Πϱοσϰυνουνιεϛ την εἱμαϱμενην, σοφου.
Aeschylus
Als von des Friedens heil'gen Thalen,
Wo sich die Liebe Kränze wand,
Hinüber zu den Göttermahlen
Des goldnen Alters Zauber schwand,
Als nun des Schicksals eh'rne Rechte,
Die große Meisterin, die Noth
Dem übermüthigen Geschlechte
Den langen, bittern Kampf gebot:
Da sprang er aus der Mutter Wiege,
Da fand er sie, die schöne Spur
Zu seiner Tugend schwerem Siege,
Der Sohn der heiligen Natur;
Der hohen Geister höchste Gabe,
Der Tugend Löwenkraft begann,
Im Siege, den ein Götterknabe
Den Ungeheuern abgewann.
Es kann die Lust der goldnen Ernte
Im Sonnenbrande nur gedeih'n;
Und nur in seinem Blute lernte
Der Kämpfer, frei und stolz zu seyn;
Triumph! die Paradiese schwanden;
Wie Flammen aus der Wolke Schoos,
Wie Samen aus dem Chaos, wanden
Aus Stürmen sich Heroen los.
Der Noth ist jede Lust entsprossen,
Und unter Schmerzen nur gedeiht
Das Liebste, was mein Herz genossen,
Der holde Reiz der Menschlichkeit;
So stieg, in tiefer Fluth erzogen,
Wohin kein sterblich Auge sah,
Stilllächelnd aus den schwarzen Wogen
In stolzer Blüthe Cypria.
Durch Noth vereiniget, beschwuren,
Vom Jugendtraume süß berauscht,
Den Todesbund die Dioskuren,
Und Schwerdt und Lanze ward getauscht;
In ihres Herzens Jubel eilten
Sie, wie ein Adlerpaar, zum Streit,
Wie Löwen ihre Beute, theilten
Die Liebenden Unsterblichkeit.
Die Klagen lehrt die Noth verachten,
Beschämt und ruhmlos läßt sie nicht
Die Kraft der Jünglinge verschmachten,
Giebt Muth der Brust, dem Geiste Licht;
Der Greise Faust verjüngt sie wieder;
Sie kömmt wie Gottes Blitz heran,
Und trümmert Felsenberge nieder,
Und wallt auf Riesen ihre Bahn.
Mit ihrem heil'gen Wetterschlage,
Mit Unerbittlichkeit vollbringt
Die Noth an Einem großen Tage,
Was kaum Jahrhunderten gelingt;
Und wenn in ihren Ungewittern
Selbst ein Elysium vergeht,
Und Welten ihrem Donner zittern —
Was groß und göttlich ist, besteht.
O du, Gespielin der Kolossen,
O weise, zürnende Natur,
Was je ein Riesenherz beschlossen,
Es keimt in deiner Schule nur;
Wohl ist Arkadien entflohen,
Des Lebens bess're Frucht gedeiht
Durch sie, die Mutter der Heroen,
Die eherne Nothwendigkeit.
Für meines Lebens goldnen Morgen
Sey Dank, o Pepromene, dir!
Ein Saitenspiel und süße Sorgen
Und Träum' und Thränen gabst du mir!
Die Flammen und die Stürme schonten
Mein jugendlich Elysium,
Und Ruh' und stille Liebe thronten
In meines Herzens Heiligthum.
Es reife von des Mittags Flamme,
Es reife nur von Kampf und Schmerz
Die Blüth' am grenzenlosen Stamme,
Wie Sprosse Gottes, dieses Herz!
Beflügelt von dem Sturm, erschwinge
Mein Geist des Lebens höchste Lust,
Der Tugend Siegeslust verjünge
Bei kargem Glücke mir die Brust!
Im heiligsten der Stürme falle
Zusammen meine Kerkerwand,
Und herrlicher und freier walle
Mein Geist in's unbekannte Land!
Hier blutet oft der Adler Schwinge;
Auch drüben warte Kampf und Schmerz!
Bis an der Sonnen letzte ringe,
Genährt vom Siege, dieses Herz!