From da16c1c086c7c7eaca02f15b7d6b381bf2f0faf3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Fri, 10 Dec 2021 18:26:21 +0000 Subject: Erste Veröffentlichung MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../05-deutschland-ein-wintermaerchen/07.xhtml | 225 +++++++++++++++++++++ 1 file changed, 225 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/07.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/07.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/07.xhtml b/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/07.xhtml new file mode 100644 index 0000000..a00aa5c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/07.xhtml @@ -0,0 +1,225 @@ + + + + + + + + Caput VII. + + + +
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Caput VII.

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+Ich ging nach Haus und schlief als ob
+Die Engel gewiegt mich hätten.
+Man ruht in deutschen Betten so weich,
+Denn das sind Federbetten. +

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+Wie sehnt' ich mich oft nach der Süßigkeit
+Des vaterländischen Pfühles,
+Wenn ich auf harten Matratzen lag,
+In der schlaflosen Nacht des Exiles! +

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+Man schläft sehr gut und träumt auch gut
+In unseren Federbetten.
+Hier fühlt die deutsche Seele sich frey
+Von allen Erdenketten. +

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+Sie fühlt sich frey und schwingt sich empor
+Zu den höchsten Himmelsräumen.
+O deutsche Seele, wie stolz ist dein Flug
+In deinen nächtlichen Träumen! +

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+Die Götter erbleichen wenn du nah'st!
+Du hast auf deinen Wegen
+Gar manches Sternlein ausgeputzt
+Mit deinen Flügelschlägen! +

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+Franzosen und Russen gehört das Land,
+Das Meer gehört den Britten,
+Wir aber besitzen im Luftreich' des Traums
+Die Herrschaft unbestritten. +

+ +

+Hier üben wir die Hegemonie,
+Hier sind wir unzerstückelt;
+Die andern Völker haben sich
+Auf platter Erde entwickelt. — — +

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+Und als ich einschlief, da träumte mir,
+Ich schlenderte wieder im hellen
+Mondschein die hallenden Straßen entlang,
+In dem alterthümlichen Cöllen. +

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+Und hinter mir ging wieder einher
+Mein schwarzer, vermummter Begleiter.
+Ich war so müde, mir brachen die Knie,
+Doch immer gingen wir weiter. +

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+Wir gingen weiter. Mein Herz in der Brust
+War klaffend aufgeschnitten,
+Und aus der Herzenswunde hervor
+Die rothen Tropfen glitten. +

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+Ich tauchte manchmal die Finger hinein,
+Und manchmal ist es geschehen,
+Daß ich die Hausthürpfosten bestrich
+Mit dem Blut im Vorübergehen. +

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+Und jedesmal wenn ich ein Haus
+Bezeichnet in solcher Weise,
+Ein Sterbeglöckchen erscholl fernher,
+Wehmüthig wimmernd und leise. +

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+Am Himmel aber erblich der Mond,
+Er wurde immer trüber;
+Gleich schwarzen Rossen jagten an ihm
+Die wilden Wolken vorüber. +

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+Und immer ging hinter mir einher
+Mit seinem verborgenen Beile
+Die dunkle Gestalt — so wanderten wir
+Wohl eine gute Weile. +

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+Wir gehen und gehen, bis wir zuletzt
+Wieder zum Domplatz gelangen;
+Weit offen standen die Pforten dort,
+Wir sind hineingegangen. +

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+Es herrschte im ungeheuren Raum
+Nur Tod und Nacht und Schweigen;
+Es brannten Ampeln hie und da,
+Um die Dunkelheit recht zu zeigen. +

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+Ich wandelte lange den Pfeilern entlang
+Und hörte nur die Tritte
+Von meinem Begleiter, er folgte mir
+Auch hier bey jedem Schritte. +

+ +

+Wir kamen endlich zu einem Ort,
+Wo funkelnde Kerzenhelle
+Und blitzendes Gold und Edelstein;
+Das war die Drey-Königs-Kapelle. +

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+Die heil'gen drey Könige jedoch,
+Die sonst so still dort lagen,
+O Wunder! sie saßen aufrecht jetzt
+Auf ihren Sarkophagen. +

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+Drey Todtengerippe, phantastisch geputzt,
+Mit Kronen auf den elenden
+Vergilbten Schädeln, sie trugen auch
+Das Zepter in knöchernen Händen. +

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+Wie Hampelmänner bewegten sie
+Die längstverstorbenen Knochen;
+Die haben nach Moder und zugleich
+Nach Weihrauchduft gerochen. +

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+Der Eine bewegte sogar den Mund
+Und hielt eine Rede, sehr lange;
+Er setzte mir auseinander warum
+Er meinen Respekt verlange. +

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+Zuerst weil er ein Todter sey,
+Und zweitens weil er ein König,
+Und drittens weil er ein Heil'ger sey, —
+Das alles rührte mich wenig. +

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+Ich gab ihm zur Antwort lachenden Muths:
+Vergebens ist deine Bemühung!
+Ich sehe, daß du der Vergangenheit
+Gehörst in jeder Beziehung. +

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+Fort! fort von hier! im tiefen Grab,
+Ist Eure natürliche Stelle.
+Das Leben nimmt jetzt in Beschlag
+Die Schätze dieser Kapelle. +

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+Der Zukunft fröhliche Cavallerie
+Soll hier im Dome hausen.
+Und weicht Ihr nicht willig, so brauch ich Gewalt,
+Und laß' Euch mit Kolben lausen! +

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+So sprach ich und ich drehte mich um,
+Da sah ich furchtbar blinken
+Des stummen Begleiters furchtbares Beil —
+Und er verstand mein Winken. +

+ +

+Er nahte sich, und mit dem Beil
+Zerschmetterte er die armen
+Skelette des Aberglaubens, er schlug
+Sie nieder ohn' Erbarmen. +

+ +

+Es dröhnte der Hiebe Wiederhall
+Aus allen Gewölben, entsetzlich, —
+Blutströme schossen aus meiner Brust,
+Und ich erwachte plötzlich. +

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+ + + -- cgit v1.2.3