From fe59e9c21666528f38fcafdad68c4986d0f879f3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 15:34:57 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/00.html | 16 ++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/01.html | 42 ++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/02.html | 42 ++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/03.html | 66 +++++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/04.html | 80 ++++++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/05.html | 42 ++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/06.html | 72 +++++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/07.html | 42 ++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/08.html | 42 ++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/09.html | 258 +++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html | 102 ++++++++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/11.html | 48 +++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/12.html | 36 ++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/13.html | 42 ++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/14.html | 36 ++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html | 96 +++++++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/16.html | 59 ++++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/17.html | 51 +++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/18.html | 84 ++++++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/19.html | 37 ++++ OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/20.html | 30 +++ 21 files changed, 1323 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/00.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/01.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/02.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/03.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/04.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/05.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/06.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/07.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/08.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/09.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/11.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/12.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/13.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/14.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/16.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/17.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/18.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/19.html create mode 100644 OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/20.html (limited to 'OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen') diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/00.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/00.html new file mode 100644 index 0000000..b1d4e8f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/00.html @@ -0,0 +1,16 @@ + + + + + + + + Romanzen. + + + +

Romanzen.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/01.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/01.html new file mode 100644 index 0000000..3c46601 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/01.html @@ -0,0 +1,42 @@ + + + + + + + + I. Der Traurige. + + + +

I.

+
Der Traurige.
+ +

+Allen thut es weh im Herzen,
+Die den bleichen Knaben sehn,
+Dem die Leiden, dem die Schmerzen
+Auf's Gesicht geschrieben stehn. +

+

+Mitleidvolle Lüfte fächeln
+Kühlung seiner heißen Stirn;
+Labung möcht' ins Herz ihm lächeln
+Manche sonst so spröde Dirn'. +

+

+Aus dem wilden Lärm der Städter
+Flüchtet er sich nach dem Wald.
+Lustig rauschen dort die Blätter,
+Lust'ger Vogelsang erschallt. +

+

+Doch der Sang verstummet balde,
+Traurig rauschet Baum und Blatt,
+Wenn der Traurige dem Walde
+Langsam sich genähert hat. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/02.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/02.html new file mode 100644 index 0000000..3845a4d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/02.html @@ -0,0 +1,42 @@ + + + + + + + + Il. Die Bergstimme. + + + +

Il.

+
Die Bergstimme.
+ +

+Ein Reiter durch das Bergthal zieht,
+Im traurig stillen Trab':
+Ach! zieh' ich jetzt wohl in Liebchens Arm,
+Oder zieh' ich in's dunkle Grab?
+Die Bergstimm Antwort gab:
+In's dunkle Grab! +

+

+Und weiter reitet der Reitersmann,
+Und seufzet schwer dazu:
+So zieh' ich denn hin in's Grab so früh, –
+Wohlan im Grab ist Ruh.
+Die Stimme sprach dazu:
+Im Grab ist Ruh! +

+

+Dem Reitersmann eine Thräne rollt
+Von der Wange bleich und kummervoll:
+Und ist nur im Grabe die Ruhe für mich, –
+So ist mir im Grabe wohl.
+Die Stimm' erwiedert hohl:
+Im Grabe wohl! +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/03.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/03.html new file mode 100644 index 0000000..d88b46a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/03.html @@ -0,0 +1,66 @@ + + + + + + + + III. Zwei Brüder. + + + +

III.

+
Zwei Brüder.
+ +

+Oben auf der Bergesspitze
+Liegt das Schloß in Nacht gehüllt;
+Doch im Thale leuchten Blitze,
+Helle Schwerter klirren wild. +

+

+Das sind Brüder, die dort fechten
+Grimmen Zweikampf, wuthentbrannt.
+Sprich, warum die Brüder rechten
+Mit dem Schwerte in der Hand? +

+

+Gräfin Laura's Augenfunken
+Zündeten den Brüderstreit;
+Beide glühen liebestrunken
+Für die adlig holde Maid. +

+

+Welchem aber von den beiden
+Wendet sich ihr Herze zu?
+Kein Ergrübeln kann's entscheiden, –
+Schwert heraus, entscheide du! +

+

+Und sie fechten kühn verwegen,
+Hieb auf Hiebe niederkracht's.
+Hütet euch, Ihr wilden Degen,
+Grausig Blendwerk schleichet Nachts. +

+

+Wehe! Wehe! blut'ge Brüder!
+Wehe! Wehe! blut'ges Thal!
+Beide Kämpfer stürzen nieder,
+Einer in des andern Stahl. – +

+

+Viel Jahrhunderte verwehen,
+Viel Geschlechter deckt das Grab;
+Traurig von des Berges Höhen
+Schaut das öde Schloß herab. +

+

+Aber Nachts, im Thalesgrunde,
+Wandelt's heimlich, wunderbar,
+Wenn da kommt die zwölfte Stunde,
+Kämpfet dort das Brüderpaar. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/04.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/04.html new file mode 100644 index 0000000..082f52e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/04.html @@ -0,0 +1,80 @@ + + + + + + + + IV. Der arme Peter. + + + +

IV.

+
Der arme Peter.
+ +
1.
+ +

+Der Hans und die Grete tanzen herum,
+Und jauchzen vor lauter Freude.
+Der Peter steht so still und stumm,
+Und ist so blaß wie Kreide. +

+

+Der Hans und die Grete sind Bräut'gam und Braut,
+Und blitzen im Hochzeitgeschmeide.
+Der arme Peter die Nägel kau't
+Und geht im Werkeltagskleide. +

+

+Der Peter spricht leise vor sich her,
+Und schaut betrübet auf beide:
+Ach! wenn ich nicht gar zu vernünftig wär',
+Ich thät' mir was zu leide. +

+ +
2.
+ +

+»In meiner Brust, da sitzt ein Weh,
+Das will die Brust zersprengen;
+Und wo ich steh' und wo ich geh',
+Will's mich von hinnen drängen. +

+

+Es treibt mich nach der Liebsten Näh',
+Als könnt's die Grete heilen;
+Doch wenn ich der in's Auge seh',
+Muß ich von hinnen eilen. +

+

+Ich steig' hinauf des Berges Höh',
+Dort ist man doch alleine;
+Und wenn ich still dort oben steh',
+Dann steh' ich still und weine.«; +

+ +
3.
+ +

+Der arme Peter wankt vorbei,
+Gar langsam, leichenblaß und scheu.
+Es bleiben fast, wenn sie ihn sehn,
+Die Leute auf der Straße stehn. +

+

+Die Mädchen flüstern sich in's Ohr:
+»Der stieg wohl aus dem Grab' hervor.«;
+Ach nein, Ihr lieben Jungfräulein,
+Der legt sich erst in's Grab hinein. +

+

+Er hat verloren seinen Schatz,
+Drum ist das Grab der beste Platz
+Wo er am besten liegen mag,
+Und schlafen bis zum jüngsten Tag. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/05.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/05.html new file mode 100644 index 0000000..ab11fcb --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/05.html @@ -0,0 +1,42 @@ + + + + + + + + V. Lied des Gefangenen. + + + +

V.

+
Lied des Gefangenen.
+ +

+Als meine Großmutter die Lise behext,
+Da wollten die Leut sie verbrennen.
+Schon hatte der Amtmann viel Dinte verklext,
+Doch wollte sie nicht bekennen. +

+

+Und als man sie in den Kessel schob,
+Da schrie sie Mord und Wehe;
+Und als sich der schwarze Qualm erhob,
+Da flog sie als Rab' in die Höhe. +

+

+Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!
+O komm' mich im Thurme besuchen,
+Komm'! fliege geschwinde durch's Gitter herein,
+Und bringe mir Käse und Kuchen. +

+

+Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!
+O möchtest du nur sorgen,
+Daß die Muhme nicht auspickt die Augen mein,
+Wenn ich luftig schwebe morgen. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/06.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/06.html new file mode 100644 index 0000000..0ec5e3d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/06.html @@ -0,0 +1,72 @@ + + + + + + + + VI. Die Grenadiere. + + + +

VI.

+
Die Grenadiere.
+ +

+Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',
+Die waren in Rußland gefangen.
+Und als sie kamen in's deutsche Quartier,
+Sie ließen die Köpfe hangen. +

+

+Da hörten sie beide die traurige Mähr:
+Daß Frankreich verloren gegangen,
+Besiegt und zerschlagen das tapfere Heer, –
+Und der Kaiser, der Kaiser gefangen. +

+

+Da weinten zusammen die Grenadier'
+Wohl ob der kläglichen Kunde.
+Der Eine sprach: Wie weh wird mir,
+Wie brennt meine alte Wunde. +

+

+Der Andre sprach: das Lied ist aus,
+Auch ich möcht mit dir sterben,
+Doch hab' ich Weib und Kind zu Haus,
+Die ohne mich verderben. +

+

+Was scheert mich Weib, was scheert mich Kind,
+Ich trage weit bess'res Verlangen;
+Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind, –
+Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen! +

+

+Gewähr' mir Bruder eine Bitt':
+Wenn ich jetzt sterben werde,
+So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,
+Begrab' mich in Frankreichs Erde. +

+

+Das Ehrenkreuz am rothen Band
+Sollst du auf's Herz mir legen;
+Die Flinte gieb mir in die Hand,
+Und gürt' mir um den Degen. +

+

+So will ich liegen und horchen still,
+Wie eine Schildwach, im Grabe,
+Bis einst ich höre Kanonengebrüll,
+Und wiehernder Rosse Getrabe. +

+

+Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
+Viel Schwerter klirren und blitzen;
+Dann steig' ich gewaffnet hervor aus dem Grab', –
+Den Kaiser, den Kaiser zu schützen. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/07.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/07.html new file mode 100644 index 0000000..58bb0ad --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/07.html @@ -0,0 +1,42 @@ + + + + + + + + VII. Die Botschaft. + + + +

VII.

+
Die Botschaft.
+ +

+Mein Knecht! steh auf und sattle schnell,
+Und wirf dich auf dein Roß,
+Und jage rasch, durch Wald und Feld,
+Nach König Dunkans Schloß. +

+

+Dort schleiche in den Stall, und wart',
+Bis dich der Stallbub schaut.
+Den forsch' mir aus: Sprich, welche ist
+Von Dunkans Töchtern Braut? +

+

+Und spricht der Bub: »Die Braune ist's«;,
+So bring mir schnell die Mähr.
+Doch spricht der Bub: »Die Blonde ist's«;,
+So eile nicht so sehr. +

+

+Dann geh' zum Meister Seiler hin,
+Und kauf' mir einen Strick,
+Und reite langsam, sprich kein Wort,
+Und bring mir den zurück. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/08.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/08.html new file mode 100644 index 0000000..d588670 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/08.html @@ -0,0 +1,42 @@ + + + + + + + + VIII. Die Heimführung. + + + +

VIII.

+
Die Heimführung.
+ +

+Ich geh' nicht allein, mein feines Lieb,
+Du mußt mit mir wandern
+Nach der lieben, alten, schaurigen Klause,
+In dem trüben, kalten, traurigen Hause,
+Wo meine Mutter am Eingang kau'rt,
+Und auf des Sohnes Heimkehr lau'rt. +

+

+»Laß ab von mir, du finstrer Mann!
+Wer hat dich gerufen?
+Dein Odem glüht, deine Hand ist Eis,
+Dein Auge sprüht, deine Wang' ist weiß;
+Ich aber will mich lustig freu'n
+An Rosenduft und Sonnenschein.«; +

+

+Laß duften die Rosen, laß scheinen die Sonn',
+Mein süßes Liebchen!
+Hüll' ein dich im weiten, weißwallenden Schleier,
+Spiel fein auf den Saiten der schallenden Leyer,
+Und singe ein Hochzeitlied dabei;
+Der Nachtwind pfeift die Melodei. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/09.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/09.html new file mode 100644 index 0000000..efa2dd0 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/09.html @@ -0,0 +1,258 @@ + + + + + + + + IX. Don Ramiro. + + + +

IX.

+
Don Ramiro.
+ +

+»Donna Clara! Donna Clara!
+Heißgeliebte langer Jahre,
+Hast beschlossen mein Verderben,
+Hast beschlossen ohn' Erbarmen. +

+

+Donna Clara! Donna Clara!
+Ist doch süß die Lebensgabe!
+Aber unten ist es grausig,
+In dem dunkeln, kalten Grabe. +

+

+Donna Clara! Freu' dich, morgen
+Wird Fernando, am Altare,
+Dich als Ehgemahl begrüßen.
+Wirst du mich zur Hochzeit laden?«; +

+

+»Don Ramiro! Don Ramiro!
+Deine Worte treffen bitter,
+Bitt'rer als der Spruch der Sterne,
+Die da spotten meines Willens. +

+

+Don Ramiro! Don Ramiro!
+Rüttle ab den dumpfen Trübsinn;
+Mädchen giebt es viel auf Erden,
+Aber uns hat Gott geschieden. +

+

+Don Ramiro! Ueberwinder
+Vieler tausend Mohrenritter!
+Ueberwinde nun dich selber, –
+Komm' auf meine Hochzeit, Lieber.«; +

+

+»Donna Clara! Donna Clara!
+Ja, ich schwör' es, ja ich komme!
+Will mit dir den Reihen tanzen;
+Gute Nacht, ich komme morgen.«; +

+

+»Gute Nacht!«; – Das Fenster klirrte.
+Seufzend stand Ramiro unten,
+Stand noch lange wie versteinert;
+Endlich schwand er fort im Dunkeln. – +

+

+Endlich auch nach langem Ringen,
+Muß die Nacht dem Tage weichen;
+Wie ein bunter Blumengarten
+Liegt Toledo ausgebreitet. +

+

+Prachtgebäude und Paläste
+Schimmern hell im Glanz der Sonne;
+Und der Kirchen hohe Kuppeln
+Leuchten stattlich wie vergoldet. +

+

+Dumpfig und wie Bienensummen
+Klingt der Glocken Festgeläute,
+Lieblich steigen Betgesänge
+Aus den frommen Gotteshäusern. +

+

+Aber dorten, siehe! siehe!
+Dorten aus der Marktkapelle
+Strömt die bunte Volkesmenge,
+Im Gewimmel und Gedränge. +

+

+Blanke Ritter, schmucke Frauen,
+Hofgesinde festlich blinkend,
+Und die hellen Glocken läuten,
+Und die Orgel rauscht dazwischen. +

+

+Doch mit Ehrfurcht ausgewichen
+Schreitet stolz das junge Ehpaar;
+Donna Clara schwarz verschleiert,
+Don Fernando, waffenglänzend. +

+

+Tausend Augen schaun nach ihnen,
+Tausend frohe Stimmen rufen:
+Heil Kastiliens Mädchensonne!
+Heil Kastiliens Ritterblume! +

+

+Bis an Bräutigams Palastthor
+Wälzet sich das Volksgewühle;
+Dort beginnt die Hochzeitfeier,
+Prunkhaft und nach alter Sitte. +

+

+Ritterspiel und frohe Tafel
+Wechseln unter lautem Jubel;
+Rauschend schnell entfliehn die Stunden
+Bis die Nacht herabgesunken. +

+

+Und zum Tanze sich versammeln
+Dort im Saal die Hochzeitgäste;
+Alle funkeln buntbeleuchtet
+Von dem Lichterheer der Kerzen. +

+

+Don Fernando stralt wie'n König
+In dem güldnen Purpurmantel;
+Clara wie die junge Rose,
+Blüht im weißen Brautgewande. +

+

+Auf erhobne Ehrensitze
+Rings von Dienerschaft umwoget,
+Ließen sich die beiden nieder,
+Und sie tauschten süße Worte. +

+

+Und im Saale braust es dumpfig,
+Wie ein Meer von Sturm beweget!
+Und die lauten Pauken wirbeln,
+Und es schmettern die Trommeten. +

+

+»Doch warum, o schöne Herrin,
+Sind gerichtet deine Blicke
+Dorthin nach der Saalesecke?«;
+So verwundert sprach der Ritter. +

+

+»Siehst du denn nicht, Don Fernando,
+Dort den Mann im schwarzen Mantel?«;
+Und der Ritter lächelt freundlich:
+»Ach! das ist ja nur ein Schatten.«; +

+

+Doch es nähert sich der Schatten,
+Und es war ein Mann im Mantel;
+Und Ramiro schnell erkennend,
+Grüßt ihn Clara, gluthbefangen. +

+

+Und der Tanz hat schon begonnen,
+Munter drehen sich die Tänzer;
+Und der Boden dröhnt und zittert
+Von dem rauschenden Getöse. +

+

+»Wahrlich gerne, Don Ramiro,
+Will ich dir zum Tanze folgen,
+Doch im nächtlich schwarzen Mantel
+Hättest du nicht kommen sollen.«; +

+

+Mit durchbohrend stieren Augen
+Schaut Ramiro auf die Holde,
+Sie umschlingend spricht er düster:
+»Sprachest ja ich sollte kommen!«; +

+

+Und in's wilde Tanzgetümmel
+Drängen sich die beiden Tänzer;
+Und die lauten Pauken wirbeln,
+Und es schmettern die Trommeten. +

+

+»Sind ja schneeweiß deine Wangen!«;
+Flüstert Clara heimlich schauernd.
+»Sprachest ja ich sollte kommen!«;
+Schallet dumpf Ramiros Stimme. +

+

+Und im Saal die Kerzen blinzeln
+Durch das flutende Gedränge;
+Und die lauten Pauken wirbeln,
+Und es schmettern die Trommeten. +

+

+»Sind ja eiskalt deine Hände!«;
+Flüstert Clara, schauerzuckend.
+»Sprachest ja ich sollte kommen!«;
+Und sie treiben fort im Strudel. +

+

+»Laß mich, laß mich! Don Ramiro!
+Leichenduft ist ja dein Odem!«;
+Wie als Echo schallen heiser
+Don Ramiros grause Worte. +

+

+Und der Boden raucht und glühet,
+Lustig fiedelen die Geiger;
+Wie ein tolles Zauberweben,
+Schwindelt alles im Gekreisel. +

+

+»Laß mich, laß mich! Don Ramiro!«;
+Wimmert's immer im Gewoge.
+Immer schnarret hohl die Antwort:
+»Sprachest ja ich sollte kommmen!«; +

+

+»Nun so geh in Gottes Namen!«;
+Clara rief's mit fester Stimme,
+Und dies Wort war kaum entfahren,
+Und verschwunden war Ramiro. +

+

+Clara starret, Tod im Antlitz,
+Kaltumflirret, nachtumwoben;
+Ohnmacht hat das lichte Bildniß
+In ihr dunkles Reich gezogen. +

+

+Endlich weicht der Nebelschlummer,
+Endlich schlägt sie auf die Wimper;
+Aber Staunen will auf's neue
+Ihre holden Augen schließen. +

+

+Denn derweil der Tanz begonnen
+War sie nicht vom Sitz gewichen,
+Und sie sitzt noch bei dem Bräut'gam;
+Und der Ritter sorgsam bittet: +

+

+»Sprich, was bleichen deine Wangen?
+Sprich, was wird dein Aug so dunkel? – «;
+»Und Ramiro? – – –«; schaudert Clara,
+Und Entsetzen lähmt die Zunge. +

+

+Doch mit tiefen, ernsten Falten
+Furch't sich jetzt des Bräut'gams Stirne:
+»Herrin, forsch' nicht blut'ge Kunde, –
+Heute Mittag starb Ramiro.«; +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html new file mode 100644 index 0000000..89c3daf --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/10.html @@ -0,0 +1,102 @@ + + + + + + + + X. Belsatzar. + + + +

X.

+
Belsatzar.
+ +

+Die Mitternacht zog näher schon;
+In stummer Ruh lag Babylon. +

+

+Nur oben, in des Königs Schloß,
+Da flackert's, da lärmt des Königs Troß, +

+

+Dort oben, in dem Königssaal,
+Belsatzar hielt sein Königsmahl. +

+

+Die Knechte saßen in schimmernden Reih'n,
+Und leerten die Becher mit funkelndem Wein. +

+

+Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht';
+So klang es dem störrigen Könige recht. +

+

+Des Königs Wangen leuchten Glut;
+Im Wein erwuchs ihm kecker Muth. +

+

+Und blindlings reißt der Muth ihn fort;
+Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort. +

+

+Und er brüstet sich frech, und lästert wild;
+Die Knechtenschaar ihm Beifall brüllt. +

+

+Der König rief mit stolzem Blick;
+Der Diener eilt und kehrt zurück. +

+

+Er trug viel gülden Geräth auf dem Haupt;
+Das war aus dem Tempel Jehovas geraubt. +

+

+Und der König ergriff mit frevler Hand
+Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand'. +

+

+Und er leert ihn hastig bis auf den Grund,
+Und rufet laut mit schäumendem Mund: +

+

+Jehovah! dir künd' ich auf ewig Hohn, –
+Ich bin der König von Babylon! +

+

+Doch kaum das grause Wort verklang,
+Dem König ward's heimlich im Busen bang. +

+

+Das gellende Lachen verstummte zumal;
+Es wurde leichenstill im Saal. +

+

+Und sieh! und sieh! an weißer Wand
+Da kam's hervor wie Menschenhand; +

+

+Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
+Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand. +

+

+Der König stieren Blicks da saß,
+Mit schlotternden Knien und todtenblaß. +

+

+Die Knechtenschaar saß kalt durchgraut,
+Und saß gar still, gab keinen Laut. +

+

+Die Magier kamen, doch keiner verstand
+Zu deuten die Flammenschrift an der Wand. +

+

+Belsatzar ward aber in selbiger Nacht
+Von seinen Knechten umgebracht. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/11.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/11.html new file mode 100644 index 0000000..0528566 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/11.html @@ -0,0 +1,48 @@ + + + + + + + + XI. Die Minnesänger. + + + +

XI.

+
Die Minnesänger.
+ +

+Zu dem Wettgesange schreiten
+Minnesänger jetzt herbei;
+Ei, das giebt ein seltsam Streiten,
+Ein gar seltsames Turnei! +

+

+Phantasie, die schäumend wilde,
+Ist des Minnesängers Pferd,
+Und die Kunst dient ihm zum Schilde,
+Und das Wort, das ist sein Schwert. +

+

+Hübsche Damen schauen munter
+Vom beteppichten Balkon',
+Doch die rechte ist nicht drunter
+Mit des Sieges Myrthenkron'. +

+

+Andre Leute, wenn sie springen
+In die Schranken, sind gesund;
+Aber Minnesänger bringen
+Dort schon mit die Todeswund'. +

+

+Und wem dort am besten dringen
+Liedes Blutström' aus der Brust,
+Der wird's beste Lob erringen,
+Und sein Weh giebt Andern Lust. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/12.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/12.html new file mode 100644 index 0000000..376498e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/12.html @@ -0,0 +1,36 @@ + + + + + + + + XII. Die Fensterschau. + + + +

XII.

+
Die Fensterschau.
+ +

+Der bleiche Heinrich ging vorbei,
+Schön Hedwig lag am Fenster.
+Sie sprach halblaut: Gott steh mir bei,
+Der unten schaut bleich wie Gespenster! +

+

+Der unten erhub sein Aug in die Höh',
+Hinschmachtend nach Hedewigs Fenster.
+Schön Hedwig ergriff es wie Liebesweh,
+Auch sie ward bleich wie Gespenster. +

+

+Schön Hedwig stand nun mit Liebesharm
+Alltäglich lauernd am Fenster.
+Bald aber lag sie in Heinrichs Arm,
+Allnächtlich zur Zeit der Gespenster. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/13.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/13.html new file mode 100644 index 0000000..21dc85a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/13.html @@ -0,0 +1,42 @@ + + + + + + + + XIII. Der wunde Ritter. + + + +

XIII.

+
Der wunde Ritter.
+ +

+Ich weiß eine alte Kunde,
+Die hallet dumpf und trüb';
+Ein Ritter lag liebeswunde,
+Doch treulos ist sein Lieb. +

+

+Als treulos muß er verachten
+Die eigne Herzliebste sein,
+Als schimpflich muß er betrachten
+Die eigne Liebespein. +

+

+Er möcht' in die Schranken reiten,
+Und rufen die Ritter zum Streit:
+Der mag sich zum Kampfe bereiten,
+Wer mein Lieb eines Makels zeih't! +

+

+Da würden wohl Alle schweigen,
+Nur nicht sein eigener Schmerz;
+Da müßt' er die Lanze neigen
+Wider's eigne klagende Herz. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/14.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/14.html new file mode 100644 index 0000000..bccb69d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/14.html @@ -0,0 +1,36 @@ + + + + + + + + XIV. Wasserfahrt. + + + +

XIV.

+
Wasserfahrt.
+ +

+Ich stand gelehnet an den Mast,
+Und zählte jede Welle.
+Ade! mein schönes Vaterland
+Mein Schiff, das segelt schnelle! +

+

+Ich kam schön Liebchens Haus vorbei,
+Die Fensterscheiben blinken;
+Ich guck' mir fast die Augen aus,
+Doch will mir niemand winken. +

+

+Ihr Thränen, bleibt mir aus dem Aug',
+Daß ich nicht dunkel sehe.
+Mein krankes Herze, brich mir nicht
+Vor allzugroßem Wehe. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html new file mode 100644 index 0000000..d68e114 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/15.html @@ -0,0 +1,96 @@ + + + + + + + + XV. Das Liedchen von der Reue. + + + +

XV.

+
Das Liedchen von der Reue.
+ +

+Herr Ulrich reitet im grünen Wald,
+Die Blätter lustig rauschen.
+Er sieht eine holde Mädchengestalt
+Durch Baumeszweige lauschen. +

+

+Der Junker spricht: Wohl kenne ich
+Dies blühende, glühende Bildniß,
+Verlockend stets umschwebt es mich
+In Volksgewühl und Wildniß. +

+

+Zwei Röslein sind die Lippen dort,
+Die lieblichen, die frischen;
+Doch manches häßlich bitt're Wort
+Schleicht tückisch oft dazwischen. +

+

+Drum gleicht dies Mündlein gar genau
+Den hübschen Rosenbüschen,
+Wo gift'ge Schlangen wunderschlau
+Im dunkeln Laube zischen. +

+

+Dort jenes Grübchen wunderlieb
+In wunderlieben Wangen,
+Das ist die Grube, worein mich trieb
+Wahnsinniges Verlangen. +

+

+Dort seh' ich ein schönes Lockenhaar
+Vom schönsten Köpfchen hangen;
+Das sind die Netze wunderbar,
+Womit mich der Böse gefangen. +

+

+Und jenes blaue Auge dort,
+So klar, wie stille Welle,
+Das hielt ich für des Himmels Pfort',
+Doch war's die Pforte der Hölle. – +

+

+Herr Ulrich reitet weiter im Wald,
+Die Blätter rauschen schaurig.
+Da sieht er von fern eine zweite Gestalt,
+Die ist so bleich, so traurig. +

+

+Der Junker spricht: O Mutter dort,
+Die mich so mütterlich liebte,
+Der ich mit bösem Thun und Wort
+Das Leben bitterlich trübte! +

+

+O, könnt ich dir trocknen die Augen naß,
+Mit der Gluth von meinen Schmerzen!
+O, könnt ich dir röthen die Wangen blaß
+Mit dem Blut aus meinem Herzen! +

+

+Und weiter reitet Herr Ulerich,
+Im Wald beginnt es zu düstern,
+Viel seltsame Stimmen regen sich,
+Die Abendwinde flüstern. +

+

+Der Junker hört die Worte sein
+Gar vielfach wiederklingen.
+Das thaten die spöttischen Waldvöglein,
+Die zwitschern laut und singen: +

+

+Herr Ulrich singt ein hübsches Lied,
+Das Liedchen von der Reue,
+Und hat er zu Ende gesungen das Lied,
+So singt er es wieder auf's Neue. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/16.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/16.html new file mode 100644 index 0000000..811aa4b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/16.html @@ -0,0 +1,59 @@ + + + + + + + + XVI. An eine Sängerin. + + + +

XVI.

+
An eine Sängerin.
+
Als sie eine alte Romanze sang.
+ +

+Ich denke noch der Zaubervollen,
+Wie sie zuerst mein Auge sah!
+Wie ihre Töne lieblich klangen,
+Und heimlich süß in's Herze drangen,
+Entrollten Thränen meinen Wangen, –
+Ich wußte nicht wie mir geschah. +

+

+Ein Traum war über mich gekommen:
+Als sey ich noch ein frommes Kind,
+Und säße still, beim Lämpchenscheine,
+In Mutters warmem Kämmerleine,
+Und läse Mährchen wunderfeine,
+Derweilen draußen Nacht und Wind. +

+

+Die Mährchen fangen an zu leben,
+Die Ritter steigen aus der Gruft;
+Bei Ronzisvall da giebt's ein Streiten,
+Da kommt Herr Roland herzureiten,
+Viel kühne Degen ihn begleiten,
+Auch leider Ganelon, der Schuft. +

+

+Durch den wird Roland schlimm gebettet;
+Er schwimmt in Blut, und athmet kaum;
+Kaum mochte fern sein Jagdhornzeichen
+Das Ohr des großen Carls erreichen, –
+Da muß der Ritter schon erbleichen, –
+Und mit ihm stirbt zugleich mein Traum. +

+

+Das war ein laut verworr'nes Schallen,
+Das mich aus meinem Träumen rief.
+Verklungen war jetzt die Legende,
+Die Leute schlugen in die Hände,
+Und riefen »Bravo«; ohne Ende;
+Die Sängerin verneigt sich tief. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/17.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/17.html new file mode 100644 index 0000000..faba50a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/17.html @@ -0,0 +1,51 @@ + + + + + + + + XVII. Das Lied von den Dukaten. + + + +

XVII.

+
Das Lied von den Dukaten.
+ +

+Meine güldenen Dukaten,
+Sagt wo seyd Ihr hingerathen? +

+

+Seyd Ihr bei den güldnen Fischlein,
+Die im Bache froh und munter
+Tauchen auf und tauchen unter? +

+

+Seyd Ihr bei den güldnen Blümlein,
+Die auf lieblich grüner Aue
+Funkeln hell vom Morgenthaue? +

+

+Seyd Ihr bei den güldnen Vöglein,
+Die da schweifen glanzumwoben
+In den blauen Lüften oben? +

+

+Seyd Ihr bei den güldnen Sternlein,
+Die im leuchtenden Gewimmel
+Lächeln jede Nacht am Himmel? +

+

+Ach! Ihr güldenen Dukaten
+Schwimmt nicht in des Baches Well',
+Funkelt nicht auf grüner Au',
+Schwebet nicht in Lüften blau,
+Lächelt nicht am Himmel hell, –
+Meine Manichäer, traun!
+Halten Euch in ihren Klau'n. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/18.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/18.html new file mode 100644 index 0000000..f5dbc64 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/18.html @@ -0,0 +1,84 @@ + + + + + + + + XVIII. Gespräch auf der Paderborner Haide. + + + +

XVIII.

+
Gespräch auf der Paderborner Haide.
+ +

+Hörst du nicht die fernen Töne,
+Wie von Brummbaß und von Geigen?
+Dorten tanzt wohl manche Schöne
+Den geflügelt leichten Reigen. +

+

+»Ei, mein Freund, das nenn' ich irren,
+Von den Geigen hör' ich keine,
+Nur die Ferklein hör' ich quirren,
+Grunzen nur hör' ich die Schweine.«; +

+

+Hörst du nicht das Waldhorn blasen?
+Jäger sich des Waidwerks freuen;
+Fromme Lämmer seh ich grasen,
+Schäfer spielen auf Schallmeien. +

+

+»Ei, mein Freund, was du vernommen
+Ist kein Waldhorn, noch Schallmeie;
+Nur den Sauhirt seh' ich kommen,
+Heimwärts treibt er seine Säue.«; +

+

+Hörst du nicht das ferne Singen,
+Wie von süßen Wettgesängen?
+Englein schlagen mit den Schwingen
+Lauten Beifall solchen Klängen. +

+

+»Ei, was dort so hübsch geklungen,
+Ist kein Wettgesang, mein Lieber!
+Singend treiben Gänsejungen
+Ihre Gänselein vorüber.«; +

+

+Hörst du nicht die Glocken läuten,
+Wunderlieblich, wunderhelle?
+Fromme Kirchengänger schreiten
+Andachtsvoll zur Dorfkapelle. +

+

+»Ei, mein Freund, das sind die Schellen
+Von den Ochsen, von den Kühen,
+Die nach ihren dunkeln Ställen
+Mit gesenktem Kopfe ziehen.«; +

+

+Siehst du nicht den Schleier wehen?
+Siehst du nicht das leise Nicken?
+Dort seh' ich die Liebste stehen,
+Feuchte Wehmuth in den Blicken. +

+

+»Ei! mein Freund, dort seh' ich nicken
+Nur das Waldweib, nur die Lise;
+Blaß und hager an den Krücken
+Hinkt sie weiter nach der Wiese.«; +

+

+Nun, mein Freund, so magst du lachen
+Ueber des Phantasten Frage;
+Kannst doch nicht zur Täuschung machen,
+Was ich fest im Busen trage. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/19.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/19.html new file mode 100644 index 0000000..f3e6c6f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/19.html @@ -0,0 +1,37 @@ + + + + + + + + XIX. Lebensgruß. + + + +

XIX.

+
Lebensgruß.
+
(Stammbuchblatt.)
+ +

+Eine große Landstraß' ist unsre Erd',
+Wir Menschen sind Passagiere;
+Man rennet und jaget, zu Fuß und zu Pferd,
+Wie Läufer oder Couriere. +

+

+Man fährt sich vorüber, man nicket, man grüßt
+Mit dem Taschentuch' aus der Carosse;
+Man hätte sich gerne geherzt und geküßt, –
+Doch jagen von hinnen die Rosse. +

+

+Kaum trafen wir uns auf derselben Station,
+Herzliebster Prinz Alexander,
+Da bläst schon zur Abfahrt der Postillon
+Und bläst uns schon auseinander. +

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/20.html b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/20.html new file mode 100644 index 0000000..7b8c19d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01_junge_leiden/03_romanzen/20.html @@ -0,0 +1,30 @@ + + + + + + + + XX. Wahrhaftig. + + + +

XX.

+
Wahrhaftig.
+ +

+Wenn der Frühling kommt mit dem Sonnenschein,
+Dann knospen und blühen die Blümlein auf;
+Wenn der Mond beginnt seinen Stralenlauf,
+Dann schwimmen die Sternlein hintendrein;
+Wenn der Sänger zwei süße Aeuglein sieht,
+Dann quellen ihm Lieder aus tiefem Gemüth; –
+Doch Lieder und Sterne und Blümelein,
+Und Aeuglein und Mondglanz und Sonnenschein,
+Wie sehr das Zeug auch gefällt,
+So macht's doch noch lang keine Welt. +

+ + + -- cgit v1.2.3