From da16c1c086c7c7eaca02f15b7d6b381bf2f0faf3 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Fri, 10 Dec 2021 18:26:21 +0000 Subject: Erste Veröffentlichung MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit --- .../05-deutschland-ein-wintermaerchen/20.xhtml | 120 +++++++++++++++++++++ 1 file changed, 120 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/20.xhtml (limited to 'OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/20.xhtml') diff --git a/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/20.xhtml b/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/20.xhtml new file mode 100644 index 0000000..6925a23 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05-deutschland-ein-wintermaerchen/20.xhtml @@ -0,0 +1,120 @@ + + + + + + + + Caput XX. + + + +
+ +

Caput XX.

+
+ +

+Von Harburg fuhr ich in einer Stund'
+Nach Hamburg. Es war schon Abend.
+Die Sterne am Himmel grüßten mich,
+Die Luft war lind und labend. +

+ +

+Und als ich zu meiner Frau Mutter kam,
+Erschrak sie fast vor Freude;
+Sie rief „mein liebes Kind!“ und schlug
+Zusammen die Hände beide. +

+ +

+„Mein liebes Kind, wohl dreyzehn Jahr
+Verflossen unterdessen!
+Du wirst gewiß sehr hungrig seyn —
+Sag' an, was willst du essen? +

+ +

+„Ich habe Fisch und Gänsefleisch
+Und schöne Apfelsinen.“
+So gieb mir Fisch und Gänsefleisch
+Und schöne Apfelsinen. +

+ +

+Und als ich aß mit großem Ap'tit,
+Die Mutter ward glücklich und munter,
+Sie frug wohl dies, sie frug wohl das,
+Verfängliche Fragen mitunter. +

+ +

+„Mein liebes Kind! und wirst du auch
+Recht sorgsam gepflegt in der Fremde?
+Versteht deine Frau die Haushaltung,
+Und flickt sie dir Strümpfe und Hemde?“ +

+ +

+Der Fisch ist gut, lieb Mütterlein,
+Doch muß man ihn schweigend verzehren;
+Man kriegt so leicht eine Grät' in den Hals,
+Du darfst mich jetzt nicht stören. +

+ +

+Und als ich den braven Fisch verzehrt,
+Die Gans ward aufgetragen.
+Die Mutter frug wieder wohl dies, wohl das,
+Mitunter verfängliche Fragen. +

+ +

+„Mein liebes Kind! in welchem Land
+Läßt sich am besten leben?
+Hier oder in Frankreich? und welchem Volk
+Wirst du den Vorzug geben?“ +

+ +

+Die deutsche Gans, lieb Mütterlein,
+Ist gut, jedoch die Franzosen,
+Sie stopfen die Gänse besser als wir,
+Auch haben sie bessere Saucen. — +

+ +

+Und als die Gans sich wieder empfahl,
+Da machten ihre Aufwartung
+Die Apfelsinen, sie schmeckten so süß,
+Ganz über alle Erwartung. +

+ +

+Die Mutter aber fing wieder an
+Zu fragen sehr vergnüglich,
+Nach tausend Dingen, mitunter sogar
+Nach Dingen die sehr anzüglich. +

+ +

+„Mein liebes Kind! wie denkst du jetzt?
+Treibst du noch immer aus Neigung
+Die Politik? Zu welcher Parthey
+Gehörst du mit Ueberzeugung?“ +

+ +

+Die Apfelsinen, lieb Mütterlein,
+Sind gut, und mit wahrem Vergnügen
+Verschlucke ich den süßen Saft,
+Und ich lasse die Schaalen liegen. +

+ +
+ +
+ + + -- cgit v1.2.3