From 8ae681d1845924514ef929c637a67806b26ea729 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 17:07:24 +0100 Subject: initial commit --- .../der-aufbruch/03-die-spiegel/37-simplicius.html | 44 ++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 44 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/37-simplicius.html (limited to 'OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/37-simplicius.html') diff --git a/OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/37-simplicius.html b/OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/37-simplicius.html new file mode 100644 index 0000000..d7804ad --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/37-simplicius.html @@ -0,0 +1,44 @@ + + + + + + + + Simplicius wird Einsiedler im Schwarzwald und schreibt seine Lebensgeschichte + + + +

Simplicius wird Einsiedler im Schwarzwald und schreibt + seine Lebensgeschichte

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+ Das Wetter mancher Schlacht hat um unsre Nasen gepfiffen,
+ Wir haben die Säbel zum Stoß für manchen Feindesnacken geschliffen
+ Und unser Blut aufkochen hören, wenn Hieb und Kugelmusik uns umsausten.
+ Dann waren Nächte, die wir friedsamer durchbrausten,
+ Im Feldlager, wenn die Becher überliefen, Kessel schmorten und die Würfel rollten –
+ Das waren Stunden, die wir für alle Seligkeit Mariae nicht tauschen wollten.
+ Der Rauch von Höfen und Dörfern hat in unsern Augen gehangen,
+ Um manchen Galgen sind wir behutsam herumgegangen.
+ Oft hat uns der Tod schon an der Gurgel gesessen,
+ Dann haben wir uns geschüttelt, unsern Schimmel vorgezogen und sind aufgesessen.
+ Wir sind in allen Ländern herumgefahren, blutige Kesseltreiber,
+ Frankreich lehrte uns die Wollust feiner Betten und das weiße Fleisch der Weiber –
+ Aber immer mußte Leben überschäumen, um sich zu fühlen,
+ Und keine Schlacht und keine Umarmung wollte den Brand in unserm Leibe kühlen.
+ Nun rinnt das Blut gemacher in den Adern innen,
+ Mein Herz läuft durch die alten Bilder nur, um sich zur Einkehr zu besinnen.
+ Vor meinem Fenster die grünen Schwarzwaldtannen rauschen, als wollten sie von neuen Fahrten sprechen.
+ Die Holzplanken meiner Hütte krachen in den Novemberstürmen und drohen in Stücke zu brechen –
+ Aber ich sitze in Frieden, unbewegt, so wie in Engelsrüstung eingeschlossen.
+ Nicht Reue und nicht Sehnsucht sollen mir schmälern, was einst war und nun vorbei ist und verflossen.
+ Um mich her, auf dem Tisch, sind meine lieben Bücher aufgebaut,
+ Und mein Herz voll ruhiger Freude in den klaren Himmel hinüberschaut.
+ Früher hab ich meinem Gott gedient mit Hieb und Narben so wie heute mit Gebeten,
+ Ich brauche nicht zu zittern, wenn er einst mich ruft, vor seinen Stuhl zu treten. +

+ + + -- cgit v1.2.3