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authorPatrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc>2022-09-09 22:46:23 +0200
committerPatrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc>2022-09-09 22:46:23 +0200
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@@ -0,0 +1,355 @@
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+<!DOCTYPE html>
+
+<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml">
+<head>
+ <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8" />
+ <link href="../../Styles/style.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
+ <title>Notizen zum Roman</title>
+</head>
+<body>
+
+<div class="prose">
+
+ <h3 class="center">Notizen zum Roman</h3>
+
+ <h4 class="center spaced">Das Ende</h4>
+
+ <div class="center">
+ <p class="dispinlblock left">
+ Irrenhaus: Bryller, Lola.<br />
+ Ertrinken im Meer: Kohn, Maria.<br />
+ Selbstmord: Schulz, Paulus.<br />
+ Lebenbleiben: Spinoza Spaß, Laaks, Mechenmal.</p>
+ </div>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+I. Auftritt im Schulhof. Peter Paulus für, Laaks gegen Kohn
+(Kohn hatte sich verunreinigt, Max Mechenmal). Später Kohn
+an Paulus sich anschließend gegen Laaks. Eifersuchtsszenen.
+Infolge der Laaksschen Intriguen fällt Paulus durchs
+Abiturium, schießt sich tot. Abschiedsbriefe (rührend an
+Kohn, offizielles Begräbnis, Kohn rennt davon).
+</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Oberlehrer Dr. Bryller läßt alles geschehen, redet dem
+geliebten Paulus sogar zu, sich zu töten: Töte dich, ehe es
+zu spät ist (solange du noch dazu fähig bist). Es hat zwar
+keinen Zweck, bereitet dir aber etwas wie Genugtuung. (Gott
+ist eine Zeiterscheinung.)</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Die Leiche wurde wohlverpackt in einem Kasten auf den
+Friedhof getragen, wo man sie unter einer Garderobenmarke
+für ewig abgelegt.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+II. Szene Kohn, Laaks in Badewanne.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Laaks machte einen Angriff auf Maxens Weiblichkeit. – Laaks
+und Kohn treffen sich. Kohn grüßt, Laaks holt ihn ein. Lädt
+ihn ein. »Nein, Herr Oberlehrer.« Kohn zittert – – »Wollen
+Sie ein Bad nehmen?« – »Ich habe schon gebadet.« – Mondlicht
+beleuchtet die beiden in der Badewanne. In haariger
+Nacktheit – seine behaarten Weiberbeine – ein Männerfreund.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+III. Szene in homosexueller Kneipe.<br />
+(Siehst du, mein Junge, so ist das Leben – er kniff ihn
+zärtlich in den Hintern.)</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+IV. Abtreibungsszene.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Die Varietétänzerin Lola Lalà: Die kluge Frau sagte
+scherzend: Wenn Frauen auseinandergehen, dann bleiben sie
+noch lange stehn. – – Auf Wiedersehn, mein Fräulein. Lola
+Lalà, alias Lene Levi läuft wie wahnsinnig.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+V. Einbruchsszene bei Lola: – – – – – – – – – – – – – – –<br />
+– – Der berufsmäßige Einbrecher Benjamin, der unter dem Bett
+lag, wußte nicht, was er dazu denken sollte. Sein Kopf
+schüttelte sich, dabei stieß der Hirnschädel einen sinnlosen
+Bettpfosten, der daraufhin einen starren Ton von sich gab.
+Der Mann Benjamin erschrak. Die Lampe fiel um. Gardinen
+brannten sofort.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Plötzlich hatte sich auch ihr (Lola Lalà) Körper erschreckt.
+Alles in der Fresse von schleckerndem Feuer. Lief hinaus.
+Tür zu. Schloß ab. Zweimal. Sinnlos. Plötzlich hinter der
+Tür Männerrufe, kläglich: Hilfe, Hilfe. Schrie sie: Mörder,
+Mörder, Mörder. Rannte. Auf der Straße im Frieden des
+Abends: Leute aus Häusern. Ratlos. Die Rennende an allen
+vorüber. Mörder, Mörder... Eine Verrückte hinter ihr her.
+Einem Hundefänger gelang, sie zu fassen. Mörder, Mörder. Mit
+ihr in offener Droschke und durch die Stadt. Mörder, Mörder.
+Fenster auf, Wagen bleiben stehen. Gelaufe. In
+Irrenabteilung des Krankenhauses.<br />
+
+Inzwischen brennende Stube. Einbrecher Benjamin auf Fenster
+strampelnd: Hilfe. Unerlaubte Handlung. Hilfe. Da soll man
+nicht Sozialdemokrat werden. Heulend: Falle der Polizei,
+anständigen Menschen verbrennen lassen. Hilfe, Hilfe.
+Feuerwehr kommt. Hilfe. Wasser bespritzt ihn. Vom Regen in
+die Traufe. Kann ja auch gleich in den Fluß springen.
+Ersäuft.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Als die halbverweste Leiche aus dem Wasser gezogen wurde,
+fing der noch betrunkene Arzt an, faule Witze zu machen. Dr.
+Bryller übergab sich.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Alles Reden, Denken, Dichten ist unnütz; eine aus dem Wasser
+gezogene vor dir im Tode liegende Leiche macht alles
+Geschreibe zuschanden mit ihrer schrecklichen Verzerrtheit.
+Sieh, wie das Gesicht und die Hände im Krampf wie in Eisen
+gegittert sind! Wie sie schreiend aus sich heraus wollen!</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+VI. Irrenhausszene: Die rothaarige verrückte Schwester des
+Martin Müller (Maria).</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+»Die Erde wird dunkel«, sagte die verrückte rothaarige
+Schwester des Martin Müller, Maria. (Sie liebt ihren
+Bruder.) Den kleinen Kohn streichelt sie, aber: »Ich kann
+nur Heilige lieben«, sagt sie. Die Melodien des Abends, der
+wie Seidenschleier alles verhüllt: die grünen Bäume, den
+sehnsüchtigen Erdboden, die Bank mit dem rothaarigen Mädchen
+und dem kleinen Buckelkohn, – waren ringsum.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+In der Irrenanstalt: Die eine Insassin war schon eine
+ziemlich angegraute Dame, die sagte: »Wenn man sich schon so
+lange hier aufhält, bleibt man da.« – Ein moderner
+Schriftsteller, der sich einbildet, er sei nur dort, um das
+Milieu zu studieren, in Wirklichkeit aber Gehirnerweichung
+hat. etc.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+VII. Kohns erste Geliebte (auf Laaksens Veranlassung):
+Hysterische Person, die Wanzen krochen nur so in der Küche
+herum.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+VIII. Das Ende des Dr. Bryller.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+IX. Schriftsteller Schulz und Kokotte Kitty.<br />
+(»Nicht so laut«, sagte Kitty, als Schulz ihr von Gott
+erzählte.)</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+X. Vortrag des Gelehrten Neumann:<br />
+Sensation: Ein erst sechzehnjähriger Gelehrter namens
+Neumann spricht über Mutterschutz und Kindererziehung – – –
+scheint ihm hier nicht der Ort, über gefallene Mädchen zu
+reden – – – Die Frau hat eingesehen, daß ihr der Platz
+gebührt, auf den sie gehört – – – Das Elend der Prostitution
+– – Posierte Handbewegungen. Stimme. Augenbrauen in die Höhe
+ziehen. Ich muß mich in Extremen ausdrücken. Ich muß den
+Zionismus als eine besondere Abart der Prostitution
+entschieden verurteilen. Mutterschutz: Die Mutter muß gegen
+ihre Kinder geschützt werden (neue sensationelle
+Auffassung), sagte eine Dame.<br />
+– – – Sie, eine Germanistin, warf in die Debatte: »Wo du
+deinen Glauben gelassen hast, mußt du ihn holen.«</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+XI. Kohns zweite Geliebte: Backfisch (in der einen Hand
+hatte sie eine illustrierte Himmelskunde).</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Er liebte sie in der Weise: er schrieb sich häufig auf, wenn
+sie etwas Komisches sagte, um es später zu verwenden
+(schriftstellerisch). Aber in einem Kaffeegarten an einem
+Teich – überall war schon Abend, und Dunst hing wie Schleier
+an den Bäumen und Tischen und Kellnern – nahm er sein
+Notizbuch aus der ausgerissenen Innentasche seines
+Oberrockes und las ihr leise vor... Sie lachte und er lachte
+– stiller und unglücklich. Jeder dachte: Das ist nicht das
+Richtige... sie dachte noch: Der ist nicht innig... Er
+dachte noch: Das arme Ding, wie fern ist sie mir... dann
+gingen sie rudern.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+XII. Kneipenszene in Nürnberg: Kunstmayer.<br />
+Alle selig besoffen, können kaum noch richtig sprechen.
+Lallen. Einer sagt: »Dede do dadä.« – – – Ob sichs lohnt um
+dieser tierisch Dahindösenden? – – – »Sieh, wie ein
+Ochsenauge ist der Blick dieses Arbeiters nach innen
+gekehrt«, sagte Paulus.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+»Die oberen Zehntausend regieren die Welt«, brummte der
+Kellner bitter, dann spielte er eine wilde Variation von
+»Puppchen, du bist mein Augenstern« auf einer Mundharmonika.
+Von Zeit zu Zeit schlug er dann gegen eine Kante. Die Hand
+rieb er an einem Ärmel oder Hosenbein blank.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Karl Kunstmayer, heruntergekommener Kabarettist: Ich
+schweinigle gern... – ein ganz famoser Kerl, philosophisch
+tip top, aber ist zu ideal – – –<br />
+Man war in wehmütiger Stimmung. Kunstmayer sang leise: »Das
+haben die Mädchen so gerne.«</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p>
+XIII. Ertrinken im Meer<br />
+Ich habe eine Angst, daß auch das Mädchen ersoffen ist.
+Nebenbuhler in dem Meer verunglückt (ertrunken). »Es ist
+gemein, daß man darüber höchstens ein Gedicht machen kann
+oder plötzlich den Schluß zu einer Geschichte findet«,
+schrie der tote Kohn. Während sie gingen, fanden sie überall
+weiße Sonderblätter der Zeitung über das Geschehnis. – – –
+»Das ist eine Brutalität«, sagte ein anderer. »Dies ist der
+richtige Ausdruck.« – »Endlich!« seufzte erlöst ein anderer.
+Kohn schrie: »Ich will aber keinen Schluß zu einer
+Geschichte haben. Das ist gemein. Ich komme von Sinnen.
+Aufpeitschen will ich. Quälen will ich euch, nicht euch
+befriedigen. Heulschreie müßt ihr aus euch stoßen. Ihr müßt
+euch auflösen in Schmerzen.« Der tote Kohn wurde nicht
+empfunden.</p>
+
+<hr class="fin" />
+
+<p class="center spaced">
+Detektiv Daniel</p>
+
+<p>
+Ein Gewitter machte Krach. Der Detektiv Daniel fuhr aus dem
+Schlaf. Er sagte: »Die verfluchte Ruhestörung.« Da klopfte
+es erregt an die Tür. Die Tänzerin Lola Lalà fand sich ein.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+»Es gibt viel zu wenig Einbrecher«, sagte der Detektiv
+Daniel. »Es gibt weniger Mörder, als man denkt«, sagte
+Daniel, die ängstliche Frau beruhigend.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p class="center spaced">
+Max Mechenmal</p>
+
+<p>
+Er nahm das junge Ding, nachdem er sich erst nach dem Alter
+erkundigt hatte, nur erotisch überlegend, daß er zu ihr
+Liebesworte spreche und sich im stillen darüber lustig
+mache, also ein recht schlechter Kerl sei. Einigermaßen
+stolz auf die Erkenntnis seines schlechten Charakters,
+beruhigte er sich und beschloß, das Ding zu vergewaltigen.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p class="center spaced">
+Berthold Bryller</p>
+
+<p>
+»Kuno Kohn ist dasselbe in Grün, was Else Lasker-Schüler in
+Blau ist«, sagte Bryller.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Wenn er ein Mädchen loswerden wollte, erzählte er ihr
+wunderschön-rührend von seiner Lues, stellte sich als
+Märtyrer dar, der um ihrer Gesundheit willen das Opfer
+bringe. Die meisten Mädchen hielten ihn weinend für einen
+bedeutenden und sehr edlen Menschen. Nur eine fragte einmal
+unverschämt, warum er das nicht vorher erzähle.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Gegensatz zwischen dem wurstigen gewandten Nihilismus
+Bryllers und der reinen Verzweiflung des Paulus.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p class="center spaced">
+Oberlehrer Laaks</p>
+
+<p>
+Ich habe Sehnsucht, Liebe und was weiß ich für sie. – Da
+könnten komische Dinge geschehen.</p>
+
+<hr class="spacer1" />
+
+<p class="center spaced">
+Lola Lalà</p>
+
+<p>
+Sie prahlte mit ihrer zeitweisen und teilweisen
+Unberührtheit.</p>
+
+<hr class="spacer2" />
+
+<p>
+Sie sagte: Wie gesagt, ich bin sichtlich erschrocken. – – –
+Ich finde dies mit Recht albern. – – – Diese wirklich kurzen
+Zeilen. – – – Er liebt mich nur erotisch. – – – Ich lüge ja
+immer. – – – Der hat mich sehr lieb. – – Jede Tänzerin hat
+bekanntlich einen Freund. – – –</p>
+
+</div>
+
+</body>
+</html>