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path: root/OEBPS/Text/prosa/skizzen/02_kuno_kohn.html
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authorPatrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc>2020-03-04 16:45:23 +0100
committerPatrick Goltzsch <pg (at) in-transit.cc>2020-03-04 16:45:23 +0100
commit18a83d0cde82fa72532407a3f13de05873376409 (patch)
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initial commit
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-rw-r--r--OEBPS/Text/prosa/skizzen/02_kuno_kohn.html75
1 files changed, 75 insertions, 0 deletions
diff --git a/OEBPS/Text/prosa/skizzen/02_kuno_kohn.html b/OEBPS/Text/prosa/skizzen/02_kuno_kohn.html
new file mode 100644
index 0000000..b7e975e
--- /dev/null
+++ b/OEBPS/Text/prosa/skizzen/02_kuno_kohn.html
@@ -0,0 +1,75 @@
+<?xml version="1.0" encoding="utf-8" standalone="no"?>
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+
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+<head>
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+ <title>Kuno Kohn</title>
+</head>
+<body>
+
+<h4>Kuno Kohn</h4>
+
+<p>
+Seit einem halben Jahr wohne ich in dem Haus. Von den
+Bewohnern hat noch niemand etwas bemerkt. Ich bin
+vorsichtig.</p>
+
+<p>
+Das weiße Kostüm bringt mir Glück. Ich verdiene genug. Und
+habe angefangen zu sparen; denn ich fühle, daß die Kräfte
+nachlassen. Häufig bin ich matt, manchmal habe ich
+Schmerzen. Auch werde ich dick und alt. Ich schminke mich
+nicht gern &ndash; &ndash; &ndash;</p>
+
+<p>
+ich stehe nicht mehr unter Kontrolle. Kuno Kohn hat mich
+frei gemacht. Ich bin ihm dankbar.</p>
+
+<p>
+Kuno Kohn ist häßlich, er hat einen Buckel. Das Haar ist
+messingfarben, das Gesicht ist bartlos und von Furchen
+rissig. Die Augen sehen alt aus, um sie sind Schatten. Am
+Hals beginnt eine Narbe wie eine Regenrinne. Das eine Bein
+ist angeschwollen. Kuno Kohn hat einmal gesagt, daß er
+Knochenfraß habe.</p>
+
+<p>
+Sonderbar ist die erste Begegnung gewesen:</p>
+
+<p>
+Es regnete. Die Straßen waren naß und schmutzig. Ich stand
+an einer Laterne und blickte auf die angespritzten Kleider.
+Wenn Wind kam, fröstelte ich. Die Füße schmerzten von den
+Schuhen.</p>
+
+<p>
+Selten ging wer. Meist auf der anderen Seite. Im Schutz der
+Bäume. Mit aufgeschlagenem Mantelkragen. Den Hut schief über
+die Stirn. Niemand beachtete mich, ich stand traurig.</p>
+
+<p>
+Der Kies knirschte hinter mir. Hart und plötzlich, daß ich
+aufschreckte. Ein Polizist kam, die Hände am Rücken. Er ging
+langsam. Er sah mich argwöhnisch an, stolz auf sein Recht.
+Mit nacktem Blick, er fühlte sich Herr. Er schritt weiter.
+Ich lachte höhnend, er schaute sich nicht um. Der Polizist
+verachtete mich.</p>
+
+<p>
+Ich gähnte; es war spät geworden. &ndash; Da kam einer, der war
+klein und verwachsen. Er blieb stehen, als er mich sah. Er
+hatte die unglücklichen Augen, um die Lippen war verlegenes
+Lächeln. Er versteckte einen Teil des Gesichts hinter dürren
+Fingern. Und rieb am rechten Lid, wie wer, der sich schämt.
+Und hüstelte &hellip; Ich trat dicht zu ihm, daß er mich fühlte.
+Er sagte: »Na &ndash;« ich sagte: »Komm, Kleiner.« Er sagte:
+»Eigentlich bin ich homosexuell.«</p>
+
+<p>
+Und nahm meine Hand. Und küßte mit kalten Lippen.</p>
+
+</body>
+</html>