From da16c1c086c7c7eaca02f15b7d6b381bf2f0faf3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Fri, 10 Dec 2021 18:26:21 +0000 Subject: Erste Veröffentlichung MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-3.xhtml | 168 +++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 168 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-3.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-3.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-3.xhtml b/OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-3.xhtml new file mode 100644 index 0000000..c9e63ca --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/02-verschiedene/f-tannhaeuser-3.xhtml @@ -0,0 +1,168 @@ + + + + + + + + Tannhäuser III. + + + +
+ +

III.

+ +

+Der Ritter Tannhäuser er wandelt so rasch,
+Die Füße, die wurden ihm wunde.
+Er kam zurück in den Venusberg
+Wohl um die Mitternachtstunde. +

+ +

+Frau Venus erwachte aus dem Schlaf,
+Ist schnell aus dem Bette gesprungen;
+Sie hat mit ihrem weißen Arm
+Den geliebten Mann umschlungen. +

+ +

+Aus ihrer Nase rann das Blut,
+Den Augen die Thränen entflossen;
+Sie hat mit Thränen und Blut das Gesicht
+Des geliebten Mannes begossen. +

+ +

+Der Ritter legte sich in's Bett,
+Er hat kein Wort gesprochen.
+Frau Venus in die Küche ging,
+Um ihm eine Suppe zu kochen. +

+ +

+Sie gab ihm Suppe, sie gab ihm Brod,
+Sie wusch seine wunden Füße,
+Sie kämmte ihm das struppige Haar,
+Und lachte dabey so süße. +

+ +

+„Tannhäuser, edler Ritter mein,
+Bist lange ausgeblieben,
+Sag an, in welchen Landen du dich
+So lange herumgetrieben?“ +

+ +

+Frau Venus, meine schöne Frau,
+Ich hab' in Welschland verweilet;
+Ich hatte Geschäfte in Rom und bin
+Schnell wieder hierher geeilet. +

+ +

+Auf sieben Hügeln ist Rom gebaut,
+Die Tiber thut dorten fließen;
+Auch hab' ich in Rom den Pabst gesehn,
+Der Pabst er läßt dich grüßen. +

+ +

+Auf meinem Rückweg sah ich Florenz,
+Bin auch durch Mailand gekommen,
+Und bin alsdann mit raschem Muth
+Die Schweiz hinaufgeklommen. +

+ +

+Und als ich über die Alpen zog
+Da fing es an zu schneyen,
+Die blauen Seen die lachten mich an,
+Die Adler krächzen und schreien. +

+ +

+Und als ich auf dem Sankt-Gotthardt stand,
+Da hört ich Deutschland schnarchen;
+Es schlief da unten in sanfter Huth
+Von sechs und dreißig Monarchen. +

+ +

+In Schwaben besah ich die Dichterschul',
+Gar liebe Geschöpfchen und Tröpfchen!
+Auf kleinen Kackstühlchen saßen sie dort,
+Fallhütchen auf den Köpfchen. +

+ +

+Zu Frankfurt kam ich am Schabbes an,
+Und aß dort Schalet und Klöse;
+Ihr habt die beste Religion,
+Auch lieb' ich das Gänsegekröse. +

+ +

+In Dresden sah ich einen Hund,
+Der einst gehört zu den Bessern,
+Doch fallen ihm jetzt die Zähne aus,
+Er kann nur bellen und wässern. +

+ +

+Zu Weimar, dem Musenwittwensitz,
+Da hört' ich viel Klagen erheben,
+Man weinte und jammerte: Goethe sey todt
+Und Eckermann sey noch am Leben! +

+ +

+Zu Potsdam vernahm ich ein lautes Geschrey —
+Was giebt es? rief ich verwundert.
+„Das ist der Gans in Berlin, der liest
+Dort über das letzte Jahrhundert.“ +

+ +

+Zu Göttingen blüht die Wissenschaft,
+Doch bringt sie keine Früchte.
+Ich kam dort durch in stockfinstrer Nacht,
+Sah nirgendswo ein Lichte. +

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+Zu Celle im Zuchthaus sah ich nur
+Hannoveraner — O Deutsche!
+Uns fehlt ein Nationalzuchthaus
+Und eine gemeinsame Peitsche! +

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+Zu Hamburg frug ich: warum so sehr
+Die Straßen stinken thäten?
+Doch Juden und Christen versicherten mir,
+Das käme von den Fleeten. +

+ +

+Zu Hamburg, in der guten Stadt,
+Wohnt mancher schlechte Geselle;
+Und als ich auf die Börse kam,
+Ich glaubte ich wär' noch in Celle. +

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+Zu Hamburg sah ich Altona,
+Ist auch eine schöne Gegend;
+Ein andermal erzähl' ich Dir
+Was mir alldort bege'gent. +

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+ + + -- cgit v1.2.3