From d58553b69b6957f351a4ba77bfa24103a43318af Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Patrick Goltzsch Date: Mon, 29 May 2023 17:15:24 +0200 Subject: erste fassung --- OEBPS/Text/01.xhtml | 44 ++++++++++++ OEBPS/Text/02.xhtml | 151 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/03.xhtml | 118 +++++++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/04.xhtml | 144 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/05.xhtml | 117 ++++++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/06.xhtml | 121 +++++++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/07.xhtml | 151 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/08.xhtml | 116 ++++++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/09.xhtml | 132 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/10.xhtml | 120 +++++++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/11.xhtml | 145 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/12.xhtml | 102 ++++++++++++++++++++++++++++ OEBPS/Text/anhang.xhtml | 15 +++++ OEBPS/Text/copyright.xhtml | 25 +++++++ OEBPS/Text/deckel.xhtml | 20 ++++++ OEBPS/Text/druck.xhtml | 22 ++++++ OEBPS/Text/inhalt.xhtml | 34 ++++++++++ OEBPS/Text/nav.xhtml | 46 +++++++++++++ OEBPS/Text/textnachweis.xhtml | 44 ++++++++++++ OEBPS/Text/titel.xhtml | 30 +++++++++ OEBPS/Text/vorspann.xhtml | 20 ++++++ OEBPS/Text/widmung.xhtml | 20 ++++++ 22 files changed, 1737 insertions(+) create mode 100644 OEBPS/Text/01.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/02.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/03.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/04.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/05.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/06.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/07.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/08.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/09.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/10.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/11.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/12.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/anhang.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/copyright.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/deckel.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/druck.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/inhalt.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/nav.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/textnachweis.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/titel.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/vorspann.xhtml create mode 100644 OEBPS/Text/widmung.xhtml (limited to 'OEBPS/Text') diff --git a/OEBPS/Text/01.xhtml b/OEBPS/Text/01.xhtml new file mode 100644 index 0000000..c656c76 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/01.xhtml @@ -0,0 +1,44 @@ + + + + + + + + ...liner Roma... - 1. + + + +
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1.

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+– erfolgreichen Razzia vier Spielhöllen auszuheben und in +der Motzstraße 296 die Eheleute Krusis zu verhaften, die +dort gegen Eintrittsgeld eine Nacktvorstellung gaben.

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+Sie waren beide heißen Blutes trunken, auch von einem +ausgesuchten Wein und von ungewöhnlichen Worten berauscht. +Er rief sie Wiga, ohne ihren Nachnamen zu kennen. Aber spät +morgens, als der Schlaf sie doch übermannte, betrachtete +Gustav lange und nahe die Falten in Wigas Gesicht und das +Tal zwischen ihren Brüsten und stand behutsam auf, um nackt +und glücklich durch das Zimmer zu wandern. Er liebte den +geheimnisvollen Modergeruch, der aus Gasthofkommoden strömt. +Er las sieben Haarnadeln auf, die sich zwischen die +Sofapolster verkriechen wollten. Und Wiga war wieder +erwacht, denn sie sagte: „Wenn wir jetzt stürben, dann würde +kein Mensch uns hier suchen.“ Hierauf stieg auch sie aus dem +Bett, hoch und schlank, und stellte sich hinter Gustaven und +lugte mit ihm zum Fenster hinaus auf den Kleinstadtmarkt, +der für andere Leute unansehnlich, nun überdies vom Regen +verdüstert war. Und eine fast vergessene Stadt in weiter +Ferne hieß Berlin.

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2.

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+In einem Abteil der Ringbahn fand man eine angebohrte +Zinnbüchse, die, wie festgestellt wurde, die Überreste des +im April eingeäscherten Rennfahrers Zierbold enthielt und +vermutlich von einem enttäuschten Dieb – –

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+„Eintreffe 2 Uhr nachts Lehrter Bahnhof, Henkelchen.“ +Selbstverständlich holen wir sie ab. Du, Gustav wirst ihre +Koffer tragen. Solche Provinzler fallen immer Kerlen in die +Hände. „Was für Kerle?“ Alberne Frage! Schwindlern! Kerle, +die das Gepäck abnehmen und damit verschwinden. Oder die +Fremden in ein nahes anständiges Hotel bringen wollen und +sie dann per Auto meilenweit in eine Kaschemme verschleppen, +wo der Schofför mit unter einer Decke spielt und ihnen noch +50 Mark abknöpft, ehe sie im Schlafe ausgeraubt und erwürgt +werden. Man liest es doch täglich.

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+Die Leute an der Haltestelle messen einander mit kalt +kalkulierenden Blicken, wie internationale Ringkämpfer am +Start. Und wartend präparieren sie Tricks, die man noch +soeben durchgehen läßt. Warten vergiftet. Eine rumpelnde +Bahn nach der andern wächst heran, schrumpft davon, die 46, +107, nochmals die 107, zum Donnerwetter! dreimal +hintereinander die 107. Dann die richtige. Spitz strömt das +Häuflein Nervöser in das Perrontor, wie Wasser in eine +Gosse, siebt sich durch die Aussteigenden hinein, klemmt +sich, preßt. Frau Purmann, von würdelosen Paketen umpuffert, +rudert im dicksten Strudel mit Gesten einer Ertrinkenden, +aber genau betrachtet: offensiv. Sie schimpft: Anfangs +weinerlich, weil unbestimmt, allgemein über Empörendes, +Unerhörtes, dann aber superior scharf über eine ungesicherte +Hutnadel. Schimpft jedoch nur halblaut, denn Gustav, hinter +ihr, wäre imstande zu kichern. Der Schaffner flucht +rückwärts. Zurückbleibende knurren oder bellen dem +überfüllten Wagen nach. Sozialistisch, wilhelminisch, +anarchistisch. Daß er seiner grauhaarigen Gönnerin den Arm +beim Aussteigen bietet, daß er den Hauptteil des +sehnendehnenden kompromittierenden Gepäckes schleppt, +versteht sich. Aber seine Grimasse faltet sich zunehmend +ärgerlich, gleich einem Wurstzipfel. Und er keucht ihr +hinterdrein durchs Gedränge, wie in einer Polonäse um Säulen +herum. Schall und Rauch! Die alles zermalmenwollenden Autos +tuten ohrenbetäubend und verpuffen ranzigen Buttergestank. +Dabei haben die Schofföre rote, rüde, vergnügte Gesichter! – +Frivol, unangreifbar, schadenfroh springt der Straßenschlamm +ohne Unterschied alle Beine an. – Daß um diese Stunde vor +der Passage ein Spalier von Zeitungsweibern betet: +Abendzeitung, Ambdeitun.. Maria.. benedeit.. Amd.. eit.., so +was entgeht Elfchen.

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+Sie rennt vorwärts, streckenweise in einer Art hinkenden +Galopps, nicht mehr Dame, kaum noch Mensch; schneidet eine +Diagonale durch die Kurse der Fahrzeuge und Fußgänger, durch +witzige Zänkereien, wunde Melodien, groteske Ansprachen von +Händlern und Bettlern. Kopfschüttelnd, andauernd wiederholt: +„Nur 5 Gramm Kartoffeln und ich wäre glücklich!" – Alle +Bettler heucheln. Aber einem davon schenkt Elfchen eine +geborstene Zigarre von Heinz. – Wer nur arbeiten wollte, +Arbeit ist genug da. Das Wort ist unter friedfertigen +Bürgern aktuell; es beruhigt das Gewissen und legitimiert +auskömmlich eine politische Tendenz. Nur Nörgler oder +Idealisten suchen mehr aus dem Satz +herauszusophoristorieren. – Trunkenbolde rempeln an, +Matrosen stechen freche Blicke in fremde Blusenausschnitte. +Gemeine Bollemädchen beschimpfen sich ordinär vor einem +Aschinger. – O, daß Elfchen einen langen Schwanz und an +dessen Quaste ein drittes Auge hätte, um sich aus Distanz +selber beobachten zu können, wie sie so blind brutal und +häßlich dahinwütet. So kraxelten die Maikäfer durch meine +Bleisoldaten. – Schauläden rufen an. Hier Hummer, Langusten, +Ananas, Gänsebrüste, Blumenkohl, Trauben, indische Vasen mit +Ingwer und große französische Birnen. So gefällig +aneinandergehäuft, daß sattgespeiste Künstler es dankbar +anstaunen, es aufsuchen wie eine Sezession. – Elfchens böse +Blicke versengen sich an den Wucherpreisen. – Pompöse +Blumenarrangements locken Ohs und Ahs heraus. Aber sie sind +lange nicht so geschmackvoll wie in Bayern. – Man weiß, wie +sparsam Elfchen einkauft. Sie ersteht ein Paar Schnürsenkel +für eine Mark und spottbillige Schuhwichse und viele +lieblichgelbe Keks für wenig schmutziges Papiergeld. Die +Keks für Henkelchen. Man wird gemütlich einig schwatzen, +ohne auf Widerspruch zu stoßen. Über Augsburg; wie ganz +anders, unvergleichlich besser man in Augsburg lebte. – Vor +geschminkten, auffallend behängten Frauenzimmern lacht +Elfchen herausfordernd laut.

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+Gustav trägt einen der unzähligen revolutionären Teufel in +sich, der immer heraus will, um im Wahne einer objektiven +Gerechtigkeit zu protestieren, manifestieren, opponieren. +Jetzt etwa zu rufen: Alle Straßenmädchen sind zunächst nett! +Gustav gibt sich Mühe, den Teufel zurückzuhalten. Aber es +verstimmt, wenn man unterdrückt, was heraus will. – Zu Hause +wird Elfchen entdecken, daß die Wichse nichts taugt, + +Bild Kapitel 2 + +daß die Schuhbänder wie Zwirn reißen. Das anspruchslose, +rührende Henkelchen aber wird die Keks dankbar loben. Und zu +Weihnachten wird Elfchen einem Kutscher Wichse und +Schnürsenkel bescheren. Schenken und Geschenke nehmen, das +ist eine Kunst, die .. still, Teufel! – Alles ist Lug und +Trug in Berlin. Zwischen „Hauptgewinn“ und „50000 Mark“ +übersieht sich das winzig gedruckte Wort „im Werte von“. Und +die Wagschalen beim Kaufmann verstecken sich hinter Kisten, +und die Wurst macht sich mit Wasser und der Kaffee macht +sich mit Nägeln gewichtig. – Nächsten Sonntag darf Gustav +bei Purmanns Gänsebraten speisen. – Gerade, als er sich +verabschieden will, am Haustor, wo steht „Nur für +Herrschaften“, biegt Herr Binding um die Ecke. Einem +Phrasenwechsel ist nicht mehr auszuweichen, Herr Binding +wettert über eine unkomplizierte Neuigkeit, Gustav gerät wie +immer vor ihm in dürftige Verlegenheit. Herrn Bindings +nachweisbares Ebenmaß ist mit Purmanns Gold so elegant +gerahmt. Und wo der Schöne schon zu erkannt ist, um noch +durch weisheitsdunkle Schweigsamkeit oder gesetzte Haltung +zu imponieren, da behauptet er sich schmeichelnd oder +taktlos unverschämt. – Gustavens Wirtin, Frau Grätke, +schimpft vor ihrem Gemüsekeller unflätig über die Hunde, die +einen Rübenkorb zur Nachrichtenvermittlung benutzen. Die +Hökerin geht nie aus, ist schneckenartig mit dem Hause Nr. +70 verwachsen. Aber durch Fenster, Zeitungen und +Ladenklatsch fluten ihr die Lokal- und Weltereignisse +vorüber. Für Frau Grätke ist Schimpfen etwas wie +Schnupftabak. Andere schimpfen aus andern Gründen; manche, +weil sie die Großstadt nicht vertragen oder nicht begreifen. +

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3.

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+Perserteppiche, alte Gebisse, Gold, Brillanten, Pfandscheine, +Korken, Armeepistolen kauft oder tauscht gegen Lebensmittel +– Isidor Rosenmilk, Spittelmarkt.

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+Das beschämende Trinkgeldwesen ist abgeschafft, dafür der +obligatorische Aufschlag eingeführt. Aber vor Leuten, was +sage ich, vor Baronen, wie Kehlbaum schwänzeln die Kellner +devoter denn je. Denn der pocht eisern jeden Samstag auf das +Trinkgeldgeben wie auf seinen Stammsessel vis-à-vis dem „Für +Damen“ und auf Fürstenberg-Auslese. – Herr Blasewitz +(Glatze, bauchglattglänzend) fragt Kehlbaums mitgebrachten +Gast jovial: „Na, Herr Deeters, wie gefällt Ihnen Berlin?“ +Wenn man den Kopf wegläßt, sitzt Blasewitz da wie Napoleon +nach der Schlacht bei Leipzig. Der Livländer erwidert nur +mit einem glücklichen Lächeln und einer Geste, etwa: ach, +klapp den Deckel drauf! Aber Kehlbaum schildert Deeters +Debut und die Botschaftersgattin, die der Balte am ersten +Tage im Cafe kennenlernte und die ihn in eine elegante und +vergnügte Sozietät einführte. Daraus er tausend Jahre später +blutig und mit verschwommenen Reminiszenzen, aber ohne +Brieftasche erwachte. Kehlbaum nützt die Gelegenheit, von +eignen ersten Eindrücken zu berichten, von dem Denkmal am +Schloß, das aussieht wie ein Bombenattentat, und wo hungrige +Bestien über Bodengerümpel schreiten. Kehlbaum erzählt +langsam, steif, zwischen schmollenden Lippen heraus. Wie er +neben den adretten Noskitos, Noske-Soldaten, durch die +Siegesallee marschierte, und wie sie und er so furchtbar +erschraken über den gigantischen hölzernen Nußknacker +Hindenburg. Und konnte sich dann gar nicht trennen von der +Säule mit dem goldenen Engel im Unterrock. In Kehlbaums +betriebsamem Stammlokal, in dieser Räucherkammer, gibt es +außer Deeters keine Zuhörer. Der anständige +expressionistische Maler Knauer verteidigt holprig seine +unangegriffene Zukunft im Prinzip. Gustav atmet im Sinne +einer nur halbseitigen politischen Polemik. Blasewitz redet +jovial auf Edith ein, über schwach gesalzenen Kaviar, +französische Küsse und Poularden von Le Lans. Edith raucht +seine Ägypten, aber antwortet nicht, und niemand außer ihm +spricht mit ihr. Aber wäre Edith nicht zugegen, jedermann +würde das ansehnliche, treuherzige und trinkfeste Mädchen +vermissen. „Wo steckt heute Noktavian?“ – In der +Lüderitzbucht; er knüpft Beziehungen an. – In den Strom +Fürstenbergauslese münden Bäche erklügelter +Schnapsmischungen. „Was soll werden, wenn die Quelle +Fürstenberg einmal versiegt?“ Vielleicht kommt es mit dem +Staatsbankrott. – Jedermann, auch Noktavian, der bei +Aufbruch erst eintrifft, will die Zeche bezahlen; Gustav, +weil er weiß, daß letzten Endes doch Kehlbaum oder Blasewitz +das erledigen werden; Deeters, den armen Kunstmaler, hat +sein Stipendium aus Kopenhagen mit dänischem Gelde +herübergeschickt, und die Valuta machte ihn auf dem +Grenzfaden zum reichen Manne. - Man torkelt weiter, im +Berliner Größenwahn neigen sich verschrobene Stirnen, grüßen +Hüte, die einmal in München (oder war es in Paris?) ebenso +flüchtig und geheimniseinig zuwinkten. Man gerät nach +Polizeistunde in verbotene Bars, die nur eingeweihten +Gentlemännern + +Bild Kapitel 3 + +sich nach Geheimsignal auftun, und wo tanzende +Nacktissen, siedende Musik einem unvermerkt teuren +schlechten Sekt einflößen. Denn das geknechtete Berlin +schlemmt und tanzt, wie man in Paris tanzte vor dem +Geköpftwerden. Die Bürger schmunzeln sich morgens über Pulte +hinweg zu: „Die Mark ist wieder gesunken; wir treiben rapid +dem Abgrund zu! Schönes Wetter!“ – Wie begeistert weiß +Deeters Berlin zu rühmen. Manchmal versagen ihm plötzlich +die Worte. Aber dann, viel anschaulicher vollendet er den +Satz durch eine gewisse gewinnende Handbewegung, annähernd +so, als striche er fein sanft ein Stäubchen vom Tisch. – +Fürstenberg-Auslese mündet in ein tosendes Meer. Deeters und +Gustav fanden sich, küßten sich, reden sich fortan mit Du +an. – Noktavian ist nüchtern zu einer sicherlich +vorgenommenen Zeit entwichen. Vermutlich wird er noch mit +Lupe, Riesenbrille und Fingerspitze auf der Landkarte nach +Spanien reisen oder lesend einen Schiffsjungen nach +Britisch-Honduras begleiten – „Knauer, streiten wir nicht! +Du baust dein Leben in Überzeugungen, ich das meinige in +Zweifeln auf.“ – Aber Knauer fällt vom Omnibus. Deeters und +Gustav springen ab, vergessen Knauern, fallen umschlungen +immer wieder in Schneehaufen und schwärmen, sich wieder +aufrichtend, umschlungen weiter von 1001 Nächten der +Tauentzienstraße. Der baltische Hüne packt vorübergehende +Männer am Arm und fragt seinen neuen Freund: „Gustav +Gastein, soll ich den (oder die) für dich verprügeln?“ Nein, +danke, laß den harmlosen Soldaten, er hat uns doch nichts +getan. Aber Deeters schüttelt erst nochmals sein Opfer. +„Du?! Wenn Du ein Wort gegen meinen Freund Gastein sagst, +dann –“ Weit zurück folgt steif, mit langsamen Schritten, +nörgelnd, Kehlbaum. Seitdem ihm zweimal ein silbernes Etui +aus der linken Manteltasche gestohlen wurde, trägt er in der +gleichen Tasche neben dem dritten Etui eine gespannte +Rattenfalle. Überhaupt ist er etwas mißtrauisch. Er hat aber +das andere Mißtrauen, das der freigebigen, zu oft +ausgenützten Menschen, nicht das der berechnenden Geizhälse. +

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4.

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+– kürzlich vermeldete Attentat Unter den Linden mit +bolschewistischen Umtrieben im Zusammenhang –

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+„Ich schenke sie dir!“ Hat er in Deeters Ohr geflüstert, als +er die keck überrumpelte Nuscha vom Nebentisch +heranschleppte. Frech für andere, so wurde ihm schon mancher +Erfolg. – Einfach fragen sie das Mädchen aus. Tippmamsell in +einer Firma für Wohnungseinrichtungen. Der Chef hat sie aus +Ostpreußen hergelockt, ihr den wohlbezahlten Posten +verschafft, hat das staunende Kind zunächst einmal städtisch +eingepellt: Eine Modegarnitur für zwei Mille. Nun trägt die +Eigensinnige zu dem täglichen bordeauxseidenen Kleide doch +hartnäckig ihre alte schmutzwollige – meinetwegen kleidsame +– Dorfmütze. Dr. Mulatti will sie doch später heiraten, soll +sie heiraten. Denn er ist ihren Eltern befreundet, sendet +wöchentlich Berichte nach dem Bauerngut, und die Antwort ist +immer Butter und Speck. – Nuscha ahnt nicht, wieviel sie +einmal von den Eltern mitkriegt, und die Eltern ahnen wohl +nicht, welchen Reichtum ihre Siebzehnjährige besitzt. – +Nuscha, wir sind nur simple arme Künstler, besonders ich, +(Gustav spricht leiser) mein Freund wird einmal ein +berühmter Maler. O, er ist ein lieber urgoldiger Kerl, +(wieder laut) hohe, reichere Kavaliere werden sich an dich +heranpirschen; gib reiflich acht, ob du nicht manches Gute, +auch manches Bessere bei uns findest. – Nuscha füllt ihre +Bureaustellung aus. Sie verabscheut ihren Chef, den +Mulatten. Ihr gefällt Berlin. – Nach Geschäftsschluß speist +sie zwischen Gustav und Deeters Gulasch zu vier Mark. Dort +gibt es sogar noch weiße friedensmehlerne Schrippen, trotz +Polizeiverbot. – Der Stacheldraht und die +Polizeivorschriften wuchern derzeit. Aber Gewohnheit +schwimmt wie ein Fischlein zwischen Korallen, und die +Exekutive ist Knetgummi in goldenen Fingern. – Nusch, warum +ließest du damals, ehe ich dir Zeichen gab, den älteren +soliden Herrn abblitzen, der sich zu dir setzte? – Nuscha +kaut mit schamlosem Appetit. „Weil er mir Geld anbot!“ Bald +unterläßt es Gustav, seinen Freund noch unauffällig +herauszustreichen. Sie liebt ihn schon, den starken, +trotzäugigen Balten, der so zart, fast ehrfürchtig über +Frauen denkt, liebt ihn mit all seinen Ungeschicklichkeiten +und seinem ungekämmten Haar. Vielleicht sogar fühlte sie +längst heraus, daß er eigentlich in der Fremde treu +verheiratet ist. – Deeters und Gustav äugeln sich zu: „Welch +ein Mädchen! Welch ein seltener Fang!“ – Still, weder +langweilig noch gelangweilt, lauscht sie, wenn die beiden +eine Stunde lang mit wenig Worten oder ohne Worte reden. +Über die deutscheste Stadt: Russisch-Riga. Oder über das +schmarotzende Straßenvolk in dem schmählich weltverhaßten +Berlin. – Sie legen verkrüppelte Beine über das Trottoir, +und die Luft trägt ihre Gesänge wie lampiongeschmückte +Ruderbarken dahin. Sie fiedeln, leiern oder würgen die +Ziehharmonika; singen schöngeistig oder kläglich oder + +Bild Kapitel 4 + +idiotisch. Jeder auf seine Art, eingestimmt, die +kriegsverhärteten Herzen zu schmelzen. Und singen sie von +der Festung Köln am Rhein, dann fallen ihre Geschwister +summend mit ein, die Ohr verbrühenden Zeitungsschreier, die +halbwüchsigen Schokoladeverkäufer, Seife, Zigaretten, die +Streichholzkinder, die weißglutigen, schlangenhaft bannenden +Dirnen. Alles, was an der Ecke und unterm Tunnel +herumlauert. – Gustav erfindet allerhand Blödsinn. Wenn +Nuscha lacht, macht sie erst den Mund ganz weit auf, wie ein +Karpfen, dann, zwei Sekunden lang, überlegt und begreift sie +das Spaßige, und dann folgt ein schmetterndes Silberlachen. +– Das bordeauxfarbene Faltenspiel, die Strümpfe... bitte +Nuscha, steig mal auf den Stuhl. – Sie gibt Gustaven einen +Stüber: „Nein, du willst nur meine Beine sehen.“ Warum auch +nicht. Er weist durchs Fenster. Guck dir einmal die Straße +auf Beine an. So wunderbar zeigt sich die Welt den Hunden. +Nimm es lustig oder geil oder lärmend: Jede Teilbetrachtung +überrascht und belehrt. Die Wissenschaft und die Statistik +bedienen sich ihrer. Auch die Propaganda. Dann lassen die +großen Geschäftshäuser abends ihre Schwärme von Briefen los, +die beispielsweise alle nur zu den verstreuten Berliner +Rechtsanwälten hinfliegen. So läßt sich eine bunte Wiese nur +auf rote Nelken hin betrachten; so magst du auf einer +Perlstickerei nur blau bemerken. – Ungefragt wird Nuscha nie +aus ihrem eignen Leben berichten. Etwa von ihrem Geschäft, +wo doch die Kauflust parallel und verträglich mit der +Preissteigerung ins Unermeßliche wächst. Denn die Leute +hasten danach, ihr Geld in Möbeln, Brillanten, Autographen +oder im Bauch vor Besteuerung und Wegnahme zu schützen. +Deeters weiß keine bloßen Höflichkeiten zu sagen. Doch innig +beachtet er die Kühle an Nuschas Haut und Wesen und das +Erwachen in ihr, Raffinement, Fraueninstinkt, Kampf. – +Gustav führt seine Freunde zu einer Entdeckung. Am Zoo ist +eine Stelle. Da fährt die dunkelqualmende Stadtbahn über den +menschensaugenden Viadukt. Fährt mitten in ein fünfstöckiges +Mietshaus hinein, hindurch und an einer düsteren +fensterlosen Häuserwand entlang, die riesig und seltsam +gegen den Himmel absticht, der eigentlich zwielichtgrau und +von sturmflüchtigen Regenwolken bedeckt sein muß. Damit das +Bild heiße: „Großstadtelend!“ – Unter dem Viadukt geigt +jemand auf einer Metallsaite, die sich über Besenstiel und +Zigarrenkiste spannt. Es tönt wie Cello. Er spielt und +singt: „Das Band zerrissen und du bist frei...“ Kehlbaum +soll einmal nach dem Liede geschossen haben. – Deeters und +Nuscha Arm in Arm, Gustav umschwatzt sie. Denn das Gefühl +für solche warme Dreisamkeit beherrscht ihn wie ein Rausch. +Aber minutenlang vergißt er sie doch. Weil ein schmaler +weißer Spitzenstreif unter nachtschwarzem Sammet +hervorschimmert und wirkt auf Gustavens Blut wie Mondschein +auf Ebbe und Flut. – Gustav, Nuscha, Deeters. Es fällt ihnen +gar nicht ein, über das Gedränge in der Friedrichstraße zu +schelten, oder der trotzigen Schieberbarone zu spotten, und +sie umgehen in heiterem Bogen zwei hitzig verhandelnde +Juden, die den Weg versperren. Unterschiedliche Eindrücke +aus dem von Zufall, Ort und Stunde gefärbten Menschengewoge +bleiben an den drei Wanderern hängen. Es scheint, als ob der +Siebzehnjährigen nichts entginge, obwohl sie niemals +Erstaunen äußert. Später in der Hochbahn spricht Deeters +eine Beobachtung aus, ungelenk, mit kargen Worten. Die +strengen, düster zurückhaltenden Blicke der Deutschen fielen +ihm auf. Er sagt: Es ist doch unbegreiflich schauerlich, daß +all die Menschen soviel entbehren müssen, was anderwärts... +Hör mal Deeters, wenn du heute abend mit Nuscha zu den +Boxern gehst, dann bleibe ich lieber zu Hause. Ich muß +Briefe beantworten, eine Frau von Sidow bietet mir eine +Aupairstellung auf dem Lande an. Ich müßte im Garten mit +zugreifen und... Deeters winkt heftig ab. Du kommst auf +jeden Fall mit uns.

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5.

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+Cabaret „Rosiger Kürbis“, Fasanenstraße, Treffpunkt der +eleganten Lebewelt, Austern, Sekt, erstklassige Weine, +tadellose Bedienung, diskrete Musik, hochkünstlerische +Darbietungen: Bia Tartuffe (Gazetänze), Fedora Sill (Lieder +einer Verseuchten), Bläschens Revoluzzerhüpfl (urkomisch).

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+Selbst überfleißige Vorgesetzte dürfen von Untergebenen +keinen Überfleiß verlangen. Und mürrisches Wesen läßt sich +durch Arbeitsüberfülle erklären, aber nicht entschuldigen. +Doch wie sollten Leute das einsehen, die nach der +alltäglichen Arbeit ohne Buch und ohne ungelöste Frage +schlafen gehen. Leute, die keine herbe Freundschaft +ertragen, also nur mit Lohndienern verkehren. – Der Frau +Purmann laufen alle Dienstmädchen davon. Unzuverlässiges, +anspruchsvolles, undankbares Pack. So hält Elfchen die große +Wohnung und den komfortablen Haushalt eigenhändig in +mustergültiger Ordnung, hantiert geschickt, nervös und emsig +von früh bis spät herum. – Heinz Purmann, Immobilien und +Hypotheken. Hochkonjunktur. Häuser werden jetzt unbesehen +telephonisch gekauft und der Chef: „mein armer Mann arbeitet +sich zuschanden. Er ist so gut. Und er gönnt sich nicht...“ +Nein, er gönnt sich nie die Zeit, um auch nur einmal +nachzuprüfen: Was tust du? Wie? Wozu? Was tun andere? Ist +der Vorteil des einen etwa der Nachteil des andern? Ließe +sich das innere Gewissen vielleicht nach dem äußeren Erfolg +bemessen? – Es stünde einem abhängigen Dichterling übel an, +seine um 30 Jahre älteren Mäzene belehren oder tadeln zu +wollen. – Als Elfchen Gustaven öffnet, prüft sie gleich +seinen Anzug, bürstet seinen Rücken ab. Denn außer +Henkelchen ist noch ein altes Frauchen zu Besuch erschienen. +Gustav streicht sich vorm Spiegel die Haare glatt, was einem +Versprechen gleicht, sich recht unkünstlerisch, recht solid +und bescheiden zu geben. Welche Zeit! Dieses Berlin! Wo sind +die alten Handwerker hin, die treuen Briefträger, die +freundlichen Schaffner! Täglich Einbrüche, Mord und +Totschlag! Keinem Herrn fällt es mehr ein, seinen Platz +einer Dame zu überlassen. Und ein Gesindel treibt sich +umher! Am schamlosesten treiben es die Weiber! Aber gar erst +damals, als die Menschen gegen Menschen rasten und soviel +Unschuldige getötet wurden, Elfchen hat während der ganzen +grauenhaften Kämpfe stundenlang ganz verlassen allein in der +großen einsamen unbewachten Wohnung gesessen und bei jedem +Schuß gezittert und stundenlang geweint. Sie weint jetzt in +Erinnerung dessen wieder. – Ach, Heinz ließ sich ja nicht +vom Geschäft zurückhalten. Er hat kein Verständnis. Kann so +lieblos sein, kümmert sich tagelang nicht um sie. Fragt nie: +Hast du Kopfweh, Halsschmerzen, Leibschmerzen, Migräne, +Fußleiden, Gelenkentzündung, Sehnenerweiterung, +Gerstenkörner? – Und nun tröpfelt der Honig .. Kunsthonig .. +hernieder, der Elfchens armseliges bitteres Leben versüßt, +für den sie lebt. „Ach, liebstes Elfchen, das halten Ihre +Nerven nicht aus. Sie müssen ein paar Wochen nach Tirol“. – +– Ich kann ja nicht. Wer soll denn für Heinz sorgen? Er ist +ja wie ein Kind und rackert sich ab wie ein Lastpferd. Und +ist so dankbar. Freilich sehr verwöhnt... – „Nein, wie Sie +es nur möglich machen, Frau Elfchen!“ „An alles denken Sie, +trotz der Hüftschmerzen. Und immer rührend besorgt, andere +zu erfreuen. Da mag Ihr Pflegebefohlener, Herr Gastein, sich +wohl verwöhnen lassen!“ – Herr Gastein erwacht bestätigend. +Er hatte darüber nachgesonnen, ob sechs Liter dünnen Kaffees +in drei Weiberbäuchen, beim Gehen ein plätscherndes Geräusch +erzeugen. – Die Danaergeschenke für die scheidenden Gäste +stehen bereit. Selbstgebackenes und ein paar Kragen, die dem +Heinz zu eng sind, aber für den Bräutigam von der Schwester +von Henkelchens Obsthändlerin immerhin .. Elfchen holt +vielgereiste Packpapiere hervor und zieht eine Schublade +auf, darin tausend oftbewährte Schnürchen und Bindfäden +unheilbare Darmverschlingung spielen. – Spät kehrt im +Pelzmantel Herr Purmann stattlich heim, grüßt Gustaven +königlich herzlich, läßt sich müde von Elfchen ein Bad +herrichten und zwei Mitesser aus der Nase drücken, ißt +wortkarg von der auserlesenen Abendmahlzeit und nickt wenig +überzeugt, als Gustav anfängt zu berichten, was er für neue +Schritte unternommen habe. Um endlich einmal eine feste +Anstellung, irgendeine anständige, geregelte Tätigkeit zu +erlangen, denn das Dichten mag ja nebenbei recht... Elfchen +legt ein großes Wort für Gustaven ein. Herr Purmann entnimmt +seiner blühenden Brieftasche eine königliche Kleinigkeit und +ist so taktvoll, sein Gute Nacht möglichst heiter zu +wünschen. Denn innerlich sinkt seine Achtung, sowie sein +Mitleid aufsteigt. – Während er badet, traktiert Elfchen +Gustaven mit + +Bild Kapitel 5 + +Süßwein und Schokolade und kaut. Und schon +lockert sich in Gustaven viel angesammelter verhärteter +Groll. Und weil Gütiges Gustaven geschwätzig macht, fängt er +an, kindlichen Unsinn zu reden, auf den sie lachend eingeht. +Das ist ihm die aufrichtigste Manier, sich mit ihr zu +unterhalten. – Wie aus Treibhausluft tritt er ins Freie – es +übermannt ihn wieder tieftraurig, daß er diesen +nächststehenden Menschen gegenüber seine reinsten Gedanken +in graue Lügen kleiden muß. – Wie sonderbar: Die waren +einmal jung. Wenn Frau Purmann ahnte, wie ihr heute der +Kosename Elfchen steht.

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6.

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+Zu dem Artikel „Menschenfleisch in Ziegenleberwurst“ +erfahren wir von zuständiger Seite

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+„War es schön, Deeters? Habt Ihr das Hotel gefunden?“ – „Ach +wunderschön! Sehr schön! obwohl es zu nichts gekommen ist. +Das brauchts ja auch gar nicht. Wahrhaftig ein eigenartiges +Weib! Dann ist sie plötzlich ganz Kind. Und ich weiß nicht: +vielleicht bin ich ihr nur ein Spielzeug.“ – Pünktlich +hinter einer Riesenbrille nahen sich Noktavian und Nuscha. +Sie kehren von einer Weltreise zurück. Noktavian berichtet. +Erst waren wir in Babylonien, Ägypten, Griechenland. Dann +wandelten wir unter Palmen, Dann betätschelten wir das +spiegelglatte nasse Zwergnilpferd. Dann schlichen wir +ehrfürchtig auf den Zehen durch einen Lesesaal der +Wissenschaft. Stärkten uns in China an Teegebäck. Guckten +durch Bullaugen zum Nordpol herum den Pinguinen zu. Und +nun.. – „Ja nun seid ihr am Strande des Potsdamer Platzes“ – +Genießen teure Schnäpse, das heißt: Noktavian darf seiner +Zahnschmerzen wegen nur ein Stück Torte genießen. – Das Meer +vor ihnen flutet und tutet, rattert und knattert. – +Autoreifen, Bahnpuffer, Pferdenasen und Deichseln greifen +ineinander wie Zahnräder. Eine uralte Dame bittet einen +Schutzmann, sie nach dem andern Ufer zu geleiten. – Weißt +du, Noktavian, diese Polizisten, das sind die Lotsen des +Potsdamer Platzes. – Gustav weiß, daß seine maritimen +Vergleiche dem Freunde Vergnügen bereiten. – „Ja, Gustav, du +wirst doch ewig der alte Hochseematrose bleiben. So mag ich +dich leiden. Und schau, Nuscha, diese alte Dame war eine von +den Mumien, die wir vorhin nicht betasten durften. Gewiß hat +irgend jemand sie gekitzelt; da wachte sie auf und +entsprang.“ – Nuscha öffnet den Mund ganz weit, +karpfenartig, sinnt zwei Sekunden lang und dann gellt ein +silberhelles Lachen. – Wir reisen weiter. In diesem Erdteil +wird ewig ein unerforschtes Inneres bleiben. Noktavian +proponiert ein Programm. Gustav unterbricht ihn: Nuscha, +willst du dich einmal im Durchschnitt als Fleisch, Sehnen +und Knochen betrachten? Oder irgendwo nebenan Frau Hempel +singen hören? Man kann in Berlin auch im Sommer Schlittschuh +laufen, und es gibt ein Lokal, wo ein Hummer 1000 Mark +kostet. Und es gibt Leute, die dort hingehen, bloß um +anzuschauen, wie Parvenus solche Hummer essen. Oder willst +du auf einem Rummelplatz als Weihnachtsengel mit zehn +dankbaren Kindern schwindlig durch die Lüfte quietschen? +Oder reizt es dich, die Wand anzustaunen, hinter der unser +Präsident schläft? Deeters stammelt: „Lassen wir uns doch +vom Zufall treiben! – Erst mal irgendwo ein ordentliches +Mittagsbrot essen ..“ – Ja, ordentlich essen, und wollen uns +einmal vorsätzlich und bewußt ein wenig betrügen lassen. +Noktavian verabschiedet sich; er hat noch mancherlei vor. – +Was hat er denn noch Geheimnisvolles vor? – Vielleicht noch +eine Reise nach Transnubien. Vielleicht will er dort +Beziehungen anknüpfen. Er begeht nie eine Torheit. Er tut +und sagt nur, was er zuvor exakt erwogen und gerichtet hat. +Daß er sich von solcher Lebensweise Gewinn verspricht, das +könnte das einzige Naive an ihm sein. Aber niemand versteht +entzückender als er zu erzählen und Erzählungen zu lauschen. +Alle neuen Frauen verlieben sich für einige Zeit in ihn. – +Die Untergrundbahn reißt den Dreibund mit sich fort. Dächer +unter ihnen, Keller über ihnen, Stelle dir vor, wie bei +einer Entgleisung Hirn verspritzt. – Auf einem +Umsteigeperron sehen sie sich das Miterlebte von außen an. +Wie die eckige Gliederschlange herangleitet, stoppt, steht, +Türen aufschlägt und wimmelnde Vielheit entlädt. So rieseln +Korinthen aus gespaltenem Faß. – Gefällt uns das Meer, +gefällt uns die Woge. Des wird man nicht müde: In die Massen +zu staunen. Hätte es Nuscha vordem nicht verstanden, dort, +derzeit mochte sie es lernen. Und nicht die tausend Menschen +mit Auswüchsen und Einwüchsen füllen Berlin, sondern die +Millionen, die durch alle Siebe fallen. – Sie wundert sich +nicht, das rätselhafte Bauernkind. Sie nimmt auf, paßt sich +unheimlich rasch an. Einmal stieg auch in Gustaven ein +Mißtrauen auf. Sie wußte, was eine Nutte bedeutet. Wovon +nahm sie diesen üblen Fachausdruck der Dirnen? – Stadt ist +Fels. Würmer nagten Löcher und Gänge hinein. Aber an +aufgerissenen Baustellen, an den Wunden der Stadt und in den +Oasen der Straße, den Raseninseln, wo Wallwurz und Löwenzahn +wuchern, dort offenbart es sich, daß unter dem Stein noch +Erde, feuchte Erde dünstet. Kalt und starr blickt die Stadt +einem vorbei. Aber liegt ein blutiger Leichnam quer über die +Schienen oder bei eines Schaffners Witz über einen +Lehrjungen, der mit einem roten Farbtopf hinpurzelt... +gelegentlich spürt man, daß unterm Asphalt das Herz der +Großstadt schlägt. Leute, wie Heinz und Elfchen, zart +besaitete, würden allerdings weitergehen: Ein Leichnam? Komm +weiter! Ich kann so was nicht ansehen. – Sie schwimmen in +der hilflosen Weite neuer Straßen, lassen sich von winkligen +Felsspalten verschlingen, schauen über Geländer in Tiefen, +steigen Stufen, schreiten unter Brücken durch, um Pfeiler +und Streben herum. Die Wonne erfaßt sie, mit der Kinder im +Wirrwarr eines Baugerüstes klettern. Jetzt Nuscha, werden +wir uns noch wie Bücherwürmer durch ein für Kinder +illustriertes Reallexikon winden, durchs Warenhaus. Du wirst +noch alles haben wollen. Wir sind darüber hinweg. Abends +wählen wir zwischen dem Theater in der Königgrätzer Straße +und einem Kinofilm „Zur Dirne um ein Diadem“. – Nuscha kaut +auf offener Straße Äpfel und schweigt. „Recht so, Nuscha: +die alten Purmanns leben satt und bequem und haben, sieht +man vom Gähnen ab, ihr Leben lang nie philosophiert.“

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7.

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+– – Mordkommission stellte Raubmord fest und beschlagnahmte +einen Regenschirm und einen Handkoffer, der modernstes +Einbrecherwerkzeug enthielt. Eine Belohnung von 10000 Mark +ist – –

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+Frau Grätke hat eben sein Bett geglättet, das genau ein +Viertel des Zimmers einnimmt, da bricht Besuch herein. Gussi +Feridell, Rostock, Warnemünde, einst tägliche, jetzt +auswärtige Freundin, eine Kunstgewerblerin, die nicht mehr +leidet, seit ihre drolligen Kaffeewärmer reißenden Absatz +finden. Sie stellt ihre Berliner Freundin vor, ein Fräulein +Anna von Camphusen. Auf der Durchreise begriffen, wird Gussi +fünf Tage bei Camphusens wohnen. – Wollen gnädiges Fräulein +bitte dort auf den weichen Stuhl... Der weiche Stuhl ist +Herrn Gasteins Salon. Gussi erhält den hölzernen, +dreiachtelbeinigen, und Gustav selbst will auf dem +Bibliotheks- und Speisesaal, nämlich einer großen +Palminkiste Platz nehmen. Aber es gelingt nicht. Erst müssen +die Damen noch für eine Minute das Zimmer verlassen, damit +er den Tisch umdrehen kann. – Feridell spricht noch wie die +Luftbläschen in dem Aquarium am Zoo. Wie es ihm ginge?... +Gut?... Na, na!... Ob er fleißig schaffe... Sie hat mit Anna +Einkäufe besorgt... Berlin ist gar nicht wiederzuerkennen... +Um 12 Uhr wird Mutter Camphusen beide mit eigener Equipage +abholen. Auch Gustav soll mitfahren. Er ist zu Tisch zu +Fabrikbesitzers geladen. – Ob er noch immer keine Frau +gefunden habe. – Er scherzt verlegen. Das schmutzige +Handtuch und zwei Aktstudien von Pfenninger lasten auf +seinem Gemüt. Und nun bedenkt er noch die selbstgewaschenen +Halsbinden am Bindfaden hinter dem Ofen. – Warum sie so +braun wären? – Ja, er hat Malheur gehabt. Er hat sie +zusammen mit Taschentüchern und braunen Strümpfen in +Sodalauge + +Bild Kapitel 7 + +gekocht. – Merkwürdig, Fräulein von Camphusen +lacht kaum. Auch nicht über seine Winterfliege, Musca +Kehlbaumi, nach einem Freunde benannt, der sie dressieren +will. Aber einen hochmütigen oder prüden Eindruck macht Anna +eigentlich nicht. Sie scheint mehr verdutzt... Vielleicht +weltfremd. – Ob das Licht den ganzen Tag über brenne? +(Sollte ihr das elektrische Licht imponieren?) – Ja, den +ganzen Tag. Es gibt viele Wohnungen in Berlin, die jahraus, +jahrein niemals Tageslicht, geschweige denn Sonne haben. Und +wenn ihre Bewohner sich Sonntags mit einem Buch in den +Tiergarten setzen, dann haben sie Rivieragefühle. – Er läßt +sie aus dem Parterrefenster in den Hof blicken, den er so +lieb hat, obwohl es eigentlich nur ein steinerner, verrußter +Kamin ist. Aber aus dem Nachbarhofe ragen zwei Kastanienäste +herüber, der eine über Fensterhöhe; der spielt, wenn ein +Lüftchen weht, mit tausend grünen Fingern auf unsichtbaren +Klavieren. Den unteren Ast schützt eine Planke vorm Wind. +Seine gespreizten, geschichteten Blätter nehmen sich aus wie +ein Teppichmuster, das in die dritte Dimension spukt. +Manchmal nachmittags stellen sich fremde, große Frauen in +den Hof und singen ganz laut, ohne sich zu genieren, das +Lied: „Das Band zerrissen und du bist frei“, dann wirft man +Geldstücke in Papier gewickelt in den Hof hinunter. – All +das scheint Fräulein von Camphusen gar nicht zu rühren. – In +Gustavens Flucht von einem Zimmer verirrt man sich nicht. – +Frau Purmann hat einen großen Öldruck hineingestiftet, die +bekannte Reiterstatue, deren Namen man stets vergißt. +Midships im Zimmer steht der Kleiderschrank. Öffnet man +dessen Tür, so werden aus Gustavens einem Zimmer zwei +Zimmer. – Hohe gediegene Stiefel trägt Anna von Camphusen, +sie schmiegen sich glatt und sauber um die runden Beine. – +Was für Beine! So gediegene Beine! Aber sie könnte jetzt +doch einmal ein gutes Wort finden. Plötzlich träumt er von +einem gebatikten Lampenbehang, der an die aufregende bunte +Bühne auf einem Bilde von Weißgerber erinnert. – Gussi fragt +treulich: „Weißt du noch, wie wir morgens auf der +Anlegebrücke frühstückten?“ – Genau weiß ich's. Wir legten +die Butterbrotpapiere auf die Mole nieder, neugierig, was +der Wind mit ihnen anstellen würde. Manche trotzten. Andere +überschlugen sich zweimal und schliefen dann ein. Wieder +andere glitten schwankend, stockend vorwärts, wie eine +landende Krähe oder wie ein windentführter Regenschirm. Und +jenes eine, das nach langer Bedenkzeit auf einmal +unaufhaltsam davonrutschte und einem weißbehosten Popo +glich, und darauf nun das kleine, zerknautschte Papier +eifersüchtig hinterdrein kullerte... was haben wir gelacht? +Daß die wichtigen Zollbeamten über uns und wir wieder über +die Zollbeamten lachen mußten. – Auf Frau Grätke und die +Nachbarn wird die Equipage aber ihre Wirkung nicht +verfehlen. Für Gustaven ist es dieserzeit keine stolze +Wonne, durch Volk zu fahren. Er späht auch nicht etwa nach +Bekannten aus, die ihn zufällig bemerken und dann +weiterberichten möchten. Außerdem weiß der städtische +verkünstelte Geschmack Ledergeruch und Kommisstiefel +überhaupt nicht richtig zu würdigen. – Auch Frau von +Camphusen hat bei aller Liebenswürdigkeit jene sonderbare +Zurückhaltung an sich. Die Villa ist im Vorort gelegen, hat +Einfahrt, Vestibül und Etagen mit vielen Spezialräumen. Aber +die Bilder an den hohen Wänden weichen den Blicken aus. Der +auserlesene Wein macht Gustaven redefroh, bis er gewahrt, +daß Gussi und Anna seine wachsende Freimütigkeit besorgt +verfolgen. – Einmal, als der sympatische alte Herr Gustaven +zutrinkt, „es freue ihn stets, wenn ein +Vaterlandsverteidiger sich in seinem Hause wohlfühlt...“, +geht ein warmer Hauch durch den Speisesaal. Aber Gustav hat +Schnupfen und vergaß sein Schnupftuch. Und ins Gästebuch, +das man ihm vorlegte, schrieb er endlich: „Das Leben...“ +(„ist“ wäre schon bedenklich viel behauptet). – Nun fragen +sie ihn, was das heißen soll. Camphusens tun recht daran, so +geradeaus zu leben und zu fragen. – In seiner Bude, die ihm +untertan und vertraut ist, legt Gustav den steifen Kragen ab +und vergräbt sich behaglich geborgen in sein Bett. Wenn er +hustet, brummt ein Geist in der Matratze mit. – Der +Wasserhahn überm Waschtisch hält nicht dicht. Der Gummi +taugt nichts. Deutschland ist ja heruntergekommen. Nun +tropft es die ganze Nacht hindurch tropf... tropf... als ob +jemand im Hofe Teppiche klopfe. Oder, wenn man noch fester +andreht, als ob draußen jemand vorbeiginge, der zum Bahnhof +will. Und schließt man mit äußerster Kraft, dann wird es ein +Schutzmann, der auf und ab geht. – Alle äußeren Sorgen +zerfielen mit eins, wenn sie seine Frau würde; in Ruhe +könnte er schreiben und Gutes tun und sie glücklich machen. +– Wieder fällt ihm der Lampenschirm ein und eine kluge, +nebenbei (sehr, sehr nebenbei) auch wohlhabende Frau, die +alles versteht, der man alles sagen kann. – Am Freitag wird +Gustav die Anna und die Gussi spazieren führen. Wird es auch +mit ihr so werden, wie es mit den andern war? Daß sie in +einer weichen Stunde dann seufzt: „Könnte ich dir doch etwas +sein!“ Und dann vollzieht sich allmählich kältend, stetig, +das Durchschauen. Sie hat nie einen eigenen Gedanken, nie +eine Überraschung. Oder ist sie nur Weib. Oder unordentlich. +– Das Durchschauen möglichst hinauszuschieben, darauf käme +es vielleicht an. Jenes reizvolle Fremdsein genießen wie +wunderstarre, kalte Sternennacht.

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+ + diff --git a/OEBPS/Text/08.xhtml b/OEBPS/Text/08.xhtml new file mode 100644 index 0000000..890ff30 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/08.xhtml @@ -0,0 +1,116 @@ + + + + + + + + ...liner Roma... - 8. + + + +
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8.

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+– – zusammengebundene Leichen, die gestern aus der Spree +gelandet wurden, die Zwergin Kosanko aus der Skalitzerstraße +210 und der wegen Sittlichkeitsverbrechen mehrfach +vorbestrafte Rechnungsrat B. rekognosziert.

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+Mein Privatehrenbürger von Berlin,
+deine Billigung, der ich sicher war, bringt mich wieder in +Form. Denn Purmanns hatten mich im Mörser ihrer +Geringschätzung mit dem Vorwurf der Unbeständigkeit total +zermürbt. Dabei ahnte Elfchen nicht, daß ich außer den Fett- +und Sahnetöpfen sogar noch eine reiche Bauerswitwe +ausgeschlagen hatte, die Gutspächterin. Was brauchen unsere +Frauen von unserer Kunst zu verstehen, Deeters? – Ich ließ +mich von der blanken Bäuerin in die Schweineställe +einführen, wo es zur Fütterung klingt wie tausendfältig +Rülpsen nach Kakao. In Kuhduft und Sonne schmolz das +Nikotin, wurden die Nerven sanft, und ich lachte in der +Hängematte über die kinoartigen Bewegungen der Hühner. Eine +Sau schlief im Hof. Die Fliegen hatten ihr blutige Wunden +hinter die Ohren eingefressen. Ein kühnes Küken sprang auf +die Sau und pickte die Fliegen weg; ich habe gezählt: In +einer Minute 72 Fliegen, also in der Stunde 4320, also im +Jahre?! – Nachts, denn dort stieg man durchs Fenster aus und +ein, besuchten wir das Birr-Grab in der Heide. Denn dort +gibt es Mondenschein und Rehe und Sturm. – Wir sind auch +Boot gefahren. Und dabei habe ich das einzige tiefere +Erlebnis gehabt. Nicht mit der Bäuerin. Die war albern, +unecht. Aber Gänse beknabberten ein Paket, das auf dem +Flüßchen trieb. Als ich die nasse Hülle neugierig aufzupfte, +enthielt sie Druckbogen einer Kolportageschrift, immer +wieder nur die Seiten 22 bis 29, und zwischen den +mittelsten, ganz trocken gebliebenen, hing ein abgerissenes +Stück vom Titelblatt, darauf noch zu lesen war: liner Roma. +– Da habe ich nachgesonnen, wie das Paket in das Flüßchen +geriet, und das schien mir nun ein Geheimnis. Ein Geheimnis +auf dem Lande, wo man sonst alles übersieht und um +jedermanns Treiben weiß. Und was bedeutet liner Roma? Da +fehlt was vorn und was hinten. Ich hab' mir's ergänzt +„Berliner Romane“. Berliner Romane haben meist keinen +ordentlichen Anfang und kein rechtes Ende. (Übrigens die +Nuscha war auch mir nie wieder begegnet. Sehr schön so. Eine +Erinnerung wie Jasmingeruch.) – Wohl war zwei Stunden von +Sidows ab ein Städtchen zu erreichen, grünlich getüncht und +mit verborgenen Turmspitzen. Auf dem Kirchhof im Efeu liegen +Steintafeln wie gestaute Eisschollen, und umgitterte Gräber +wie Schiffe. Darüber schatten fruchtbare Birnenbäume, +gedüngt von Toten der achtziger Jahre. Ich aber sehnte mich +nach einem Zeitungskiosk, der die neuesten Beine von +Tanzsternen zeigt und die semmelheiße Nachricht bringt, daß +in Tokio vier Kasernen brennen. – Frau von Sidow haßt die +Großstadt, die sei hart und schartig wie Austernbank, +Gehäuse an Gehäuse. Erzählt Frau von Sidow von den Streiks +oder den Straßenkämpfen im Zeitungsviertel, dann sollen ich +und die Hausdame mit den Köpfen nicken, wie Omnibusschimmel. +Da hab' ich gesagt, es sei gar nicht so schlimm gewesen, +immer nur zwei Tote. Und die Löcher in den Mauern habe man +andern Tags wieder zugegipst. – Das hat aber meine adlige + +Bild Kapitel 8 + +Brot-, Bett- und Ofenherrin arg verstimmt. – Andermal, weil +sie mich in den Wald bestellte, fragte sie: „Nicht wahr, Sie +lieben doch auch die Natur?“ Da hab' ich gesagt: „Nein.“ – +Danach lernte ich nicken. Nur noch einmal, mit einer scheuen +Saatkrähe, habe ich über das aufgestocherte Berlin +gesprochen; von den schreienden Rednern erzählt, über 100 +Milliarden von Hüten, und von den Matrosen auf Panzerautos, +die die Häuser erbeben machten. Vom sektsaufenden Pöbelmund, +den öffentlichen Diebesbörsen. Das ganze große Erheben. Das +behält seine Farben in meinem Gedächtnis. – Ich half im +Garten graben, und wenn die impulsive, despotische, +freundliche Jüdin auf dem Piano oder Tennis oder mit fremden +Sprachen und mit all und jeder Kunst und Wissenschaft +spielte, wurde ich zugezogen. Was fehlte zu ihren Millionen? +zu ihren guten Büchern und Bildern? zu ihren traumschwarzen +und pelzweichen Augen? – Sie wußte ganz tiefverschwommen zu +philosophieren. Aber ich saß dabei wie ein Klotz, sehnte +mich nach Leuten, die ihren Geist verstecken. Nach einmal +Betrunkensein im Panoptikum und nach täglich neuen +verblüffenden Plakaten, statt des albernen Mohren mit +Malzextrakt. Zwar hatte mir Frau von S. aus freien Stücken +50 Mark Taschengeld zugesagt. Aber das Schweinefliegenzählen +ermüdet. Und wer mag auf die Dauer immer zum Fenster +hinausspringen. Und laß Birr begraben sein. Und so fing ich +an, mir eine manierliche, entblüffende Kündigungsrede +einzustudieren. So im Sinne Noktavians... „Wie der Matrose +sich immer wieder hinaus aufs tobende Meer sehnt... wie es +der Deutsche, der einmal in Afrika gelebt hat, nimmer lange +in der Heimat aushält .. wie die Zigeuner ..“ – Aber dann, +eines Tages, diese Rede völlig beiseiteschiebend, bin ich +ganz plump mit den Worten herausgestolpert: „Entschuldigen +Sie, morgen reise ich ab“. – Und nun umgaukeln mich wieder +die Möglichkeiten Berlins. Nur du fehlst.

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+ + diff --git a/OEBPS/Text/09.xhtml b/OEBPS/Text/09.xhtml new file mode 100644 index 0000000..e831a7e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/09.xhtml @@ -0,0 +1,132 @@ + + + + + + + + ...liner Roma... - 9. + + + +
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9.

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+Welche edeldenkende, energische robuste Dame verhilft jungem +kriegsverarmten Manne zu einem Paletot? Heirat nicht +ausgeschlossen.
+A. 16 Exped. d. Bl.

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+„Aber Herr Gastein, es fängt an zu regnen.“ – Doch er zeigt +ihnen Gestalten, hübsche und häßliche und die unsicheren und +speziell die komischen. Die Felsblöcke mit summenden Grotten +sind ihr bekannt aus Vaters Fabrik. Auch die Schreibstuben, +darinnen es hagelt wie Maschinengewehrfeuer bei den +Liliputs. – Da! Dort! Dieser Eckstein! Jene technische +Straßenwarze! Oder hier die Mauernische! Daran schlendert +man so vorbei, aber nachts haben diese Dinge vielleicht +Bedeutung, spukhafte oder grausige Bedeutung. Nachts +kichert, rauscht und knistert es allenthalben. Und im Spuk +werden dann zur Bühne alle die verwunschenen Winkel, wo tags +die Hunde hinpink .. – „Herr Gastein, es regnet!“ Um so +besser. Das schwemmt wieder Billiarden von Großstadtbazillen +in die Schleusen. – Wer sitzt dort unter der Litfaßsäule? +Für wen halten Sie den? Den Mann? Nun, das ist ein armer +Stiefelputzer! – Ganz bestimmt nicht, aber vielleicht ein +reicher Stiefelputzer oder ein Detektiv auf Posten. – Sie +lesen dahinwandernd links und rechts Firmen. Und Fundbüro, +Leihamt, Akademie, .. XII. Oberrealschule, Verein für... Auf +jeden Berliner kommen sechs öffentliche Einrichtungen, ohne +die Bedürfnisanstalt .. „Mein Kleid ist hin. Ich bin total +durchnäßt.“ – Blicken Sie auch mitunter nach oben. Dort ganz +oben, dem lieben Gott und dem Mars viel näher als wir, +wohnen unlegitime Fürsten, ohne Gewissen, ohne Ehre und ohne +Würde. Denn waren es aristokratische Hausbesitzer, die +neulich ihr Kommando zur Française bewunderten, so werden es +andere Leute sein, die ihnen morgen mitleidig eine Unterhose +abkaufen. – „Das verstehe ich nicht: Fürsten .. Unterhose?“ +– Nun, junge Leute sind's .. sie suchen sich aus Lügen +herauszulügen. Und manchen gelingt es, aus Leinewand, +Kohldampf und grauen Haaren .. Gold zu kochen. Kluge Leute, +die wohl wissen, daß erreichtes Ziel luxuriösen Stillstand +bedeutet und daß dann vergötterter Krebsgang folgt. Aber +doch hetzen sie sich 24 Stunden qualvoll theaternd ab, um +für einen antiken Bronzeleuchter 10 Mark zu erbetteln. Und +nachts liegen nackte oder buntumhüllte Nuschas auf ihren +Tischen und trinken Allasch aus Eierbechern, ebenso auf +Berühmtheit gefaßt wie auf Pfändung. – Fräulein von +Camphusen spricht nur mehr mit ihrer Freundin. – Gussi will +versöhnen. – Dort oben zweiter Stock, zweites Fenster von +links, hinter den erstklassigen Pensionsgardinen verbrennt +ein gespannt lauschender Feinmechaniker Briefe, +Kofferadressen, Gegenstände .. Morgen will er reich sein. +Gestern hat er eine Witwe erdrosselt. – „Wen? – Wieso? – +Woher?“ – Ich weiß es nicht, aber .. man liest es doch +täglich. – „Höre Gustav,“ sagt Feridell, „nässer werden wir +doch nicht, wollen wir nicht endlich ..“ – Gut. Er führt sie +in dunkle, bemalte Hausflure, über halsbrecherische Stiegen, +in Hinterhöfe und überraschende Durchgänge. Dort im +Stockwerk fädeln und stechen junge, verkümmerte Mädchen +tagaus, tagein, bis sie spitze Nasen bekommen und auf einem +sauren Sparkassenbuch sterben. Die Direktrice geht nächste +Woche mit einem phantastischen Hochstapler durch. – Dort +sind auch Junggesellenwohnungen und Aftermieter-Boudoirs, +die man einmal nachts wie ein Dieb betritt und nie +wiederfinden würde. Später besinnt man sich auf einen +Bärtigen, der im Schlafrock vorlas aus „Die Bienenfabel oder +der Nutzen der Privatlaster für das öffentliche Wohl“ .. – +Anna ist verstimmt. – Indem Gussi vermitteln will, bekennt +sie sich restlos offen zu ihm. Das rührt ihn. – „Dein +abscheuliches Berlin! Wie ganz anders, wie schön war es +damals dort auf der Mole ..–“ – Ja Gussi, es war dort so +schön, weil wir es hier ähnlichen Menschen erzählen oder +verbergen würden. – Im Spaßmachen, Unsinntreiben, da hat +seine rege Phantasie leichten Sieg. – Wenn man Bauchreden +erlernte, könnte man sich selber Rätsel aufgeben und +beantworten, oder sich mit sich streiten. – So gewinnt er +Annen zurück. – Ihnen rollt ein Schlachterwagen vorbei, der +eine Kuh am Strick nachzieht. Sie muß Trab laufen, das Euter +schwabbelt lächerlich hin und her, und sie glitscht auf dem +spiegelnden Asphalt häufig aus. – Auf dem Lande drehen sich +die Leute nach einem englischen Offizier um. Die Berliner +wenden ihre Köpfe nach einer Kuh oder nach singenden +Spaziergängern. – Anna hält die Kuh für ein abscheuliches +Tier, wegen der Kruste. Worauf Gustav es für denkbar +erklärt, daß eine halbtaube Frau jetzt einwerfen könnte, die +Kruste sei gerade das Beste. Alle drei lachen noch in der +Konzertloge. Das Parkett ist wie ein Kohlfeld mit Köpfen +bedeckt. Schlüge man sie ab, sie fehlten morgen nicht im +öffentlichen Gewimmel. – Gustav träumt nachts vorsätzlich +von Anna. Auch wachend redet er sich Verliebtheiten vor, +deutet es andern gegenüber an. Und Elfchen schenkt ihm eine +neue Krawatte und ermahnt ihn, die Gelegenheit zu nützen, +nicht so freie Reden zu führen, sich natürlich und +bescheiden zu benehmen. – Pah! – Als er noch Matrose war, +hatten ihn die Mädchen an den Küsten lieb, weil er sich +anders und lustig gab und nicht berechnend, sondern nur +flüchtig, vorübergehend erschien. –

+ +

+Cecilie: Aber doch interessant?

+ +

+Anna: Ja, wollte mit uns in einem ganz fremden Hause durch +die Bodenluke aufs Dach klettern. Um uns die Berliner Alpen +zu zeigen, mit Gärten auf Holzzement und Gletschern, wo +manchmal wilde Jagden stattfänden, bei denen herrliche kühne +Verbrecher erschossen würden.

+ +

+Cecilie: So sind die Künstler...

+ +

+Anna: Ja, aber manchmal so merkwürdig, fast unheimlich. – +Ich glaub' er ist nicht ganz richtig. –– Ich fürchte mich +vor ihm.

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+ + diff --git a/OEBPS/Text/10.xhtml b/OEBPS/Text/10.xhtml new file mode 100644 index 0000000..432c4d6 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/10.xhtml @@ -0,0 +1,120 @@ + + + + + + + + ...liner Roma... - 10. + + + +
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10.

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+Amtsgericht I erläßt ein Aufgebot hinter 20 Verschollenen, +deren Todeserklärung beantragt ist.

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+Nur plaudern, das kostet ja nichts. Im Gegenteil, dann +möchte sie noch Bohnenkaffee und Gebäck mit ihm teilen. Die +Hure Biela. Und das auszuschlagen, erfordert Überwindung von +ihm, dem Hungergeschwächten. – Wie ein von Märchen +Entrücktes lauscht sie seinen traurigen Gedichten, schreibt +sie dankbar in ein fettiges Heft. Er sagt sie auch innig und +echt her; liegt doch hinter ihm eine stundenlange bekümmerte +Wanderung durch die Straßen, die er kennt, die ihn nicht +kennen. – Man hat sein Drama abgelehnt. Eine halbe Minute +oder die Laune + +Bild Kapitel 10 + +eines Lektors, oder einer Gottheit weiser +Beschluß zerpflückte ihm das Werk eines Jahres. – Annemarie +hat sich von ihm losgesagt, einen Tag bevor seine besten +Schuhe barsten. Erbärmliches Leder. – Arbeitern wich er aus, +die Schokolade kauten oder Grogdünste, Geldgerüche +aushauchten. Ahnt keiner von ihnen, daß das, was in Hauffs +Märchen unsere Brust bedrängt und uns Güte ausweinen läßt, +daß das heute unter Liftboys leben kann, vielleicht jetzt +augenblicklich in der Kakadubar vor der Tafel mit den +Renndepeschen zu finden wäre. – Wer nur arbeiten will, +Arbeit ist genug da. Herr Purmann hat das über ihn +geschüttet wie heißes Blei. Aber Purmanns wissen es nicht +besser. Das Glück hängt vom Gewissen ab, aber das Gewissen +vom Verstande. – Schuld, Irrtum, Glück, Zufall, +Verantwortung... Lauter durcheinandersiedende Moleküle – +Noktavian hat eine Anstellung gefunden. Er besucht vornehme +Kundschaft, um Beiträge zu sammeln für ein nationales +Privatunternehmen. Viele honorige Stellungslose werben so +für ähnliche Vereine unter hohen Protektoraten. Sie betteln +erstaunliche Summen zusammen, aber doch nur so viel, daß es +gerade die honorigen Spesen der Ehrenamtlichen deckt. Nun +kann Noktavian wohl reisen und Beziehungen anknüpfen. – +Liebenswürdige Freunde von Gustaven, begabte jüdische +Kollegen der Literatur oder Kunst, wußten sich auch durch +diese Zeit scharfdenkend und beharrlich höher zu schrauben; +ließen hier einen überflüssigen Brocken Ehre fallen, +zertraten dort unauffällig einen anständigeren Ringer. – Und +denen, die Ruhm und Gold besitzen, nähert sich behaglich der +Zufall und segnet sie. Und was uns vorzustellen gelingt, das +sind wir auch. Brave, unverantwortliche Soldaten +zerfleischen darüber brave, nur geistig anspruchsvollere +Brüder. – Und die Gewinnenden? was gewannen sie? Wer ist +heute wahrhaft zufrieden? Oder doch? Oder nein? – +Deutschland wurde gar zu arg geschüttelt. – Und wie's kam +und wie's auch noch kommen sollte, du, bleierner Gustav. +wirst immer auf dem Grunde bleiben. Die Offiziersschärpe und +die Kriegsorden anlegen und dich bettelnd in der +Wilhelmstraße aufstellen. Nein, das darfst du nicht. Denn du +triffst hin und wieder anständige Kameraden und besuchst +doch zuweilen den feudalen Klub, wo getreue, zum Teil +kriegsverstümmelte Helden dauernd Kinder mit dem Bade +ausschütten und einem eitlen, beschränkten Götzen huldigen, +der sich aus dem Staube gemacht hat. Außerdem werden dir +gewiß schon andere mit dieser Idee zuvorgekommen sein. – +Denn Berlin ist ja so hoffnungslos abgegrast von der +schlingenden niedertretenden Vielheit. – Die Bourgeois? Auch +du gehörst ihnen wohl an, den tatenlosen oder den +kurzsichtigen oder den steifdummen oder den heimlich +zufriedenen Scheinbellern. Und die Radikalsten? Ideale +erfüllen sich nie, aber unter wirren Umständen die Taschen. +– Und die Verbrecher? Vergreifen sich an den Mittleren und +Kleineren. Denn die Tiergartenstraße schützt der Staat, es +ist seine Straße. Der Staat ist fett gemästet, ernährt sich +nur mehr von jungen, zartesten Gemüsen. Wenn ich Präsident +wäre, ich würde... Geschwätz! – Woge prallt gegen Woge. +Wurde mir die Seefahrt doch leid? Ich bin ein verbrauchter +Süßwassermatrose, der sein Leben auf dem Lande beschließen +möchte. – Die Hochsee hat ihre Wunder, aber in die Tiefe muß +man tauchen, sie zu heben, und man kehrt dabei leicht nicht +wieder zurück. Andere bescheiden sich, dringen an der +Oberfläche rasch vorwärts. Noch ein anderer erhängt sich. +Der läuft nur einen Knoten und erreicht doch am ehesten das +Ziel. Das wäre etwas für dich, Gustav. Und deine paar +Habseligkeiten alle testamentarisch dem einen Freunde +vererben, daß die Verwandten und Mäzene wenigstens einmal +stutzen würden: „An diesem Deeters muß doch etwas sein...“ – +Man plaudert mit ihnen. Immer das gleiche. Unter diesen +Mädchen gibt es mitunter noch Altangesessene und auch eine +gewisse Kultur in Berlin. – Man weiß im voraus, was Biela +antworten wird. – Wie sie sich ihre Zukunft ausmalt? Sie +wird mit Ersparnissen ein Blumengeschäft gründen, oder +Zimmer vermieten, entweder als Kupplerin oder an anständige +Herren. – Sie sind gemütlich und ehrlich, solange man an dem +barschen Kontrakt nicht rüttelt. Sie bieten dir heute +nervenpeitschenden Kaffee und morgen tödliches Gift. – +Beiläufig, in ausgelassener Festgesellschaft antwortete +Elfchen einer Frau Rat mit komischem, fast rührendem Stolz: +„O, als Heinz mit mir in Paris war, damals haben wir auch +oft drei Tage und drei Nächte hintereinander +durchbummelt...“ Wer verdient das Leben? Alle andern sind +schuldbeladen. Ich, Gustav, bin der einzige anständige +Charakter. So aussichtslos... so hoffnungslos... +

+ +
+ + diff --git a/OEBPS/Text/11.xhtml b/OEBPS/Text/11.xhtml new file mode 100644 index 0000000..920deed --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/11.xhtml @@ -0,0 +1,145 @@ + + + + + + + + ...liner Roma... - 11. + + + +
+ +

11.

+ +

+– – die Nummer des Autos war nicht beleuchtet. Die Leiche +wurde dem Schauhause zur Obduktion überwiesen.

+ +

+Wollte jemand Gustaven bei Deeters denunzieren, sprechend: +Er hält auch vor dir Geheimnisse zurück! – Deeters würde +lächelnd abwinken. Klapp den Deckel drauf. – Zwei Stammgäste +trinken peinlich kritisch Weiße. Der alte Herr von der +Filmbranche bietet dem Herrn Schneidermeister eine Prise an. +Dieser ruft dem Kellner etwas zu in dem Dialekt der +achtziger Jahre von Kölln jenseits der Spree: „Max. juckeln +Se man los mit Ihren ollen Zossen...“ – Ein kleiner bärtiger +Herr nimmt eilig an diesem Tische Platz. „Vergeben Sie,“ +kichert er, „wenn ich ehrliche Fußnote + +Bild 1 Kapitel 11 + +in die 22. Zeile +Ihres Vorworts einfalle. Sie sind der richtige Berliner, in +Berlin die zweite Auflage. Sowas erschien wohl anno 79 bei +Hermann, aber was bedeutet es heute? Bestenfalls reiste der +Großvater zu und der Enkel verzieht morgen.“ Der Sprecher +legt Geld auf den Tisch, löffelt eine Erbsensuppe in sich +hinein und entfernt sich. „Der scheint etwas Manoli zu +sein.“ – Gustav aber schlendert durch die Nacht, darin, von +dunstigen Gespenstern überhuscht, Lichter hängen. Hohe +bleiche Monde, ordinäre Butterblumen, an den Stationen +aufregend rote Augen über Blutpfützen oder grüne Augen. Und +über den Straßen dahingleitend, goldstreuend, der um eine +andere Welt wissende Blaufunke. – Wie Gustav gekleidet ist, +zu allem fähig, nichts gegen ihn einzuwenden, bemerkt er +zufrieden, wie die Geheimpolizisten und andere Spione ihm +ratlos nachblicken. Er kennt sie besser, die Strengen wie +die Bestechlichen. Im Keller der Bananenliese oder unter der +Falltür der grauen Frau öffnet sich ihm, dem bescholtenen +Ringkämpfer, vertraulich die Chronique scandaleuse. Es würde +aber seine wundersamen Privatstudien unnötig +beeinträchtigen, wenn er Bielas Zuhälter anzeigte. Dagegen +kommt ihm der Ruf zustatten, den er sich erwarb, als der +internationale Dreadnought Kanarienschorsch niederboxte. – +Gustav hustet grimmig ein paar seifige Zwitterjünglinge vom +Bürgersteig. Und schnackt ein wenig mit dem alten Fuchswolf, +der nachts mit einem Knüppel einen Schirmladen bewacht und +nebenher geheimen Handel mit amerikanischen Zigaretten und +Nacktphotos treibt. Er tauscht einen Witz mit den +Droschkenkutschern am Halleschen Tor, läßt sich von Nora +neue Anekdoten über Perverslinge erzählen. Und schaut zum +hundertsten Male zu, wie ein junges, aber reifes, dralles +Mädchen mit einem Puppenwagen den bettelnden Rumpf wegfährt, +der allabendlich einige Stunden an der Planke lehnt, wo die +parteipolitischen Aufrufe angeschlagen werden. – Im +rauchigen Keller von Lutter & Wegner mischt sich der +Artist Gustav al Ratschild unter eine bezechte Gesellschaft +falscher Offiziere und falscher Schauspielerinnen. Da quirlt +Lustigkeit aus dem Vollen heraus. Denn es kommt den +Kavalieren nicht darauf an, der Abortfrau Lewandowsky, die +aus Exkrementen russische Zustände und noch Angenehmeres +prophezeit, einen Fünfzigmarkschein zu schenken. Und die +Damen stecken dem Oberkellner noch höhere, geheimnisglatte +Gelder zu. Und jemand bietet Gustaven 200 Mark an, wenn er +nur in ein Telephon spräche: „Hier Vorsteher Günther. Der +Wagen soll am dritten Gleise warten.“ – Niemand außer +Gustaven hört in dem Lärm, wie Hoffmann leise an der Wand +kratzt, an der Stelle, wo früher das historische Bild hing. +Gustav verläßt den Keller, springt drei Schritte rückwärts, +weil Murr quer über den Weg huschte. – Und drei Stunden lang +für ein verschwiegenes Honorar ist er damit beschäftigt, ein +vornehmes Haus in der X-Straße dauernd zu verlassen. Jedes +Mal prallt er mit einem Herrn im Pelz zusammen, der dann +ruft: „Pardon, die Zeit macht einen nervös.“ Jedes Mal +antwortet Gustav dann: „Eine Nase läßt sich immer wieder +drehen.“ Und geleitet die Herren ins Parterre, wo ein +Kügelchen über schwarze und rote Felder hüpft. – Gustav, der +Chiromant, trinkt bei einer alten Hexe Whisky aus einer +Napfkuchenform und unterhält sich flüchtig durch ein +sulfurisches Sprachrohr mit Clamur, Machandel und Pipo. – +Gustav hinkt. – Hinterm Reichstagsgebäude steckt er den +falschen Bart in die Tasche. Ein Irrsinniger spricht ihn an. +Ob der Schuß am Hundekehlensee schon gefallen sei? – Gustav +nickt, wandelt tief Atem schöpfend weiter, dorthin, wo keine +Laternen leuchten, unter die Bäume am Kanal. Lehnt sich +übers Geländer und blickt in das tintenartige Fließen. – Als +die letzten Schritte eines wankelmütigen Mädchenjägers +verhallen, wird es dort unheimlich still. – Gustav summt: Es +schwimmt eine Leiche im Landwehrkanal. Reich sie mir mal +her, aber knutsch sie nicht so sehr. Dann lauscht er, +strengt seine Augen an. – Eine Leiche treibt langsam näher. +– „Es schließe sich der Ring!“ – „Völlig!“ antwortet eine +Stimme, die Leiche bremst. Gustav stößt einen Bootshaken in +ihren Leib und langt sie damit heraus. Es ist Pinkomeier. Er +begleitet Gustaven trällernd, trällert das Lied vom +sublunarischen Wandel. Dabei redet er Dummheiten, die morgen +vergessene Weisheiten sind. Und Gustav notiert sich einige +kluge Bemerkungen, um sie morgen als wirren Blödsinn zu +verbrennen. – „Mehr Humor, Gustav, Ataraxie auch im +Verrecken!“ sagt Pinkomeier. „Du läßt dich vom ersten +Eindruck erwürgen. Krieche stumm in die Dinge hinein; alle, +die empörendsten, sehen innerlich ganz natürlich +fleischfarben aus. Und ob in der Mühle die unterste Bohne +bevorzugter sei als die oberste, die bis zuletzt den andern +auf den Köpfen tanzt...? Pah, gehupft wie gesprungen! +Studiere du unbekümmert weiter und glaube mir: Es ist kein +so großer Unterschied zwischen der Bibel und dem Berliner +Adreßbuch. – Im Morgendämmern, wie etwas ganz sonderbares, +erhebt sich Vogelgeschwätz. Die Spatzen, die Nachtigallen +der Stadt. Wovon ernähren sie sich in dieser brotlosen Zeit? +Wovon ernähren sich... – Ein hackender Schritt ertönt, vom +Echo der andern Seite geprügelt. Arbeiter mit klappernden +Kannen eilen. Dicke Bündel + +Bild 2 Kapitel 11 + +farbloser Röcke schleppen +Gemüsekörbe zur Markthalle. Das Volk der Angestellten +schwärmt aus, Sklaven. Pedanten, die das Ende eines +selbstgekauften Bleistiftes erleben. Bleich, kurzsichtig +gewordene Mädchen. Ein gewisser, beinahe familiärer +Kommunismus des Kontorlebens bewirkt es, daß sie mit einer +Art Heimatgefühl in die kahlen Büros ziehen. – Müde, ohne +ein Nachthemd einzuwechseln, sinkt Gustav in den süßen +Eintagstod. Aus der Matratze brummt Pinkomeier Gute Nacht. – +Nur einmal, kurz aus dem Schlaf erwachend, schaudert es +Gustaven, als er Licht in seiner Stube bemerkt und einen +bloßen Arm gewahrt, der aus dem Türspalt des +Kleiderschrankes herausragt.

+ +
+ + diff --git a/OEBPS/Text/12.xhtml b/OEBPS/Text/12.xhtml new file mode 100644 index 0000000..b49c40f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/12.xhtml @@ -0,0 +1,102 @@ + + + + + + + + ...liner Roma... - 12. + + + +
+ +

12.

+ +

+L.F. Cafe Josty Freitag, Adresse wiederholen, wichtig +Sporendank, Zürich entschlossen. Vorsicht Postl. 27, Amt 12.

+ +

+„Heh! Heh! Pst! Wiga!“ – Er springt einen kühnen Satz vom +Autoomnibus. Das lernt sich hier. „Ich habe Eile, aber ein +Stück begleite ich dich.“ Wie geht dir's Gustav? +„Manchmal... heute... hat Berlin einen Himmel. Ich bin +dabei, meine Schulden zu bezahlen und zu schenken. Mein +Drama ist honoriert, ein guter Freund von mir hat es ..“ Du +hast viele gute Freunde? – „Mehr Freundinnen.“ – Ich träumte +gestern von dir, Gustav. In der Kirche. – „In welcher? Es +sind ihrer viele hier, manche so verbaut, daß man jahrelang +täglich vorbeigeht, ehe man sie hinter Plakaten, zwischen +einem Kino und einem Palast der Lebensversicherung entdeckt. +Auch richtige Gebete und zauberstarke Frömmigkeit gibt es +hier.“ - Übrigens Gustav: Ich bin verheiratet. Willst du +morgen bei uns essen? Notiere unsere Telephonnummer... –

+ +

+Es ist eine andere, eine kleine, kluge Frau, die +Rotweingläser auf den sauberen Tisch zwischen den beiden +parallelen Räkelpolstern stellt. Und selbst nie sentimental, +doch gut, treu, zieht sie Kösters rührsame Spieluhr auf. - +Miezko, lasest du mein Manuskript? – Ja, manches verstehe +ich nicht. – Muß man denn, kann man alles verstehen? – Nein, +aber warum verschüttest du die Schönheiten? – Trüffeln +stecken immer tief im Dreck. – Aber, Stävle, ich bin doch +kein Trüffelschweinchen! – Nein, ich schreibe doch auch kein +Dreckchen. Es sind Fetzen, aus Zeit und Ort herausgerissen, +nicht die gute alte Zeit, nicht Gulitzsch an der Wipper.... +Das Band zerrissen und du bist... Ach, Miezko, ich bin heute +so glücklich. Ich habe mich von Purmanns losgesagt. Nein, +nicht jetzt, da ich für acht Tage Seligkeit bei mir habe, +sondern vordem, als ich keine Kohlen und kein reines +Nachthemd mehr besaß. – Aber Stävle, so, wie du mir die +Leute gelobt hast, war es vielleicht doch etwas... – Nein, +Miezko, ich log dich an zu Purmanns Gunsten, als ich +erkannte, daß ich mich selbst belogen hatte, und daß +Purmanns mich oder sich selber belogen hatten. Und ich +bedankte mich, wo sie danken mußten, und steckte beschämt +ihre Vorwürfe ein, wo ihr graues Haar... Soll ich mich um +eine Erbschaft verkaufen? Ach, sprechen wir von anderem! Was +erlebtest du inzwischen? – Miezko entzündet eine kleine +Laterne mit Butzenscheiben und läßt die gebatikte Bühne von +Weißgerber verlöschen. Vier schwache Strahlenbündel pendeln +über merkwürdige Kupferstiche, über ostfriesische Möbel und +keramische Niedlichkeiten. Frauenbeine schimmern durch ein +warmes Violett. – „Es waren mancherlei Besucher bei mir, um +ihre Sehnsucht nach München auszuschütten.“ - Nach München +jener Zeit. Jetzt lebt es sich stärker, gesünder und +schneller in Berlin. Hier tröstet die Vielheit der +Erscheinungen und Erlebnisse... „Ja, Stävle, ich habe auch +wieder Romane erlebt, seit du ..“ – Man entgeht ihnen nicht. +Wir erleben sie, hören sie, lesen sie aus Zeitungen, +Büchern, und selbst noch in der einsamsten Zelle auf den +Oktavbogen, die wir vom augenspießenden Draht abreißen. Und +sie kreuzen sich und verwirren sich wie die Bindfäden in +Elfchens Schubfach. – „Kehlbaum hat hier eine halbe Flasche +Cordial Medoc über Berlin verschimpft, das keine Kultur +habe.“ – Nein, wenig. Es ist Fremde, unübersehbare, +unerschöpfliche offene See, also Weg nicht Platz. Nur nicht +als Wrack dort liegen bleiben, wo es verebbt oder +zerschellt. Zuweilen landen, sich träge wonnig erholen, aber +dann wieder hinaus. Hindernisse überwinden, ums Leben +kämpfen, alle Sinne stets wach und gespannt, denn Strudel +und Strömungen locken und drohen. Hinaus, um in der massigen +Einsamkeit zu leiden. Woge um Woge, Moment um Moment. +(Gustav küßt die Hände seiner Freundin.) Du verstehst mich. +Man muß Berlin visionär genießen. – (Sie streichelt sein +Haar.) – „Ja, es ist Meer. Manche reisen herbei, um sich +darin zu baden oder auch nur zu waschen. Andern gelüstet +nach abenteuerlichen Fahrten. Manche müssen untergehn.“ – +Prosit Miezko! Wenn der Frühling die städtischen Anlagen +beehrt, dann stehl' ich mir einen Zweig, daran zarte gelbe +Wollwürstchen hängen, die duften wie: Alles wird einmal +wieder gut. – Und die Sonne weckt paradiesische Seligkeiten +aus kahlen Kalkwänden. – Miezko will antworten. Da poltert +die Tür schreckhaft, und auf der Schwelle steht ein +eleganter Neger, der einen Muff und eine Handgranate...

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+ + diff --git a/OEBPS/Text/anhang.xhtml b/OEBPS/Text/anhang.xhtml new file mode 100644 index 0000000..be87d0f --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/anhang.xhtml @@ -0,0 +1,15 @@ + + + + + + + + Anhang + + + +

Anhang

+ + + diff --git a/OEBPS/Text/copyright.xhtml b/OEBPS/Text/copyright.xhtml new file mode 100644 index 0000000..d01706c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/copyright.xhtml @@ -0,0 +1,25 @@ + + + + + + + + ...liner Roma... - Copyright + + + +
+ +

 

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+Alle Rechte vorbehalten.
+Copyright 1924 by Johannes Asmus Verlag.
+Hamburg. +

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+ + diff --git a/OEBPS/Text/deckel.xhtml b/OEBPS/Text/deckel.xhtml new file mode 100644 index 0000000..ec66b4c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/deckel.xhtml @@ -0,0 +1,20 @@ + + + + + + + + ...liner Roma... - Deckel + + + +
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+Buchdeckel +
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+ + diff --git a/OEBPS/Text/druck.xhtml b/OEBPS/Text/druck.xhtml new file mode 100644 index 0000000..6ec322c --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/druck.xhtml @@ -0,0 +1,22 @@ + + + + + + + + ...liner Roma... - Druck + + + +
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+Das 1. bis 5. Tausend dieses Buches wurde im Frühjahr 1924 +von der Druckerei-Gesellschaft Hartung & Co. m.b.H. in +Hamburg gedruckt. Zweihundert numerierte Exemplare wurden +auf besserem Papier gedruckt und vom Autor signiert.

+ +
+ + diff --git a/OEBPS/Text/inhalt.xhtml b/OEBPS/Text/inhalt.xhtml new file mode 100644 index 0000000..674140e --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/inhalt.xhtml @@ -0,0 +1,34 @@ + + + + + + + Joachim Ringelnatz - ...liner Roma...: Inhalt + + + +
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Inhaltsverzeichnis

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Buchdeckel
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Anhang
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Inhaltsverzeichnis
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Textnachweis und Lizenz
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+ + + diff --git a/OEBPS/Text/nav.xhtml b/OEBPS/Text/nav.xhtml new file mode 100644 index 0000000..44c54fd --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/nav.xhtml @@ -0,0 +1,46 @@ + + + + + + + Joachim Ringelnatz - ...liner Roma...: Inhalt + + + +

Navigation

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Joachim Ringelnatz - ...liner Roma...

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Textnachweis

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Grundlage des Textes ist die Erstausgabe von 1924. Auf + dieser Basis wurde eine OCR-Fassung erstellt, die mit + der Vorlage abgeglichen wurde. Die Bibliothek der + Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf + stellt einen + Scan des Buches und eine OCR-Fassung zur Verfügung.

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Lizenz

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+ Für den Text von E-Book- und HTML-Fassung gilt die + Creative + Commons Lizenz für öffentliches Eigentum (Public + Domain).

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+ Sollten Sie Anmerkungen haben oder Ihnen Fehler + aufgefallen sein - etwa Abweichungen von der + Druckvorlage, Probleme mit + dem Ebook + oder der Web-Fassung + - schicken Sie bitte gerne eine Nachricht an + buecher (at) in-transit.cc.

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Joachim Ringelnatz

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...liner Roma...

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Mit 10 Bildern von ihm selbst

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1924

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Johannes Asmus Verlag · Hamburg

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+ + + diff --git a/OEBPS/Text/vorspann.xhtml b/OEBPS/Text/vorspann.xhtml new file mode 100644 index 0000000..8db5765 --- /dev/null +++ b/OEBPS/Text/vorspann.xhtml @@ -0,0 +1,20 @@ + + + + + + + + ...liner Roma... - Vorspann + + + +
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+Bild als Vorspann +
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Dem Maler Karl Huegin in Zürich +

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