From da16c1c086c7c7eaca02f15b7d6b381bf2f0faf3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Fri, 10 Dec 2021 18:26:21 +0000 Subject: =?UTF-8?q?Erste=20Ver=C3=B6ffentlichung?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-1.xhtml | 126 +++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 126 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-1.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-1.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-1.xhtml b/OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-1.xhtml new file mode 100644 index 0000000..be0b82c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-1.xhtml @@ -0,0 +1,126 @@ + + + + + + + + Tannhäuser I. + + + +
+ +

I.

+ +

+Ihr guten Christen laßt Euch nicht
+Von Satans List umgarnen!
+Ich sing' Euch das Tannhäuserlied
+Um eure Seelen zu warnen. +

+ +

+Der edle Tannhäuser, ein Ritter gut,
+Wollt' Lieb' und Lust gewinnen,
+Da zog er in den Venusberg,
+Blieb sieben Jahre drinnen. +

+ +

+Frau Venus, meine schöne Frau,
+Leb wohl, mein holdes Leben!
+Ich will nicht länger bleiben bey dir,
+Du sollst mir Urlaub geben. +

+ +

+„Tannhäuser, edler Ritter mein,
+Hast heut mich nicht geküsset;
+Küss' mich geschwind, und sage mir:
+Was du bei mir vermisset? +

+ +

+„Habe ich nicht den süßesten Wein
+Tagtäglich dir kredenzet?
+Und hab' ich nicht mit Rosen dir
+Tagtäglich das Haupt bekränzet?“ +

+ +

+Frau Venus, meine schöne Frau,
+Von süßem Wein und Küssen
+Ist meine Seele geworden krank;
+Ich schmachte nach Bitternissen. +

+ +

+Wir haben zuviel gescherzt und gelacht,
+Ich sehne mich nach Thränen,
+Und statt mit Rosen möcht' ich mein Haupt
+Mit spitzigen Dornen krönen. +

+ +

+„Tannhäuser, edler Ritter mein,
+Du willst dich mit mir zanken;
+Du hast geschworen viel tausendmal,
+Niemals von mir zu wanken. +

+ +

+„Komm laß uns in die Kammer gehn,
+Zu spielen der heimlichen Minne;
+Mein schöner liljenweißer Leib
+Erheitert deine Sinne.“ +

+ +

+Frau Venus, meine schöne Frau,
+Dein Reiz wird ewig blühen;
+Wie viele einst für dich geglüht,
+So werden noch viele glühen. +

+ +

+Doch denk ich der Götter und Helden die einst
+Sich zärtlich daran geweidet,
+Dein schöner liljenweißer Leib,
+Er wird mir schier verleidet. +

+ +

+Dein schöner liljenweißer Leib
+Erfüllt mich fast mit Entsetzen,
+Gedenk' ich, wie viele werden sich
+Noch späterhin dran ergetzen! +

+ +

+„Tannhäuser, edler Ritter mein,
+Das sollst du mir nicht sagen,
+Ich wollte lieber du schlügest mich,
+Wie du mich oft geschlagen. +

+ +

+„Ich wollte lieber du schlügest mich,
+Als daß du Beleidigung sprächest,
+Und mir, undankbar kalter Christ,
+Den Stolz im Herzen brächest. +

+ +

+„Weil ich dich geliebet gar zu sehr,
+Hör' ich nun solche Worte —
+Leb wohl, ich gebe Urlaub dir,
+Ich öffne dir selber die Pforte.“ +

+ +
+ +
+ + + -- cgit v1.2.3