From da16c1c086c7c7eaca02f15b7d6b381bf2f0faf3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Fri, 10 Dec 2021 18:26:21 +0000 Subject: Erste Veröffentlichung MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../Text/04-zeitgedichte/07-der-tambourmajor.xhtml | 128 +++++++++++++++++++++ 1 file changed, 128 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/04-zeitgedichte/07-der-tambourmajor.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/04-zeitgedichte/07-der-tambourmajor.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/04-zeitgedichte/07-der-tambourmajor.xhtml b/OEBPS/Text/04-zeitgedichte/07-der-tambourmajor.xhtml new file mode 100644 index 0000000..124b6ad --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/04-zeitgedichte/07-der-tambourmajor.xhtml @@ -0,0 +1,128 @@ + + + + + + + + VII. Der Tambourmajor + + + +
+ +

VII.

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Der Tambourmajor.

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+ +

+Das ist der alte Tambourmajor,
+Wie ist er jetzt herunter!
+Zur Kaiserzeit stand er in Flor,
+Da war er glücklich und munter. +

+ +

+Er balanzirte den großen Stock,
+Mit lachendem Gesichte;
+Die silbernen Tressen auf seinem Rock,
+Die glänzten im Sonnenlichte. +

+ +

+Wenn er mit Trommelwirbelschall
+Einzog in Städten und Städtchen,
+Da schlug das Herz im Wiederhall
+Den Weibern und den Mädchen. +

+ +

+Er kam und sah und siegte leicht,
+Wohl über alle Schönen;
+Sein schwarzer Schnurbart wurde feucht
+Von deutschen Frauenthränen. +

+ +

+Wir mußten es dulden! In jedem Land,
+Wo die fremden Eroberer kamen,
+Der Kaiser die Herren überwand,
+Der Tambourmajor die Damen. +

+ +

+Wir haben lange getragen das Leid,
+Geduldig wie deutsche Eichen,
+Bis endlich die hohe Obrigkeit
+Uns gab das Befreyungszeichen. +

+ +

+Wie in der Kampfbahn der Auerochs
+Erhuben wir unsere Hörner,
+Entledigten uns des fränkischen Jochs
+Und sangen die Lieder von Körner. +

+ +

+Entsetzliche Verse! Sie klangen ins Oh'r
+Gar schauderhaft den Tyrannen!
+Der Kaiser und die Tambourmajor,
+Sie flohen erschrocken von dannen. +

+ +

+Sie ärndteten beide den Sündenlohn
+Und nahmen ein schlechtes Ende.
+Es fiel der Kaiser Napoleon
+Den Britten in die Hände. +

+ +

+Wohl auf der Insel Sankt-Helena,
+Sie marterten ihn gar schändlich;
+Am Magenkrebse starb er da
+Nach langen Leiden endlich. +

+ +

+Der Tambourmajor, er ward entsetzt
+Gleichfalls von seiner Stelle.
+Um nicht zu verhungern dient er jetzt
+Als Hausknecht in unserm Hotele. +

+ +

+Er heitzt den Ofen, er fegt den Topf,
+Muß Holz und Wasser schleppen.
+Mit seinem wackelnd greisen Kopf
+Keucht er herauf die Treppen. +

+ +

+Wenn mich der Fritz besucht, so kann
+Er nicht den Spaß sich versagen,
+Den drollig schlotternd langen Mann
+Zu nergeln und zu plagen. +

+ +

+Laß ab mit Spötteley'n, o Fritz!
+Es ziemt Germania's Söhnen
+Wohl nimmermehr mit schlechtem Witz
+Gefallene Größe zu höhnen. +

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+Du solltest mit Pietät, mich däucht,
+Behandeln solche Leute;
+Der Alte ist dein Vater vielleicht
+Von mütterlicher Seite. +

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+ + + -- cgit v1.2.3