From da16c1c086c7c7eaca02f15b7d6b381bf2f0faf3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Fri, 10 Dec 2021 18:26:21 +0000 Subject: =?UTF-8?q?Erste=20Ver=C3=B6ffentlichung?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- OEBPS/Text/04-zeitgedichte/24-nachtgedanken.xhtml | 93 +++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 93 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/04-zeitgedichte/24-nachtgedanken.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/04-zeitgedichte/24-nachtgedanken.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/04-zeitgedichte/24-nachtgedanken.xhtml b/OEBPS/Text/04-zeitgedichte/24-nachtgedanken.xhtml new file mode 100644 index 0000000..0df430b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/04-zeitgedichte/24-nachtgedanken.xhtml @@ -0,0 +1,93 @@ + + + + + + + + XXIV. Nachtgedanken + + + +
+ +

XXIV.

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Nachtgedanken.

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+Denk ich an Deutschland in der Nacht,
+Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
+Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
+Und meine heißen Thränen fließen. +

+ +

+Die Jahre kommen und vergehn!
+Seit ich die Mutter nicht gesehn
+Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
+Es wächst mein Sehnen und Verlangen. +

+ +

+Mein Sehnen und Verlangen wächst.
+Die alte Frau hat mich behext,
+Ich denke immer an die alte,
+Die alte Frau, die Gott erhalte! +

+ +

+Die alte Frau hat mich so lieb,
+Und in den Briefen, die sie schrieb,
+Seh' ich wie ihre Hand gezittert,
+Wie tief das Mutterherz erschüttert. +

+ +

+Die Mutter liegt mir stets im Sinn.
+Zwölf lange Jahre floßen hin,
+Zwölf lange Jahre sind verflossen,
+Seit ich sie nicht an's Herz geschlossen. +

+ +

+Deutschland hat ewigen Bestand,
+Es ist ein kerngesundes Land,
+Mit seinen Eichen, seinen Linden,
+Werd' ich es immer wiederfinden. +

+ +

+Nach Deutschland lechzt' ich nicht so sehr,
+Wenn nicht die Mutter dorten wär';
+Das Vaterland wird nie verderben,
+Jedoch die alte Frau kann sterben. +

+ +

+Seit ich das Land verlassen hab',
+So viele sanken dort in's Grab,
+Die ich geliebt — wenn ich sie zähle,
+So will verbluten meine Seele. +

+ +

+Und zählen muß ich — Mit der Zahl
+Schwillt immer höher meine Qual,
+Mir ist als wälzten sich die Leichen
+Auf meine Brust — Gottlob! sie weichen! +

+ +

+Gottlob! durch meine Fenster bricht
+Französisch heit'res Tageslicht;
+Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
+Und lächelt fort die deutschen Sorgen. +

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+ + + -- cgit v1.2.3