<?xml version="1.0" encoding="utf-8"?> <!DOCTYPE html> <html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"> <head> <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" /> <link href="../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" /> <title>XI. Das neue Israelitische Hospital zu Hamburg</title> </head> <body> <div class="poem"> <h3 class="center">XI.</h3> <h3 class="center">Das neue Israelitische Hospital zu Hamburg.</h3> <hr class="sect" /> <p> <span class="vers">Ein Hospital für arme, kranke Juden,</span><br /> <span class="vers">Für Menschenkinder, welche dreyfach elend,</span><br /> <span class="vers">Behaftet mit den bösen drey Gebresten,</span><br /> <span class="vers">Mit Armuth, Körperschmerz und Judenthume!</span> </p> <p> <span class="vers">Das schlimmste von den dreyen ist das letzte,</span><br /> <span class="vers">Das tausendjährige Familienübel,</span><br /> <span class="vers">Die aus dem Nil-Thal mitgeschleppte Plage,</span><br /> <span class="vers">Der altegyptisch ungesunde Glauben.</span> </p> <p> <span class="vers">Unheilbar tiefes Leid! Dagegen helfen</span><br /> <span class="vers">Nicht Dampfbad, Dusche, nicht die Aparate</span><br /> <span class="vers">Der Chirurgie, noch all' die Arzenyen,</span><br /> <span class="vers">Die dieses Haus den siechen Gästen bietet.</span> </p> <p> <span class="vers">Wird einst die Zeit, die ew'ge Göttin, tilgen</span><br /> <span class="vers">Das dunkle Weh, das sich vererbt vom Vater</span><br /> <span class="vers">Herunter auf den Sohn, — wird einst der Enkel</span><br /> <span class="vers">Genesen und vernünftig seyn und glücklich?</span> </p> <p> <span class="vers">Ich weiß es nicht! Doch mittlerweile wollen</span><br /> <span class="vers">Wir preisen jenes Herz, das klug und liebreich</span><br /> <span class="vers">Zu lindern suchte, was der Lindrung fähig,</span><br /> <span class="vers">Zeitlichen Balsam träufelnd in die Wunden.</span> </p> <p> <span class="vers">Der theure Mann! Er baute hier ein Obdach</span><br /> <span class="vers">Für Leiden, welche heilbar durch die Künste</span><br /> <span class="vers">Des Arztes, (oder auch des Todes!) sorgte</span><br /> <span class="vers">Für Polster, Labetrank, Wartung und Pflege —</span> </p> <p> <span class="vers">Ein Mann der That, that er was eben thunlich;</span><br /> <span class="vers">Für gute Werke gab er hin den Taglohn</span><br /> <span class="vers">Am Abend seines Lebens, menschenfreundlich,</span><br /> <span class="vers">Durch Wohlthun sich erholend von der Arbeit.</span> </p> <p> <span class="vers">Er gab mit reicher Hand — doch reich're Spende</span><br /> <span class="vers">Entrollte manchmal seinem Aug', die Thräne,</span><br /> <span class="vers">Die kostbar schöne Thräne, die er weinte</span><br /> <span class="vers">Ob der unheilbar großen Brüderkrankheit.</span> </p> <hr class="fin" /> </div> </body> </html>