From da16c1c086c7c7eaca02f15b7d6b381bf2f0faf3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Fri, 10 Dec 2021 18:26:21 +0000 Subject: Erste Veröffentlichung MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../05-deutschland-ein-wintermaerchen/01.xhtml | 155 +++++++++++++++++++++ 1 file changed, 155 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/01.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/01.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/01.xhtml b/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/01.xhtml new file mode 100644 index 0000000..164c0e7 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/01.xhtml @@ -0,0 +1,155 @@ + + + + + + + + Caput I. + + + +
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Caput I.

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+Im traurigen Monat November war's,
+Die Tage wurden trüber,
+Der Wind riß von den Bäumen das Laub,
+Da reist' ich nach Deutschland hinüber. +

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+Und als ich an die Grenze kam,
+Da fühlt ich ein stärkeres Klopfen
+In meiner Brust, ich glaube sogar
+Die Augen begunnen zu tropfen. +

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+Und als ich die deutsche Sprache vernahm,
+Da ward mir seltsam zu Muthe;
+Ich meinte nicht anders, als ob das Herz
+Recht angenehm verblute. +

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+Ein kleines Harfenmädchen sang.
+Sie sang mit wahrem Gefühle
+Und falscher Stimme, doch ward ich sehr
+Gerühret von ihrem Spiele. +

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+Sie sang von Liebe und Liebesgram,
+Aufopfrung und Wiederfinden
+Dort oben, in jener besseren Welt,
+Wo alle Leiden schwinden. +

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+Sie sang vom irdischen Jammerthal,
+Von Freuden, die bald zerronnen,
+Vom Jenseits, wo die Seele schwelgt
+Verklärt in ew'gen Wonnen. +

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+Sie sang das alte Entsagungslied,
+Das Eyapopeya vom Himmel,
+Womit man einlullt, wenn es greint,
+Das Volk, den großen Lümmel. +

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+Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
+Ich kenn' auch die Herren Verfasser;
+Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
+Und predigten öffentlich Wasser. +

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+Ein neues Lied, ein besseres Lied,
+O Freunde, will ich Euch dichten!
+Wir wollen hier auf Erden schon
+Das Himmelreich errichten. +

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+Wir wollen auf Erden glücklich seyn,
+Und wollen nicht mehr darben;
+Verschlemmen soll nicht der faule Bauch
+Was fleißige Hände erwarben. +

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+Es wächst hienieden Brod genug
+Für alle Menschenkinder,
+Auch Rosen und Myrthen, Schönheit und Lust,
+Und Zuckererbsen nicht minder. +

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+Ja, Zuckererbsen für Jedermann,
+Sobald die Schooten platzen!
+Den Himmel überlassen wir
+Den Engeln und den Spatzen. +

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+Und wachsen uns Flügel nach dem Tod,
+So wollen wir Euch besuchen
+Dort oben, und wir wir essen mit Euch
+Die seligsten Torten und Kuchen. +

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+Ein neues Lied, ein besseres Lied,
+Es klingt wie Flöten und Geigen!
+Das Miserere ist vorbey,
+Die Sterbeglocken schweigen. +

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+Die Jungfer Europa ist verlobt
+Mit dem schönen Geniusse
+Der Freiheit, sie liegen einander im Arm,
+Sie schwelgen im ersten Kusse. +

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+Und fehlt der Pfaffenseegen dabei,
+Die Ehe wird gültig nicht minder —
+Es lebe Bräutigam und Braut,
+Und ihre zukünftigen Kinder! +

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+Ein Hochzeitkarmen ist mein Lied,
+Das bessere, das neue!
+In meiner Seele gehen auf
+Die Sterne der höchsten Weihe — +

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+Begeisterte Sterne, sie lodern wild,
+Zerfließen in Flammenbächen —
+Ich fühle mich wunderbar erstarkt,
+Ich könnte Eichen zerbrechen! +

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+Seit ich auf deutsche Erde trat
+Durchströmen mich Zaubersäfte —
+Der Riese hat wieder die Mutter berührt,
+Und es wuchsen ihm neu die Kräfte. +

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+ + + -- cgit v1.2.3