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diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/00.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/00.html new file mode 100644 index 0000000..593925c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/00.html @@ -0,0 +1,17 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Junge Leiden.</title> +</head> + +<body> +<h3 class="section center">Junge Leiden.</h3> +<h5 class="center">1817-1821</h5> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/01.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/01.html new file mode 100644 index 0000000..e40cebe --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/01.html @@ -0,0 +1,37 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Traumbilder I.</title> +</head> +<body> + +<h3 class="section center">Traumbilder</h3> + +<h4>I.</h4> + +<p> +<span class="initial">M</span>ir träumte einst von wildem Liebesglühen,<br /> +Von hübschen Locken, Myrthen und Resede,<br /> +Von süßen Lippen und von bittrer Rede,<br /> +Von düstrer Lieder düstern Melodien. +</p> +<p> +Verblichen und verweht sind längst die Träume,<br /> +Verweht ist gar mein liebstes Traumgebild!<br /> +Geblieben ist mir nur, was glutherfüllt<br /> +Ich einst gegossen hab' in weiche Reime. +</p> +<p> +Du bleibst, verwaistes Lied! Verweh' jetzt auch,<br /> +Und such' das Traumbild, das mir längst entschwunden,<br /> +Und grüß' es mir, wenn du es aufgefunden – <br /> +Dem luft'gen Schatten send' ich luft'gen Hauch. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/02.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/02.html new file mode 100644 index 0000000..e7a5a8e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/02.html @@ -0,0 +1,149 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>II.</title> +</head> + +<body> +<h4>II.</h4> + +<p> +Ein Traum, gar seltsam schauerlich,<br /> +Ergötzte und erschreckte mich.<br /> +Noch schwebt mir vor manch grausig Bild,<br /> +Und in dem Herzen wogt's mir wild. +</p> +<p> +Da war ein Garten, wunderschön,<br /> +Da wollt' ich lustig mich ergehn;<br /> +Viel schöne Blumen sahn mich an,<br /> +Ich hatte meine Freude dran. +</p> +<p> +Es zwitscherten die Vögelein<br /> +Viel muntre Liebesmelodei'n;<br /> +Die Sonne war von Gold umstrahlt,<br /> +Die Blumen lustig bunt bemalt. +</p> +<p> +Viel Balsamduft aus Kräutern rinnt,<br /> +Die Lüfte wehen lieb und lind;<br /> +Und Alles schimmert, Alles lacht,<br /> +Und zeigt mir freundlich seine Pracht. +</p> +<p> +Inmitten in dem Blumenland<br /> +Ein klarer Marmorbrunnen stand;<br /> +Da schaut' ich eine schöne Maid,<br /> +Die emsig wusch ein weißes Kleid. +</p> +<p> +Die Wänglein süß, die Aeuglein mild,<br /> +Ein blondgelocktes Heil'genbild;<br /> +Und wie ich schau, die Maid ich fand<br /> +So fremd und doch so wohl bekannt. +</p> +<p> +Die schöne Maid, die sputet sich,<br /> +Sie summt ein Lied gar wunderlich:<br /> +»Rinne, rinne, Wässerlein,<br /> +»Wasche, wasche Hemde rein.«; +</p> +<p> +Ich ging und nahete mich ihr,<br /> +Und flüsterte: O sage mir,<br /> +Du wunderschöne, süße Maid!<br /> +Für wen ist dieses weiße Kleid? +</p> +<p> +Da sprach sie schnell: Sey bald bereit,<br /> +Ich wasche dir dein Todtenkleid!<br /> +Und als sie dieß gesprochen kaum,<br /> +Zerfloß das ganze Bild, wie Schaum. – +</p> +<p> +Schnell fortgezaubert stand ich bald<br /> +In einem düstern, wilden Wald.<br /> +Die Bäume ragten himmelan;<br /> +Ich stand erstaunt und sann und sann. +</p> +<p> +Und horch! welch dumpfer Wiederhall!<br /> +Wie ferner Aextenschläge Schall;<br /> +Ich eil' durch Busch und Wildniß fort,<br /> +Und komm' an einen freien Ort. +</p> +<p> +Inmitten in dem grünen Raum,<br /> +Da stand ein großer Eichenbaum;<br /> +Und sieh! mein Mägdlein wundersam<br /> +Haut mit dem Beil den Eichenstamm. +</p> +<p> +Und Schlag auf Schlag, und sonder Weil',<br /> +Summt sie ein Lied und schwingt das Beil:<br /> +»Eisen blink, Eisen blank,<br /> +»Zimmre hurtig Eichenschrank.«; +</p> +<p> +Ich ging und nahete mich ihr,<br /> +Und flüsterte: O sage mir,<br /> +Du wundersüßes Mägdelein,<br /> +Wem zimmerst du den Eichenschrein? +</p> +<p> +Da sprach sie schnell: Die Zeit ist karg,<br /> +Ich zimmre deinen Todtensarg!<br /> +Und als sie dieß gesprochen kaum,<br /> +Zerfloß das ganze Bild, wie Schaum. – +</p> +<p> +Es lag so bleich, es lag so weit<br /> +Ringsum nur kahle, kahle Heid;<br /> +Ich wußte nicht wie mir geschah,<br /> +Und heimlich schauernd stand ich da. +</p> +<p> +Und nun ich eben fürder schweif',<br /> +Gewahr' ich einen weißen Streif;<br /> +Ich eilt' drauf zu, und eilt' und stand,<br /> +Und sieh! die schöne Maid ich fand. +</p> +<p> +Auf weiter Heid stand weiße Maid,<br /> +Grub tief die Erd' mit Grabescheit.<br /> +Kaum wagt ich noch sie anzuschau'n,<br /> +Sie war so schön und doch ein Grau'n. +</p> +<p> +Die schöne Maid, die sputet sich,<br /> +Sie summt ein Lied gar wunderlich:<br /> +»Spaten, Spaten, scharf und breit,<br /> +»Schaufle Grube tief und weit.«; +</p> +<p> +Ich ging und nahete mich ihr<br /> +Und flüsterte: O sage mir,<br /> +Du wunderschöne, süße Maid,<br /> +Was diese Grube hier bedeut't? +</p> +<p> +Da sprach sie schnell: Sey still, mein Knab',<br /> +Ich schaufle dir ein kühles Grab.<br /> +Und als so sprach die schöne Maid,<br /> +Da öffnet sich die Grube weit; +</p> +<p> +Und als ich in die Grube schaut',<br /> +Ein kalter Schauer mich durchgraut;<br /> +Und in die dunkle Grabesnacht<br /> +Stürzt' ich hinein, – und bin erwacht. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/03.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/03.html new file mode 100644 index 0000000..4a6075e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/03.html @@ -0,0 +1,33 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>III.</title> +</head> + +<body> +<h4>III.</h4> + +<p> +Im nächt'gen Traum hab' ich mich selbst geschaut,<br /> +Im schwarzen Gallafrack und seidner Weste,<br /> +Manschetten an der Hand, als ging's zum Feste,<br /> +Und vor mir stand mein Liebchen, süß und traut.<br /> +Ich beugte mich und sagte: »Sind Sie Braut?<br /> +Ei! ei! so gratulir' ich, meine Beste!«;<br /> +Doch fast die Kehle mir zusammenpreste<br /> +Der langgezog'ne, vornehm kalte Laut.<br /> +Und bitt're Thränen plötzlich sich ergossen<br /> +Aus Liebchens Augen, und in Thränenwogen<br /> +Ist mir das holde Bildniß fast zerflossen.<br /> +O süße Augen, fromme Liebessterne,<br /> +Obschon ihr mir im Wachen oft gelogen,<br /> +Und auch im Traum, glaub' ich euch dennoch gerne! +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/04.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/04.html new file mode 100644 index 0000000..f98b532 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/04.html @@ -0,0 +1,33 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>IV.</title> +</head> + +<body> +<h4>IV.</h4> + +<p> +Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig,<br /> +Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit,<br /> +Trug weiße Wäsche und ein feines Kleid,<br /> +Inwendig aber war es grob und schmutzig.<br /> +Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig,<br /> +Jedoch von außen voller Würdigkeit;<br /> +Von der Courage sprach es lang und breit,<br /> +Und that sogar recht trotzig und recht stutzig.<br /> +»Und weißt du, wer das ist? Komm her und schau'!«;<br /> +So sprach der Traumgott, und er zeigt mir schlau<br /> +Die Bilderfluth in eines Spiegels Rahmen.<br /> +Vor einem Altar stand das Männchen da,<br /> +Mein Lieb daneben, Beide sprachen: Ja!<br /> +Und tausend Teufel riefen lachend: Amen! +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/05.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/05.html new file mode 100644 index 0000000..53eb22e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/05.html @@ -0,0 +1,83 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>V.</title> +</head> + +<body> +<h4>V.</h4> + +<p> +Was treibt und tobt mein tolles Blut?<br /> +Was flammt mein Herz in wilder Gluth?<br /> +Es kocht mein Blut und zischt und gährt,<br /> +Und grimme Gluth mein Herz verzehrt. +</p> +<p> +Das Blut ist toll, die Flamme wild,<br /> +Weil zu mir kam ein Traumgebild;<br /> +Es kam der finstre Sohn der Nacht,<br /> +Und hat mich keuchend fortgebracht. +</p> +<p> +Er bracht' mich in ein helles Haus,<br /> +Wo Harfenklang und Saus und Braus,<br /> +Und Fackelglanz und Kerzenschein;<br /> +Ich kam zum Saal, ich trat hinein. +</p> +<p> +Das war ein lustig Hochzeitfest;<br /> +Zu Tafel saßen froh die Gäst'.<br /> +Und wie ich nach dem Brautpaar schaut', –<br /> +O weh! mein Liebchen war die Braut. +</p> +<p> +Das war mein Liebchen wunnesam,<br /> +Ein fremder Mann war Bräutigam;<br /> +Dicht hinter'm Ehrenstuhl der Braut,<br /> +Da blieb ich stehn, gab keinen Laut. +</p> +<p> +Es rauscht Musik, – gar still stand ich;<br /> +Der Freudenlärm betrübte mich.<br /> +Der Bräutgam oft gar zärtlich blickt,<br /> +Die Braut erwiedert's hold und nickt. +</p> +<p> +Der Bräutgam füllt den Becher sein,<br /> +Und trinkt daraus, und reicht gar fein<br /> +Der Braut ihn hin; sie lächelt Dank, –<br /> +O Weh! mein rothes Blut sie trank. +</p> +<p> +Die Braut ein hübsches Nepflein nahm,<br /> +Und reicht es hin dem Bräutigam.<br /> +Der nahm sein Messer, schnitt hinein, –<br /> +O Weh! das war das Herze mein. +</p> +<p> +Sie äugeln süß, sie äugeln lang,<br /> +Der Bräut'gam kühn die Braut umschlang,<br /> +Und küßt sie auf die Wangen roth, –<br /> +O Weh! mich küßt der kalte Tod. +</p> +<p> +Wie Blei lag meine Zung' im Mund',<br /> +Daß ich kein Wörtlein sprechen kunt.<br /> +Da rauscht es auf, der Tanz begann;<br /> +Das schmucke Brautpaar tanzt voran. +</p> +<p> +Und wie ich stand so leichenstumm,<br /> +Die Tänzer schweben flink herum; –<br /> +Ein leises Wort der Bräut'gam spricht,<br /> +Die Braut wird roth, doch zürnt sie nicht. – – +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/06.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/06.html new file mode 100644 index 0000000..7e0b7c0 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/06.html @@ -0,0 +1,107 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VI.</title> +</head> + +<body> +<h4>VI.</h4> + +<p> +Im süßen Traum bei stiller Nacht,<br /> +Da kam zu mir, mit Zauberpracht,<br /> +Die lang ersehnte Liebste mein,<br /> +Und goß mir Gluth in's Herz hinein. +</p> +<p> +Und wie ich schau', erglüh ich wild<br /> +Und wie ich schau, sie lächelt mild,<br /> +Und lächelt bis das Herz mir schwoll,<br /> +Und stürmisch kühn das Wort entquoll: +</p> +<p> +»Nimm hin, nimm alles was da mein,<br /> +Mein Liebstes will ich gern dir weih'n,<br /> +Dürft' ich dafür dein Buhle seyn,<br /> +Von Mitternacht bis Hahnenschrei'n.«; +</p> +<p> +Da staunt' mich an gar seltsamlich,<br /> +So lieb, so weh, und inniglich,<br /> +Und sprach zu mir die schöne Maid:<br /> +So gieb mir deine Seligkeit. +</p> +<p> +»Mein Leben süß, mein junges Blut,<br /> +Gäb' ich, mit Freud und wohlgemuth,<br /> +Für dich, o Mädchen, engelgleich, –<br /> +Doch nimmermehr das Himmelreich.«; +</p> +<p> +Wohl braust hervor mein rasches Wort,<br /> +Doch blühet schöner immerfort,<br /> +Und immer spricht die schöne Maid:<br /> +O gieb mir deine Seligkeit! +</p> +<p> +Dumpf dröhnt dieß Wort mir in's Gehör,<br /> +Und schleudert mir ein Gluthenmeer<br /> +Wohl in den tiefsten Seelenraum;<br /> +Ich athme schwer, ich athme kaum. – +</p> +<p> +Da waren weiße Engelein,<br /> +Die glänzten hell im Rosenschein;<br /> +Nun aber stürmte wild herauf<br /> +Ein gräulich schwarzer Koboldhauf'. +</p> +<p> +Die rangen mit den Engelein,<br /> +Und drängten fort die Engelein;<br /> +Und endlich auch die schwarze Schaar<br /> +In Nebelduft zerronnen war. – +</p> +<p> +Ich aber wollt' in Lust vergehn,<br /> +Ich hielt im Arm mein Liebchen schön;<br /> +Wie'n Rehlein süß umschmiegt sie mich,<br /> +Doch weint sie auch recht bitterlich. +</p> +<p> +Feins Liebchen weint; ich weiß warum,<br /> +Und küß' ihr Rosenmündlein stumm. –<br /> +»O still', feins Lieb, die Thränenfluth,<br /> +Gieb her, feins Lieb, nur Minnegluth.«; +</p> +<p> +»Ergieb dich meiner Minnegluth – «;<br /> +Da plötzlich starr't zu Eis mein Blut;<br /> +Laut bebet auf der Erde Grund,<br /> +Und öffnet gähnend seinen Schlund. +</p> +<p> +Und aus dem Abgrund schwarz und graus<br /> +Stieg wild die schwarze Schaar heraus.<br /> +Aus meinen Armen schwand feins Lieb;<br /> +Ich ganz alleine stehen blieb. +</p> +<p> +Da tanzt im Kreise wunderbar,<br /> +Um mich herum, die schwarze Schaar,<br /> +Und drängt heran, erfaßt mich bald,<br /> +Und gellend Hohngelächter schallt. +</p> +<p> +Und immer enger wird der Kreis,<br /> +Und immer summt die Schauerweis':<br /> +Du gabest hin die Seligkeit,<br /> +Gehörst uns nun in Ewigkeit! +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/07.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/07.html new file mode 100644 index 0000000..7ab7059 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/07.html @@ -0,0 +1,145 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VII.</title> +</head> + +<body> +<h4>VII.</h4> + +<p> +Nun hast du das Kaufgeld, nun zögerst du doch?<br /> +Blutfinstrer Gesell, was zögerst du noch?<br /> +Schon sitze ich harrend im Kämmerlein traut,<br /> +Und Mitternacht nah't schon, – es fehlt nur die Braut. +</p> +<p> +Viel schauernde Lüftchen vom Kirchhofe wehn;<br /> +Ihr Lüftchen! habt ihr mein Bräutchen gesehn?<br /> +Viel blasse Larven gestalten sich da,<br /> +Umknixen mich grinsend, und nicken: O ja! +</p> +<p> +Pack' aus, was bringst du für Bothschafterei,<br /> +Du schwarzer Schlingel in Feuerlivrei?<br /> +»Die gnädige Herrschaft meldet sich an,<br /> +Gleich kommt sie gefahren im Drachengespann.«; +</p> +<p> +Du lieb grau Männchen, was ist dein Begehr?<br /> +Mein todter Magister, was treibt dich her?<br /> +Er schaut mich mit schweigend trübseligem Blick,<br /> +Und schüttelt das Haupt, und wandelt zurück. +</p> +<p> +Was winselt und wedelt mein zott'ger Gesell?<br /> +Was glimmert schwarz Katers Auge so hell?<br /> +Was heulen die Weiber mit fliegendem Haar?<br /> +Was lullt mir Frau Amme mein Wiegenlied gar? +</p> +<p> +Frau Amme bleib heut mit dem Singsang zu Haus,<br /> +Das Eiapopeia ist lange schon aus;<br /> +Ich fey're gar heute mein Hochzeitfest, –<br /> +Da schau' mal, dort kommen schon zierliche Gäst'. +</p> +<p> +Da schau' mal! Ihr Herren, das nenn' ich galant!<br /> +Ihr tragt, statt der Hüte, die Köpf' in der Hand!<br /> +Ihr Zappelbein-Leutchen im Galgen-Ornat,<br /> +Der Wind ist still, was kommt Ihr so spat? +</p> +<p> +Da kommt auch alt Besenstielmütterchen schon,<br /> +Ach segne mich, Mütterchen, bin ja dein Sohn;<br /> +Da zittert der Mund im weißen Gesicht:<br /> +»In Ewigkeit Amen!«; alt Mütterchen spricht. +</p> +<p> +Zwölf winddürre Musiker schlendern herein;<br /> +Blind Fidelweib holpert wohl hintendrein.<br /> +Da schleppt der Hanswurst, in buntscheckiger Jack',<br /> +Den Todtengräber huckepack. +</p> +<p> +Da tanzen zwölf Klosterjungfrauen herein;<br /> +Die schielende Kupplerin führet den Reih'n.<br /> +Da folgen zwölf lüsterne Pfäffelein schon,<br /> +Und pfeifen ein Schandlied im Kirchenton'. +</p> +<p> +Herr Trödler, o schrei dir nicht blau das Gesicht.<br /> +Im Fegfeuer nützt mir dein Pelzröckel nicht;<br /> +Dort heizet man gratis jahraus, jahrein,<br /> +Statt mit Holz, mit Fürsten- und Bettlergebein. +</p> +<p> +Die Blumenmädchen sind bucklicht und krumm,<br /> +Und purzeln kopfüber im Zimmer herum.<br /> +Ihr Eulengesichter mit Heuschreckenbein,<br /> +Hei! laßt mir das Rippengeklapper nur seyn! +</p> +<p> +Die sämmtliche Höll' ist los fürwahr!<br /> +Und lärmet und schwärmet in wachsender Schaar;<br /> +Sogar der Verdammniß-Walzer erschallt, –<br /> +Still, still! nun kommt mein feins Liebchen auch bald. +</p> +<p> +Gesindel sey still, oder trolle dich fort!<br /> +Ich höre kaum selber mein leibliches Wort, –<br /> +Ei, rasselt nicht eben ein Wagen vor?<br /> +Frau Köchin! wo bist du? schnell öffne das Thor. +</p> +<p> +Willkommen, feins Liebchen, wie geht's dir, mein<br /> +Schatz?<br /> +Willkommen Herr Pastor, ach nehmen Sie Platz!<br /> +Herr Pastor mit Pferdefuß und Schwanz,<br /> +Ich bin Eu'r Hochwürden Diensteigener ganz! +</p> +<p> +Lieb Bräutchen, was stehst du so stumm und bleich?<br /> +Der Herr Pastor schreitet zur Trauung sogleich;<br /> +Wohl zahl ich ihm theure, bluttheure Gebühr,<br /> +Doch dich zu besitzen gilt's Kinderspiel mir. +</p> +<p> +Knie' nieder, süß Bräutchen, knie' hin mir zur<br /> +Seit'! –<br /> +Da kniet sie, da sinkt sie, – o selige Freud! –<br /> +Sie sinkt mir an's Herz, an die schwellende Brust,<br /> +Ich halt' sie umschlungen mit schauernder Lust. +</p> +<p> +Die Goldlockenwellen umspielen uns beid';<br /> +An mein Herze pocht das Herze der Maid.<br /> +Sie pochen wohl beide vor Lust und vor Weh,<br /> +Und schweben hinauf in die Himmelshöh'. +</p> +<p> +Die Herzlein schwammen im Freudensee,<br /> +Dort oben in Gottes heil'ger Höh';<br /> +Doch über den Häuptern viel Grausen sich regt,<br /> +Da hat die Hölle die Hand gelegt, +</p> +<p> +Das ist der finstre Sohn der Nacht,<br /> +Der hier den segnenden Priester macht;<br /> +Er murmelt die Formel aus blutigem Buch,<br /> +Sein Beten ist Lästern, sein Segnen ist Fluch. +</p> +<p> +Und es krächzet und zischet und heulet toll,<br /> +Wie Wogengebrause, wie Donnergeroll;<br /> +Da blitzet auf einmal ein bläuliches Licht, –<br /> +»In Ewigkeit Amen!«; alt Mütterchen spricht. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/08.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/08.html new file mode 100644 index 0000000..fc58893 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/08.html @@ -0,0 +1,271 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VIII.</title> +</head> + +<body> +<h4>VIII.</h4> + +<p> +Ich kam von meiner Herrin Haus,<br /> +Und wandelt' in Wahnsinn und Mitternachtgraus.<br /> +Und wie ich am Kirchhof vorüber gehn will,<br /> +Da winken die Gräber ernst und still. +</p> +<p> +Da winkt's von des Spielmanns Leichenstein;<br /> +Das war der flimmernde Mondesschein.<br /> +Da lispelt's: Lieb Bruder, ich komme gleich!<br /> +Da steigt's aus dem Grabe nebelbleich. +</p> +<p> +Der Spielmann war's, der entstiegen jetzt,<br /> +Und hoch auf den Leichenstein sich setzt.<br /> +In die Saiten der Zither greift er schnell,<br /> +Und singt dabei recht hohl und grell: +</p> +<p> +Ei! kennt Ihr noch das alte Lied,<br /> +Das einst so wild die Brust durchglüht,<br /> +Ihr Saiten dumpf und trübe?<br /> +Die Engel, die nennen es Himmelsfreud, +</p> +<p> +Die Teufel, die nennen es Höllenleid,<br /> +Die Menschen, die nennen es: Liebe! +</p> +<p> +Kaum tönte des letzten Wortes Schall,<br /> +Da thaten sich auf die Gräber all';<br /> +Viel Luftgestalten dringen hervor,<br /> +Und umschweben den Spielmann und schrillen im Chor: +</p> +<p> +Liebe! Liebe! deine Macht<br /> +Hat uns hier zu Bett gebracht,<br /> +Und die Augen zugemacht, –<br /> +Ei, was rufst du in der Nacht? +</p> +<p> +So heult es verworren, und ächzet und girrt,<br /> +Und brauset und sauset, und krächzet und klirrt;<br /> +Und der tolle Schwarm den Spielmann umschweift,<br /> +Und der Spielmann wild in die Saiten greift: +</p> +<p> +Bravo! bravo! immer toll!<br /> +Seyd willkommen!<br /> +Habt vernommen<br /> +Daß mein Zauberwort erscholl, +</p> +<p> +Liegt man doch jahraus, jahrein,<br /> +Mäuschenstill im Kämmerlein;<br /> +Laßt uns heute lustig seyn!<br /> +Mit Vergunst, –<br /> +Seht erst zu, sind wir allein? –<br /> +Narren waren wir im Leben,<br /> +Und mit toller Wuth ergeben<br /> +Einer tollen Liebesbrunst.<br /> +Kurzweil soll uns heut nicht fehlen,<br /> +Jeder soll hier treu erzählen,<br /> +Was ihn weiland hergebracht,<br /> +Wie gehetzt,<br /> +Wie zerfetzt<br /> +Ihn die tolle Liebesjagd. +</p> +<p> +Da hüpft aus dem Kreise, so leicht, wie der Wind,<br /> +Ein mageres Wesen, das summend beginnt: +</p> +<p> +Ich war ein Schneidergeselle,<br /> +Mit Nadel und mit Scheer';<br /> +Ich war so flink und schnelle<br /> +Mit Nadel und mit Scheer'.<br /> +Da kam die Meisterstochter<br /> +Mit Nadel und mit Scheer';<br /> +Und hat mir in's Herz gestochen<br /> +Mit Nadel und mit Scheer'. +</p> +<p> +Da lachten die Geister im lustigen Chor;<br /> +Ein Zweiter trat still und ernst hervor: +</p> +<p> +Den Rinaldo Rinaldini,<br /> +Schinderhanno, Orlandini,<br /> +Und besonders Carlo Moor<br /> +Nahm ich mir als Muster vor. +</p> +<p> +Auch verliebt – mit Ehr' zu melden –<br /> +Hab' ich mich, wie jene Helden,<br /> +Und das schönste Frauenbild<br /> +Spukte mir im Kopfe wild. +</p> +<p> +Und ich seufzte auch und girrte;<br /> +Und wenn Liebe mich verwirrte,<br /> +Steckt' ich meine Finger rasch<br /> +In des Herren Nachbars Tasch'. +</p> +<p> +Doch der Gassenvogt mir grollte,<br /> +Daß ich Sehnsuchtsthränen wollte<br /> +Trocknen mit dem Taschentuch,<br /> +Das mein Nachbar bei sich trug. +</p> +<p> +Und nach frommer Häschersitte<br /> +Nahm man still mich in die Mitte,<br /> +Und das Zuchthaus, heilig groß,<br /> +Schloß mir auf den Mutterschooß. +</p> +<p> +Schwelgend süß in Liebessinnen,<br /> +Saß ich dort beim Wollespinnen,<br /> +Bis Rinaldos Schatten kam,<br /> +Und die Seele mit sich nahm. +</p> +<p> +Da lachten die Geister im lustigen Chor;<br /> +Geschminkt und geputzt trat ein Dritter hervor: +</p> +<p> +Ich war ein König der Bretter,<br /> +Und spielte das Liebhaberfach,<br /> +Ich brüllte manch wildes: Ihr Götter!<br /> +Ich seufzte manch zärtliches: Ach! +</p> +<p> +Den Mortimer spielt' ich am besten,<br /> +Maria war immer so schön!<br /> +Doch trotz der natürlichsten Gesten<br /> +Sie wollte mich nimmer versteh'n. – +</p> +<p> +Einst als ich verzweifelnd am Ende<br /> +»Maria, du Heilige!«; rief,<br /> +Da nahm ich den Dolch behende –<br /> +Und stach mich ein bischen zu tief. +</p> +<p> +Da lachten die Geister im lustigen Chor;<br /> +Im weißen Flausch trat ein Vierter hervor: +</p> +<p> +Vom Katheder schwatzte herab der Professor,<br /> +Er schwatzt', und ich schlief oft gut dabei ein;<br /> +Doch hätt' mir's behagt noch tausendmal besser<br /> +Bei seinem holdseligen Töchterlein. +</p> +<p> +Sie hatt' mir oft zärtlich am Fenster genicket,<br /> +Die Blume der Blumen, mein Lebenslicht!<br /> +Doch die Blume der Blumen ward endlich gepflücket<br /> +Vom dürren Philister, dem reichen Wicht. +</p> +<p> +Da flucht ich den Weibern und reichen Halunken,<br /> +Und mischte mir Teufelskraut in den Wein, –<br /> +Und hab' mit dem Tode Smollis getrunken,<br /> +Der sprach: Fiduzit, ich heiße Freund Hein! +</p> +<p> +Da lachten die Geister im lustigen Chor,<br /> +Einen Strick um den Hals trat ein Fünfter hervor: +</p> +<p> +Es prunkte und prahlte der Graf beim Wein<br /> +Mit dem Töchterchen sein und dem Edelgestein.<br /> +Was scheert mich, du Gräflein, dein Edelgestein,<br /> +Mir mundet weit besser dein Töchterlein. +</p> +<p> +Sie lagen wohl beid' unter Riegel und Schloß,<br /> +Und der Graf besold'te viel Dienergetroß. +</p> +<p> +Was scheeren mich Diener und Riegel und Schloß, –<br /> +Ich stieg getrost auf die Leitersproß. +</p> +<p> +An Liebchens Fensterlein klettr' ich getrost,<br /> +Da hör' ich es unten fluchen erbost:<br /> +»Fein sachte, mein Bübchen, muß auch dabei seyn,<br /> +Ich liebe ja auch die Edelgestein.«; +</p> +<p> +So spöttelt der Graf und erfaßt mich gar,<br /> +Und jauchzend umringt mich die Dienerschaar.<br /> +»Zum Teufel, Gesindel! Ich bin ja kein Dieb;<br /> +Ich wollte nur stehlen mein trautes Lieb!«; +</p> +<p> +Da half kein Gerede, da half kein Rath,<br /> +Da machte man hurtig die Stricke parat;<br /> +Wie die Sonne kam, da wundert sie sich,<br /> +Am hellen Galgen fand sie mich. +</p> +<p> +Da lachten die Geister im lustigen Chor;<br /> +Den Kopf in der Hand trat ein Sechster hervor. +</p> +<p> +Zum Waidwerk trieb mich Liebesharm;<br /> +Ich schlich umher, die Büchs' im Arm.<br /> +Da schnarret's hohl vom Baum herab,<br /> +Der Rabe rief: Kopf – ab! Kopf – ab! +</p> +<p> +O, spürt' ich doch ein Täubchen aus,<br /> +Ich brächt' es meinem Lieb nach Haus!<br /> +So dacht' ich, und in Busch und Strauch<br /> +Späh't rings umher mein Jägeraug'. +</p> +<p> +Was koset dort? was schnäbelt fein?<br /> +Zwei Turteltäubchen mögen's seyn.<br /> +Ich schleich herbei, – den Hahn gespannt, –<br /> +Sieh' da! mein eignes Lieb ich fand. +</p> +<p> +Das war mein Täubchen, meine Braut,<br /> +Ein fremder Mann umarmt sie traut, –<br /> +Nun, alter Schütze, treffe gut!<br /> +Da lag der fremde Mann im Blut'. +</p> +<p> +Bald drauf ein Zug mit Henkersfrohn –<br /> +Ich selbst dabei als Hauptperson –<br /> +Den Wald durchzog. Vom Baum herab<br /> +Der Rabe rief: Kopf – ab! Kopf – ab! +</p> +<p> +Da lachten die Geister im lustigen Chor;<br /> +Da trat der Spielmann selber hervor: +</p> +<p> +Ich hab' mal ein Liedchen gesungen,<br /> +Das schöne Lied ist aus; +</p> +<p> +Wenn das Herz im Leibe zersprungen,<br /> +Dann gehen die Lieder nach Haus! +</p> +<p> +Und das tolle Gelächter sich doppelt erhebt,<br /> +Und die bleiche Schaar im Kreise schwebt.<br /> +Da scholl vom Kirchthurm' »Eins«; herab,<br /> +Da stürzten die Geister sich heulend in's Grab. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/09.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/09.html new file mode 100644 index 0000000..56ec3eb --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/09.html @@ -0,0 +1,59 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>IX.</title> +</head> + +<body> +<h4>IX.</h4> + +<p> +Ich lag und schlief, und schlief recht mild,<br /> +Verscheucht war Gram und Leid;<br /> +Da kam zu mir ein Traumgebild,<br /> +Die allerschönste Maid. +</p> +<p> +Sie war wie Marmelstein so bleich,<br /> +Und heimlich wunderbar;<br /> +Im Auge schwamm es perlengleich,<br /> +Gar seltsam wallt' ihr Haar. +</p> +<p> +Und leise, leise sich bewegt<br /> +Die marmorblasse Maid,<br /> +Und an mein Herz sich niederlegt<br /> +Die marmorblasse Maid. +</p> +<p> +Wie bebt und pocht vor Weh und Lust,<br /> +Mein Herz, und brennet heiß!<br /> +Nicht bebt, nicht pocht der Schönen Brust,<br /> +Die ist so kalt wie Eis. +</p> +<p> +»Nicht bebt, nicht pocht wohl meine Brust,<br /> +Die ist wie Eis so kalt;<br /> +Doch kenn' auch ich der Liebe Lust,<br /> +Der Liebe Allgewalt. +</p> +<p> +Mir blüht kein Roth auf Mund und Wang,<br /> +Mein Herz durchströmt kein Blut;<br /> +Doch sträube dich nicht schauernd bang,<br /> +Ich bin dir hold und gut.«; +</p> +<p> +Und wilder noch umschlang sie mich,<br /> +Und that mir bald ein Leid;<br /> +Da kräht der Hahn – und stumm entwich<br /> +Die marmorblasse Maid. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/10.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/10.html new file mode 100644 index 0000000..5749372 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/10.html @@ -0,0 +1,59 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>X.</title> +</head> + +<body> +<h4>X.</h4> + +<p> +Da hab' ich viel blasse Leichen<br /> +Beschworen mit Wortesmacht;<br /> +Die wollen nun nicht mehr weichen<br /> +Zurück in die alte Nacht. +</p> +<p> +Das zähmende Sprüchlein vom Meister<br /> +Vergaß ich vor Schauer und Graus,<br /> +Nun zieh'n die eig'nen Geister<br /> +Mich selber in's neblichte Haus. +</p> +<p> +Laßt ab, ihr finstren Dämonen!<br /> +Laßt ab, und drängt mich nicht!<br /> +Noch manche Freude mag wohnen<br /> +Hier oben im Rosenlicht. +</p> +<p> +Ich muß ja immer streben<br /> +Nach der Blume wunderhold;<br /> +Was bedeutet' mein ganzes Leben,<br /> +Wenn ich Sie nicht lieben gesollt? +</p> +<p> +Ich möcht sie nur einmal umfangen,<br /> +Und pressen an's glühende Herz!<br /> +Nur einmal die Lippen und Wangen<br /> +Küssen mit sel'gem Schmerz. +</p> +<p> +Nur einmal aus ihrem Munde<br /> +Möcht' ich hören ein liebendes Wort, –<br /> +Alsdann wollt' ich folgen zur Stunde<br /> +Euch, Geister, zum finstern Ort. +</p> +<p> +Die Geister haben's vernommen,<br /> +Und nicken grausiglich.<br /> +Feins Liebchen, nun bin ich gekommen;<br /> +Feins Liebchen, liebst du mich? +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/00.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/00.html new file mode 100644 index 0000000..757c80d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/00.html @@ -0,0 +1,16 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; 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charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>III.</title> +</head> + +<body> +<h4>III.</h4> + +<p> +Ich wandelte unter den Bäumen<br /> +Mit meinem Gram allein;<br /> +Da kam das alte Träumen,<br /> +Und schlich mir in's Herz hinein. +</p> +<p> +Wer hat Euch dieß Wörtlein gelehret,<br /> +Ihr Vöglein in luftiger Höh?<br /> +Schweigt still, wenn mein Herz es höret,<br /> +Dann thut es noch einmal so weh. +</p> +<p> +»Es kam ein Jungfräulein gegangen,<br /> +Die sang es immerfort,<br /> +Da haben wir Vöglein gefangen<br /> +Das hübsche, goldne Wort.«; +</p> +<p> +Das sollt Ihr mir nicht mehr erzählen,<br /> +Ihr Vöglein wunderschlau;<br /> +Ihr wollt meinen Kummer mir stehlen,<br /> +Ich aber Niemanden trau'. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/04.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/04.html new file mode 100644 index 0000000..3173d30 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/04.html @@ -0,0 +1,29 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>IV.</title> +</head> + +<body> +<h4>IV.</h4> + +<p> +Lieb Liebchen, leg's Händchen auf's Herze mein;<br /> +Ach, hörst du, wie's pochet im Kämmerlein?<br /> +Da hauset ein Zimmermann schlimm und arg,<br /> +Der zimmert mir einen Todtensarg. +</p> +<p> +Es hämmert und klopfet bei Tag und bei Nacht;<br /> +Es hat mich schon längst um den Schlaf gebracht.<br /> +Ach! sputet Euch, Meister Zimmermann,<br /> +Damit ich balde schlafen kann. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/05.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/05.html new file mode 100644 index 0000000..edf1ff7 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/05.html @@ -0,0 +1,53 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; 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charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VI.</title> +</head> + +<body> +<h4>VI.</h4> + +<p> +Warte, warte, wilder Schiffmann,<br /> +Gleich folg' ich zum Hafen dir;<br /> +Von zwei Jungfraun nehm' ich Abschied,<br /> +Von Europa und von Ihr. +</p> +<p> +Blutquell, rinn' aus meinen Augen,<br /> +Blutquell, brich aus meinem Leib,<br /> +Daß ich mit dem heißen Blute<br /> +Meine Schmerzen niederschreib'. +</p> +<p> +Ei, mein Lieb, warum just heute<br /> +Schauderst du, mein Blut zu sehn?<br /> +Sahst mich bleich und herzeblutend<br /> +Lange Jahre vor dir stehn! +</p> +<p> +Kennst du noch das alte Liedchen<br /> +Von der Schlang im Paradies,<br /> +Die durch schlimme Apfelgabe<br /> +Unsern Ahn in's Elend stieß? +</p> +<p> +Alles Unheil brachten Aepfel!<br /> +Eva bracht' damit den Tod,<br /> +Eris brachte Trojas Flammen,<br /> +Du bracht'st beides, Flamm' und Tod. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/07.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/07.html new file mode 100644 index 0000000..e7a4174 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/07.html @@ -0,0 +1,41 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VII.</title> +</head> + +<body> +<h4>VII.</h4> + +<p> +Berg' und Burgen schau'n herunter<br /> +In den spiegelhellen Rhein,<br /> +Und mein Schiffchen segelt munter,<br /> +Rings umglänzt von Sonnenschein. +</p> +<p> +Ruhig seh' ich zu dem Spiele<br /> +Goldner Wellen, kraus bewegt;<br /> +Still erwachen die Gefühle,<br /> +Die ich tief im Busen hegt'. +</p> +<p> +Freundlich grüßend und verheißend<br /> +Lockt hinab des Stromes Pracht;<br /> +Doch ich kenn' ihn, oben gleißend,<br /> +Bringt sein Inn'res Tod und Nacht. +</p> +<p> +Oben Lust, im Busen Tücken,<br /> +Strom, du bist der Liebsten Bild!<br /> +Die kann auch so freundlich nicken,<br /> +Lächelt auch so fromm und mild. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/08.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/08.html new file mode 100644 index 0000000..c6bc244 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/08.html @@ -0,0 +1,23 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VIII.</title> +</head> + +<body> +<h4>VIII.</h4> + +<p> +Anfangs wollt ich fast verzagen,<br /> +Und ich glaubt' ich trüg' es nie,<br /> +Und ich hab' es doch getragen, –<br /> +Aber fragt mich nur nicht, wie? +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/09.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/09.html new file mode 100644 index 0000000..dc7a608 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/02_lieder/09.html @@ -0,0 +1,53 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>IX.</title> +</head> + +<body> +<h4>IX.</h4> + +<p> +Mit Myrthen und Rosen, lieblich und hold,<br /> +Mit duft'gen Zypressen und Flittergold,<br /> +Möcht' ich zieren dieß Buch wie 'nen Todtenschrein,<br /> +Und sargen meine Lieder hinein. +</p> +<p> +O könnt' ich die Liebe sargen hinzu!<br /> +Auf dem Grabe der Liebe wächst Blümlein der Ruh,<br /> +Da blüht es hervor, da pflückt man es ab, –<br /> +Doch mir blüht's nur, wenn ich selber im Grab. +</p> +<p> +Hier sind nun die Lieder, die einst so wild,<br /> +Wie ein Lavastrom, der dem Aetna entquillt,<br /> +Hervorgestürzt aus dem tiefsten Gemüth,<br /> +Und rings viel blitzende Funken versprüh't! +</p> +<p> +Nun liegen sie stumm und todtengleich,<br /> +Nun starren sie kalt und nebelbleich.<br /> +Doch auf's neu' die alte Gluth sie belebt,<br /> +Wenn der Liebe Geist einst über sie schwebt. +</p> +<p> +Und es wird mir im Herzen viel Ahnung laut:<br /> +Der Liebe Geist einst über sie thaut;<br /> +Einst kommt dieß Buch in deine Hand,<br /> +Du süßes Lieb im fernen Land. +</p> +<p> +Dann löst sich des Liedes Zauberbann,<br /> +Die blassen Buchstaben schaun dich an,<br /> +Sie schauen dir stehend in's schöne Aug',<br /> +Und flüstern mit Wehmuth und Liebeshauch. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/00.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/00.html new file mode 100644 index 0000000..b1d4e8f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/00.html @@ -0,0 +1,16 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Romanzen.</title> +</head> + +<body> +<h3 class="section center">Romanzen.</h3> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/01.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/01.html new file mode 100644 index 0000000..3c46601 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/01.html @@ -0,0 +1,42 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>I. Der Traurige.</title> +</head> + +<body> +<h4>I.</h4> +<h5>Der Traurige.</h5> + +<p> +Allen thut es weh im Herzen,<br /> +Die den bleichen Knaben sehn,<br /> +Dem die Leiden, dem die Schmerzen<br /> +Auf's Gesicht geschrieben stehn. +</p> +<p> +Mitleidvolle Lüfte fächeln<br /> +Kühlung seiner heißen Stirn;<br /> +Labung möcht' ins Herz ihm lächeln<br /> +Manche sonst so spröde Dirn'. +</p> +<p> +Aus dem wilden Lärm der Städter<br /> +Flüchtet er sich nach dem Wald.<br /> +Lustig rauschen dort die Blätter,<br /> +Lust'ger Vogelsang erschallt. +</p> +<p> +Doch der Sang verstummet balde,<br /> +Traurig rauschet Baum und Blatt,<br /> +Wenn der Traurige dem Walde<br /> +Langsam sich genähert hat. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/02.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/02.html new file mode 100644 index 0000000..3845a4d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/02.html @@ -0,0 +1,42 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Il. Die Bergstimme.</title> +</head> + +<body> +<h4>Il.</h4> +<h5>Die Bergstimme.</h5> + +<p> +Ein Reiter durch das Bergthal zieht,<br /> +Im traurig stillen Trab':<br /> +Ach! zieh' ich jetzt wohl in Liebchens Arm,<br /> +Oder zieh' ich in's dunkle Grab?<br /> +Die Bergstimm Antwort gab:<br /> +In's dunkle Grab! +</p> +<p> +Und weiter reitet der Reitersmann,<br /> +Und seufzet schwer dazu:<br /> +So zieh' ich denn hin in's Grab so früh, –<br /> +Wohlan im Grab ist Ruh.<br /> +Die Stimme sprach dazu:<br /> +Im Grab ist Ruh! +</p> +<p> +Dem Reitersmann eine Thräne rollt<br /> +Von der Wange bleich und kummervoll:<br /> +Und ist nur im Grabe die Ruhe für mich, –<br /> +So ist mir im Grabe wohl.<br /> +Die Stimm' erwiedert hohl:<br /> +Im Grabe wohl! +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/03.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/03.html new file mode 100644 index 0000000..d88b46a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/03.html @@ -0,0 +1,66 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>III. Zwei Brüder.</title> +</head> + +<body> +<h4>III.</h4> +<h5>Zwei Brüder.</h5> + +<p> +Oben auf der Bergesspitze<br /> +Liegt das Schloß in Nacht gehüllt;<br /> +Doch im Thale leuchten Blitze,<br /> +Helle Schwerter klirren wild. +</p> +<p> +Das sind Brüder, die dort fechten<br /> +Grimmen Zweikampf, wuthentbrannt.<br /> +Sprich, warum die Brüder rechten<br /> +Mit dem Schwerte in der Hand? +</p> +<p> +Gräfin Laura's Augenfunken<br /> +Zündeten den Brüderstreit;<br /> +Beide glühen liebestrunken<br /> +Für die adlig holde Maid. +</p> +<p> +Welchem aber von den beiden<br /> +Wendet sich ihr Herze zu?<br /> +Kein Ergrübeln kann's entscheiden, –<br /> +Schwert heraus, entscheide du! +</p> +<p> +Und sie fechten kühn verwegen,<br /> +Hieb auf Hiebe niederkracht's.<br /> +Hütet euch, Ihr wilden Degen,<br /> +Grausig Blendwerk schleichet Nachts. +</p> +<p> +Wehe! Wehe! blut'ge Brüder!<br /> +Wehe! Wehe! blut'ges Thal!<br /> +Beide Kämpfer stürzen nieder,<br /> +Einer in des andern Stahl. – +</p> +<p> +Viel Jahrhunderte verwehen,<br /> +Viel Geschlechter deckt das Grab;<br /> +Traurig von des Berges Höhen<br /> +Schaut das öde Schloß herab. +</p> +<p> +Aber Nachts, im Thalesgrunde,<br /> +Wandelt's heimlich, wunderbar,<br /> +Wenn da kommt die zwölfte Stunde,<br /> +Kämpfet dort das Brüderpaar. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/04.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/04.html new file mode 100644 index 0000000..082f52e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/04.html @@ -0,0 +1,80 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>IV. Der arme Peter.</title> +</head> + +<body> +<h4>IV.</h4> +<h5>Der arme Peter.</h5> + +<h6>1.</h6> + +<p> +Der Hans und die Grete tanzen herum,<br /> +Und jauchzen vor lauter Freude.<br /> +Der Peter steht so still und stumm,<br /> +Und ist so blaß wie Kreide. +</p> +<p> +Der Hans und die Grete sind Bräut'gam und Braut,<br /> +Und blitzen im Hochzeitgeschmeide.<br /> +Der arme Peter die Nägel kau't<br /> +Und geht im Werkeltagskleide. +</p> +<p> +Der Peter spricht leise vor sich her,<br /> +Und schaut betrübet auf beide:<br /> +Ach! wenn ich nicht gar zu vernünftig wär',<br /> +Ich thät' mir was zu leide. +</p> + +<h6>2.</h6> + +<p> +»In meiner Brust, da sitzt ein Weh,<br /> +Das will die Brust zersprengen;<br /> +Und wo ich steh' und wo ich geh',<br /> +Will's mich von hinnen drängen. +</p> +<p> +Es treibt mich nach der Liebsten Näh',<br /> +Als könnt's die Grete heilen;<br /> +Doch wenn ich der in's Auge seh',<br /> +Muß ich von hinnen eilen. +</p> +<p> +Ich steig' hinauf des Berges Höh',<br /> +Dort ist man doch alleine;<br /> +Und wenn ich still dort oben steh',<br /> +Dann steh' ich still und weine.«; +</p> + +<h6>3.</h6> + +<p> +Der arme Peter wankt vorbei,<br /> +Gar langsam, leichenblaß und scheu.<br /> +Es bleiben fast, wenn sie ihn sehn,<br /> +Die Leute auf der Straße stehn. +</p> +<p> +Die Mädchen flüstern sich in's Ohr:<br /> +»Der stieg wohl aus dem Grab' hervor.«;<br /> +Ach nein, Ihr lieben Jungfräulein,<br /> +Der legt sich erst in's Grab hinein. +</p> +<p> +Er hat verloren seinen Schatz,<br /> +Drum ist das Grab der beste Platz<br /> +Wo er am besten liegen mag,<br /> +Und schlafen bis zum jüngsten Tag. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/05.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/05.html new file mode 100644 index 0000000..ab11fcb --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/05.html @@ -0,0 +1,42 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>V. Lied des Gefangenen.</title> +</head> + +<body> +<h4>V.</h4> +<h5>Lied des Gefangenen.</h5> + +<p> +Als meine Großmutter die Lise behext,<br /> +Da wollten die Leut sie verbrennen.<br /> +Schon hatte der Amtmann viel Dinte verklext,<br /> +Doch wollte sie nicht bekennen. +</p> +<p> +Und als man sie in den Kessel schob,<br /> +Da schrie sie Mord und Wehe;<br /> +Und als sich der schwarze Qualm erhob,<br /> +Da flog sie als Rab' in die Höhe. +</p> +<p> +Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!<br /> +O komm' mich im Thurme besuchen,<br /> +Komm'! fliege geschwinde durch's Gitter herein,<br /> +Und bringe mir Käse und Kuchen. +</p> +<p> +Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!<br /> +O möchtest du nur sorgen,<br /> +Daß die Muhme nicht auspickt die Augen mein,<br /> +Wenn ich luftig schwebe morgen. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/06.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/06.html new file mode 100644 index 0000000..0ec5e3d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/06.html @@ -0,0 +1,72 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VI. Die Grenadiere.</title> +</head> + +<body> +<h4>VI.</h4> +<h5>Die Grenadiere.</h5> + +<p> +Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',<br /> +Die waren in Rußland gefangen.<br /> +Und als sie kamen in's deutsche Quartier,<br /> +Sie ließen die Köpfe hangen. +</p> +<p> +Da hörten sie beide die traurige Mähr:<br /> +Daß Frankreich verloren gegangen,<br /> +Besiegt und zerschlagen das tapfere Heer, –<br /> +Und der Kaiser, der Kaiser gefangen. +</p> +<p> +Da weinten zusammen die Grenadier'<br /> +Wohl ob der kläglichen Kunde.<br /> +Der Eine sprach: Wie weh wird mir,<br /> +Wie brennt meine alte Wunde. +</p> +<p> +Der Andre sprach: das Lied ist aus,<br /> +Auch ich möcht mit dir sterben,<br /> +Doch hab' ich Weib und Kind zu Haus,<br /> +Die ohne mich verderben. +</p> +<p> +Was scheert mich Weib, was scheert mich Kind,<br /> +Ich trage weit bess'res Verlangen;<br /> +Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind, –<br /> +Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen! +</p> +<p> +Gewähr' mir Bruder eine Bitt':<br /> +Wenn ich jetzt sterben werde,<br /> +So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,<br /> +Begrab' mich in Frankreichs Erde. +</p> +<p> +Das Ehrenkreuz am rothen Band<br /> +Sollst du auf's Herz mir legen;<br /> +Die Flinte gieb mir in die Hand,<br /> +Und gürt' mir um den Degen. +</p> +<p> +So will ich liegen und horchen still,<br /> +Wie eine Schildwach, im Grabe,<br /> +Bis einst ich höre Kanonengebrüll,<br /> +Und wiehernder Rosse Getrabe. +</p> +<p> +Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,<br /> +Viel Schwerter klirren und blitzen;<br /> +Dann steig' ich gewaffnet hervor aus dem Grab', –<br /> +Den Kaiser, den Kaiser zu schützen. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/07.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/07.html new file mode 100644 index 0000000..58bb0ad --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/07.html @@ -0,0 +1,42 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VII. Die Botschaft.</title> +</head> + +<body> +<h4>VII.</h4> +<h5>Die Botschaft.</h5> + +<p> +Mein Knecht! steh auf und sattle schnell,<br /> +Und wirf dich auf dein Roß,<br /> +Und jage rasch, durch Wald und Feld,<br /> +Nach König Dunkans Schloß. +</p> +<p> +Dort schleiche in den Stall, und wart',<br /> +Bis dich der Stallbub schaut.<br /> +Den forsch' mir aus: Sprich, welche ist<br /> +Von Dunkans Töchtern Braut? +</p> +<p> +Und spricht der Bub: »Die Braune ist's«;,<br /> +So bring mir schnell die Mähr.<br /> +Doch spricht der Bub: »Die Blonde ist's«;,<br /> +So eile nicht so sehr. +</p> +<p> +Dann geh' zum Meister Seiler hin,<br /> +Und kauf' mir einen Strick,<br /> +Und reite langsam, sprich kein Wort,<br /> +Und bring mir den zurück. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/08.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/08.html new file mode 100644 index 0000000..d588670 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/08.html @@ -0,0 +1,42 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>VIII. Die Heimführung.</title> +</head> + +<body> +<h4>VIII.</h4> +<h5>Die Heimführung.</h5> + +<p> +Ich geh' nicht allein, mein feines Lieb,<br /> +Du mußt mit mir wandern<br /> +Nach der lieben, alten, schaurigen Klause,<br /> +In dem trüben, kalten, traurigen Hause,<br /> +Wo meine Mutter am Eingang kau'rt,<br /> +Und auf des Sohnes Heimkehr lau'rt. +</p> +<p> +»Laß ab von mir, du finstrer Mann!<br /> +Wer hat dich gerufen?<br /> +Dein Odem glüht, deine Hand ist Eis,<br /> +Dein Auge sprüht, deine Wang' ist weiß;<br /> +Ich aber will mich lustig freu'n<br /> +An Rosenduft und Sonnenschein.«; +</p> +<p> +Laß duften die Rosen, laß scheinen die Sonn',<br /> +Mein süßes Liebchen!<br /> +Hüll' ein dich im weiten, weißwallenden Schleier,<br /> +Spiel fein auf den Saiten der schallenden Leyer,<br /> +Und singe ein Hochzeitlied dabei;<br /> +Der Nachtwind pfeift die Melodei. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/09.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/09.html new file mode 100644 index 0000000..efa2dd0 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/09.html @@ -0,0 +1,258 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>IX. Don Ramiro.</title> +</head> + +<body> +<h4>IX.</h4> +<h5>Don Ramiro.</h5> + +<p> +»Donna Clara! Donna Clara!<br /> +Heißgeliebte langer Jahre,<br /> +Hast beschlossen mein Verderben,<br /> +Hast beschlossen ohn' Erbarmen. +</p> +<p> +Donna Clara! Donna Clara!<br /> +Ist doch süß die Lebensgabe!<br /> +Aber unten ist es grausig,<br /> +In dem dunkeln, kalten Grabe. +</p> +<p> +Donna Clara! Freu' dich, morgen<br /> +Wird Fernando, am Altare,<br /> +Dich als Ehgemahl begrüßen.<br /> +Wirst du mich zur Hochzeit laden?«; +</p> +<p> +»Don Ramiro! Don Ramiro!<br /> +Deine Worte treffen bitter,<br /> +Bitt'rer als der Spruch der Sterne,<br /> +Die da spotten meines Willens. +</p> +<p> +Don Ramiro! Don Ramiro!<br /> +Rüttle ab den dumpfen Trübsinn;<br /> +Mädchen giebt es viel auf Erden,<br /> +Aber uns hat Gott geschieden. +</p> +<p> +Don Ramiro! Ueberwinder<br /> +Vieler tausend Mohrenritter!<br /> +Ueberwinde nun dich selber, –<br /> +Komm' auf meine Hochzeit, Lieber.«; +</p> +<p> +»Donna Clara! Donna Clara!<br /> +Ja, ich schwör' es, ja ich komme!<br /> +Will mit dir den Reihen tanzen;<br /> +Gute Nacht, ich komme morgen.«; +</p> +<p> +»Gute Nacht!«; – Das Fenster klirrte.<br /> +Seufzend stand Ramiro unten,<br /> +Stand noch lange wie versteinert;<br /> +Endlich schwand er fort im Dunkeln. – +</p> +<p> +Endlich auch nach langem Ringen,<br /> +Muß die Nacht dem Tage weichen;<br /> +Wie ein bunter Blumengarten<br /> +Liegt Toledo ausgebreitet. +</p> +<p> +Prachtgebäude und Paläste<br /> +Schimmern hell im Glanz der Sonne;<br /> +Und der Kirchen hohe Kuppeln<br /> +Leuchten stattlich wie vergoldet. +</p> +<p> +Dumpfig und wie Bienensummen<br /> +Klingt der Glocken Festgeläute,<br /> +Lieblich steigen Betgesänge<br /> +Aus den frommen Gotteshäusern. +</p> +<p> +Aber dorten, siehe! siehe!<br /> +Dorten aus der Marktkapelle<br /> +Strömt die bunte Volkesmenge,<br /> +Im Gewimmel und Gedränge. +</p> +<p> +Blanke Ritter, schmucke Frauen,<br /> +Hofgesinde festlich blinkend,<br /> +Und die hellen Glocken läuten,<br /> +Und die Orgel rauscht dazwischen. +</p> +<p> +Doch mit Ehrfurcht ausgewichen<br /> +Schreitet stolz das junge Ehpaar;<br /> +Donna Clara schwarz verschleiert,<br /> +Don Fernando, waffenglänzend. +</p> +<p> +Tausend Augen schaun nach ihnen,<br /> +Tausend frohe Stimmen rufen:<br /> +Heil Kastiliens Mädchensonne!<br /> +Heil Kastiliens Ritterblume! +</p> +<p> +Bis an Bräutigams Palastthor<br /> +Wälzet sich das Volksgewühle;<br /> +Dort beginnt die Hochzeitfeier,<br /> +Prunkhaft und nach alter Sitte. +</p> +<p> +Ritterspiel und frohe Tafel<br /> +Wechseln unter lautem Jubel;<br /> +Rauschend schnell entfliehn die Stunden<br /> +Bis die Nacht herabgesunken. +</p> +<p> +Und zum Tanze sich versammeln<br /> +Dort im Saal die Hochzeitgäste;<br /> +Alle funkeln buntbeleuchtet<br /> +Von dem Lichterheer der Kerzen. +</p> +<p> +Don Fernando stralt wie'n König<br /> +In dem güldnen Purpurmantel;<br /> +Clara wie die junge Rose,<br /> +Blüht im weißen Brautgewande. +</p> +<p> +Auf erhobne Ehrensitze<br /> +Rings von Dienerschaft umwoget,<br /> +Ließen sich die beiden nieder,<br /> +Und sie tauschten süße Worte. +</p> +<p> +Und im Saale braust es dumpfig,<br /> +Wie ein Meer von Sturm beweget!<br /> +Und die lauten Pauken wirbeln,<br /> +Und es schmettern die Trommeten. +</p> +<p> +»Doch warum, o schöne Herrin,<br /> +Sind gerichtet deine Blicke<br /> +Dorthin nach der Saalesecke?«;<br /> +So verwundert sprach der Ritter. +</p> +<p> +»Siehst du denn nicht, Don Fernando,<br /> +Dort den Mann im schwarzen Mantel?«;<br /> +Und der Ritter lächelt freundlich:<br /> +»Ach! das ist ja nur ein Schatten.«; +</p> +<p> +Doch es nähert sich der Schatten,<br /> +Und es war ein Mann im Mantel;<br /> +Und Ramiro schnell erkennend,<br /> +Grüßt ihn Clara, gluthbefangen. +</p> +<p> +Und der Tanz hat schon begonnen,<br /> +Munter drehen sich die Tänzer;<br /> +Und der Boden dröhnt und zittert<br /> +Von dem rauschenden Getöse. +</p> +<p> +»Wahrlich gerne, Don Ramiro,<br /> +Will ich dir zum Tanze folgen,<br /> +Doch im nächtlich schwarzen Mantel<br /> +Hättest du nicht kommen sollen.«; +</p> +<p> +Mit durchbohrend stieren Augen<br /> +Schaut Ramiro auf die Holde,<br /> +Sie umschlingend spricht er düster:<br /> +»Sprachest ja ich sollte kommen!«; +</p> +<p> +Und in's wilde Tanzgetümmel<br /> +Drängen sich die beiden Tänzer;<br /> +Und die lauten Pauken wirbeln,<br /> +Und es schmettern die Trommeten. +</p> +<p> +»Sind ja schneeweiß deine Wangen!«;<br /> +Flüstert Clara heimlich schauernd.<br /> +»Sprachest ja ich sollte kommen!«;<br /> +Schallet dumpf Ramiros Stimme. +</p> +<p> +Und im Saal die Kerzen blinzeln<br /> +Durch das flutende Gedränge;<br /> +Und die lauten Pauken wirbeln,<br /> +Und es schmettern die Trommeten. +</p> +<p> +»Sind ja eiskalt deine Hände!«;<br /> +Flüstert Clara, schauerzuckend.<br /> +»Sprachest ja ich sollte kommen!«;<br /> +Und sie treiben fort im Strudel. +</p> +<p> +»Laß mich, laß mich! Don Ramiro!<br /> +Leichenduft ist ja dein Odem!«;<br /> +Wie als Echo schallen heiser<br /> +Don Ramiros grause Worte. +</p> +<p> +Und der Boden raucht und glühet,<br /> +Lustig fiedelen die Geiger;<br /> +Wie ein tolles Zauberweben,<br /> +Schwindelt alles im Gekreisel. +</p> +<p> +»Laß mich, laß mich! Don Ramiro!«;<br /> +Wimmert's immer im Gewoge.<br /> +Immer schnarret hohl die Antwort:<br /> +»Sprachest ja ich sollte kommmen!«; +</p> +<p> +»Nun so geh in Gottes Namen!«;<br /> +Clara rief's mit fester Stimme,<br /> +Und dies Wort war kaum entfahren,<br /> +Und verschwunden war Ramiro. +</p> +<p> +Clara starret, Tod im Antlitz,<br /> +Kaltumflirret, nachtumwoben;<br /> +Ohnmacht hat das lichte Bildniß<br /> +In ihr dunkles Reich gezogen. +</p> +<p> +Endlich weicht der Nebelschlummer,<br /> +Endlich schlägt sie auf die Wimper;<br /> +Aber Staunen will auf's neue<br /> +Ihre holden Augen schließen. +</p> +<p> +Denn derweil der Tanz begonnen<br /> +War sie nicht vom Sitz gewichen,<br /> +Und sie sitzt noch bei dem Bräut'gam;<br /> +Und der Ritter sorgsam bittet: +</p> +<p> +»Sprich, was bleichen deine Wangen?<br /> +Sprich, was wird dein Aug so dunkel? – «;<br /> +»Und Ramiro? – – –«; schaudert Clara,<br /> +Und Entsetzen lähmt die Zunge. +</p> +<p> +Doch mit tiefen, ernsten Falten<br /> +Furch't sich jetzt des Bräut'gams Stirne:<br /> +»Herrin, forsch' nicht blut'ge Kunde, –<br /> +Heute Mittag starb Ramiro.«; +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html new file mode 100644 index 0000000..89c3daf --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html @@ -0,0 +1,102 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>X. Belsatzar.</title> +</head> + +<body> +<h4>X.</h4> +<h5>Belsatzar.</h5> + +<p> +Die Mitternacht zog näher schon;<br /> +In stummer Ruh lag Babylon. +</p> +<p> +Nur oben, in des Königs Schloß,<br /> +Da flackert's, da lärmt des Königs Troß, +</p> +<p> +Dort oben, in dem Königssaal,<br /> +Belsatzar hielt sein Königsmahl. +</p> +<p> +Die Knechte saßen in schimmernden Reih'n,<br /> +Und leerten die Becher mit funkelndem Wein. +</p> +<p> +Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht';<br /> +So klang es dem störrigen Könige recht. +</p> +<p> +Des Königs Wangen leuchten Glut;<br /> +Im Wein erwuchs ihm kecker Muth. +</p> +<p> +Und blindlings reißt der Muth ihn fort;<br /> +Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort. +</p> +<p> +Und er brüstet sich frech, und lästert wild;<br /> +Die Knechtenschaar ihm Beifall brüllt. +</p> +<p> +Der König rief mit stolzem Blick;<br /> +Der Diener eilt und kehrt zurück. +</p> +<p> +Er trug viel gülden Geräth auf dem Haupt;<br /> +Das war aus dem Tempel Jehovas geraubt. +</p> +<p> +Und der König ergriff mit frevler Hand<br /> +Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand'. +</p> +<p> +Und er leert ihn hastig bis auf den Grund,<br /> +Und rufet laut mit schäumendem Mund: +</p> +<p> +Jehovah! dir künd' ich auf ewig Hohn, –<br /> +Ich bin der König von Babylon! +</p> +<p> +Doch kaum das grause Wort verklang,<br /> +Dem König ward's heimlich im Busen bang. +</p> +<p> +Das gellende Lachen verstummte zumal;<br /> +Es wurde leichenstill im Saal. +</p> +<p> +Und sieh! und sieh! an weißer Wand<br /> +Da kam's hervor wie Menschenhand; +</p> +<p> +Und schrieb, und schrieb an weißer Wand<br /> +Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand. +</p> +<p> +Der König stieren Blicks da saß,<br /> +Mit schlotternden Knien und todtenblaß. +</p> +<p> +Die Knechtenschaar saß kalt durchgraut,<br /> +Und saß gar still, gab keinen Laut. +</p> +<p> +Die Magier kamen, doch keiner verstand<br /> +Zu deuten die Flammenschrift an der Wand. +</p> +<p> +Belsatzar ward aber in selbiger Nacht<br /> +Von seinen Knechten umgebracht. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/11.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/11.html new file mode 100644 index 0000000..0528566 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/11.html @@ -0,0 +1,48 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XI. Die Minnesänger.</title> +</head> + +<body> +<h4>XI.</h4> +<h5>Die Minnesänger.</h5> + +<p> +Zu dem Wettgesange schreiten<br /> +Minnesänger jetzt herbei;<br /> +Ei, das giebt ein seltsam Streiten,<br /> +Ein gar seltsames Turnei! +</p> +<p> +Phantasie, die schäumend wilde,<br /> +Ist des Minnesängers Pferd,<br /> +Und die Kunst dient ihm zum Schilde,<br /> +Und das Wort, das ist sein Schwert. +</p> +<p> +Hübsche Damen schauen munter<br /> +Vom beteppichten Balkon',<br /> +Doch die rechte ist nicht drunter<br /> +Mit des Sieges Myrthenkron'. +</p> +<p> +Andre Leute, wenn sie springen<br /> +In die Schranken, sind gesund;<br /> +Aber Minnesänger bringen<br /> +Dort schon mit die Todeswund'. +</p> +<p> +Und wem dort am besten dringen<br /> +Liedes Blutström' aus der Brust,<br /> +Der wird's beste Lob erringen,<br /> +Und sein Weh giebt Andern Lust. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/12.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/12.html new file mode 100644 index 0000000..376498e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/12.html @@ -0,0 +1,36 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XII. Die Fensterschau.</title> +</head> + +<body> +<h4>XII.</h4> +<h5>Die Fensterschau.</h5> + +<p> +Der bleiche Heinrich ging vorbei,<br /> +Schön Hedwig lag am Fenster.<br /> +Sie sprach halblaut: Gott steh mir bei,<br /> +Der unten schaut bleich wie Gespenster! +</p> +<p> +Der unten erhub sein Aug in die Höh',<br /> +Hinschmachtend nach Hedewigs Fenster.<br /> +Schön Hedwig ergriff es wie Liebesweh,<br /> +Auch sie ward bleich wie Gespenster. +</p> +<p> +Schön Hedwig stand nun mit Liebesharm<br /> +Alltäglich lauernd am Fenster.<br /> +Bald aber lag sie in Heinrichs Arm,<br /> +Allnächtlich zur Zeit der Gespenster. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/13.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/13.html new file mode 100644 index 0000000..21dc85a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/13.html @@ -0,0 +1,42 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XIII. Der wunde Ritter.</title> +</head> + +<body> +<h4>XIII.</h4> +<h5>Der wunde Ritter.</h5> + +<p> +Ich weiß eine alte Kunde,<br /> +Die hallet dumpf und trüb';<br /> +Ein Ritter lag liebeswunde,<br /> +Doch treulos ist sein Lieb. +</p> +<p> +Als treulos muß er verachten<br /> +Die eigne Herzliebste sein,<br /> +Als schimpflich muß er betrachten<br /> +Die eigne Liebespein. +</p> +<p> +Er möcht' in die Schranken reiten,<br /> +Und rufen die Ritter zum Streit:<br /> +Der mag sich zum Kampfe bereiten,<br /> +Wer mein Lieb eines Makels zeih't! +</p> +<p> +Da würden wohl Alle schweigen,<br /> +Nur nicht sein eigener Schmerz;<br /> +Da müßt' er die Lanze neigen<br /> +Wider's eigne klagende Herz. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/14.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/14.html new file mode 100644 index 0000000..bccb69d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/14.html @@ -0,0 +1,36 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XIV. Wasserfahrt.</title> +</head> + +<body> +<h4>XIV.</h4> +<h5>Wasserfahrt.</h5> + +<p> +Ich stand gelehnet an den Mast,<br /> +Und zählte jede Welle.<br /> +Ade! mein schönes Vaterland<br /> +Mein Schiff, das segelt schnelle! +</p> +<p> +Ich kam schön Liebchens Haus vorbei,<br /> +Die Fensterscheiben blinken;<br /> +Ich guck' mir fast die Augen aus,<br /> +Doch will mir niemand winken. +</p> +<p> +Ihr Thränen, bleibt mir aus dem Aug',<br /> +Daß ich nicht dunkel sehe.<br /> +Mein krankes Herze, brich mir nicht<br /> +Vor allzugroßem Wehe. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html new file mode 100644 index 0000000..d68e114 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html @@ -0,0 +1,96 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XV. Das Liedchen von der Reue.</title> +</head> + +<body> +<h4>XV.</h4> +<h5>Das Liedchen von der Reue.</h5> + +<p> +Herr Ulrich reitet im grünen Wald,<br /> +Die Blätter lustig rauschen.<br /> +Er sieht eine holde Mädchengestalt<br /> +Durch Baumeszweige lauschen. +</p> +<p> +Der Junker spricht: Wohl kenne ich<br /> +Dies blühende, glühende Bildniß,<br /> +Verlockend stets umschwebt es mich<br /> +In Volksgewühl und Wildniß. +</p> +<p> +Zwei Röslein sind die Lippen dort,<br /> +Die lieblichen, die frischen;<br /> +Doch manches häßlich bitt're Wort<br /> +Schleicht tückisch oft dazwischen. +</p> +<p> +Drum gleicht dies Mündlein gar genau<br /> +Den hübschen Rosenbüschen,<br /> +Wo gift'ge Schlangen wunderschlau<br /> +Im dunkeln Laube zischen. +</p> +<p> +Dort jenes Grübchen wunderlieb<br /> +In wunderlieben Wangen,<br /> +Das ist die Grube, worein mich trieb<br /> +Wahnsinniges Verlangen. +</p> +<p> +Dort seh' ich ein schönes Lockenhaar<br /> +Vom schönsten Köpfchen hangen;<br /> +Das sind die Netze wunderbar,<br /> +Womit mich der Böse gefangen. +</p> +<p> +Und jenes blaue Auge dort,<br /> +So klar, wie stille Welle,<br /> +Das hielt ich für des Himmels Pfort',<br /> +Doch war's die Pforte der Hölle. – +</p> +<p> +Herr Ulrich reitet weiter im Wald,<br /> +Die Blätter rauschen schaurig.<br /> +Da sieht er von fern eine zweite Gestalt,<br /> +Die ist so bleich, so traurig. +</p> +<p> +Der Junker spricht: O Mutter dort,<br /> +Die mich so mütterlich liebte,<br /> +Der ich mit bösem Thun und Wort<br /> +Das Leben bitterlich trübte! +</p> +<p> +O, könnt ich dir trocknen die Augen naß,<br /> +Mit der Gluth von meinen Schmerzen!<br /> +O, könnt ich dir röthen die Wangen blaß<br /> +Mit dem Blut aus meinem Herzen! +</p> +<p> +Und weiter reitet Herr Ulerich,<br /> +Im Wald beginnt es zu düstern,<br /> +Viel seltsame Stimmen regen sich,<br /> +Die Abendwinde flüstern. +</p> +<p> +Der Junker hört die Worte sein<br /> +Gar vielfach wiederklingen.<br /> +Das thaten die spöttischen Waldvöglein,<br /> +Die zwitschern laut und singen: +</p> +<p> +Herr Ulrich singt ein hübsches Lied,<br /> +Das Liedchen von der Reue,<br /> +Und hat er zu Ende gesungen das Lied,<br /> +So singt er es wieder auf's Neue. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/16.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/16.html new file mode 100644 index 0000000..811aa4b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/16.html @@ -0,0 +1,59 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XVI. An eine Sängerin.</title> +</head> + +<body> +<h4>XVI.</h4> +<h5>An eine Sängerin.</h5> +<div class="subtitle">Als sie eine alte Romanze sang.</div> + +<p> +Ich denke noch der Zaubervollen,<br /> +Wie sie zuerst mein Auge sah!<br /> +Wie ihre Töne lieblich klangen,<br /> +Und heimlich süß in's Herze drangen,<br /> +Entrollten Thränen meinen Wangen, –<br /> +Ich wußte nicht wie mir geschah. +</p> +<p> +Ein Traum war über mich gekommen:<br /> +Als sey ich noch ein frommes Kind,<br /> +Und säße still, beim Lämpchenscheine,<br /> +In Mutters warmem Kämmerleine,<br /> +Und läse Mährchen wunderfeine,<br /> +Derweilen draußen Nacht und Wind. +</p> +<p> +Die Mährchen fangen an zu leben,<br /> +Die Ritter steigen aus der Gruft;<br /> +Bei Ronzisvall da giebt's ein Streiten,<br /> +Da kommt Herr Roland herzureiten,<br /> +Viel kühne Degen ihn begleiten,<br /> +Auch leider Ganelon, der Schuft. +</p> +<p> +Durch den wird Roland schlimm gebettet;<br /> +Er schwimmt in Blut, und athmet kaum;<br /> +Kaum mochte fern sein Jagdhornzeichen<br /> +Das Ohr des großen Carls erreichen, –<br /> +Da muß der Ritter schon erbleichen, –<br /> +Und mit ihm stirbt zugleich mein Traum. +</p> +<p> +Das war ein laut verworr'nes Schallen,<br /> +Das mich aus meinem Träumen rief.<br /> +Verklungen war jetzt die Legende,<br /> +Die Leute schlugen in die Hände,<br /> +Und riefen »Bravo«; ohne Ende;<br /> +Die Sängerin verneigt sich tief. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/17.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/17.html new file mode 100644 index 0000000..faba50a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/17.html @@ -0,0 +1,51 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XVII. Das Lied von den Dukaten.</title> +</head> + +<body> +<h4>XVII.</h4> +<h5>Das Lied von den Dukaten.</h5> + +<p> +Meine güldenen Dukaten,<br /> +Sagt wo seyd Ihr hingerathen? +</p> +<p> +Seyd Ihr bei den güldnen Fischlein,<br /> +Die im Bache froh und munter<br /> +Tauchen auf und tauchen unter? +</p> +<p> +Seyd Ihr bei den güldnen Blümlein,<br /> +Die auf lieblich grüner Aue<br /> +Funkeln hell vom Morgenthaue? +</p> +<p> +Seyd Ihr bei den güldnen Vöglein,<br /> +Die da schweifen glanzumwoben<br /> +In den blauen Lüften oben? +</p> +<p> +Seyd Ihr bei den güldnen Sternlein,<br /> +Die im leuchtenden Gewimmel<br /> +Lächeln jede Nacht am Himmel? +</p> +<p> +Ach! Ihr güldenen Dukaten<br /> +Schwimmt nicht in des Baches Well',<br /> +Funkelt nicht auf grüner Au',<br /> +Schwebet nicht in Lüften blau,<br /> +Lächelt nicht am Himmel hell, –<br /> +Meine Manichäer, traun!<br /> +Halten Euch in ihren Klau'n. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/18.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/18.html new file mode 100644 index 0000000..f5dbc64 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/18.html @@ -0,0 +1,84 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XVIII. Gespräch auf der Paderborner Haide.</title> +</head> + +<body> +<h4>XVIII.</h4> +<h5>Gespräch auf der Paderborner Haide.</h5> + +<p> +Hörst du nicht die fernen Töne,<br /> +Wie von Brummbaß und von Geigen?<br /> +Dorten tanzt wohl manche Schöne<br /> +Den geflügelt leichten Reigen. +</p> +<p> +»Ei, mein Freund, das nenn' ich irren,<br /> +Von den Geigen hör' ich keine,<br /> +Nur die Ferklein hör' ich quirren,<br /> +Grunzen nur hör' ich die Schweine.«; +</p> +<p> +Hörst du nicht das Waldhorn blasen?<br /> +Jäger sich des Waidwerks freuen;<br /> +Fromme Lämmer seh ich grasen,<br /> +Schäfer spielen auf Schallmeien. +</p> +<p> +»Ei, mein Freund, was du vernommen<br /> +Ist kein Waldhorn, noch Schallmeie;<br /> +Nur den Sauhirt seh' ich kommen,<br /> +Heimwärts treibt er seine Säue.«; +</p> +<p> +Hörst du nicht das ferne Singen,<br /> +Wie von süßen Wettgesängen?<br /> +Englein schlagen mit den Schwingen<br /> +Lauten Beifall solchen Klängen. +</p> +<p> +»Ei, was dort so hübsch geklungen,<br /> +Ist kein Wettgesang, mein Lieber!<br /> +Singend treiben Gänsejungen<br /> +Ihre Gänselein vorüber.«; +</p> +<p> +Hörst du nicht die Glocken läuten,<br /> +Wunderlieblich, wunderhelle?<br /> +Fromme Kirchengänger schreiten<br /> +Andachtsvoll zur Dorfkapelle. +</p> +<p> +»Ei, mein Freund, das sind die Schellen<br /> +Von den Ochsen, von den Kühen,<br /> +Die nach ihren dunkeln Ställen<br /> +Mit gesenktem Kopfe ziehen.«; +</p> +<p> +Siehst du nicht den Schleier wehen?<br /> +Siehst du nicht das leise Nicken?<br /> +Dort seh' ich die Liebste stehen,<br /> +Feuchte Wehmuth in den Blicken. +</p> +<p> +»Ei! mein Freund, dort seh' ich nicken<br /> +Nur das Waldweib, nur die Lise;<br /> +Blaß und hager an den Krücken<br /> +Hinkt sie weiter nach der Wiese.«; +</p> +<p> +Nun, mein Freund, so magst du lachen<br /> +Ueber des Phantasten Frage;<br /> +Kannst doch nicht zur Täuschung machen,<br /> +Was ich fest im Busen trage. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/19.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/19.html new file mode 100644 index 0000000..f3e6c6f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/19.html @@ -0,0 +1,37 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XIX. Lebensgruß.</title> +</head> + +<body> +<h4>XIX.</h4> +<h5>Lebensgruß.</h5> +<div class="subtitle">(Stammbuchblatt.)</div> + +<p> +Eine große Landstraß' ist unsre Erd',<br /> +Wir Menschen sind Passagiere;<br /> +Man rennet und jaget, zu Fuß und zu Pferd,<br /> +Wie Läufer oder Couriere. +</p> +<p> +Man fährt sich vorüber, man nicket, man grüßt<br /> +Mit dem Taschentuch' aus der Carosse;<br /> +Man hätte sich gerne geherzt und geküßt, –<br /> +Doch jagen von hinnen die Rosse. +</p> +<p> +Kaum trafen wir uns auf derselben Station,<br /> +Herzliebster Prinz Alexander,<br /> +Da bläst schon zur Abfahrt der Postillon<br /> +Und bläst uns schon auseinander. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/20.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/20.html new file mode 100644 index 0000000..7b8c19d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/20.html @@ -0,0 +1,30 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>XX. Wahrhaftig.</title> +</head> + +<body> +<h4>XX.</h4> +<h5>Wahrhaftig.</h5> + +<p> +Wenn der Frühling kommt mit dem Sonnenschein,<br /> +Dann knospen und blühen die Blümlein auf;<br /> +Wenn der Mond beginnt seinen Stralenlauf,<br /> +Dann schwimmen die Sternlein hintendrein;<br /> +Wenn der Sänger zwei süße Aeuglein sieht,<br /> +Dann quellen ihm Lieder aus tiefem Gemüth; –<br /> +Doch Lieder und Sterne und Blümelein,<br /> +Und Aeuglein und Mondglanz und Sonnenschein,<br /> +Wie sehr das Zeug auch gefällt,<br /> +So macht's doch noch lang keine Welt. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/00.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/00.html new file mode 100644 index 0000000..a367924 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/00.html @@ -0,0 +1,16 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Sonette.</title> +</head> + +<body> +<h3 class="section center">Sonette.</h3> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/01.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/01.html new file mode 100644 index 0000000..3318929 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/01.html @@ -0,0 +1,33 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An A. W. v. Schlegel.</title> +</head> + +<body> +<h4>An A. W. v. Schlegel.</h4> + +<p> +Im Reifrockputz, mit Blumen reich verzieret,<br /> +Schönpflästerchen auf den geschminkten Wangen,<br /> +Mit Schnabelschuh'n, mit Stickerei'n behangen,<br /> +Mit Thurmfrisur, und wespengleich geschnüret;<br /> +So war die Aftermuse ausstaffiret,<br /> +Als sie einst kam, dich liebend zu umfangen.<br /> +Du bist ihr aber aus dem Weg gegangen,<br /> +Und irrtest fort von dunkelm Trieb geführet.<br /> +Da fandest du ein Schloß in alter Wildniß,<br /> +Und drinnen lag, wie'n holdes Marmorbildniß,<br /> +Die schönste Maid in Zauberschlaf versunken.<br /> +Doch wich der Zauber bald, bei deinem Gruße<br /> +Aufwachte lächelnd Deutschlands ächte Muse,<br /> +Und sank in deine Arme liebestrunken. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/02.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/02.html new file mode 100644 index 0000000..352893d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/02.html @@ -0,0 +1,55 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An meine Mutter, B. Heine, geborne v. Geldern.</title> +</head> + +<body> +<h4>An meine Mutter, B. Heine,<br /> +geborne v. Geldern.</h4> + +<h4>I.</h4> + +<p> +Ich bin's gewohnt den Kopf recht hoch zu tragen,<br /> +Mein Sinn ist auch ein bischen starr und zähe;<br /> +Wenn selbst der König mir in's Antlitz sähe,<br /> +Ich würde nicht die Augen niederschlagen.<br /> +Doch, liebe Mutter, offen will ich's sagen:<br /> +Wie mächtig auch mein stolzer Muth sich blähe,<br /> +In deiner selig süßen, trauten Nähe<br /> +Ergreift mich oft ein demuthvolles Zagen.<br /> +Ist es dein Geist, der heimlich mich bezwinget,<br /> +Dein hoher Geist, der Alles kühn durchdringet,<br /> +Und blitzend sich zum Himmelslichte schwinget?<br /> +Quält mich Erinnerung, daß ich verübet<br /> +So manche That, die dir das Herz betrübet,<br /> +Das schöne Herz, das mich so sehr geliebet? +</p> + +<h4>II.</h4> + +<p> +Im tollen Wahn hatt' ich dich einst verlassen,<br /> +Ich wollte gehn die ganze Welt zu Ende,<br /> +Und wollte sehn ob ich die Liebe fände,<br /> +Um liebevoll die Liebe zu umfassen.<br /> +Die Liebe suchte ich auf allen Gassen,<br /> +Vor jeder Thüre streckt' ich aus die Hände,<br /> +Und bettelte um gringe Liebesspende, –<br /> +Doch lachend gab man mir nur kaltes Hassen.<br /> +Und immer irrte ich nach Liebe, immer<br /> +Nach Liebe, doch die Liebe fand ich nimmer,<br /> +Und kehrte um nach Hause, krank und trübe.<br /> +Doch da bist du entgegen mir gekommen,<br /> +Und ach! was da in deinem Aug' geschwommen,<br /> +Das war die süße, langgesuchte Liebe. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/03.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/03.html new file mode 100644 index 0000000..bc23e38 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/03.html @@ -0,0 +1,33 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>An H. S.</title> +</head> + +<body> +<h4>An H. S.</h4> + +<p> +Wie ich dein Büchlein hastig aufgeschlagen,<br /> +Da grüßen mir entgegen viel vertraute,<br /> +Viel goldne Bilder, die ich weiland schaute<br /> +Im Knabentraum und in den Kindertagen.<br /> +Ich sehe wieder stolz gen Himmel ragen<br /> +Den frommen Dom, den deutscher Glaube baute,<br /> +Ich hör' der Glocken und der Orgel Laute,<br /> +Dazwischen klingt's wie süße Liebesklagen.<br /> +Wohl seh' ich auch wie sie den Dom umklettern,<br /> +Die flinken Zwerglein, die sich dort erfrechen<br /> +Das hübsche Blum- und Schnitzwerk abzubrechen.<br /> +Doch mag man immerhin die Eich' entblättern.<br /> +Und sie des grünen Schmuckes rings berauben, –<br /> +Kommt neuer Lenz, wird sie sich neu belauben. +</p> + +</body> +</html> diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/04.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/04.html new file mode 100644 index 0000000..9c272bd --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/04_sonette/04.html @@ -0,0 +1,179 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Fresko-Sonette an Christian S.</title> +</head> + +<body> +<h4>Fresko-Sonette an Christian S.</h4> +<h4>I.</h4> + +<p> +Ich tanz' nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen,<br /> +Die außen goldig sind, inwendig Sand,<br /> +Ich schlag' nicht ein, reicht mir ein Bub die Hand,<br /> +Der heimlich mir den Namen will zerfetzen.<br /> +Ich beug' mich nicht vor jenen hübschen Metzen,<br /> +Die schamlos prunken mit der eignen Schand,<br /> +Ich zieh' nicht mit, wenn sich der Pöbel spannt<br /> +Vor'n Siegeswagen seiner eiteln Götzen.<br /> +Ich weiß es wohl, die Eiche muß erliegen,<br /> +Derweil das Rohr am Bach, durch schwankes Biegen,<br /> +In Wind und Wetter stehn bleibt, nach wie vor.<br /> +Doch sprich, wie weit bringt's wohl am End' solch Rohr?<br /> +Welch Glück! als ein Spazierstock dient's dem Stutzer,<br /> +Als Kleiderklopfer dient's dem Stiefelputzer. +</p> +<h4>II.</h4> + +<p> +Gieb her die Larv', ich will mich jetzt maskieren<br /> +In einen Lumpenkerl, damit Halunken,<br /> +Die prächtig in Charaktermasken prunken,<br /> +Nicht wähnen Ich sey einer von den Ihren.<br /> +Gieb her gemeine Worte und Manieren,<br /> +Ich zeige mich in Pöbelart versunken,<br /> +Verläugne all die schönen Geistesfunken,<br /> +Womit jetzt fade Schlingel kokettiren.<br /> +So tanz' ich auf dem großen Maskenballe,<br /> +Umschwärmt von deutschen Rittern, Mönchen, Kön'gen,<br /> +Von Harlekin gegrüßt, erkannt von wen'gen.<br /> +Mit ihrem Holzschwert prügeln sie mich alle.<br /> +Das ist der Spaß. Denn wollt' ich mich entmummen,<br /> +So müßte all das Galgenpack verstummen. +</p> +<h4>III.</h4> + +<p> +Ich lache ob den abgeschmackten Laffen,<br /> +Die mich anglotzen mit den Bocksgesichtern;<br /> +Ich lache ob den Füchsen, die so nüchtern<br /> +Und hämisch mich beschnüffeln und begaffen.<br /> +Ich lache ob den hochgelahrten Affen,<br /> +Die sich aufblähn zu stolzen Geistesrichtern;<br /> +Ich lache ob den feigen Bösewichtern,<br /> +Die mich umdrohn mit giftgetränkten Waffen.<br /> +Denn wenn des Glückes hübsche sieben Sachen<br /> +Uns von des Schicksals Händen sind zerbrochen,<br /> +Und so zu unsern Füßen hingeschmissen;<br /> +Und wenn das Herz im Leibe ist zerrissen,<br /> +Zerrissen, und zerschnitten, und zerstochen, –<br /> +Dann bleibt uns doch das schöne gelle Lachen. +</p> +<h4>IV.</h4> + +<p> +Im Hirn spukt mir ein Mährchen wunderfein,<br /> +Und in dem Mährchen klingt ein feines Lied,<br /> +Und in dem Liede lebt und webt und blüht<br /> +Ein wunderschönes, zartes Mägdelein.<br /> +Und in dem Mägdlein wohnt ein Herzchen klein,<br /> +Doch in dem Herzchen keine Liebe glüht;<br /> +In dieses lieblos frostige Gemüth<br /> +Kam Hochmuth nur und Uebermuth hinein.<br /> +Hörst du wie mir im Kopf' das Mährchen klinget?<br /> +Und wie das Liedchen summet ernst und schaurig?<br /> +Und wie das Mägdlein kichert leise, leise?<br /> +Ich fürchte nur, daß mir der Kopf zerspringet:<br /> +Und, ach! da wär's doch gar entsetzlich traurig,<br /> +Käm' der Verstand mir aus dem alten Gleise. +</p> +<h4>V.</h4> + +<p> +In stiller, wehmuthweicher Abendstunde,<br /> +Umklingen mich die längst verscholl'nen Lieder,<br /> +Und Thränen rollen von der Wange nieder,<br /> +Und Blut entquillt der alten Herzenswunde.<br /> +Und wie in eines Zauberspiegels Grunde<br /> +Seh' ich das Bildniß meiner Liebsten wieder;<br /> +Sie sitzt am Arbeitstisch', im rothen Mieder,<br /> +Und Stille herrscht in ihrer heilgen Runde.<br /> +Doch plötzlich springt sie auf vom Stuhl und schneidet<br /> +Von ihrem Haupt die schönste aller Locken,<br /> +Und gibt sie mir, – vor Freud bin ich erschrocken<br /> +Mephisto hat die Freude mir verleidet.<br /> +Er spann ein festes Seil von jenen Haaren,<br /> +Und schleift mich dran herum seit vielen Jahren. +</p> +<h4>VI.</h4> + +<p> +»Du gabst, als ich vor'm Jahr dich wiederblickte,<br /> +Mir keinen Kuß in jener Willkommstund'.«;<br /> +So sprach ich, und der Liebsten rother Mund<br /> +Den schönsten Kuß auf meine Lippen drückte.<br /> +Und lächelnd süß ein Myrthenreis sie pflückte<br /> +Vom Myrthenstrauche, der am Fenster stund:<br /> +»Nimm hin, und pflanz' dies Reis in frischen Grund,<br /> +Und stell' ein Glas darauf,«; sprach sie und nickte. –<br /> +Schon lang ist's her. Es starb das Reis im Topf'.<br /> +Sie selbst hab' ich seit Jahren nicht gesehn;<br /> +Doch brennt der Kuß mir immer noch im Kopf'.<br /> +Und aus der Ferne trieb's mich jüngst zum Ort,<br /> +Wo Liebchen wohnt. Vor'm Hause blieb ich stehn<br /> +Die ganze Nacht, ging erst am Morgen fort. +</p> +<h4>VII.</h4> + +<p> +Hüt' dich, mein Freund, vor grimmen Teufelsfratzen,<br /> +Doch schlimmer sind die sanften Engelsfrätzchen.<br /> +Ein solches bot mir einst ein süßes Schmätzchen,<br /> +Doch wie ich kam, da fühlt' ich scharfe Tatzen.<br /> +Hüt' dich, mein Freund, vor schwarzen, alten Katzen,<br /> +Doch schlimmer sind die weißen, jungen Kätzchen.<br /> +Ein solches macht' ich einst zu meinem Schätzchen,<br /> +Doch thät mein Schätzchen mir das Herz zerkratzen.<br /> +O süßes Frätzchen, wundersüßes Mädchen!<br /> +Wie konnte mich dein klares Aeuglein täuschen?<br /> +Wie konnt' dein Pfötchen mir das Herz zerfleischen?<br /> +O meines Kätzchens wunderzartes Pfötchen!<br /> +Könnt' ich dich an die glüh'nden Lippen pressen,<br /> +Und könnt' mein Herz verbluten unterdessen! +</p> +<h4>VIII.</h4> + +<p> +Du sah'st mich oft im Kampf mit jenen Schlingeln,<br /> +Geschminkten Katzen und gebrillten Pudeln,<br /> +Die mir den blanken Namen gern besudeln,<br /> +Und mich so gerne in's Verderben züngeln.<br /> +Du sahest oft, wie mich Pedanten hudeln,<br /> +Wie Schellenkappenträger mich umklingeln,<br /> +Wie gift'ge Schlangen um mein Herz sich ringeln;<br /> +Du sahst mein Blut aus tausend Wunden sprudeln.<br /> +Du aber standest fest gleich einem Thurme;<br /> +Ein Leuchtthurm war dein Kopf mir in dem Sturme,<br /> +Dein treues Herz war mir ein guter Hafen.<br /> +Wohl wogt um jenen Hafen wilde Brandung,<br /> +Nur wen'ge Schiff' erringen dort die Landung,<br /> +Doch ist man dort, so kann man sicher schlafen. +</p> +<h4>IX.</h4> + +<p> +Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht;<br /> +Ich möcht' mich rüstig in die Höhe heben,<br /> +Doch kann ich's nicht; am Boden muß ich kleben,<br /> +Umkrächzt, umzischt von ekelm Wurmgezücht.<br /> +Ich möchte gern mein heitres Lebenslicht,<br /> +Mein schönes Lieb, allüberall umschweben,<br /> +In ihrem selig süßen Hauche leben, –<br /> +Doch kann ich's nicht, mein krankes Herze bricht.<br /> +Aus dem gebrochnen Herzen fühl' ich fließen<br /> +Mein heißes Blut, ich fühle mich ermatten,<br /> +Und vor den Augen wird's mir trüb und trüber.<br /> +Und heimlich schauernd sehn' ich mich hinüber<br /> +Nach jenem Nebelreich, wo stille Schatten<br /> +Mit weichen Armen liebend mich umschließen. +</p> + + +</body> +</html> |