From fe59e9c21666528f38fcafdad68c4986d0f879f3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 15:34:57 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/05.html | 83 +++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 83 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/05.html (limited to 'OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/05.html') diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/05.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/05.html new file mode 100644 index 0000000..53eb22e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/01_traumbilder/05.html @@ -0,0 +1,83 @@ + + + + + + + + V. + + + +

V.

+ +

+Was treibt und tobt mein tolles Blut?
+Was flammt mein Herz in wilder Gluth?
+Es kocht mein Blut und zischt und gährt,
+Und grimme Gluth mein Herz verzehrt. +

+

+Das Blut ist toll, die Flamme wild,
+Weil zu mir kam ein Traumgebild;
+Es kam der finstre Sohn der Nacht,
+Und hat mich keuchend fortgebracht. +

+

+Er bracht' mich in ein helles Haus,
+Wo Harfenklang und Saus und Braus,
+Und Fackelglanz und Kerzenschein;
+Ich kam zum Saal, ich trat hinein. +

+

+Das war ein lustig Hochzeitfest;
+Zu Tafel saßen froh die Gäst'.
+Und wie ich nach dem Brautpaar schaut', –
+O weh! mein Liebchen war die Braut. +

+

+Das war mein Liebchen wunnesam,
+Ein fremder Mann war Bräutigam;
+Dicht hinter'm Ehrenstuhl der Braut,
+Da blieb ich stehn, gab keinen Laut. +

+

+Es rauscht Musik, – gar still stand ich;
+Der Freudenlärm betrübte mich.
+Der Bräutgam oft gar zärtlich blickt,
+Die Braut erwiedert's hold und nickt. +

+

+Der Bräutgam füllt den Becher sein,
+Und trinkt daraus, und reicht gar fein
+Der Braut ihn hin; sie lächelt Dank, –
+O Weh! mein rothes Blut sie trank. +

+

+Die Braut ein hübsches Nepflein nahm,
+Und reicht es hin dem Bräutigam.
+Der nahm sein Messer, schnitt hinein, –
+O Weh! das war das Herze mein. +

+

+Sie äugeln süß, sie äugeln lang,
+Der Bräut'gam kühn die Braut umschlang,
+Und küßt sie auf die Wangen roth, –
+O Weh! mich küßt der kalte Tod. +

+

+Wie Blei lag meine Zung' im Mund',
+Daß ich kein Wörtlein sprechen kunt.
+Da rauscht es auf, der Tanz begann;
+Das schmucke Brautpaar tanzt voran. +

+

+Und wie ich stand so leichenstumm,
+Die Tänzer schweben flink herum; –
+Ein leises Wort der Bräut'gam spricht,
+Die Braut wird roth, doch zürnt sie nicht. – – +

+ + + -- cgit v1.2.3