From b3fcd319115914c9579b752f668364293918221b Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 15:12:45 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/umbra-vitae/07-mond.xhtml | 79 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 79 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/umbra-vitae/07-mond.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/umbra-vitae/07-mond.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/umbra-vitae/07-mond.xhtml b/OEBPS/Text/umbra-vitae/07-mond.xhtml new file mode 100644 index 0000000..714df17 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/umbra-vitae/07-mond.xhtml @@ -0,0 +1,79 @@ + + + + + + + + Mond + + + +
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MOND

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+Den blutrot dort der Horizont gebiert,
+Der aus der Hölle großen Schlünden steigt,
+Sein Purpurhaupt mit Wolken schwarz verziert,
+Wie um der Götter Stirn Akanthus schweigt,

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+Er setzt den großen goldnen Fuß voran
+Und spannt die breite Brust wie ein Atleth,
+Und wie ein Partherfürst zieht er bergan,
+Des Schläfe goldenes Gelock umweht.

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+Hoch über Sardes und der schwarzen Nacht,
+Auf Silbertürmen und der Zinnen Meer,
+Wo mit Posaunen schon der Wächter wacht,
+Der ruft vom Pontos bald den Morgen her.

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+Zu seinem Fuße schlummert Asia weit
+Im blauen Schatten, unterm Ararat,
+Des Schneehaupt schimmert durch die Einsamkeit,
+Bis wo Arabia in das weiche Bad

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+Der Meere mit den weißen Füßen steigt
+Und fern im Süden, wie ein großer Schwan,
+Sein Haupt der Sirius auf die Wasser neigt
+Und singend schwimmt hinab den Ocean.

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+Mit großen Brücken, blau wie blanker Stahl,
+Mit Mauern, weiß wie Marmor, ruhet aus
+Die große Ninive im schwarzen Tal,
+Und wenig Fackeln werfen noch hinaus

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+Ihr Licht, wie Speere weit, wo dunkel braust
+Der Euphrat, der sein Haupt in Wüsten taucht.
+Die Susa ruht, um ihre Stirne saust
+Ein Schwarm von Träumen, die vom Wein noch raucht.

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+Hoch auf der Kuppel, auf dem dunklen Strom
+Belauscht allein der bösen Sterne Bahn
+In weißem Faltenkleid ein Astronom,
+Der neigt sein Scepter dem Aldebaran,

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+Der mit dem Monde kämpft um weißen Glanz,
+Wo ewig strahlt die Nacht und ferne stehn
+Am Wüstenrand im blauen Lichte ganz
+Einsame Brunnen und die Winde wehn

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+Ölwälder fern um leere Tempel lind,
+Ein See von Silber, und in schmaler Schlucht
+Uralter Berge tief im Grunde rinnt
+Ein Wasser sanft um dunkler Ulmen Bucht.

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+ + + -- cgit v1.2.3