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diff --git a/OEBPS/Text/der-aufbruch/01-die-flucht/11-zwiegespraech.html b/OEBPS/Text/der-aufbruch/01-die-flucht/11-zwiegespraech.html new file mode 100644 index 0000000..3c287a1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/der-aufbruch/01-die-flucht/11-zwiegespraech.html @@ -0,0 +1,48 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Zwiegespräch</title> +</head> +<body> + +<h3>Zwiegespräch</h3> + +<p> + <span class="indent">Mein Gott, ich suche dich. Sieh mich vor deiner Schwelle knien</span><br /> + <span class="indent">Und Einlaß betteln. Sieh, ich bin verirrt, mich reißen tausend Wege fort ins Blinde,</span><br /> + <span class="indent">Und keiner trägt mich heim. Laß mich in deiner Gärten Obdach fliehn,</span><br /> + <span class="indent">Daß sich in ihrer Mittagsstille mein versprengtes Leben wiederfinde.</span><br /> + <span class="indent">Ich bin nur stets den bunten Lichtern nachgerannt,</span><br /> + <span class="indent">Nach Wundern gierend, bis mir Leben, Wunsch und Ziel in Nacht verschwanden.</span><br /> + <span class="indent">Nun graut der Tag. Nun fragt mein Herz in seiner Taten Kerker eingespannt</span><br /> + <span class="indent">Voll Angst den Sinn der wirren und verbrausten Stunden.</span><br /> + <span class="indent">Und keine Antwort kommt. Ich fühle, was mein Bord an letzten Frachten trägt,</span><br /> + <span class="indent">In Wetterstürmen ziellos durch die Meere schwanken,</span><br /> + <span class="indent">Und das im Morgen kühn und fahrtenfroh sich wiegte, meines Lebens Schiff zerschlägt</span><br /> + <span class="indent">An dem Magnetberg eines irren Schicksals seine Planken. –</span> +</p> + +<p> + <span class="indent">Still, Seele! Kennst du deine eigne Heimat nicht?</span><br /> + <span class="indent">Sieh doch: du bist in dir. Das ungewisse Licht,</span><br /> + <span class="indent">Das dich verwirrte, war die ewige Lampe, die vor deines Lebens Altar brennt.</span><br /> + <span class="indent">Was zitterst du im Dunkel? Bist du selber nicht das Instrument,</span><br /> + <span class="indent">Darin der Aufruhr aller Töne sich zu hochzeitlichem Reigen schlingt?</span><br /> + <span class="indent">Hörst du die Kinderstimme nicht, die aus der Tiefe leise dir entgegensingt?</span><br /> + <span class="indent">Fühlst nicht das reine Auge, das sich über deiner Nächte wildste beugt –</span><br /> + <span class="indent">O Brunnen, der aus gleichen Eutern trüb und klare Quellen säugt,</span><br /> + <span class="indent">Windrose deines Schicksals, Sturm, Gewitternacht und sanftes Meer,</span><br /> + <span class="indent">Dir selber alles: Fegefeuer, Himmelfahrt und ewige Wiederkehr –</span><br /> + <span class="indent">Sieh doch, dein letzter Wunsch, nach dem dein Leben heiße Hände ausgereckt,</span><br /> + <span class="indent">Stand schimmernd schon am Himmel deiner frühsten Sehnsucht aufgesteckt.</span><br /> + <span class="indent">Dein Schmerz und deine Lust lag immer schon in dir verschlossen wie in einem Schrein,</span><br /> + <span class="indent">Und nichts, was jemals war und wird, das nicht schon immer dein.</span> +</p> + +</body> +</html> |