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authorPatrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc>2020-03-04 15:34:57 +0100
committerPatrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc>2020-03-04 15:34:57 +0100
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+ <title>Aus der Harzreise.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h2 class="section center">Aus der Harzreise.</h2>
+
+<h4 class="center">1824.</h4>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Prolog.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>Prolog.</h4>
+
+<p>
+Schwarze Röcke, seid'ne Strümpfe,<br />
+Weiße, höfliche Manschetten,<br />
+Sanfte Reden, Embrassiren&nbsp;&ndash;<br />
+Ach, wenn sie nur Herzen hätten!
+</p>
+<p>
+Herzen in der Brust, und Liebe,<br />
+Warme Liebe in dem Herzen&nbsp;&ndash;<br />
+Ach, mich tödtet ihr Gesinge<br />
+Von erlog'nen Liebesschmerzen.
+</p>
+<p>
+Auf die Berge will ich steigen,<br />
+Wo die frommen Hütten stehen,<br />
+Wo die Brust sich frei erschließet,<br />
+Und die freien Lüfte wehen.
+</p>
+<p>
+Auf die Berge will ich steigen,<br />
+Wo die dunkeln Tannen ragen,<br />
+Bäche rauschen, Vögel singen,<br />
+Und die stolzen Wolken jagen.
+</p>
+<p>
+Lebet wohl, ihr glatten Säle!<br />
+Glatte Herren! glatte Frauen!<br />
+Auf die Berge will ich steigen,<br />
+Lachend auf Euch niederschauen.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Bergidylle.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>Bergidylle.</h4>
+
+<h5>I.</h5>
+
+<p>
+Auf dem Berge steht die Hütte,<br />
+Wo der alte Bergmann wohnt;<br />
+Dorten rauscht die grüne Tanne,<br />
+Und erglänzt der gold'ne Mond.
+</p>
+<p>
+In der Hütte steht ein Lehnstuhl,<br />
+Reich geschnitzt und wunderlich,<br />
+Der darauf sitzt, der ist glücklich,<br />
+Und der Glückliche bin Ich!
+</p>
+<p>
+Auf dem Schemel sitzt die Kleine,<br />
+Stützt den Arm auf meinen Schooß;<br />
+Aeuglein wie zwei blaue Sterne,<br />
+Mündlein wie die Purpurros'.
+</p>
+<p>
+Und die lieben, blauen Sterne<br />
+Schau'n mich an so himmelgroß,<br />
+Und sie legt den Lilienfinger<br />
+Schalkhaft auf die Purpurros'.
+</p>
+<p>
+Nein, es sieht uns nicht die Mutter,<br />
+Denn sie spinnt mit großem Fleiß,<br />
+Und der Vater spielt die Zitter,<br />
+Und er singt die alte Weis'.
+</p>
+<p>
+Und die Kleine flüstert leise,<br />
+Leise, mit gedämpftem Laut;<br />
+Manches wichtige Geheimniß<br />
+Hat sie mir schon anvertaut.
+</p>
+<p>
+»Aber seit die Muhme todt ist,<br />
+Können wir ja nicht mehr geh'n<br />
+Nach dem Schützenhof zu Goslar,<br />
+Und dort ist es gar zu schön.
+</p>
+<p>
+»Hier dagegen ist es einsam,<br />
+Auf der kalten Bergeshöh',<br />
+Und des Winters sind wir gänzlich<br />
+Wie vergraben in dem Schnee.
+</p>
+<p>
+»Und ich bin ein banges Mädchen,<br />
+Und ich fürcht' mich wie ein Kind<br />
+Vor den bösen Bergesgeistern,<br />
+Die des Nachts geschäftig sind.«;
+</p>
+<p>
+Plötzlich schweigt die liebe Kleine,<br />
+Wie vom eignen Wort erschreckt,<br />
+Und sie hat mit beiden Händchen<br />
+Ihre Aeugelein bedeckt.
+</p>
+<p>
+Lauter rauscht die Tanne draußen,<br />
+Und das Spinnrad schnarrt und brummt,<br />
+Und die Zither klingt dazwischen,<br />
+Und die alte Weise summt:
+</p>
+<p>
+Fürcht' dich nicht, du liebes Kindchen,<br />
+Vor der bösen Geister Macht;<br />
+Tag und Nacht, du liebes Kindchen,<br />
+Halten Englein bei dir Wacht!«;
+</p>
+
+<h5>II.</h5>
+
+<p>
+Tannenbaum, mit grünen Fingern,<br />
+Pocht an's nied're Fensterlein,<br />
+Und der Mond, der gelbe Lauscher,<br />
+Wirft sein süßes Licht herein.
+</p>
+<p>
+Vater, Mutter schnarchen leise<br />
+In dem nahen Schlafgemach,<br />
+Doch wir beide, selig schwatzend,<br />
+Halten uns einander wach.
+</p>
+<p>
+»Daß du gar zu oft gebetet,<br />
+Das zu glauben wird mir schwer,<br />
+Jenes Zucken deiner Lippen<br />
+Kommt wohl nicht vom Beten her.
+</p>
+<p>
+»Jenes böse, kalte Zucken,<br />
+Das erschreckt mich jedesmal,<br />
+Doch die dunkle Angst beschwichtigt<br />
+Deiner Augen frommer Strahl.
+</p>
+<p>
+»Auch bezweifl' ich, daß du glaubest,<br />
+Was so rechter Glauben heißt,<br />
+Glaubst wohl nicht an Gott den Vater,<br />
+An den Sohn und heil'gen Geist?«;&nbsp;&ndash;
+</p>
+<p>
+Ach, mein Kindchen, schon als Knabe,<br />
+Als ich saß auf Mutters Schooß,<br />
+Glaubte ich an Gott den Vater,<br />
+Der da waltet gut und groß;
+</p>
+<p>
+Der die schöne Erd' erschaffen,<br />
+Und die schönen Menschen d'rauf,<br />
+Der den Sonnen, Monden, Sternen<br />
+Vorgezeichnet ihren Lauf.
+</p>
+<p>
+Als ich größer wurde, Kindchen,<br />
+Noch viel mehr begriff ich schon,<br />
+Und begriff, und ward vernünftig,<br />
+Und ich glaub' auch an den Sohn;
+</p>
+<p>
+An den lieben Sohn, der liebend<br />
+Uns die Liebe offenbart,<br />
+Und zum Lohne, wie gebräuchlich,<br />
+Von dem Volk gekreuzigt ward.
+</p>
+<p>
+Jetzo, da ich ausgewachsen,<br />
+Viel gelesen, viel gereist,<br />
+Schwillt mein Herz, und ganz von Herzen<br />
+Glaub' ich an den heil'gen Geist.
+</p>
+<p>
+Dieser that die größten Wunder,<br />
+Und viel größ're thut er noch;<br />
+Er zerbrach die Zwingherrnburgen,<br />
+Und zerbrach des Knechtes Joch.
+</p>
+<p>
+Alte Todeswunden heilt er,<br />
+Und erneut das alte Recht:<br />
+Alle Menschen, gleichgeboren,<br />
+Sind ein adliges Geschlecht.
+</p>
+<p>
+Er verscheucht die bösen Nebel,<br />
+Und das dunkle Hirngespinst,<br />
+Das uns Lieb' und Lust verleidet,<br />
+Tag und Nacht uns angegrinzt.
+</p>
+<p>
+Tausend Ritter, wohlgewappnet,<br />
+Hat der heil'ge Geist erwählt,<br />
+Seinen Willen zu erfüllen,<br />
+Und er hat sie muthbeseelt.
+</p>
+<p>
+Ihre theuern Schwerdter blitzen,<br />
+Ihre guten Banner weh'n!<br />
+Ei, du möchtest wohl, mein Kindchen,<br />
+Solche stolze Ritter seh'n?
+</p>
+<p>
+Nun, so schau' mich an, mein Kindchen,<br />
+Küsse mich und schaue dreist;<br />
+Denn ich selber bin ein solcher<br />
+Ritter von dem heil'gen Geist.
+</p>
+
+<h5>III.</h5>
+
+<p>
+Still versteckt der Mond sich draußen<br />
+Hinter'm grünen Tannenbaum,<br />
+Und im Zimmer unsre Lampe<br />
+Flackert matt und leuchtet kaum.
+</p>
+<p>
+Aber meine blauen Sterne<br />
+Strahlen auf in heller'm Licht,<br />
+Und es glühn die Purpurröslein,<br />
+Und das liebe Mädchen spricht:
+</p>
+<p>
+»Kleines Völkchen, Wichtelmännchen,<br />
+Stehlen unser Brod und Speck,<br />
+Abends liegt es noch im Kasten,<br />
+Und des Morgens ist es weg.
+</p>
+<p>
+»Kleines Völkchen, unsre Sahne<br />
+Nascht es von der Milch, und läßt<br />
+Unbedeckt die Schüssel stehen,<br />
+Und die Katze säuft den Rest.
+</p>
+<p>
+»Und die Katz' ist eine Hexe,<br />
+Denn sie schleicht, bei Nacht und Sturm,<br />
+Drüben nach dem Geisterberge,<br />
+Nach dem altverfall'nen Thurm.
+</p>
+<p>
+»Dort hat einst ein Schloß gestanden,<br />
+Voller Lust und Waffenglanz;<br />
+Blanke Ritter, Frau'n und Knappen<br />
+Schwangen sich im Fackeltanz.
+</p>
+<p>
+»Da verwünschte Schloß und Leute<br />
+Eine böse Zauberin,<br />
+Nur die Trümmer blieben stehen,<br />
+Und die Eulen nisten d'rin.
+</p>
+<p>
+»Doch die sel'ge Muhme sagte:<br />
+Wenn man spricht das rechte Wort,<br />
+Nächtlich zu der rechten Stunde,<br />
+Drüben an dem rechten Ort:
+</p>
+<p>
+»So verwandeln sich die Trümmer<br />
+Wieder in ein helles Schloß,<br />
+Und es tanzen wieder lustig<br />
+Ritter, Frau'n und Knappentroß;
+</p>
+<p>
+»Und wer jenes Wort gesprochen,<br />
+Dem gehören Schloß und Leut',<br />
+Pauken und Trompeten huld'gen<br />
+Seiner jungen Herrlichkeit.«;
+</p>
+<p>
+Also blühen Mährchenbilder<br />
+Aus des Mundes Röselein,<br />
+Und die Augen gießen drüber<br />
+Ihren blauen Sternenschein.
+</p>
+<p>
+Ihre gold'nen Haare wickelt<br />
+Mir die Kleine um die Händ',<br />
+Giebt den Fingern hübsche Namen,<br />
+Lacht und küßt, und schweigt am End'.
+</p>
+<p>
+Und im stillen Zimmer Alles<br />
+Blickt mich an so wohlvertraut;<br />
+Tisch und Schrank, mir ist als hätt' ich<br />
+Sie schon früher mal geschaut.
+</p>
+<p>
+Freundlich ernsthaft schwatzt die Wanduhr,<br />
+Und die Zither, hörbar kaum,<br />
+Fängt von selber an zu klingen,<br />
+Und ich sitze wie im Traum.
+</p>
+<p>
+Jetzo ist die rechte Stunde,<br />
+Und es ist der rechte Ort;<br />
+Staunen würdest du, mein Kindchen,<br />
+Spräch' ich aus das rechte Wort.
+</p>
+<p>
+Sprech' ich jenes Wort, so dämmert<br />
+Und erbebt die Mitternacht,<br />
+Bach und Tannen brausen lauter,<br />
+Und der alte Berg erwacht.
+</p>
+<p>
+Zitherklang und Zwergenlieder<br />
+Tönen aus des Berges Spalt,<br />
+Und es sprießt, wie'n toller Frühling,<br />
+D'raus hervor ein Blumenwald;
+</p>
+<p>
+Blumen, kühne Wunderblumen,<br />
+Blätter, breit und fabelhaft,<br />
+Duftig bunt und hastig regsam.<br />
+Wie gedrängt von Leidenschaft.
+</p>
+<p>
+Rosen, wild wie rothe Flammen,<br />
+Sprüh'n aus dem Gewühl hervor;<br />
+Lilien, wie krystall'ne Pfeiler,<br />
+Schießen himmelhoch empor.
+</p>
+<p>
+Und die Sterne, groß wie Sonnen,<br />
+Schau'n herab mit Sehnsuchtgluth;<br />
+In der Lilien Riesenkelche<br />
+Strömet ihre Strahlenfluth.
+</p>
+<p>
+Doch wir selber, süßes Kindchen,<br />
+Sind verwandelt noch viel mehr;<br />
+Fackelglanz und Gold und Seide<br />
+Schimmern lustig um uns her.
+</p>
+<p>
+Du, du wurdest zur Prinzessiin,<br />
+Diese Hütte ward zum Schloß,<br />
+Und da jubeln und da tanzen<br />
+Ritter, Frau'n und Knappentroß.
+</p>
+<p>
+Aber Ich, ich hab' erworben<br />
+Dich und Alles, Schloß und Leut';<br />
+Pauken und Trompeten huld'gen<br />
+Meiner jungen Herrlichkeit!
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Der Hirtenknabe.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>Der Hirtenknabe.</h4>
+
+<p>
+König ist der Hirtenknabe,<br />
+Grüner Hügel ist sein Thron,<br />
+Ueber seinem Haupt die Sonne<br />
+Ist die große, goldne Kron'.
+</p>
+<p>
+Ihm zu Füßen liegen Schafe,<br />
+Weiche Schmeichler, rothbekreuzt;<br />
+Kavaliere sind die Kälber,<br />
+Und sie wandeln stolzgespreizt.
+</p>
+<p>
+Hofschauspieler sind die Böcklein,<br />
+Und die Vögel nnd die Küh',<br />
+Mit den Flöten, mit den Glöcklein,<br />
+Sind die Kammermusizi.
+</p>
+<p>
+Und das klingt und singt so lieblich,<br />
+Und so lieblich rauschen drein<br />
+Wasserfall und Tannenbäume,<br />
+Und der König schlummert ein.
+</p>
+<p>
+Unterdessen muß regieren<br />
+Der Minister, jener Hund,<br />
+Dessen knurriges Gebelle<br />
+Wiederhallet in der Rund'.
+</p>
+<p>
+Schläfrig lallt der junge König:<br />
+»Das Regieren ist so schwer,<br />
+Ach, ich wollt', daß ich zu Hause<br />
+Schon bei meiner Kön'gin wär'!
+</p>
+<p>
+»In den Armen meiner Kön'gin<br />
+Ruht mein Königshaupt so weich,<br />
+Und in ihren lieben Augen<br />
+Liegt mein unermeßlich Reich!«;
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Auf dem Brocken.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>Auf dem Brocken.</h4>
+
+<p>
+Heller wird es schon im Osten<br />
+Durch der Sonne kleines Glimmen,<br />
+Weit und breit die Bergesgipfel<br />
+In dem Nebelmeere schwimmen.
+</p>
+<p>
+Hätt' ich Siebenmeilenstiefel,<br />
+Lief ich mit der Hast des Windes,<br />
+Ueber jene Bergesgipfel,<br />
+Nach dem Haus des lieben Kindes.
+</p>
+<p>
+Von dem Bettchen, wo sie schlummert,<br />
+Zög' ich leise die Gardinen,<br />
+Leise küßt' ich ihre Stirne,<br />
+Leise ihres Munds Rubinen.
+</p>
+<p>
+Und noch leiser wollt' ich flüstern<br />
+In die kleinen Lilien-Ohren:<br />
+Denk' im Traum, daß wir uns lieben,<br />
+Und daß wir uns nie verloren.
+</p>
+
+</body>
+</html>
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+ <title>Die Ilse.</title>
+</head>
+
+<body>
+<h4>Die Ilse.</h4>
+
+<p>
+Ich bin die Prinzessin Ilse,<br />
+Und wohne im Ilsenstein;<br />
+Komm mit nach meinem Schlosse,<br />
+Wir wollen selig seyn.
+</p>
+<p>
+Dein Haupt will ich benetzen<br />
+Mit meiner klaren Well',<br />
+Du sollst deine Schmerzen vergessen,<br />
+Du sorgenkranker Gesell!
+</p>
+<p>
+In meinen weißen Armen,<br />
+An meiner weißen Brust,<br />
+Da sollst du liegen und träumen<br />
+Von alter Mährchenlust.
+</p>
+<p>
+Ich will dich küssen und herzen<br />
+Wie ich geherzt und geküßt<br />
+Den lieben Kaiser Heinrich,<br />
+Der nun gestorben ist.
+</p>
+<p>
+Es bleiben todt die Todten,<br />
+Und nur der Lebendige liebt;<br />
+Und ich bin schön und blühend,<br />
+Mein lachendes Herze bebt.
+</p>
+<p>
+Und bebt mein Herz dort unten,<br />
+So klingt mein kristallenes Schloß,<br />
+Es tanzen die Fräulein und Ritter,<br />
+Es jubelt der Knappentroß.
+</p>
+<p>
+Es rauschen die seidenen Schleppen,<br />
+Es klirren die Eisenspor'n,<br />
+Die Zwerge trompeten und pauken,<br />
+Und fiedeln und blasen das Horn.
+</p>
+<p>
+Doch dich soll mein Arm umschlingen<br />
+Wie er Kaiser Heinrich umschlang;<br />
+Ich hielt ihm zu die Ohren,<br />
+Wenn die Trompet' erklang.
+</p>
+
+</body>
+</html>