diff options
Diffstat (limited to 'OEBPS/Text/03_die_heimkehr/92.html')
-rw-r--r-- | OEBPS/Text/03_die_heimkehr/92.html | 199 |
1 files changed, 199 insertions, 0 deletions
diff --git a/OEBPS/Text/03_die_heimkehr/92.html b/OEBPS/Text/03_die_heimkehr/92.html new file mode 100644 index 0000000..ec2fcf9 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/03_die_heimkehr/92.html @@ -0,0 +1,199 @@ +<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?> +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.1//EN" + "http://www.w3.org/TR/xhtml11/DTD/xhtml11.dtd"> + +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> +<head> + <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> + <link href="../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> + <title>Almansor.</title> +</head> + +<body> +<h4>Almansor.</h4> + +<h5>I.</h5> + +<p> +In dem Dome zu Corduva<br /> +Stehen Säulen, dreizehnhundert,<br /> +Dreizehnhundert Riesensäulen<br /> +Tragen die gewalt'ge Kuppel. +</p> +<p> +Und auf Säulen, Kuppel, Wänden,<br /> +Ziehn von oben sich bis unten<br /> +Des Corans arab'sche Sprüche,<br /> +Klug und blumenhaft verschlungen. +</p> +<p> +Mohrenkön'ge bauten weiland<br /> +Dieses Haus zu Allahs Ruhme,<br /> +Doch hat Alles sich verwandelt<br /> +In der Zeiten dunkelm Strudel. +</p> +<p> +Auf dem Thurme, wo der Thürmer<br /> +Zum Gebete aufgerufen,<br /> +Hebt sich jetzt der Christenglocken<br /> +Melancholisches Gesumme. +</p> +<p> +Auf den Stufen, wo die Gläub'gen<br /> +Das Prophetenwort gesungen,<br /> +Zeigen jetzt die Glatzenpfäfflein<br /> +Ihrer Messe fades Wunder. +</p> +<p> +Und das ist ein Drehn und Winden<br /> +Vor den buntbemalten Puppen,<br /> +Und das blöckt und dampft und klingelt,<br /> +Und die dummen Kerzen funkeln. +</p> +<p> +In dem Dome zu Corduva<br /> +Steht Almansor ben Abdullah,<br /> +All die Säulen still betrachtend,<br /> +Und die stillen Worte murmelnd: +</p> +<p> +»O, ihr Säulen, stark und riesig,<br /> +Einst geschmückt zu Allahs Ruhme,<br /> +Jetzo müßt Ihr dienend huld'gen<br /> +Dem verhaßten Christenthume! +</p> +<p> +»Ihr bequemt Euch in die Zeiten,<br /> +Und Ihr tragt die Last geduldig; –<br /> +Ei, da muß ja wohl der Schwäch're<br /> +Noch viel leichter sich beruh'gen.«; +</p> +<p> +Und sein Haupt, mit heiterm Antlitz,<br /> +Beugt Almansor ben Abdullah<br /> +Ueber den gezierten Taufstein,<br /> +In dem Dome zu Corduva. +</p> + +<h5>II.</h5> + +<p> +Hastig schritt er aus dem Dome,<br /> +Jagte fort auf seinem Rappen,<br /> +Daß im Wind die feuchten Locken<br /> +Und des Hutes Federn wallen. +</p> +<p> +Auf dem Weg' nach Alkolea,<br /> +Dem Guadalquivir entlange,<br /> +Wo die weißen Mandeln blühen,<br /> +Und die duft'gen Gold-Orangen; +</p> +<p> +Dorten jagt der lust'ge Ritter,<br /> +Pfeift und singt, und lacht behaglich.<br /> +Und es stimmen ein die Vögel,<br /> +Und des Stromes laute Wasser. +</p> +<p> +In dem Schloß zu Alkolea<br /> +Wohnet Clara de Alvares,<br /> +In Navarra kämpft ihr Vater<br /> +Und sie freut sich mindern Zwanges. +</p> +<p> +Und Allmansor hört schon ferne<br /> +Pauken und Trommeten schallen,<br /> +Und er sieht des Schlosses Lichter<br /> +Blitzen durch der Bäume Schatten. +</p> +<p> +In dem Schloß zu Alkolea<br /> +Tanzen zwölf geschmückte Damen,<br /> +Tanzen zwölf geschmückte Ritter,<br /> +Doch am schönsten tanzt Almansor. +</p> +<p> +Wie beschwingt von muntrer Laune<br /> +Flattert er herum im Saale,<br /> +Und er weiß den Damen allen<br /> +Süße Schmeichelein zu sagen. +</p> +<p> +Isabellens schöne Hände<br /> +Küßt er rasch, und springt von dannen;<br /> +Und er setzt sich vor Elviren<br /> +Und er schaut ihr froh in's Antlitz. +</p> +<p> +Lachend fragt er Leonoren:<br /> +Ob er heute ihr gefalle?<br /> +Und er zeigt die goldnen Kreuze<br /> +Eingestickt in seinen Mantel. +</p> +<p> +Und zu jeder Dame spricht er:<br /> +Daß er sie im Herzen trage;<br /> +Und »so wahr ich Christ bin«; schwört er<br /> +Dreißig Mal an jenem Abend. +</p> + +<h5>III.</h5> + +<p> +In dem Schloß zu Alkolea<br /> +Ist verschollen Lust und Klingen,<br /> +Herr'n und Damen sind verschwunden,<br /> +Und erloschen sind die Lichter. +</p> +<p> +Donna Clara und Almansor<br /> +Sind allein im Saal geblieben;<br /> +Einsam streut die letzte Lampe<br /> +Ueber beide ihren Schimmer. +</p> +<p> +Auf dem Sessel sitzt die Dame,<br /> +Auf dem Schemel sitzt der Ritter,<br /> +Und sein Haupt, das schlummermüde,<br /> +Ruht auf den geliebten Knieen. +</p> +<p> +Rosenöhl, aus gold'nen Fläschchen,<br /> +Gießt die Dame, sorgsam sinnend,<br /> +Auf Almansors braune Locken –<br /> +Und er seufzt aus Herzenstiefe. +</p> +<p> +Süßen Kuß, mit sanftem Munde,<br /> +Drückt die Dame, sorgsam sinnend,<br /> +Auf Almansors braune Locken –<br /> +Und es wölkt sich seine Stirne. +</p> +<p> +Thränenfluth, aus lichten Augen,<br /> +Weint die Dame, sorgsam sinnend,<br /> +Auf Almansors braune Locken –<br /> +Und es zuckt um seine Lippen. +</p> +<p> +Und er träumt: er stehe wieder,<br /> +Tief das Haupt gebeugt und triefend,<br /> +In dem Dom zu Corduva,<br /> +Und er hört' viel dunkle Stimmen. +</p> +<p> +All die hohen Riesensäulen<br /> +Hört er murmeln unmuthgrimmig,<br /> +Länger wollen sie's nicht tragen,<br /> +Und sie wanken und sie zittern; +</p> +<p> +Und sie brechen wild zusammen,<br /> +Es erbleichen Volk und Priester,<br /> +Krachend stürzt herab die Kuppel,<br /> +Und die Christengötter wimmern. +</p> + +</body> +</html> |