From 6e4f4e3c3315db38547acd8437cd55bfba5fd764 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Wed, 4 Mar 2020 15:42:43 +0100 Subject: initial commit --- OEBPS/Images/Grosz_Strasse_in_Berlin.jpg | Bin 0 -> 63167 bytes OEBPS/Images/jakob-van-hoddis.jpg | Bin 0 -> 62580 bytes OEBPS/Styles/style.css | 65 +++++++++ OEBPS/Text/01.html | 36 +++++ OEBPS/Text/02.html | 28 ++++ OEBPS/Text/03.html | 24 ++++ OEBPS/Text/04.html | 26 ++++ OEBPS/Text/05.html | 26 ++++ OEBPS/Text/06.html | 169 ++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/07.html | 53 +++++++ OEBPS/Text/08.html | 36 +++++ OEBPS/Text/09.html | 122 ++++++++++++++++ OEBPS/Text/10.html | 26 ++++ OEBPS/Text/11.html | 103 +++++++++++++ OEBPS/Text/12.html | 47 ++++++ OEBPS/Text/13.html | 38 +++++ OEBPS/Text/14.html | 25 ++++ OEBPS/Text/15.html | 38 +++++ OEBPS/Text/16.html | 26 ++++ OEBPS/Text/17.html | 44 ++++++ OEBPS/Text/18.html | 79 ++++++++++ OEBPS/Text/19.html | 40 ++++++ OEBPS/Text/20.html | 116 +++++++++++++++ OEBPS/Text/21.html | 86 +++++++++++ OEBPS/Text/22.html | 31 ++++ OEBPS/Text/23.html | 65 +++++++++ OEBPS/Text/24.html | 49 +++++++ OEBPS/Text/25.html | 24 ++++ OEBPS/Text/26.html | 28 ++++ OEBPS/Text/27.html | 30 ++++ OEBPS/Text/28.html | 42 ++++++ OEBPS/Text/29.html | 35 +++++ OEBPS/Text/30.html | 33 +++++ OEBPS/Text/31.html | 34 +++++ OEBPS/Text/32.html | 35 +++++ OEBPS/Text/33.html | 27 ++++ OEBPS/Text/TOC.html | 155 ++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/nachweise.html | 54 +++++++ OEBPS/Text/titel.html | 19 +++ OEBPS/Text/vignette.html | 17 +++ OEBPS/content.opf | 100 +++++++++++++ OEBPS/toc.ncx | 238 +++++++++++++++++++++++++++++++ 42 files changed, 2269 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Images/Grosz_Strasse_in_Berlin.jpg create mode 100644 OEBPS/Images/jakob-van-hoddis.jpg create mode 100644 OEBPS/Styles/style.css create mode 100644 OEBPS/Text/01.html create mode 100644 OEBPS/Text/02.html create mode 100644 OEBPS/Text/03.html create mode 100644 OEBPS/Text/04.html create mode 100644 OEBPS/Text/05.html create mode 100644 OEBPS/Text/06.html create mode 100644 OEBPS/Text/07.html create mode 100644 OEBPS/Text/08.html create mode 100644 OEBPS/Text/09.html create mode 100644 OEBPS/Text/10.html create mode 100644 OEBPS/Text/11.html create mode 100644 OEBPS/Text/12.html create mode 100644 OEBPS/Text/13.html create mode 100644 OEBPS/Text/14.html create mode 100644 OEBPS/Text/15.html create mode 100644 OEBPS/Text/16.html create mode 100644 OEBPS/Text/17.html create mode 100644 OEBPS/Text/18.html create mode 100644 OEBPS/Text/19.html create mode 100644 OEBPS/Text/20.html create mode 100644 OEBPS/Text/21.html create mode 100644 OEBPS/Text/22.html create mode 100644 OEBPS/Text/23.html create mode 100644 OEBPS/Text/24.html create mode 100644 OEBPS/Text/25.html create mode 100644 OEBPS/Text/26.html create mode 100644 OEBPS/Text/27.html create mode 100644 OEBPS/Text/28.html create mode 100644 OEBPS/Text/29.html create mode 100644 OEBPS/Text/30.html create mode 100644 OEBPS/Text/31.html create mode 100644 OEBPS/Text/32.html create mode 100644 OEBPS/Text/33.html create mode 100644 OEBPS/Text/TOC.html create mode 100644 OEBPS/Text/nachweise.html create mode 100644 OEBPS/Text/titel.html create mode 100644 OEBPS/Text/vignette.html create mode 100644 OEBPS/content.opf create mode 100644 OEBPS/toc.ncx (limited to 'OEBPS') diff --git a/OEBPS/Images/Grosz_Strasse_in_Berlin.jpg b/OEBPS/Images/Grosz_Strasse_in_Berlin.jpg new file mode 100644 index 0000000..a77c2f1 Binary files /dev/null and b/OEBPS/Images/Grosz_Strasse_in_Berlin.jpg differ diff --git a/OEBPS/Images/jakob-van-hoddis.jpg b/OEBPS/Images/jakob-van-hoddis.jpg new file mode 100644 index 0000000..ac22a91 Binary files /dev/null and b/OEBPS/Images/jakob-van-hoddis.jpg differ diff --git a/OEBPS/Styles/style.css b/OEBPS/Styles/style.css new file mode 100644 index 0000000..91997eb --- /dev/null +++ b/OEBPS/Styles/style.css @@ -0,0 +1,65 @@ +body +{ + padding: 1em; +} + +h1.toc_id_1, +h1.toc_id_2 +{ + font-size: 2em; +} + +h1 +{ + font-size: 1.7em; +} + +h2 +{ + font-size: 1.3em; +} + +p +{ + margin: 0.5em 0em; + widows: 2; + orphans: 2; +} + +#note +{ + font-size: 0.8em; + margin-top: 2em; + font-style: italic; +} + +#widmung +{ + font-size: 0.9em; + font-style: italic; +} + +div.toc-title +{ + font-size: 2em; + font-face: bold; + margin-bottom: 1em; + text-align: center; +} + +div.toc-level-1 +{ + margin-bottom: 0.5em; + margin-top: 0.5em +} + +div.toc-level-2 { margin-left: 2em; } +div.toc-level-3 { margin-left: 2em; } +div.toc-level-4 { margin-left: 2em; } +div.toc-level-5 { margin-left: 2em; } +div.toc-level-6 { margin-left: 2em; } + +.anhang +{ + padding-top: 1em; +} diff --git a/OEBPS/Text/01.html b/OEBPS/Text/01.html new file mode 100644 index 0000000..5f9dbc6 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01.html @@ -0,0 +1,36 @@ + + + + + + + + + Morgens + + + + +

Morgens

+ +

Ein starker Wind sprang empor.
+ Öffnet des eisernen Himmels blutende Tore.
+ Schlägt an die Türme.
+ Hellklingend laut geschmeidig über die eherne Ebene der Stadt.
+ Die Morgensonne rußig. Auf Dämmen donnern Züge.
+ Durch Wolken pflügen goldne Engelpflüge.
+ Starker Wind über der bleichen Stadt.
+ Dampfer und Kräne erwachen am schmutzig fließenden Strom.
+ Verdrossen klopfen die Glocken am verwitterten Dom.
+ Viele Weiber siehst du und Mädchen zur Arbeit gehn.
+ Im bleichen Licht. Wild von der Nacht. Ihre Röcke wehn.
+ Glieder zur Liebe geschaffen.
+ Hin zur Maschine und mürrischem Mühn.
+ Sieh in das zärtliche Licht.
+ In der Bäume zärtliches Grün.
+ Horch! Die Spatzen schrein.
+ Und draußen auf wilderen Feldern
+ singen Lerchen.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/02.html b/OEBPS/Text/02.html new file mode 100644 index 0000000..1eef3a6 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/02.html @@ -0,0 +1,28 @@ + + + + + + + + + Der Morgen des Philosophen + + + +

Der Morgen des Philosophen

+ +

Er spricht: »Nicht ängstlich an Gestaden
+ Auf offnem Meere will ich baden
+ (Ha! der Vergleich ist ein gewagter!):
+ Ich werde frei vom Frohn der Zeiten
+ Zum kosmisch-schöpferischen schreiten.«
+ (Kosmisch, sagt er.)
+ Er wandelt kühn um seinen Tisch, er wandelt schon die ganze Nacht
+ Wohl in dem gelben Lampenlicht
+ Das jetzt am blauen Tag zerbricht
+ (Die ganze Nacht hat er umgebracht!
+ So ein Kerl!)

+ + diff --git a/OEBPS/Text/03.html b/OEBPS/Text/03.html new file mode 100644 index 0000000..9179a1c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/03.html @@ -0,0 +1,24 @@ + + + + + + + + + Klage + + + +

Klage

+ +

Wird denn die Sonne alle Träume morden,
+ Die blassen Kinder meiner Lustreviere?
+ Die Tage sind so still und grell geworden
+ Erfüllung lockt mit wolkigen Gesichten.
+ Mich packt die Angst, daß ich mein Heil verliere.

+ +

Wie wenn ich ginge, meinen Gott zu richten.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/04.html b/OEBPS/Text/04.html new file mode 100644 index 0000000..7134390 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/04.html @@ -0,0 +1,26 @@ + + + + + + + + + Zweifel + + + +

Zweifel

+ +

Da diese Nächte uns nur Morgen sind
+ Für Feuertage, die wir nicht erkennen,
+ Darf ich in trüber Luft, als blödes Kind,
+ Verängstigt noch um Liebesstunden flennen.

+ +

Schon zucken Stadt und Meer vor Himmelssöhnen,
+ Die ihre ersten Zornespfeile senden,
+ Im Lampenlicht schon Helle; dieses Dröhnen
+ Verlorner Nächte spricht von Mittagsbränden.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/05.html b/OEBPS/Text/05.html new file mode 100644 index 0000000..8771c42 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/05.html @@ -0,0 +1,26 @@ + + + + + + + + + Weltende + + + +

Weltende

+ +

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
+ In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
+ Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
+ Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

+ +

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
+ An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
+ Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
+ Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/06.html b/OEBPS/Text/06.html new file mode 100644 index 0000000..9cc0edb --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/06.html @@ -0,0 +1,169 @@ + + + + + + + + + Varieté + + + +

Varieté

+ +

I
+ Loge

+ +

Ein Walzer rumpelt; geile Geigen kreischen;
+ Die Luft ist weiss vom Dunst der Zigaretten;
+ Es riecht nach Moschus, Schminke, Wein, nach fetten
+ Indianern und entblössten Weiberfleischen.

+ +

Ah! Schwimmen in der dicken Luft die vielen
+ Dämlichen Köpfe, die ins Helle glotzen?
+ Drei Weiber lässt man auf der Bühne spielen,
+ Die süsslich mit gemeinen Gesten protzen.

+ +

II
+ Der Athlet

+ +

Und der Athlet tritt auf und staunen kannst de,
+ Wie er ein Brett mit seiner Faust zerhaut.
+ Er geht einher mit ungeheurem Wanste
+ Und feistem Arm und Nacken, schweissbetaut.

+ +

Und kurze Hosen schlottern um die Beinchen,
+ Die sind zu dünnen Stöckchen deformiert.
+ Prunkende Seide seine Füsschen ziert.
+ Ach! sind die niedlich! Wie zwei rosa Schweinchen.

+ +

III
+ Der Humorist

+ +

Ein alter Mann in einem neuen Fracke
+ Plärrt jetzt seine Liebesabenteuer.
+ Und besonders nach gewissen neuern
+ Abenteuern,
+ Spricht er, gleiche er dem Wracke,
+ Das auf den Wellen wackle ohne Rast,
+ Der Winds-»Braut« preisgegeben, ohne Steuer,
+ Sogar mit halb verfaultem »Mast«.

+ +

IV
+ Tanz

+ +

Ein kleines Mädchen mit gebrannten Löckchen
+ In einem Hemd ganz himmelblau –
+ Die blossen Beine trippeln ohne Söckchen.
+ Sie singt: »Ach, tu mir nichts zuleide!
+ Ach Du! Heut werd ich Deine Frau.

+ +

«Dann tanzt sie gierig und mit Chic
+ Zu einer holprigen Musik.
+ Und durch die Wirbel blauer Seide
+ Siehst de den jungen Leib genau.

+ +

V
+ Die Inderin

+ +

Sie hebt den dünnen Arm; da duckt zum Sprunge
+ Das dunkle Pantherpaar, durch sieben Reifen
+ Fährt es hindurch mit elegantem Schwunge.

+ +

Und ihre bösen starken Pranken streifen
+ (Wenn sie verwirrt zurück zum Käfig taumeln)
+ Die Perlenschnüre, die … von einem lila Gurte …
+ Um ihrer nackten Herrin Hüften baumeln.

+ +

VI
+ Ballet

+ +

Neger schlenkern aufrecht mit den Beinen,
+ Auf dem Rumpfe gelbliche Trikots.
+ Und dazwischen tanzen unsere frechen kleinen
+ Weiber blond und nackend; ganz famos
+ Angezogen:
+ Nur mit goldenen Stöckelschuhn,
+ Mit denen sie die fauchenden Athleten
+ Behende in die dicken Nasen treten.

+ +

VII
+ Die Soubrette

+ +

Ein Weibsbild kommt als Jägersmann
+ Und schiesst auf ihrer Flinten.
+ Und sieht sich einen Vogel an
+ Und zeigt sich uns von hinten.

+ +

Ihr Hintern biegt sich unerhört
+ Auf Beinen stramm wie Säulen.
+ Sie singt: »Mich hat die Lieb verstört
+ Juchhei! im grünen Walde …«

+ +

VIII
+ Die Tänzerin

+ +

Wie mich die zärtlichen Gelenke rühren,
+ Dein magrer Nacken, Deiner Kniee Biegen!
+ Ich zürne fast. Werde ich Dir erliegen?
+ Wirst Du zu jenem Traum zurück mich führen,

+ +

Den ich als Knabe liebend mir erbaute
+ Aus süssen Versen und dem Spiel der schönen
+ Schauspielerinnen, linden Geigentönen
+ Und Idealen, die ich klaute?

+ +

Ach! keine fand ich jenem Traume gleich,
+ Ich musste weinend Weib um Weib vermeiden,
+ Ich war verbannt zu unermessnen Leiden,
+ Und hasse jenen Traum. Ich spähe bleich,

+ +

Und sorgsam späh ich wie Dein Leib sich wende,
+ Nach jeder Fehle, die im Tanz du zeigst,
+ Ich bin dir dankbar, da du doch am Ende
+ Mit einem blöden Lächeln dich verneigst.

+ +

IX
+ Schluss: Kinematograph

+ +

Der Saal wird dunkel. Und wir sehn die Schnellen
+ Der Ganga, Palmen, Tempel auch des Brahma,
+ Ein lautlos tobendes Familiendrama
+ Mit Lebemännern dann und Maskenbällen.

+ +

Man zückt Revolver, Eifersucht wird rege,
+ Herr Piefke duelliert sich ohne Kopf.
+ Dann zeigt man uns mit Kiepe und mit Kropf
+ Die Älplerin auf mächtig steilem Wege.

+ +

Es zieht ihr Pfad sich bald durch Lärchenwälder,
+ Bald krümmt er sich und dräuend steigt die schiefe
+ Felswand empor. Die Aussicht in der Tiefe
+ Beleben Kühe und Kartoffelfelder.

+ +

Und in den dunklen Raum – mir ins Gesicht –
+ Flirrt das hinein, entsetzlich! nach der Reihe!
+ Die Bogenlampe zischt zum Schluss nach Licht –
+ Wir schieben geil und gähnend uns ins Freie.

+ +

X
+ Draussen

+ +

Die Sommernacht ist schwer nur zu ertragen!
+ Vier Herren gehn mit abgeknöpftem Kragen.
+ Ein Lackbeschuhter stelzt der Schnepse nach ...
+ Da polterts her – Ein langgedehnter Krach:
+ Der Donner!
+ Au!
+ Ist die Reklame plump,
+ Blitz!
+ Ein feiner Mensch liebt nicht den lauten Mum-
+ pitz!
+ Das klingt ja ganz, als ob der dicke nackte
+ Weltgeist
+ Ganz vertrackte Katarakte im Tackte kackte.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/07.html b/OEBPS/Text/07.html new file mode 100644 index 0000000..beff811 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/07.html @@ -0,0 +1,53 @@ + + + + + + + + + Die Himmelsschlange + + + +

Die Himmelsschlange

+ +

Sonne glüht und Nächte schweigen,
+ Aus den hellen Fenstern steigen
+ Die Gespenster,
+ Unzucht treibend
+ In der Luft.
+ Und die Stadt
+ Verhüllt der Duft
+ Ihrer Schnapsgesichter.

+ +

»Laßt uns durch die großen Hallen
+ Der betörten Himmel wallen;
+ Denn der Mond ist doch schon fern.
+ Es verglomm der Grimm der Sterne.
+ Ist es Funkel, ist es dunkel,
+ Ist es Sang, Gebet, Gemunkel,
+ Sind's Paläste oder Plunder?
+ Schweigt, wir sind im Reich der Wunder.«

+ +

Hunderttausend Heere ziehen
+ Durch die Wolkenplane.
+ Hunderttausend Freunde fliehen
+ Vor der Wolken Karawane.
+ Ach, dem Denker wird es übel,
+ Der das Heut' bedenken soll.
+ Steckt ihn in den Wasserkübel.
+ Er ist toll.

+ +

Die Wolken winden sich wie Leinentuch,
+ Im Himmel spür' ich gräßliche Exzesse.
+ Die Engel fürchten sich vor Gottes Fluch
+ Und haben Zigaretten in der Fresse.

+ +

Denn Luzifer ist heute eingeladen
+ Und geht mit einem sicherlich zu Bett.
+ Durch sieben Himmel zieht in dicken Schwaden
+ Dampf von Tabak und Armesünder-Fett.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/08.html b/OEBPS/Text/08.html new file mode 100644 index 0000000..a5b3f0d --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/08.html @@ -0,0 +1,36 @@ + + + + + + + + + Der Oberlehrer + + + +

Der Oberlehrer

+ +

Gewaltig hockt er auf dem Tisch und spricht
+ Von Theben und Athen, heut nachmittag.
+ Ein grauer Schurrbart starrt durch sein Gesicht
+ Er riecht nach saurem Brot und nach Tobak.

+ +

Sein kahles Haupt umwettert der Gedanke
+ Von Theben heiliger Schaar, von Pindar spricht er
+ Der Primus reibt sich an der alten Banke
+ Die meisten machen willige Gesichter.

+ +

Er spricht von Theben heute nachmittag
+ Einige heben ihre kleinen Hände,
+ Einige kitzeln leise sich am Sack
+ Und gucken schläfrig auf die leeren Wände.

+ +

»Wer hat soeben auf den Tisch gehauen?«
+ Durch die betrübten Fenster schimmern Wolken.
+ Die Jungen sitzen staunend und verdauen. –
+ Der Lehrer wird jetzt in der Nase polken.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/09.html b/OEBPS/Text/09.html new file mode 100644 index 0000000..d7e7337 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/09.html @@ -0,0 +1,122 @@ + + + + + + + + + Italien + + + +

Italien

+ +

I

+ +

Laß ab mit Gesten trauriger Poeten
+ In Reim und Wohllaut sinnig zu verklingen,
+ Du brauchst auch nicht als schlauster der Propheten
+ Probleme lösend, nach Erlösung ringen.

+ +

Hier spreizen sich die keck zum Dom verpraßten
+ Rundbogen, Mosaiken, Marmorquasten.
+ Venedigs Lüfte kitzeln deine Haut.

+ +

Auf Säulchen tronen hier Geflügelgreife.
+ Steinerne Löwen heben ihre Schweife.
+ Ein Dampfer kommt und raucht und tutet laut.

+ +

Und leise staunend gondle durch die Buntheit,
+ Nur noch zu sanften Räuschen der Gesundheit
+ Sahst du am Ligo tausend Weiber nackt?

+ +

O, lobe die Lagunen, die so stinken,
+ In süße Tage wirst du bald versinken
+ Vergnügt, Genießer, oft befrackt.

+ +

II

+ +

So ward er klug und hat sich tief entzückt
+ An jedem Dinge, das ihn angeblickt.

+ +

An jedem Hauch, der ihn aus Gärten anweht,
+ An jedem Heldengauch, der ihn nichts angeht.

+ +

Am weißen Tag und purpurnen Geweben,
+ Und Bildern keusch und bunt, an Dunst und Tal,
+ An wilden Kirchen, wo die Engel schweben,
+ Am festgefügten schweigenden Portal!

+ +

Nun steht er da auf einem breiten Platze,
+ Und weiß nicht mehr; zu welchem Wunder wandern.
+ Die Häuser prunken eines wie die andern,
+ Die Sonne glüht als fette Feuerglatze.

+ +

Ja, hätt' ich Feinde zu endlosen Kämpfen,
+ Ließe mein Haß mich viele Straßen gehen.
+ Hat nicht den Teufel mit den Schwefeldämpfen
+ Sich Gott zum Zeitvertreib einst angestellt?

+ +

Er steht und grübelt, seine Sinne flehen:
+ Entdecke dir die Häßlichkeit der Welt.

+ +

III

+ +

Doch ein Palast stand huldvoll in Florenz,
+ Er hob sich starr in steile Sonnengluten
+ Mit reichem runden, steinernen Gekränz,
+ Sein Tor verzierten wuchtige Voluten.

+ +

Er sprach: »O Mensch! du weißt doch, was wir lehren!
+ Gebildeter! schon Goethe hat erkannt es:
+ Wer wird das Leben unnütz sich erschweren!
+ Man stell sich auf und sei was imposantes.

+ +

Du aber liebst dir das Geabenteure,
+ Du blickst bedenklich selbst zur schönsten Zinnung.
+ Lockt dich der Hohn der Zweifel und das Neure?
+ An meinen Quadern scheitre deine Sinnung.

+ +

Entschließe dich, auf Goethens Pfad zu schreiten
+ Mit Männertritt und würdig froh gelaunt!

+ +

Sein weißer Schlafroch glänzt durch die Gezeiten.«
+ Sprach der Palast. Ich war nicht schlecht erstaunt.

+ +

IV

+ +

Der Mittag kam mit Staub und sehr viel Hitze,
+ Ich tat mich langsam auf das Kanapee.
+ Nun liegst du da, du stilisierter Fritze,
+ Das ist bequemer als am Gardasee
+ Landschaft zu schlürfen, oder zu Firenze
+ Die Hallen Michelozzos, Frühlingstänze
+ Des Sandro Botticelli oder sowas.
+ Ach bleib, ach bleib, Genießer, ohne Ende,
+ Zu schnarchen hier, im Lustrevier des Sofas!

+ +

Ich gähnte stolz. So stürze dich verwegen,
+ Toll, ja toll, mit jauchzendem Munde,
+ Den Kopf durch die Wände
+ Deinen gefährlichsten Wünschen entgegen.
+ So sprach zu mir die allerstillste Stunde.
+ Und kein Klavier, kein Baby hat
+ Geschrien im ganzen Haus.
+ Und die Sonne, die Sonne lag über der Stadt,
+ Und brütete Wanzen aus.

+ +

V

+ +

So waren wir auch in Italien Gäste,
+ Und haben dort so manchen Tag verschlafen.
+ Wir tranken Wein in Kinematographen,
+ Und krochen durch die Gärten und Paläste.

+ +

Und gaben manchmal uns den ungestümen
+ Façaden hin, Gewölben und Kapellen,
+ Schlanken Pilastern und den ungetümen
+ Und dicken süßen Leibern in Bordellen.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/10.html b/OEBPS/Text/10.html new file mode 100644 index 0000000..4d03fae --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/10.html @@ -0,0 +1,26 @@ + + + + + + + + + Legende + + + +

Legende

+ +

In Indien – sagt man – weint der Mond Kristalle,
+ Den schattenloser schwerer Traum umwand.
+ Und wer des Mondes Träne drunten fand,
+ Der geht gefeit vor Tod und jähem Falle.

+ +

Nun mag die Pest der Völker Leiber fretzen
+ Und Hunger sie auf Wegen müde hetzen.
+ Er aber quert die Nacht und die Gewimmer,
+ In Händen haltend nie versiegten Schimmer.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/11.html b/OEBPS/Text/11.html new file mode 100644 index 0000000..d984543 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/11.html @@ -0,0 +1,103 @@ + + + + + + + + + Nacht + + + +

Nacht

+ +

I

+ +

Und Schmock im Rock
+ Und Mann in Bart,
+ Jetzt in der Bar
+ Zu Paaren gepaart
+ Und bunter Plunder
+ Und Strümpfchen verflucht
+ Seid ihr das Wunder,
+ Das heut ich gesucht?

+ +

Wir suchten auf Straßen
+ Auf und ab. Auf und ab.
+ Wir standen und saßen
+ Und liefen im Trab.
+ Ganz über die Maßen
+ Erwartungsvoll
+ Jetzt ist das Lokal verjohlt und voll.

+ +

II

+ +

Es hebt sich ein rosa Gesicht
+ Von der Wand
+ Es strahlt ein verwegenes Licht
+ Von der Wand
+ Es kracht mir der Schädel
+ Beim Anblick der Wand
+ Es träumt mir ein Mädel
+ Beim Anblick der Wand

+ +

O Wand, die in meine leblosen Stunden starrt
+ Wand, Wand, die meine Seele mit Wunder genarrt
+ Mit Langweile und grünlichem Kalk
+ Mein Freund. Meiner Wünsche Dreckkatafalk.

+ +

Soeben erscheint mir der Mond
+ An der Wand.
+ Es zeigt mir Herrn Cohn seine Hand
+ An der Wand.
+ Es schnattert wie Schatten
+ Pretiös an der Wand.

+ +

Verflucht an der Wand!
+ Und heut an der Wand!
+ Was stehen denn so viel Leut
+ An der Wand?

+ +

III

+ +

Ja ich träume. Eine Tasse
+ Steht auf einem Tische rund,
+ Ach was ist denn diese crasse
+ Sache, die ich sehend hasse?
+ Tut sie nicht ein Wunder kund?!

+ +

Ja ich werde mich begnügen
+ Daß es solch ein Ding noch gibt
+ Das sich nicht mit Engelsflügen
+ Aufwärts hebt und fortbegibt.

+ +

Schließlich könnten Teller schweben
+ Stühle streckend alle vier
+ Beine aufwärts wie Epheben
+ Gott, mein Gott, ich danke Dir.

+ +

IV

+ +

Man fühlt sich dreckig und verlaust
+ Und träumt verwegen in den Morgenradau
+ Ein altes Weib hat auch gesungen
+ Wiegend die Brust. Ein Lockruf der Liebe.

+ +

Was war er früher so wohlvertraut
+ Der kranke Schimmel – vom Fenster aus
+ Heut trübt er mir die Abgedanken.
+ Ein grauer Wirbel. Man gähnt und träumt.

+ +

Vom gestrigen Abend, dem Tatenheld
+ Der Auto tückisch ins Zimmer schrie
+ Sterne wie Frauen und lumpige Stunden
+ Hat mir der schlampige Herr versprochen.

+ +

Nun bin ich dreckig und fast verlaust
+ Und steige betrübt in den Morgenzug.
+ Ein Philosoph hat auch geredet
+ Wiegend die Brust. Ein liebreicher Herr.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/12.html b/OEBPS/Text/12.html new file mode 100644 index 0000000..c0418e1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/12.html @@ -0,0 +1,47 @@ + + + + + + + + + Tohub + + + +

Tohub

+ +

Drei Männlein singen in der Höhe
+ Den gräßlichen Gesang:
+ Hast de Wanzen, Lause, Flöhe,
+ Wird die Zeit dir gar nicht lang.

+ +

Immer hast de was zu knacken,
+ Es krabbelt hier und da.
+ Darfst packen und darfst zwacken –
+ O je! Halleluja!

+ +

Was soll die Langeweile,
+ Wo edel du verkommst.
+ Minute wird zur Meile,
+ Du siehst nur Zeit und brommst.

+ +

Auf dem Schädel hörst du die Haare.
+ Hinter den Ohren wächst dir Gras,
+ Dein Kiefer wird zur Knarre,
+ Schwer ächzend durch die Jahre
+ Auf und ab ohn' Unterlaß.

+ +

Drei Männlein singen in der Höhe
+ Den gräßlichen Gesang:
+ Hast de Wanzen, Lause, Flöhe,
+ Wird dir die Zeit nicht lang.

+ +

Sie stiegen auf im Morgenrot
+ Und sangen Tag und Nacht,
+ Und störten Mittag- und Abendbrot
+ Und Luft und Erde kracht.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/13.html b/OEBPS/Text/13.html new file mode 100644 index 0000000..dc8d321 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/13.html @@ -0,0 +1,38 @@ + + + + + + + + + Der Idealist + + + +

Der Idealist

+ +

Zerknautschte Jungfrau mit den Hängebrüsten,
+ Gedenkst du noch? Ich traf dich in der Tram.
+ Und wie wir uns am Lützowplatze küssten?
+ Ein Schutzmann schob sich drohend übern Damm.

+ +

»Natur! Natur! für fünf Mark siebzig!
+ »Das Männchen schenkt … das Weibchen winkt …
+ »Man träumt nicht erst und stellt verliebt sich …
+ »Tja! Wir sind ehrlich zum Instinkt.«

+ +

Doch ach! Sie fand, es sei zu billig,
+ Das hat sie vor ihr selbst geniert.
+ Er – hat in ihres Hemdes Drillich
+ Von Seidenhöschen phantasiert.

+ +

Darauf, obzwar auf der Treppe vor einem
+ Tripper noch düstere Angst ihn durchfuhr,
+ Schwor er ohne Reue Treue
+ Dennoch nochmals trotzig seinem
+ Losungswort Natur! Natur!

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/14.html b/OEBPS/Text/14.html new file mode 100644 index 0000000..8deccb4 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/14.html @@ -0,0 +1,25 @@ + + + + + + + + + Der Freund + + + +

Der Freund

+ +

Ich stieß den Dolch ihm in die Eingeweide –
+ Am Boden standen blanke Pfützen Blut.
+ Eh war noch Lärm, jetzt hüllt uns Schweigen beide.
+ Ich staunte wie ein Kind. Denn von der Wut
+ Des Suchens nach verlornen Paradiesen
+ War jede Kunde tot. Der Mittag dehnte
+ Sich selig auf der Höfe kahlen Fliesen.
+ Gewaltig war der Tag, wie ihn sein toter Freund ersehnte.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/15.html b/OEBPS/Text/15.html new file mode 100644 index 0000000..f652f94 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/15.html @@ -0,0 +1,38 @@ + + + + + + + + + Andante + + + +

Andante

+ +

Auf blühen Papierwiesen
+ Leuchtend und grün
+ Da stehen drei Kühe
+ Und singen kühn:

+ +

»O Wälder, o Wolken
+ »O farbige Winde
+ »Wir werden gemolken
+ »Geschwinde, geschwinde …

+ +

»In goldene Eimer
+ »Fließt unser Saft
+ »In farbige Reimer
+ »Ergießt unsere Kraft

+ +

»Wir stehen hier, im Chor beisammen,
+ »Auf knotigem Beine
+ »Und die Kräfte der Erde sind
+ »Angesammelt zu frohem Vereine.«

+ +

Sie bocken bei Tag und sie trillern bei Nacht.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/16.html b/OEBPS/Text/16.html new file mode 100644 index 0000000..e635914 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/16.html @@ -0,0 +1,26 @@ + + + + + + + + + Aurora + + + +

Aurora

+ +

Nach Hause stiefeln wir verstört und alt,
+ Die grelle, gelbe Nacht hat abgeblüht.
+ Wir sehn, wie über den Laternen, kalt
+ Und dunkelblau, der Himmel droht und glüht.

+ +

Nun winden sich die langen Straßen, schwer
+ Und fleckig, bald, im breiten Glanz der Tage.
+ Die kräftige Aurore bringt ihn her,
+ Mit dicken, rotgefrorenen Fingern, zage.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/17.html b/OEBPS/Text/17.html new file mode 100644 index 0000000..9b58de1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/17.html @@ -0,0 +1,44 @@ + + + + + + + + + Couplet + + + +

Couplet

+ +

Bladdy Groth
+ War ein Mädchen von zartem Geblüt,
+ Bladdy Groth, Bladdy Groth ist tot.
+ Bladdy Groth war ein Mädchen von keuschem Geblüt
+ Und sie hat doch für viele Männer geglüht
+ Und keiner hat sich umsonst gemüht
+ Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.

+ +

Und die sang, und sie spielte und tanzte zur Nacht
+ Und sie hat mich dort öfters ausgelacht
+ Bladdy Groth, Bladdy Groth ist tot.

+ +

Und was haben wir alles mit ihr nicht gemacht
+ Und sie hat sich doch gar nichts dabei gedacht
+ Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.

+ +

Und ihr Nacken, er war wie von Küssen verzehrt
+ Und sie hat sich doch vor niemand gewehrt
+ Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.
+ Und die Augen, die schossen Blitze blau
+ Und ihr Kleid war meistens auch himmelblau
+ Und heut ist zu der Engel Frau
+ Bladdy Groth, Bladdy Groth, Bladdy Groth.
+ Ah, wie werden die geflügelten Lucifere ihr zusehn,
+ Wenn sie mit den Engeln tengelntateratata.
+ Ob es im Himmel, Bladdy Groth! Bladdy Groth!
+ Wohl Sekt gibt?

+ + diff --git a/OEBPS/Text/18.html b/OEBPS/Text/18.html new file mode 100644 index 0000000..1eb7494 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/18.html @@ -0,0 +1,79 @@ + + + + + + + + + Der Todesengel + + + +

Der Todesengel

+ +

I

+ +

Mit Trommelwirbeln geht der Hochzeitszug,
+ In seid'ner Sänfte wird die Braut getragen,
+ Durch rote Wolken weißer Rosse Flug,
+ Die ungeduldig gold'ne Zäume nagen.

+ +

Der Todesengel harrt in Himmelshallen
+ Als wüster Freier dieser zarten Braut.
+ Und seine wilden, dunklen Haare fallen
+ Die Stirn hinab, auf der der Morgen graut.

+ +

Die Augen weit, vor Mitleid glühend offen
+ Wie trostlos starrend hin zu neuer Lust,
+ Ein grauenvolles, nie versiegtes Hoffen,
+ Ein Traum von Tagen, die er nie gewußt.

+ +

II

+ +

Er kommt aus einer Höhle, wo ein Knabe
+ Ihn als Geliebte wunderzart umfing.
+ Er flog durch seinen Traum als Schmetterling
+ Und ließ ihn Meere sehn als Morgengabe.

+ +

Und Lüfte Indiens, wo an Fiebertagen
+ Das greise Meer in gelbe Buchten rennt.
+ Die Tempel, wo die Priester Cymbeln schlagen,
+ Um Öfen tanzend, wo ein Mädchen brennt.

+ +

Sie schluchzt nur leise, denn der Schar Gesinge
+ Zeigt ihr den Götzen, der auf Wolken thront
+ Und Totenschädel trägt als Schenkelringe,
+ Der Flammenqual mit schwarzen Küssen lohnt.

+ +

Betrunkne tanzen nackend zwischen Degen,
+ Und einer stößt sich in die Brust und fällt.
+ Und während blutig sich die Schenkel regen,
+ Versinkt dem Knaben Tempel, Traum und Welt.

+ +

III

+ +

Dann flog er hin zu einem alten Manne
+ Und kam ans Bett als grüner Papagei.
+ Und krächzt das Lied: »O schmähliche Susanne!«
+ Die längst vergeßne Jugendlitanei.

+ +

Der stiert ihn an. Aus Augen glasig blöde
+ Blitzt noch ein Strahl. Ein letztes böses Lächeln
+ Zuckt um das zahnlose Maul. Des Zimmers Öde
+ Erschüttert jäh ein lautes Todesröcheln.

+ +

IV

+ +

Die Braut friert leise unterm leichten Kleide.
+ Der Engel schweigt. Die Lüfte ziehn wie krank.
+ Er stürzt auf seine Knie. Nun zittern beide.
+ Vom Strahl der Liebe, der aus Himmeln drang.

+ +

Posaunenschall und dunkler Donner lachen.
+ Ein Schleier überflog das Morgenrot.
+ Als sie mit ihrer zärtlichen und schwachen
+ Bewegung ihm den Mund zum Küssen bot.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/19.html b/OEBPS/Text/19.html new file mode 100644 index 0000000..990c874 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/19.html @@ -0,0 +1,40 @@ + + + + + + + + + Hymne + + + +

Hymne

+ +

O Traum, Verdauung meiner Seele!
+ Elendes combination womit ich vor Frost mich schütze!
+ Zerstörer aller Dinge die mir feind sind;
+ Aller Nachttöpfe,
+ Kochlöffel und Litfaßsäulen …
+ O du mein Schießgewehr.

+ +

In purpurne Finsternis tauchst du die Tage
+ Alle Nächte bekommen violette Horizonte
+ Meine Großmama Pauline erscheint als Astralleib
+ Und sogar ein Herr Satanitätsrat
+ Ein braver aber etwas zu gebildeter
+ Sanitätsrat
+ Wird mir wieder amüsant
+ Er taucht auf aus seiner epheuumwobenen Ruhestätte
+ – War es nicht soeben ein himmelblauer Ofenschirm
+ (He Sie da!)
+ Und gackt: »Sogar …
+ (Frei nach Friedrich von Schiller)

+ +

O Traum, Verdauung meiner Seele
+ O du mein Schießgewehr.
+ Gick! Gack.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/20.html b/OEBPS/Text/20.html new file mode 100644 index 0000000..c210ccf --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/20.html @@ -0,0 +1,116 @@ + + + + + + + + + Indianisch Lied + + + +

Indianisch Lied

+ +
Lotte Pritzel gewidmet
+ +

Jetzt, Mädchen, sattle mein weißes Pferd,
+ Ein Ritt, da der Nachtmahr den Mond bedrängt,
+ Durch das dampfende Tal, da am Hexenherd
+ Der Freund der Indianer am Galgen hängt.

+ +

Zwölf Rosse brachen unter mir zusammen.
+ Zwölf Sonnen stürzten in den reißenden Strom ihre Flammen.
+ Doch am dreizehnten Tag um Mitternacht
+ Stand ich vor dem Toten und habe gelacht.

+ +

Ich blase die wütenden Totenfanfaren.
+ Armer versoffener Freund, nun bist du gestorben!
+ Ich bin der Indianer, der einst mit dir ritt,
+ Auf manchem Kriegspfad nahmst du mich mit
+ und wir haben die Länder und Leute verdorben,
+ und ich halt die Trompet und blas,
+ Faule Leiche, was grinst du so »monoise«,
+ Wo ich siebzehn Mal vom Galgen dich schnitt?
+ Ist meine Lust am Leben dir immer noch leid?

+ +

Doch der trampt auf im Galgentritt:
+ Nu, warum blust de die Trompeit?

+ +

Jetzt baut man Ton des Weltgerichts,
+ Und der Geist in den Lüften schreit.
+ Doch du wohnst, wohin du dich sehntest, im Nichts,
+ Und es tönt in den Höhen der Satansritt.

+ +

Doch der trampt auf im Galgentritt:
+ Nu, warum blust de die Trompeit?

+ +

Du nanntest dich Pumperpuckel auf Erden,
+ »Denn man muß als häßlicher Satan erscheinen«.
+ Schüsse in Kneipen und Diebstahl von Pferden,
+ Schmutziges Stöhnen in Häusern aus Steinen,
+ Lächelnde Tage und ruchloses Weinen,
+ Armselige Täuschung, die ich erlitt.
+ Pumperpuckel, du hattest Einen.
+ Hinter den Wolken das Mondlicht schreit.

+ +

Doch der trampt auf im Galgentritt:
+ Nu, warum blust de die Trompeit?

+ +

Du, Schulmeister, sagtest: »Du denkst nur in Worten,
+ Doch alle Worte sind Trug nur und Leid.
+ Du, du denkst nur in Worten, in Taten und Orten,
+ Da der Gott aller Wahrheit dein Reden bestritt,
+ Und der Unsinn den Weg alles Sinnens verschneit.«
+ Ich denke nicht Worte und rede doch mit,
+ Und der Traum meines Daseins träumt Wahrheit und Traum.
+ Das bleibt doch ein prächtiger Galgenschnitt,
+ Was bleibst du nur hängen am hölzernen Baum,
+ Wie sehr ich dich bitte: komm mit, komm mit?
+ Heil! der geflügelte Morgenwind öffnete die Himmelspforten des Lebens weit!

+ +

Doch der trampt auf im Galgentritt:
+ Nu, warum blust de die Trompeit?

+ +

Einen schallenden Gruß meinem alten Freund!
+ Ein fester Galgen hält gut.
+ Und wenn herbstlicher Strahl unsere Ebenen träumt
+ Und den Vortraum des Winters in Zelten räumt,
+ Viel Feuer, Wasser und Mut.
+ Doch der weißen Rose vergesse ich nie,
+ Die auf schwarzen Rossen einst kam.

+ +

Denn sie zwang ihren Krieger aufs zitternde Knie
+ Und der Pfeil am Bogen ward lahm,
+ Welt vergessen und Träume verhöhnen,
+ Tode verachten im Walde der Tiere.
+ Doch wie kann ich vergessen ein Lächeln der Schönen,
+ Ihrer Augen nackte Wildheit und ihre
+ Unberührte Brust!
+ Jener Brand von Schönheit, der täglich die Welt verwirrt,
+ Jene schattenhafte Trauer, die um meinen Wigwam abenteuert.
+ Giftige Pfeile von der Rose der Brenta entsandt.
+ Warum kennt mich der Tod und lockt mich vergebens?
+ Warum bin ich heiter, wenn über endlosem Land
+ Die dröhnende Sonne verbrennt wie am sagenhaften
+ Abend des verendenden Lebens?

+ +

O Nacht zärtlicher Sterne Gefunkel
+ In liebesklarer Luft
+ Lebendigen Traumes Flammendunkel.
+ Über schmalen Wegen der Bergeskluft,
+ Hoch im Gebirg' in den eisigen Gipfeln ein Raunen.
+ Musik der Seele. Tanz und Märchen erstaunen.

+ +

Mehr als zu sein und mehr als nicht zu sein!
+ Wer darf den Leib denn denken, den er liebt!
+ Wer darf vermessen durch die Wälder schrein,
+ Daß Gott ihm nie den Tag der Schönheit gibt?

+ +

Farbiger Rauch steigt auf aus den Städten der Qual,
+ Wo der weiße Bruder bedächtig die Tonpfeife raucht,
+ Wie ein Feuer von Fieberträumen hingehaucht,
+ Fern am lauernden Horizont.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/21.html b/OEBPS/Text/21.html new file mode 100644 index 0000000..f1b663f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/21.html @@ -0,0 +1,86 @@ + + + + + + + + + Der Tag der Stadt + + + +

Der Tag der Stadt

+ +

Am Abend

+ +

Ach! die glitschig nasse Planke
+ War ihm mächtig unbequem.
+ Sass er doch auf einer Banke
+ Und bedachte ein Problem.

+ +

Dachte, dachte; er war wichtig
+ Denn er gab sich das Gebot:
+ »Löse jene Frage richtig
+ Oder mach dich, bitte, tot.«

+ +

In der Bülowstrasse war es.
+ Ja, es war ein Abenteuer
+ Heldisch war und voll Gefahr es
+ Ward er dümmer? Ward er schläuer?

+ +

Ja! er sass auf einer Banke
+ Und er hatte ein Problem
+ Und die pitschenasse Planke
+ Ward ihm auch sehr unbequem.

+ +

Die Stadt

+ +

Ich sah den Mond und des ägäischen
+ Grausamen Meeres tausendfachen Pomp
+ All meine Pfade rangen mit der Nacht.

+ +

Doch sieben Fackeln waren mein Geleit
+ Durch Wolken glühend, jedem Sieg bereit.

+ +

»Darf ich dem Nichts erliegen, darf mich quälen
+ Der Städte weiten Städte böser Wind?
+ Da ich zerbrach den öden Tag des Lebens!«

+ +

Verschollene Fahrten! Eure Siege sind
+ Zu lange schon verflackt. Ah! helle Flöten
+ Und Geigen tönen meinen Gram vergebens.

+ +

Der Traum

+ +

Jawohl! Wir träumen oft von grossen Prünken
+ Und durch die goldene Stadt, als Triumphator
+ Kutschieren wir erhaben dem Senat vor
+ Und nackte Mädchen stehn auf Marmelstrünken.

+ +

Der Wagen fliegt den Vogelflug der Möwen
+ Trotzdem er köstlich teure Beute führt
+ Und diamantenes Geschirr umschnürt
+ Die Löwin und den Tibetaner-Löwen.

+ +

Da stürzt der Wagen. Plötzlich! Weh, verlieren
+ Die Löwen sich zu Wut der Wüstennächte
+ Weh! wer ist nahe der uns Hilfe brächte
+ Weh! in der Not! – Die Bestien coitieren.

+ +

Am Morgen

+ +

Er spricht: »Nicht ängstlich an Gestaden
+ Auf offnem Meere will ich baden –
+ Ha! der Vergleich ist ein gewagter!
+ Ich werde frei vom Frohn der Zeiten
+ Zum kosmisch-schöpferischen schreiten.« –
+ (Kosmisch, sagt er).
+ Er wandelt kühn um seinen Tisch, er wandelt wohl die ganze Nacht
+ Beglückt in seiner Lampe Licht,
+ Das jetzt am Tag am Blau zerbricht.
+ Die ganze Nacht hat er umgebracht!
+ (So ein Kerl!)

+ + diff --git a/OEBPS/Text/22.html b/OEBPS/Text/22.html new file mode 100644 index 0000000..0d7a15e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/22.html @@ -0,0 +1,31 @@ + + + + + + + + + Lebendes Bild + + + +

Lebendes Bild

+ +

Zwei Skribenten mit zu großer Neese
+ Sitzen vor der Wand aus gelbem Taft;
+ Und sie sorgen sich um die Synthese
+ Der Kultur und um die Jungfernschaft.

+ +

Denn der Teufel schreitet durch die Mitte
+ Und ist gänzlich ohne innern Halt.
+ Feurig federn seine langen Schritte,
+ Schwarz und wechselnd ist er von Gestalt.

+ +

Und er wedelt mit dem schlangenhaften Schweife;
+ Denn er hat mit einer Maus gehurt,
+ Und im Vordergrund raucht schon die Pfeife
+ Seine neugeborne Mißgeburt.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/23.html b/OEBPS/Text/23.html new file mode 100644 index 0000000..859b9f9 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/23.html @@ -0,0 +1,65 @@ + + + + + + + + + Der Teufel spricht: + + + +

Der Teufel spricht:

+ +

»Ein alter Leichnam kriecht aus seinem Loche
+ Im Eisenkleid nach alter Krieger Art.
+ Er tut es jeden Sonntag in der Woche.
+ Die Glocke dröhnt. Im Winde weht sein Bart.
+ Zum Morde hebt er die verfallne Linke,
+ Ihr wißt ja nicht, wie wohl das Geistern tut.
+ Mit seiner Rechten macht er Winke-Winke.
+ Aus sieben Wunden strömt er Rauch und Glut.«

+ +

Ein kleiner Engel knaut und will nicht essen.
+ Fürwahr! Er hat den Teufel so geliebt.
+ Doch jetzt beschließt er, seiner zu vergessen.
+ Da er ihm nicht mal 'ne Zigarre gibt.
+ Doch jener sieht ihn an mit blassen Blicken.
+ Und freut sich sehr, daß sich der Kleine kränkt.
+ »Wie werden wir uns heute Nacht erquicken,
+ Doch die Zigarre kriegst'te nicht geschenkt.«

+ +

Im Saale weiße Fliegenschwärme,
+ Der Dunst von Wein schlägt aus dem Mund der Zecher.
+ Im Saale taumeln weiße Fliegenschwärme,
+ Berauscht vom Zorn und vom Atem der Zecher.
+ Berauscht vom Atem der Zecher Scharen weißer Fliegen.

+ +

Schwirren wie verrückte Tanten
+ Zu Bekannten
+ Und Folianten
+ Und zu unbekannten Kanten,
+ Schnatternd auf der Eisenbahn.

+ +

Siehste woll!
+ Der Mann ist toll.
+ Seine Nase glüht und thront
+ Durch die Dünste wie der Mond,
+ Wenn er aufgeht.
+ Ob er, schrecklich zugerichtet,
+ Immer unerhörter dichtet,
+ Bis er draufgeht?

+ +

Ich rauch die Zigarette
+ Und geh im Zimmer rum.
+ Der Teppich ist so kokette,
+ Ihn ziert gar manche Blum.

+ +

Der Mond ist meine Tante,
+ Er schmoddert durch die Nacht.
+ Die Sonne, meine Großmama,
+ Hat nie an mich gedacht.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/24.html b/OEBPS/Text/24.html new file mode 100644 index 0000000..138021a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/24.html @@ -0,0 +1,49 @@ + + + + + + + + + Karthago + + + +

Karthago

+ +

Der eherne Stier speit Flammen. Durchs offene Tempeldach
+ Blitzern die Strahlen der Sonne.
+ Männer mit offenen Armen beten.
+ Einer verschwand in dem krachenden dampfenden ehernen Maul –
+ Knabenmänner, die zum Tanz sich drehten.

+ +

O blaue Tage, Tage der blutigen Rosen,
+ Wo die bewaffneten Kähne die ewig bewegliche See durchschnitten.
+ Tage des Opfers und menschenmordender Bitten.
+ Wo die beschnittenen Priester mit sanft gleitenden Schritten
+ In den Winkeln der Gärten mit Frauen kosen.
+ Als Weib mit dem Weibe.
+ Und es zittern und klirren die Goldgeschmeide
+ Am heiligen Leibe.

+ +

Tage der purpurnen Sonnenstrahlen.
+ Tage der Glut in der steinernen Stadt.
+ Tage der Liebe und Tage der Qualen.
+ Tage des Zorns in der totwunden Stadt.

+ +

Über der blau donnernden Flut unermüdlicher Meere
+ Droht dir der Tod.
+ Hoch am Himmel steht der Komet bluteiternd und rot,
+ Ein Schwert, das die Leiber verzehrt,
+ Ein Drache der Wut.

+ +

Blut bedeutet das träumende Licht in den Straßen,
+ Vernichtung und Blut.
+ Umsonst heult der eherne Stier mit feurigem Schlunde,
+ Eure Töchter und Söhne verbrennt ihr im gräßlichen Feuer vergebens.
+ Horch, es klingt der gläserne Tod durch die wüste Stunde.
+ Und es erstarrt im Mittagswunder der Traum und die Kraft eures Lebens.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/25.html b/OEBPS/Text/25.html new file mode 100644 index 0000000..08c8ac8 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/25.html @@ -0,0 +1,24 @@ + + + + + + + + + Der Träumende + + + +

Der Träumende

+ +

Blaugrüne Nacht, die stummen Farben glimmen.
+ Ist er bedroht vom roten Strahl der Speere
+ Und rohen Panzern? Ziehn hier Satans Heere?
+ Die gelben Flecke, die im Schatten schwimmen,
+ Sind Augen wesenloser großer Pferde.
+ Sein Leib ist nackt und bleich und ohne Wehre.
+ Ein fades Rosa eitert aus der Erde.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/26.html b/OEBPS/Text/26.html new file mode 100644 index 0000000..8e20f93 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/26.html @@ -0,0 +1,28 @@ + + + + + + + + + Der Visionarr + + + +

Der Visionarr

+ +

Lampe blöck nicht.
+ Aus der Wand fuhr ein dünner Frauenarm.
+ Er war bleich und blau geädert.
+ Die Finger waren mit kostbaren Ringen bepatzt.
+ Als ich die Hand küßte, erschrak ich:
+ Sie war lebendig und warm.
+ Das Gesicht wurde mir zerkratzt.
+ Ich nahm ein Küchenmesser und zerschnitt ein paar Adern.
+ Eine große Katze leckte zierlich das Blut vom Boden auf.
+ Ein Mann indes kroch mit gesträubten Haaren
+ Einen schräg an die Wand gelegten Besenstiel hinauf.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/27.html b/OEBPS/Text/27.html new file mode 100644 index 0000000..5736f2b --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/27.html @@ -0,0 +1,30 @@ + + + + + + + + + Tristitia ante … + + + +

Tristitia ante …

+ +

Schneeflocken fallen. Meine Nächte sind
+ Sehr laut geworden, und zu starr ihr Leuchten.
+ Alle Gefahren, die mir ruhmvoll deuchten,
+ Sind nun so widrig wie der Winterwind.

+ +

Ich hasse fast die helle Brunst der Städte.

+ +

Wenn ich einst wachte und die Mitternächte
+ Langsam zerflammten – bis die Sonne kam –,
+ Wenn ich den Prunk der weißen Huren nahm,
+ Ob magrer Prunk mir endlich Lösung brächte,

+ +

War diese Grelle nie und dieser Gram.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/28.html b/OEBPS/Text/28.html new file mode 100644 index 0000000..1bd39d1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/28.html @@ -0,0 +1,42 @@ + + + + + + + + + Es hebt sich ein rosa Gesicht … + + + +

Es hebt sich ein rosa Gesicht …

+ +

Es hebt sich ein rosa Gesicht
+ Von der Wand.
+ Es strahlt ein verwegenes Licht
+ Von der Wand.
+ Es kracht mir der Schädel
+ Beim Anblick der Wand.
+ Es träumt mir ein Mädel
+ Beim Anblick der Wand.

+ +

O Wand, die in meine leblosen Stunden starrt
+ Wand, Wand, die meine Seele mit Wundern genarrt
+ Mit Langeweile und grünlichem Kalk
+ Mein Freund. Meiner Wünsche Dreckkatafalk.

+ +

Soeben erscheint mir der Mond
+ An der Wand.
+ Es zeigt mir Herr Cohn seine Hand
+ An der Wand.
+ Es schnattert wie Schatten
+ Pretiös an der Wand.

+ +

Verflucht an der Wand!
+ Und heut an der Wand!
+ Was stehen denn so viel Leut
+ An der Wand?

+ + diff --git a/OEBPS/Text/29.html b/OEBPS/Text/29.html new file mode 100644 index 0000000..ae6373c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/29.html @@ -0,0 +1,35 @@ + + + + + + + + + Stadt + + + +

Stadt

+ +

Wie schön ist diese stolze Stadt der Gierde!
+ Ihr Elend und geschmähter Überfluss
+ Und schwerer Straßen sehr verzerrte Zierde.

+ +

Schamloser Tag entdeckt dir die Konturen.
+ Die Häuser stehn befleckt mit Staub und Ruß,
+ Es flirrt um Eilende und Wagenhaufen
+ Furchtsame Weiber, Männer, blasse Huren …

+ +

Ich starre lange in die schnelle Pracht
+ Ein Dumpfes ahnend drunten im Gedränge –
+ Ich weiß, wie sie des blöden Tages Strenge
+ Gewaltig preisen: dass er herrschen macht.

+ +

(Es zieht sie nur zur wohlumbauten Enge.)

+ +

Komm! lass uns warten auf die kranke Nacht
+ Der schweren dröhnenden Gedankenpränge.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/30.html b/OEBPS/Text/30.html new file mode 100644 index 0000000..82386c9 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/30.html @@ -0,0 +1,33 @@ + + + + + + + + + Am Lietzensee + + + +

Am Lietzensee

+ +
Meinem Freunde Georg Heym
+ +

Die rote Sandsteinbrücke packt
+ Staubig die andere Seite vom schwärzlichen Tümpel.
+ Laternen. Das verirrte Mondlicht zackt
+ Über Sträucher und Wellen und träges Gerümpel.

+ +

Doch zu uns tönt der Abendschrei der Stadt.
+ Ich spüre noch die Lust der vielen Straßen
+ Und Trommelwirbel um Fortunas Rad.
+ Doch du stehst vor mir schläfrig und verblasen.

+ +

Feindselig reichst du mir die plumpe Hand,
+ Von neuem Zorn die starke Stirn betört.
+ Und als ich längst schon meinen Weg gerannt,
+ Hat alle Schritte noch dein Traum gestört.

+ + diff --git a/OEBPS/Text/31.html b/OEBPS/Text/31.html new file mode 100644 index 0000000..1992f2a --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/31.html @@ -0,0 +1,34 @@ + + + + + + + + + Aus blauen Wunden glomm die müde Nacht + + + +

Aus blauen Wunden glomm die müde Nacht

+ +

Aus blauen Wunden glomm die müde Nacht
+ Und alle Straßen lagen ohne Scham
+ Und alle Fahnen schrieen in den Wind:
+ So geht ein Tag zur Neige.

+ +

Der glühte so, daß ich die Büßereide
+ Verschmähte und der Engel starre Glut.
+ Zu süß war diese Qual. Dem letzten Leide
+ Entgegen trieb mich weißer Sonnen Wut.
+ Und ich zerbrach die Tempel der Entsagung.

+ +

Ist dies der Tod? Sprich, müde Pracht.
+ Oder werde ich aus Deinen Schächten
+ Zu lichten nie gekannten Städten steigen
+ Und jedem Tage seine Donner zeigen?

+ + + + diff --git a/OEBPS/Text/32.html b/OEBPS/Text/32.html new file mode 100644 index 0000000..d9a3ee2 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/32.html @@ -0,0 +1,35 @@ + + + + + + + + + Sonja + + + +

Sonja

+ +

Und wieder störst du meine Ruhe!
+ Skelett! Und stehst vor meinem Bett!
+ Grün bemalte Wangen. Blaue Schuhe.
+ Und fragst: »O Hans! Bin ich so nett?«

+ +

Dann läßt du eine weiße Blüte
+ Hinschweben durch das dufte Schlafgemach
+ Und tief gerührt durch diese Güte
+ Entfährt mir Esel leis ein »ach«.

+ +

Doch plötzlich spür ich dich entgleiten.
+ Der Sonnenlöwe kommt und brüllt:
+ »Wach auf in deine Einsamkeiten!« –

+ +

Vom grauen Morgenlicht verhüllt
+ Und blank und breit, als Großmama,
+ Vermahnend steht ein Waschtisch da.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/33.html b/OEBPS/Text/33.html new file mode 100644 index 0000000..b6e6da4 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/33.html @@ -0,0 +1,27 @@ + + + + + + + + + Tortur + + + +

Tortur

+ +

Im Himmel liegen Schwerter wo verborgen.
+ Ja, wenn ich nur so lange Finger hätte!
+ So aber hängt man mich an eine Kette,
+ Hoch in die Luft, so zwischen heut und morgen.

+ +

Wer aber band mich fest? Ich möcht es gerne wissen
+ Als Wachsfigur beschweb ich diese Stadt.
+ Man hüllt mich ein in sanften Finsternissen,
+ Weil sonst die Polizei ein Einsehn hat.

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/TOC.html b/OEBPS/Text/TOC.html new file mode 100644 index 0000000..c69bddf --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/TOC.html @@ -0,0 +1,155 @@ + + + + + + + + + Inhalt + + + +
+ Inhalt +
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+ Morgens +
+ +
+ Der Morgen des Philosophen +
+ +
+ Klage +
+ +
+ Zweifel +
+ +
+ Weltende +
+ +
+ Varieté +
+ +
+ Die Himmelsschlange +
+ +
+ Der Oberlehrer +
+ +
+ Italien +
+ +
+ Legende +
+ +
+ Nacht +
+ +
+ Tohub +
+ +
+ Der Idealist +
+ +
+ Der Freund +
+ +
+ Andante +
+ +
+ Aurora +
+ +
+ Couplet +
+ +
+ Der Todesengel +
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+ Hymne +
+ +
+ Indianisch Lied +
+ +
+ Der Tag der Stadt +
+ +
+ Lebendes Bild +
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+ Der Teufel spricht: +
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+ Karthago +
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+ Der Träumende +
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+ Der Visionarr +
+ +
+ Tristitia ante … +
+ +
+ Es hebt sich ein rosa Gesicht … +
+ +
+ Stadt +
+ +
+ Am Lietzensee +
+ +
+ Aus blauen Wunden glomm die müde Nacht +
+ +
+ Sonja +
+ +
+ Tortur +
+ +
+ Text- und Bildnachweise +
+ + + diff --git a/OEBPS/Text/nachweise.html b/OEBPS/Text/nachweise.html new file mode 100644 index 0000000..856e57c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/nachweise.html @@ -0,0 +1,54 @@ + + + + + + + + + Text- und Bildnachweise + + + +

Texte

+ +

Varieté - »Der + Sturm«, Nr. 47, 21. Januar 1911, S. 373-374

+ +

Der Tag der Stadt - »Der + Sturm«, Nr. 53, 4. März 1911, S. 421

+ +

Der Oberlehrer - »Der + Sturm«, Nr. 64, 1. Juni 1911, S. 510

+ +

Italien - »Der + Sturm«, Nr. 82, Oktober 1911, S. 653-654

+ +

Nacht - »Der + Sturm«, Nr. 182/183, Oktober 1913, S. 116,118

+ +

Andante - »Der + Sturm«, Nr. 196/197, Februar 1914, S. 175

+ +

Hymne - »Der + Sturm«, Nr. 198/199, Februar 1914, S. 183

+ +

Der Idealist - »Dada 3«, + Dezember 1918, S. 10

+ +

Die Zeitschriften »Der Sturm« und »Dada« sind über das + Blue + Mountain Projekt der Universität Princeton + zugänglich.

+ +

Bilder

+ +

Titelblatt: George Grosz - Straße in Berlin

+ +

Portrait: Jakob van Hoddis, 1914
+ Tuschezeichnung von Ludwig Meidner, 1884-1966
+ Sammlungen des Art Institute Chicago

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/titel.html b/OEBPS/Text/titel.html new file mode 100644 index 0000000..54fc94e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/titel.html @@ -0,0 +1,19 @@ + + + + + + + + Jakob van Hoddis - 33 Gedichte + + + +

+ +

Jakob van Hoddis

+ +

33 Gedichte

+ + diff --git a/OEBPS/Text/vignette.html b/OEBPS/Text/vignette.html new file mode 100644 index 0000000..a4b3b69 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/vignette.html @@ -0,0 +1,17 @@ + + + + + + + + Jakob van Hoddis 1914 (Ludwig Meidner) + + + +

+ +

Jakob van Hoddis (1887 - 1942)

+ + diff --git a/OEBPS/content.opf b/OEBPS/content.opf new file mode 100644 index 0000000..fefcb63 --- /dev/null +++ b/OEBPS/content.opf @@ -0,0 +1,100 @@ + + + + 33 Gedichte + Jakob van Hoddis + urn:uuid:f3e7e216-d347-4bb5-8925-dd4c25bc3e21 + überflüssig - diy + 2013-08-02T22:00:00+00:00 + de + d5f7d564-144d-4c72-b182-46620d79f489 + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/OEBPS/toc.ncx b/OEBPS/toc.ncx new file mode 100644 index 0000000..9d9b1f1 --- /dev/null +++ b/OEBPS/toc.ncx @@ -0,0 +1,238 @@ + + + + + + + + + + + 33 Gedichte + + + + + Jakob van Hoddis + + + + + + 33 Gedichte + + + + + + Inhalt + + + + + + Morgens + + + + + + Der Morgen des Philosophen + + + + + + Klage + + + + + + Zweifel + + + + + + Weltende + + + + + + Varieté + + + + + + Die Himmelsschlange + + + + + + Der Oberlehrer + + + + + + Italien + + + + + + Legende + + + + + + Nacht + + + + + + Tohub + + + + + + Der Idealist + + + + + + Der Freund + + + + + + Andante + + + + + + Aurora + + + + + + Couplet + + + + + + Der Todesengel + + + + + + Hymne + + + + + + Indianisch Lied + + + + + + Der Tag der Stadt + + + + + + Lebendes Bild + + + + + + Der Teufel spricht: + + + + + + Karthago + + + + + + Der Träumende + + + + + + Der Visionarr + + + + + + Tristitia ante … + + + + + + Es hebt sich ein rosa Gesicht … + + + + + + Stadt + + + + + + Am Lietzensee + + + + + + Aus blauen Wunden glomm die müde Nacht + + + + + + Sonja + + + + + + Tortur + + + + + + Text- und Bildnachweise + + + + + -- cgit v1.2.3