From fe59e9c21666528f38fcafdad68c4986d0f879f3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 15:34:57 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/03_die_heimkehr/91.html | 149 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 149 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/03_die_heimkehr/91.html (limited to 'OEBPS/Text/03_die_heimkehr/91.html') diff --git a/OEBPS/Text/03_die_heimkehr/91.html b/OEBPS/Text/03_die_heimkehr/91.html new file mode 100644 index 0000000..ada51ee --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/03_die_heimkehr/91.html @@ -0,0 +1,149 @@ + + + + + + + + Donna Clara. + + + +

Donna Clara.

+ +

+In dem abendlichen Garten
+Wandelt des Alkaden Tochter;
+Pauken- und Trommetenjubel
+Klingt herunter von dem Schlosse. +

+

+»Lästig werden mir die Tänze
+Und die süßen Schmeichelworte,
+Und die Ritter, die so zierlich
+Mich vergleichen mit der Sonne. +

+

+»Ueberlästig wird mir Alles,
+Seit ich sah, bei'm Strahl des Mondes,
+Jenen Ritter, dessen Laute
+Nächtens mich an's Fenster lockte. +

+

+»Wie er stand so schlank und muthig,
+Und die Augen leuchtend schossen
+Aus dem edelblassen Antlitz,
+Glich er wahrlich Sanct Georgen.«; +

+

+Also dachte Donna Clara,
+Und sie schaute auf den Boden;
+Wie sie aufblickt, steht der schöne,
+Unbekannte Ritter vor ihr. +

+

+Händedrückend, liebeflüsternd,
+Wandeln sie umher im Mondschein,
+Und der Zephyr schmeichelt freundlich,
+Mährchenartig grüßen Rosen. +

+

+Mährchenartig grüßen Rosen,
+Und sie glüh'n wie Liebesboten.
+Aber sage mir, Geliebte,
+Warum du so plötzlich roth wirst? +

+

+»Mücken stachen mich, Geliebter,
+Und die Mücken sind, im Sommer,
+Mir so tief verhaßt, als wären's
+Langenas'ge Judenrotten.«; +

+

+Laß die Mücken und die Juden,
+Spricht der Ritter, freundlich kosend.
+Von den Mandelbäumen fallen
+Tausend weiße Blüthenflocken. +

+

+Tausend weiße Blüthenflocken
+Haben ihren Duft ergossen.
+Aber sage mir, Geliebte,
+Ist dein Herz mir ganz gewogen? +

+

+»Ja, ich liebe dich, Geliebter,
+Bei dem Heiland sey's geschworen,
+Den die gottverfluchten Juden
+Boshaft tückisch einst ermordet.«; +

+

+Laß den Heiland und die Juden,
+Spricht der Ritter, freundlich kosend.
+In der Ferne schwanken traumhaft
+Weiße Liljen, lichtumflossen. +

+

+Weiße Liljen, lichtumflossen,
+Blicken nach den Sternen droben.
+Aber sage mir, Geliebte,
+Hast du auch nicht falsch geschworen. +

+

+»Falsch ist nicht in mir, Geliebter,
+Wie in meiner Brust kein Tropfen
+Blut ist von dem Blut der Mohren
+Und des schmutz'gen Judenvolkes.«; +

+

+Laß die Mohren und die Juden
+Spricht der Ritter, freundlich kosend;
+Und nach einer Myrthenlaube
+Führt er die Alkadentochter. +

+

+Wie mit weichen Liebesnetzen
+Hat er heimlich sie umflochten;
+Kurze Worte, lange Küsse,
+Und die Herzen überflossen. +

+

+Und ein schmelzend süßes Brautlied
+Singt im Laub' ein Zaubervogel;
+Wie zum Fackeltanze hüpfen
+Feuerwürmchen auf dem Boden. +

+

+In der Laube wird es stiller,
+Und es schweigen die Verborgnen;
+Nur die heimlich klugen Myrthen
+Hört man flüstern, wie verstohlen. +

+

+Aber Pauken und Trommeten
+Schallen plötzlich aus dem Schlosse,
+Und erwachend hat sich Clara
+Aus des Ritters Arm gezogen. +

+

+»Horch! da ruft es mich, Geliebter,
+Doch, bevor wir scheiden, sollst du
+Nennen deinen lieben Namen,
+Den du mir so lang verborgen.«; +

+

+Und der Ritter, heiter lächelnd,
+Küßt die Finger seiner Holden,
+Küßt die Lippen und die Stirne,
+Und er spricht die langen Worte: +

+

+»Ich, Sennora, Eu'r Geliebter,
+Bin der Sohn des vielbelobten,
+Großen, schriftgelehrten Rabbi
+Israel von Saragossa.«; +

+ + + -- cgit v1.2.3