From 8ae681d1845924514ef929c637a67806b26ea729 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 17:07:24 +0100 Subject: initial commit --- .../Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/46-meer.html | 48 ++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 48 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/46-meer.html (limited to 'OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/46-meer.html') diff --git a/OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/46-meer.html b/OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/46-meer.html new file mode 100644 index 0000000..b9a1918 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/der-aufbruch/03-die-spiegel/46-meer.html @@ -0,0 +1,48 @@ + + + + + + + + Meer + + + +

Meer

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+ Ich mußte gleich zum Strand. In meinem Blute scholl
+ Schon Meer. O schon den ganzen Tag. Und jetzt die Fahrt im gelbumwitterten Vorfrühlingsabend. Rastlos schwoll
+ Es auf und reckte sich in einer jähen frevelhaften Süße, wie im Spiel
+ Sich Geigen nach den süßen Himmelswiesen recken. Dunkel lag der Kai. Nachtwinde wehten. Regen fiel . .
+ Die Böschung abwärts . . durch den Sand . . zu dir, du Flut und Wollust schwemmende Musik,
+ Du treibend Glück, du Orgellied, bräutlicher Chor! Zu meinen Füßen
+ Knirschen die Muscheln . . weicher Sand . . wie Seidenmatten weich . . ich will dich grüßen,
+ Du lang Entbehrtes! O der Salzgeschmack, wenn ich die Hände, die der Schaum bespritzte, an die Lippen hebe . .
+ Viel Dunkles fällt. Es springen Riegel. Bilder steigen. Um mich wird es rein. Ich schwebe
+ Durch Felder tiefer Bläue. Viele Tag' und Nächte bauen
+ Sich vor mich hin wie Träume. Fern Verschollnes. Fahrten übers Meer, durch Sternennächte. Durch die Nebel. Morgengrauen
+ Bei Dover . . blaues Geisterlicht um Burg und Shakespeare's – Cliff, die sich der Nacht entraffen,
+ Und blaß gekerbte Kreidefelsen, die wie Kiefer eines toten Ungeheuers klaffen.
+ Sternhelle Nacht weit draußen auf der Landungsbrücke, wo die Wellen
+ Wie vom Herzfeuer ihrer Sehnsucht angezündet, Funken schleudernd, an den braunen Bohlen sich zerschellen.
+ Und blauer Sommer: Sand und Kinder. Bunte Wimpel. Sonne überm Meer, das blüht und grünt wie eine Frühlingsau.
+ Und Wanderungen, fern an Englands Strand, mit der geliebten Frau.
+ Und Mitternacht im Hafen von Southampton: schwer verhängte Nacht, darin wie Blut das Feuer der Kamine loht,
+ Und auf dem Schiff der Vater . . langsam bricht es in das Schwarz, nach Frankreich zu . . und wenig Monde später war er tot . .
+ Und immer diese endlos hingestreckten Horizonte. Immer dies Getön: frohlockender und kämpfender Choral –
+ Du jedem Traum verschwistert! Du in jeder Lust und jeder Qual!
+ Du Tröstendes! Du Sehnsucht Zeugendes! In dir verklärt
+ Sich jeder Wunsch, der in die Himmel meiner Schicksalsfernen fährt,
+ Und jedes Herzensheimweh nach der Frau, die jetzt im hingewühlten Bette liegt
+ Und leidet, und zu der mein Blut wie eine Möwe, heftige Flügel schlagend, fliegt.
+ Du Hingesenktes, Schlummertiefes! Horch, dein Atem sänftigt meines Herzens Schlag!
+ Du Sturm, du Schrei, aufreißend Hornsignal zum Kampf, du trägst auf weißen Rossen mich zu Tat und Tag!
+ Du Rastendes! Du feierlich Bewegtes, Nacktes, Ewiges! Du hältst die Hut
+ Über mein Leben, das im Schachte deines Mutterschoßes eingebettet ruht. +

+ + + -- cgit v1.2.3