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author | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 17:07:24 +0100 |
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committer | Patrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc> | 2020-03-04 17:07:24 +0100 |
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-rw-r--r-- | OEBPS/Text/der-aufbruch/04-die-rast/53-herrad.html | 45 |
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diff --git a/OEBPS/Text/der-aufbruch/04-die-rast/53-herrad.html b/OEBPS/Text/der-aufbruch/04-die-rast/53-herrad.html new file mode 100644 index 0000000..56fc195 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/der-aufbruch/04-die-rast/53-herrad.html @@ -0,0 +1,45 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Herrad</title> +</head> +<body> + +<h3>Herrad</h3> + +<p> + <span class="indent">Welt reichte nur vom kleinen Garten, drin die Dahlien blühten, bis zur Zelle</span><br /> + <span class="indent">Und durch die Gänge nach dem Hof und früh und Abends zur Kapelle.</span><br /> + <span class="indent">Aber unter mir war Ebene, ins Grün versenkt, mit vielen Kirchen und weiß blühenden Obstbäumen,</span><br /> + <span class="indent">Hingedrängten Dörfern, weit ins Land gerückt, bis übern Rhein, wo wieder blaue Berge sie umsäumen.</span><br /> + <span class="indent">An ganz stillen Nachmittagen meinte man die Stimmen von den Straßen heraufwehen zu hören, und Abends kam Geläute,</span><br /> + <span class="indent">Das hoch den blau ziehenden Rauch der Kamine überflog und mich in meinem Nachsinnen erfreute.</span> +</p> + +<p> + <span class="indent">Wenn dann die Nacht herabsank und über meinem Fenster die Sterne erglommen,</span><br /> + <span class="indent">War eine fremde Welt aus Büchern auf mich hergesenkt und hat mich hingenommen.</span><br /> + <span class="indent">Ich las von Torheit dieser Welt, Bedrängnis, Späßen, Trug und Leiden,</span><br /> + <span class="indent">Fromme Heiligengeschichten, grausenvoll und lieblich, und die alte Weisheit der Heiden.</span><br /> + <span class="indent">Sinnen und Suchen vieler Menschenseelen war vor meine Augen hingestellt,</span><br /> + <span class="indent">Und Wunder der Schöpfung und Leben, das ich liebte, und die Herrlichkeit der Welt.</span> +</p> + +<p> + <span class="indent">Und ich beschloß, all das Krause, das ich seit so viel Jahren</span><br /> + <span class="indent">Aus Büchern und Wald und Menschenherzen und einsamen Stunden erfahren,</span><br /> + <span class="indent">Alles Gute, das ich in diesem Erdenleben empfangen,</span><br /> + <span class="indent">Treu und künstlich in Bild und Schrift zu bewahren und einzufangen.</span><br /> + <span class="indent">Später, wenn die Augen schwächer würden, in den alten Tagen,</span><br /> + <span class="indent">Würd ich in meiner Zelle sitzen und übers Elsaß hinblicken und mein Buch aufschlagen,</span><br /> + <span class="indent">Und meiner Seele sprängen wie am Heiligenquell im Wald den Blinden Wunderbronnen,</span><br /> + <span class="indent">Und still ergieng ich mich und lächelnd in dem Garten meiner Wonnen.</span> +</p> + +</body> +</html> |