From da16c1c086c7c7eaca02f15b7d6b381bf2f0faf3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Fri, 10 Dec 2021 18:26:21 +0000 Subject: Erste Veröffentlichung MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- OEBPS/Text/03-romanzen/10-ritter-olaf.xhtml | 164 ++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 164 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/03-romanzen/10-ritter-olaf.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/03-romanzen/10-ritter-olaf.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/03-romanzen/10-ritter-olaf.xhtml b/OEBPS/Text/03-romanzen/10-ritter-olaf.xhtml new file mode 100644 index 0000000..f9dcb76 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/03-romanzen/10-ritter-olaf.xhtml @@ -0,0 +1,164 @@ + + + + + + + + X. Ritter Olaf + + + +
+ +

X.

+

Ritter Olaf.

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1.

+ +

+Vor dem Dome stehn zwey Männer,
+Tragen beide rothe Röcke,
+Und der Eine ist der König
+Und der Henker ist der Andre. +

+ +

+Und zum Henker spricht der König:
+„Am Gesang der Pfaffen merk' ich,
+Daß vollendet schon die Trauung —
+Halt' bereit dein gutes Richtbeil.“ +

+ +

+Glockenklang und Orgelrauschen,
+Und das Volk strömt aus der Kirche;
+Bunter Festzug, in der Mitte
+Die geschmückten Neuvermählten. +

+ +

+Leichenblaß und bang und traurig
+Schaut die schöne Königstochter;
+Keck und heiter schaut Herr Olaf,
+Und sein rother Mund, der lächelt. +

+ +

+Und mit lächelnd rothem Munde
+Spricht er zu dem finstern König:
+„Guten Morgen, Schwiegervater,
+Heut ist Dir mein Haupt verfallen. +

+ +

+„Sterben soll ich heut — O, laß mich
+Nur bis Mitternacht noch leben,
+Daß ich meine Hochzeit fey're
+Mit Banquett und Fackeltänzen. +

+ +

+„Laß mich leben, laß mich leben,
+Bis geleert der letzte Becher,
+Bis der letzte Tanz getanzt ist —
+Laß bis Mitternacht mich leben!“ +

+ +

+Und zum Henker spricht der König:
+„Unserm Eidam sey gefristet
+Bis um Mitternacht sein Leben —
+Halt' bereit dein gutes Richtbeil.“ +

+ +
+ +

2.

+ +

+Herr Olaf sitzt beim Hochzeitschmaus,
+Er trinkt den letzten Becher aus.
+An seine Schulter lehnt
+Sein Weib und stöhnt —
+Der Henker steht vor der Thüre. +

+ +

+Der Reigen beginnt und Herr Olaf erfaßt
+Sein junges Weib, und mit wilder Hast
+Sie tanzen, bey Fackelglanz,
+Den letzten Tanz —
+Der Henker steht vor der Thüre. +

+ +

+Die Geigen geben so lustigen Klang,
+Die Flöten seufzen so traurig und bang!
+Wer die beiden tanzen sieht,
+Dem erbebt das Gemüth —
+Der Henker steht vor der Thüre. +

+ +

+Und wie sie tanzen, im dröhnenden Saal,
+Herr Olaf flüstert zu seinem Gemahl:
+„Du weißt nicht wie lieb ich dich hab —
+So kalt ist das Grab — “
+Der Henker steht vor der Thüre. +

+ +
+ +

3.

+ +

+Herr Olaf es ist Mitternacht,
+Dein Leben ist verflossen!
+Du hattest eines Fürstenkinds
+In freier Lust genossen. +

+ +

+Die Mönche murmeln das Todtengebet,
+Der Mann im rothen Rocke,
+Er steht mit seinem blanken Beil
+Schon vor dem schwarzen Blocke. +

+ +

+Herr Olaf steigt in den Hof hinab,
+Da blinken viel Schwerter und Lichter.
+Es lächelt des Ritters rother Mund,
+Mit lächelndem Munde spricht er: +

+ +

+„Ich segne die Sonne, ich segne den Mond,
+Und die Stern', die am Himmel schweifen.
+Ich segne auch die Vögelein,
+Die in den Lüften pfeifen. +

+ +

+„Ich segne das Meer, ich segne das Land,
+Und die Blumen auf der Aue.
+Ich segne die Veilchen, sie sind so sanft
+Wie die Augen meiner Fraue. +

+ +

+„Ihr Veilchenaugen meiner Frau,
+Durch Euch verlier' ich mein Leben!
+Ich segne auch den Hollunderbaum,
+Wo du dich mir ergeben.“ +

+ +
+ +
+ + + -- cgit v1.2.3