiten
+Und küßte ihn,

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+Aber meine Blicke blieben rückwärts gerichtet
+Meiner Seele zu.

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+Arm bin ich geworden
+An eurer bettelnden Wohltat.

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+Und ich wußte nichts vom Kranksein,
+Und bin krank von euch,

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+Und nichts ist diebischer als Kränke,
+Sie bricht dem Leben die Füße,

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+Stiehlt dem Grabweg das Licht,
+Und verleumdet den Tod.

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+Aber mein Auge
+Ist der Gipfel der Zeit,

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+Sein Leuchten küßt
+Gottes Saum.

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+Und ich will euch noch mehr sagen,
+Bevor es finster wird zwischen uns.

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+Bist du der Jüngste von euch,
+So solltest du mein Ältestes wissen.

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+Auf deiner Seele werden es fortan
+Alle Welten spielen.

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+Und die Nacht wird es wehklagen
+Dem Tag.

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+Ich bin der Hieroglyph
+Der unter der Schöpfung steht.

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+Und ich artete mich nach euch,
+Der Sehnsucht nach dem Menschen wegen.

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+Ich riß die ewigen Blicke von meinen Augen,
+Das siegende Licht von meinen Lippen –

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+Weißt du einen schwereren Gefangenen,
+Einen böseren Zauberer, denn ich.

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+Und meine Arme, die sich heben wollen
+Sinken ...

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