From da16c1c086c7c7eaca02f15b7d6b381bf2f0faf3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Fri, 10 Dec 2021 18:26:21 +0000 Subject: Erste Veröffentlichung MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../05-deutschland-ein-wintermaerchen/18.xhtml | 141 +++++++++++++++++++++ 1 file changed, 141 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/18.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/18.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/18.xhtml b/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/18.xhtml new file mode 100644 index 0000000..3c319c5 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/18.xhtml @@ -0,0 +1,141 @@ + + + + + + + + Caput XVIII. + + + +
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Caput XVIII.

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+Minden ist eine feste Burg,
+Hat gute Wehr' und Waffen!
+Mit preußischen Festungen hab' ich jedoch
+Nicht gerne was zu schaffen. +

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+Wir kamen dort an zur Abendzeit.
+Die Planken der Zugbrück stöhnten
+So schaurig, als wir hinübergerollt;
+Die dunklen Gräben gähnten. +

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+Die hohen Bastionen schauten mich an,
+So drohend und verdrossen;
+Das große Thor ging rasselnd auf,
+Ward rasselnd wieder geschlossen. +

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+Ach! meine Seele ward betrübt
+Wie des Odysseus Seele,
+Als er gehört, daß Polyphem
+Den Felsblock schob vor die Höhle. +

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+Es trat an den Wagen ein Corporal
+Und frug uns: wie wir hießen?
+Ich heiße Niemand, bin Augenarzt
+Und steche den Staar den Riesen. +

+ +

+Im Wirthshaus ward mir noch schlimmer zu Muth,
+Das Essen wollt mir nicht schmecken.
+Ging schlafen sogleich, doch schlief ich nicht,
+Mich drückten so schwer die Decken. +

+ +

+Es war ein breites Federbett,
+Gardinen von rothem Damaste,
+Der Himmel von verblichenem Gold,
+Mit einem schmutzigen Quaste. +

+ +

+Verfluchter Quast! der die ganze Nacht
+Die liebe Ruhe mir raubte!
+Er hing mir, wie des Damokles Schwert,
+So drohend über dem Haupte! +

+ +

+Schien manchmal ein Schlangenkopf zu seyn,
+Und ich hörte ihn heimlich zischen:
+Du bist und bleibst in der Festung jetzt,
+Du kannst nicht mehr entwischen! +

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+O, daß ich wäre — seufzte ich —
+Daß ich zu Hause wäre,
+Bey meiner lieben Frau in Paris,
+Im Faubourg-Poissonière! +

+ +

+Ich fühlte, wie über die Stirne mir
+Auch manchmal etwas gestrichen,
+Gleich einer kalten Censorhand,
+Und meine Gedanken wichen — +

+ +

+Gensd'armen in Leichenlaken gehüllt,
+Ein weißes Spukgewirre,
+Umringte mein Bett, ich hörte auch
+Unheimliches Kettengeklirre. +

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+Ach! die Gespenster schleppten mich fort,
+Und ich hab' mich endlich befunden
+An einer steilen Felsenwand;
+Dort war ich festgebunden. +

+ +

+Der böse schmutzige Betthimmelquast!
+Ich fand ihn gleichfalls wieder,
+Doch sah er jetzt wie ein Geyer aus,
+Mit Krallen und schwarzem Gefieder. +

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+Er glich dem preußischen Adler jetzt,
+Und hielt meinen Leib umklammert;
+Er fraß mir die Leber aus der Brust,
+Ich habe gestöhnt und gejammert. +

+ +

+Ich jammerte lange — da krähte der Hahn,
+Und der Fiebertraum erblaßte.
+Ich lag zu Minden im schwitzenden Bett,
+Der Adler ward wieder zum Quaste. +

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+Ich reiste fort mit Extrapost,
+Und schöpfte freyen Odem
+Erst draußen in der freien Natur,
+Auf Bükkeburgschem Boden. +

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+ + + -- cgit v1.2.3