Horch, von der Frauenkirche schallt es dumpf.
Sechs Uhr: die Stunde, da der Tag verblaßt.
Ich aber halte deinen Fuß umfaßt,
Um deine Fessel schließt mein Daumen sich.
Ich küsse deinen violetten Strumpf:
Drei Finger in mein Herz — ich liebe dich!
Dein Lackschuh wippt. Kind, dir ist's einerlei,
Wie mir der Abend in das Hirn sich krampft.
Du fühlst den Kuß kaum, der ans Knie dir dampft.
Dem Schatten nach, dem letzten Sonnenstrich
Siehst du mit heißem Blick an mir vorbei.
Drei Finger in mein Herz — ich liebe dich!
Dein Mund steht offen und dein wirres Haar
Hüllt wie ein Vorhang deine Träume ein.
Doch wehrhaft steht dein hochgestelltes Bein
Der Welt entgegen, schlank und jüngferlich.
Ich aber flüstre in der Strümpfe Paar:
Drei Finger in mein Herz — ich liebe dich!
Ich liebe dich. Ich sprech ihn aus, den Schwur.
Du siehst mich an, und irgend etwas lacht,
Indem du ernsthaft sagst: Nun, gute Nacht.
Doch mit dem Knie stößt du beim Aufstehn mich,
Daß ich mit blutgem Zahnfleisch lisple nur:
Drei Finger in mein Herz — ich liebe dich!
(U.)