From 6e4f4e3c3315db38547acd8437cd55bfba5fd764 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 15:42:43 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Text/18.html | 79 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 79 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/18.html (limited to 'OEBPS/Text/18.html') diff --git a/OEBPS/Text/18.html b/OEBPS/Text/18.html new file mode 100644 index 0000000..1eb7494 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/18.html @@ -0,0 +1,79 @@ + + + + + + + + + Der Todesengel + + + +

Der Todesengel

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I

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Mit Trommelwirbeln geht der Hochzeitszug,
+ In seid'ner Sänfte wird die Braut getragen,
+ Durch rote Wolken weißer Rosse Flug,
+ Die ungeduldig gold'ne Zäume nagen.

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Der Todesengel harrt in Himmelshallen
+ Als wüster Freier dieser zarten Braut.
+ Und seine wilden, dunklen Haare fallen
+ Die Stirn hinab, auf der der Morgen graut.

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Die Augen weit, vor Mitleid glühend offen
+ Wie trostlos starrend hin zu neuer Lust,
+ Ein grauenvolles, nie versiegtes Hoffen,
+ Ein Traum von Tagen, die er nie gewußt.

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II

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Er kommt aus einer Höhle, wo ein Knabe
+ Ihn als Geliebte wunderzart umfing.
+ Er flog durch seinen Traum als Schmetterling
+ Und ließ ihn Meere sehn als Morgengabe.

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Und Lüfte Indiens, wo an Fiebertagen
+ Das greise Meer in gelbe Buchten rennt.
+ Die Tempel, wo die Priester Cymbeln schlagen,
+ Um Öfen tanzend, wo ein Mädchen brennt.

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Sie schluchzt nur leise, denn der Schar Gesinge
+ Zeigt ihr den Götzen, der auf Wolken thront
+ Und Totenschädel trägt als Schenkelringe,
+ Der Flammenqual mit schwarzen Küssen lohnt.

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Betrunkne tanzen nackend zwischen Degen,
+ Und einer stößt sich in die Brust und fällt.
+ Und während blutig sich die Schenkel regen,
+ Versinkt dem Knaben Tempel, Traum und Welt.

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III

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Dann flog er hin zu einem alten Manne
+ Und kam ans Bett als grüner Papagei.
+ Und krächzt das Lied: »O schmähliche Susanne!«
+ Die längst vergeßne Jugendlitanei.

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Der stiert ihn an. Aus Augen glasig blöde
+ Blitzt noch ein Strahl. Ein letztes böses Lächeln
+ Zuckt um das zahnlose Maul. Des Zimmers Öde
+ Erschüttert jäh ein lautes Todesröcheln.

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IV

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Die Braut friert leise unterm leichten Kleide.
+ Der Engel schweigt. Die Lüfte ziehn wie krank.
+ Er stürzt auf seine Knie. Nun zittern beide.
+ Vom Strahl der Liebe, der aus Himmeln drang.

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Posaunenschall und dunkler Donner lachen.
+ Ein Schleier überflog das Morgenrot.
+ Als sie mit ihrer zärtlichen und schwachen
+ Bewegung ihm den Mund zum Küssen bot.

+ + -- cgit v1.2.3