<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> <!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> <html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> <head> <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> <link href="../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> <title>Seiner Mutter zum zwei und siebenzigsten Geburts-Tag.</title> </head> <body> <h4>Seiner Mutter zum zwei und siebenzigsten Geburts-Tag.</h4> <p>Vieles hast Du erlebt, Du theure Mutter! und ruhst nun<br /> Glücklich, von Fernen und Nah'n liebend beim Namen genannt,<br /> Mir auch herzlich geehrt in des Alters silberner Krone,<br /> Unter den Kindern, die Dir reifen und wachsen und blüh'n.<br /> Langes Leben hat Dir die sanfte Seele gewonnen,<br /> Und die Hoffnung, die Dich freundlich im Leiden geführt.<br /> Denn zufrieden bist Du und fromm, wie die Mutter, die einst den<br /> Besten der Menschen, den Freund unserer Erde, gebar.<br /> Ach! sie wissen es nicht, wie der Hohe wandelt' im Volke,<br /> Und vergessen ist fast, was der Lebendige war.<br /> Wenige kennen ihn doch, und oft erscheint erheiternd<br /> Mitten in stürmischer Zeit ihnen das himmlische Bild.<br /> Allversöhnend und still, mit armen Sterblichen gieng er,<br /> Dieser einzige Mann, göttlich im Geiste, dahin.<br /> Keins der Lebenden war aus seiner Seele geschlossen,<br /> Und die Leiden der Welt trug er an liebender Brust.<br /> Mit dem Tode befreundet' er sich, im Namen der Andern<br /> Gieng er aus Schmerzen und Müh'n, siegend, zum Vater zurück.<br /> Und Du kennest ihn auch, Du theuere Mutter, und wandelst<br /> Glaubend und duldend und still ihm dem Erhabenen nach.<br /> Sieh! es haben mich selbst verjüngt die kindlichen Worte,<br /> Und es rinnen, wie einst, Thränen vom Auge mir noch;<br /> Und ich denke zurück an längst vergangene Tage,<br /> Und die Heimath erfreut wieder mein einsam Gemüth,<br /> Und das Haus, wo ich einst bei deinen Segnungen aufwuchs,<br /> Wo, von Liebe genährt, schneller der Knabe gedieh.<br /> Ach! wie dacht' ich dann oft, Du solltest meiner Dich freuen,<br /> Wenn ich ferne mich sah wirkend in offener Welt.<br /> Manches hab' ich versucht und geträumt und habe die Brust mir<br /> Wund gerungen indeß, aber ihr heilet sie mir<br /> O ihr Lieben; und lange, wie Du, o Mutter! zu leben,<br /> Will ich lernen; es ist ruhig das Alter und fromm.<br /> Kommen will ich zu Dir, dann segne den Enkel noch einmal,<br /> Daß Dir halte der Mann, was er, als Knabe, gelobt.</p> </body> </html>