FRIEDE

Hier ist mir wohl, wo mich kein Auge peinigt,
Das listig sich in meine Tiefen schleicht, —
Wo mich kein grinsend frecher Blick erreicht,
Wo das Gemüt sich unbelästigt reinigt.
Hier bin ich frei, hier engstens eingezwängt
In kahlen schmalen graugekalkten Mauern.
Ich floh hierher zu stillem Niederkauern,
Von nichts als meinem innern Trieb gedrängt.
Hier kann ich lächeln. Fest die Tür verschlossen,
Der Riegel in den Posten eingeklemmt,
So werden alle Sorgen fortgeschwemmt,
Wird sündenlose Seligkeit genossen.
Hier wohnt das Glück. Du schmucklos kleiner Raum,
Wie gern weil' ich in den verschwiegenen Wänden!
Hier scheint mir aller Gram und Schmerz zu enden, —
Hier dünkt fürwahr das Leben mich ein Traum.
Geliebte Zelle, nimm den stillen Beichter, —
Nimm ihn ein viertel Stündchen nur zu Gast. —
Wenn du mich lang genug beherbergt hast,
Verlaß ich dich — an Leib und Seele leichter.