From 7c749e36d04ed9c5175d00aa3029d2f70ccca45f Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 16:18:38 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/09.html | 86 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 86 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/09.html (limited to 'OEBPS/Text/09.html') diff --git a/OEBPS/Text/09.html b/OEBPS/Text/09.html new file mode 100644 index 0000000..9e4418c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/09.html @@ -0,0 +1,86 @@ + + + + + + + + Das Ahnenbild. + + + + +

Das Ahnenbild.

+ + + +

Alter Vater! Du blickst immer, wie ehmals, noch,
+Da Du gerne gelebt unter den Sterblichen,
+Aber ruhiger nur und
+Wie die Seligen heiterer,

+ +

In die Wohnung, wo Dich Vater! das Söhnlein nennt,
+Wo es lächelnd vor Dir spielt und den Muthwill übt,
+Wie die Lämmer im Feld', auf
+Grünem Teppiche, den zur Lust

+ +

Ihm die Mutter gegönnt. Ferne sich haltend, sieht
+Ihm die Liebende zu, wundert der Sprache schon
+Und des jungen Verstandes
+Und des blühenden Auges sich.

+ +

Und an andere Zeit mahnt sie der Mann, Dein Sohn,
+An die Lüfte des Mais, da er geseufzt um sie,
+An die Bräutigamstage,
+Wo der Stolze die Demuth lernt;

+ +

Doch es wandte sich bald. Sicherer, denn er war,
+Ist er, herrlicher ist unter den Seinigen
+Nun der Zweifachgeliebte,
+Und ihm gehet sein Tagewerk.

+ +

Stiller Vater! auch Du lebtest und liebtest so;
+Darum wohnest Du nun, als ein Unsterblicher,
+Bei den Kindern, und Segen,
+Wie aus Wolken des Himmels, kömmt

+ +

Oefters über das Haus, ruhiger Mann! von Dir,
+Und es mehrt sich, es reift, edler von Jahr zu Jahr,
+In bescheidenem Glücke,
+Was mit Hoffnungen Du gepflanzt.

+ +

Die Du liebend erzogst, siehe! sie grünen Dir,
+Deine Bäume, wie sonst, breiten ums Haus den Arm,
+Voll von dankenden Gaben;
+Sicher stehen die Stämme schon.

+ +

Und am Hügel hinab, wo Du den sonnigen
+Boden ihnen gebaut, neigen und schwingen sich
+Deine freudigen Reden,
+Trunken, purpurner Trauben voll.

+ +

Aber unten im Haus ruhet, besorgt von Dir,
+Der gekelterte Wein; theuer ist der dem Sohn,
+Und er sparet zum Fest das
+Alte, lautere Feuer sich.

+ +

Dann beim nächtlichen Mahl, wenn er, in Lust und Ernst,
+Von Vergangenem viel, vieles von Künftigem
+Mit den Freunden gesprochen,
+Und der letzte Gesang noch hallt,

+ +

Hält er höher den Kelch, siehet dein Bild und spricht:
+Deiner denken wir nun, Dein, und so werd' und bleib'
+»Ihre Ehre des Hauses
+»Guten Genien, hier und sonst!«

+ +

Und es tönen zum Dank hell die Krystalle Dir,
+Und die Mutter, sie reicht heute zum erstenmal
+Daß es wisse vom Feste,
+Auch dem Kinde von Deinem Trank.

+ + + + + -- cgit v1.2.3