From 8ae681d1845924514ef929c637a67806b26ea729 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 17:07:24 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/der-aufbruch/04-die-rast/54-gratia.html | 44 ++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 44 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/der-aufbruch/04-die-rast/54-gratia.html (limited to 'OEBPS/Text/der-aufbruch/04-die-rast/54-gratia.html') diff --git a/OEBPS/Text/der-aufbruch/04-die-rast/54-gratia.html b/OEBPS/Text/der-aufbruch/04-die-rast/54-gratia.html new file mode 100644 index 0000000..acf13c3 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/der-aufbruch/04-die-rast/54-gratia.html @@ -0,0 +1,44 @@ + + + + + + + + Gratia divinae pietatis adesto Savinae + + + +

Gratia divinae pietatis adesto Savinae
+De petra dura perquam sum facta figura

+ +

(Alte Inschrift am Straßburger Münster)

+ +

+ Zuletzt, da alles Werk verrichtet, meinen Gott zu loben,
+ Hat meine Hand die beiden Frauenbilder aus dem Stein gehoben.
+ Die eine aufgerichtet, frei und unerschrocken –
+ Ihr Blick ist Sieg, ihr Schreiten glänzt Frohlocken.
+ Zu zeigen, wie sie freudig über allem Erdenmühsal throne,
+ Gab ich ihr Kelch und Kreuzesfahne und die Krone.
+ Aber meine Seele, Schönheit ferner Kindertage und mein tief verstecktes Leben
+ Hab ich der Besiegten, der Verstoßenen gegeben.
+ Und was ich in mir trug an Stille, sanfter Trauer und demütigem Verlangen
+ Hab ich sehnsüchtig über ihren Kinderleib gehangen:
+ Die schlanken Hüften ausgebuchtet, die der lockre Gürtel hält,
+ Die Hügel ihrer Brüste zärtlich aus dem Linnen ausgewellt,
+ Ließ ihre Haare über Schultern hin wie einen blonden Regen fließen,
+ Liebkoste ihre Hände, die das alte Buch und den zerknickten Schaft umschließen,
+ Gab ihren schlaffen Armen die gebeugte Schwermut gelber Weizenfelder, die in Julisonne schwellen,
+ Dem Wandeln ihrer Füße die Musik von Orgeln, die an Sonntagen aus Kirchentüren quellen.
+ Die süßen Augen mußten eine Binde tragen,
+ Daß rührender durch dünne Seide wehe ihrer Wimpern Schlagen.
+ Und Lieblichkeit der Glieder, die ihr weiches Hemd erfüllt,
+ Hab ich mit Demut ganz und gar umhüllt,
+ Daß wunderbar in Gottes Brudernähe
+ Von Niedrigkeit umglänzt ihr reines Bildnis stehe. +

+ + + -- cgit v1.2.3