From da16c1c086c7c7eaca02f15b7d6b381bf2f0faf3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Fri, 10 Dec 2021 18:26:21 +0000 Subject: Erste Veröffentlichung MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-2.xhtml | 168 +++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 168 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-2.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-2.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-2.xhtml b/OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-2.xhtml new file mode 100644 index 0000000..4f372dc --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-2.xhtml @@ -0,0 +1,168 @@ + + + + + + + + Tannhäuser II. + + + +
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II.

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+Zu Rom, zu Rom, in der heiligen Stadt,
+Da singt es und klingelt und läutet;
+Da zieht einher die Prozession,
+Der Pabst in der Mitte schreitet. +

+ +

+Das ist der fromme Pabst Urban,
+Er trägt die dreifache Krone,
+Er trägt ein rothes Purpurgewand,
+Die Schleppe tragen Barone. +

+ +

+„O heiliger Vater, Pabst Urban,
+Ich laß dich nicht von der Stelle,
+Du hörest zuvor meine Beichte an,
+Du rettest mich von der Hölle!“ +

+ +

+Das Volk es weicht im Kreis' zurück,
+Es schweigen die geistlichen Lieder: —
+Wer ist der Pilger bleich und wüst,
+Vor dem Papste kniet er nieder? +

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+„O heiliger Vater, Pabst Urban,
+Du kannst ja binden und lösen,
+Errette mich von der Höllenqual
+Und von der Macht des Bösen. +

+ +

+„Ich bin der edle Tannhäuser genannt,
+Wollt Lieb und Lust gewinnen,
+Da zog ich in den Venusberg,
+Blieb sieben Jahre drinnen. +

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+„Frau Venus ist eine schöne Frau,
+Liebreizend und anmuthreiche;
+Wie Sonnenschein und Blumenduft
+Ist ihre Stimme, die weiche. +

+ +

+„Wie der Schmetterling flattert um eine Blum',
+Am zarten Kelch zu nippen,
+So flattert meine Seele stets
+Um ihre Rosenlippen. +

+ +

+„Ihr edles Gesicht umringeln wild
+Die blühend schwarzen Locken;
+Schau'n dich die großen Augen an,
+Wird dir der Athem stocken. +

+ +

+„Schau'n dich die großen Augen an,
+So bist du wie angekettet;
+Ich habe nur mit großer Noth
+Mich aus dem Berg gerettet. +

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+„Ich hab' mich gerettet aus dem Berg,
+Doch stets verfolgen die Blicke
+Der schönen Frau mich überall,
+Sie winken: komm' zurücke! +

+ +

+„Ein armes Gespenst bin ich am Tag,
+Des Nachts mein Leben erwachet,
+Dann träum' ich von meiner schönen Frau,
+Sie sitzt bei mir und lachet. +

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+„Sie lacht so gesund, so glücklich, so toll,
+Und mit so weißen Zähnen!
+Wenn ich an dieses Lachen denk',
+So weine ich plötzliche Thränen. +

+ +

+„Ich liebe sie mit Allgewalt,
+Nichts kann die Liebe hemmen!
+Das ist wie ein wilder Wasserfall,
+Du kannst seine Fluthen nicht dämmen; +

+ +

+„Er springt von Klippe zu Klippe herab,
+Mit lautem Tosen und Schäumen,
+Und bräch' er tausendmal den Hals,
+Er wird im Laufe nicht säumen. +

+ +

+„Wenn ich den ganzen Himmel besäß',
+Frau Venus schenkt' ich ihn gerne;
+Ich gäb' ihr die Sonne, ich gäb' ihr den Mond,
+Ich gäbe ihr sämmtliche Sterne. +

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+„Ich liebe sie mit Allgewalt,
+Mit Flammen, die mich verzehren, —
+Ist das der Hölle Feuer schon,
+Die Gluthen, die ewig währen? +

+ +

+„O, heiliger Vater, Papst Urban,
+Du kannst ja binden und lösen!
+Errette mich von der Höllenqual
+Und von der Macht des Bösen.“ +

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+Der Pabst hub jammernd die Händ' empor,
+Hub jammernd an zu sprechen:
+„Tannhäuser, unglückselger Mann,
+Der Zauber ist nicht zu brechen. +

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+„Der Teufel, den man Venus nennt,
+Er ist der Schlimmste von allen;
+Erretten kann ich dich nimmermehr
+Aus seinen schönen Krallen. +

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+„Mit deiner Seele mußt du jetzt
+Des Fleisches Lust bezahlen,
+Du bist verworfen, du bist verdammt
+Zu ewigen Höllenqualen.“ +

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+ + + -- cgit v1.2.3