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<title>Worte</title>
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<body>
<h3>Worte</h3>
<p>
<span class="indent">Man hatte uns Worte vorgesprochen, die von nackter Schönheit und Ahnung und zitterndem Verlangen übergiengen.</span><br />
<span class="indent">Wir nahmen sie, behutsam wie fremdländische Blumen, die wir in unsrer Knabenheimlichkeit aufhiengen.</span><br />
<span class="indent">Sie versprachen Sturm und Abenteuer, Überschwang und Gefahren und todgeweihte Schwüre –</span><br />
<span class="indent">Tag um Tag standen wir und warteten, daß ihr Abenteuer uns entführe.</span><br />
<span class="indent">Aber Wochen liefen kahl und spurlos, und nichts wollte sich melden, unsre Leere fortzutragen.</span><br />
<span class="indent">Und langsam begannen die bunten Worte zu entblättern. Wir lernten sie ohne Herzklopfen sagen.</span><br />
<span class="indent">Und die noch farbig waren, hatten sich von Alltag und allem Erdwohnen geschieden:</span><br />
<span class="indent">Sie lebten irgendwo verzaubert auf paradiesischen Inseln in einem märchenblauen Frieden.</span><br />
<span class="indent">Wir wußten: sie waren unerreichbar wie die weißen Wolken, die sich über unserm Knabenhimmel vereinten,</span><br />
<span class="indent">Aber an manchen Abenden geschah es, daß wir heimlich und sehnsüchtig ihrer verhallenden Musik nachweinten.</span>
</p>
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