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path: root/OEBPS/Text/prosa/fragmentarisches/03_ideen_bilder_und_situationen.html
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+++ b/OEBPS/Text/prosa/fragmentarisches/03_ideen_bilder_und_situationen.html
@@ -0,0 +1,180 @@
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+ <title>Ideen, Bilder und Situationen</title>
+</head>
+<body>
+
+<h4>Ideen, Bilder und Situationen</h4>
+
+<h5>Notizen</h5>
+
+<p>
+»ich bin ein Nihilist, wie er im Buch steht«, sagte er,
+erstaunt über das furchtbare Wort.</p>
+
+<p>
+Ich gieße meine Augen in meiner Hände Grab.</p>
+
+<p>
+Der Kopf sitzt, eine Geschwulst, auf einem ausgestopften
+Anzug. In einer Tasche eine prachtvolle Miniaturausgabe des
+Konkursrechtes, in der anderen ein wertvolles kleines
+Strafgesetzbuch.</p>
+
+<p>
+Lampen, die Blumen der Nacht, glimmen.</p>
+
+<p>
+Nackte Finger schleichen, spielende weiße Schlangen, hin zu
+einem Revolver. Und alle Männer blicken. Der Himmel fließt
+um die Nackte wie ein Tanzkleid. Sie schießt den Spiegel
+tot. &ndash; &ndash; Schreit auf, hebt Hände. Aus zitronenfarbenem
+Himmel fällt ein Weiß in die grüne Erde.</p>
+
+<p>
+Er spielte an einem Pickel über dem Halskragen, drückte
+wiederholt, so daß die Stelle rot wurde und aufschwoll, bis
+der Pickel platzte. Er besah den Eiter auf der Hand, zog ein
+Tuch aus einer Tasche, wischte die Hand ab, hielt das Tuch
+an die wunde Stelle, saß verloren traurig. »Der Mensch ist
+hochinteressant«, sagte eine hysterische Dame in dem
+Vorbeigehen.</p>
+
+<p>
+Die Erde flackert irgendwo.</p>
+
+<p>
+Mir passiert häufig beim Lesen einer kitschigen rosanen
+Geschichte, daß mir trotz des inneren Lachens ein Schauer
+durch den Körper geht.</p>
+
+<p>
+Die Erde, das Vieh.</p>
+
+<p>
+Ich bin in meinem schmerzenden Kopf.</p>
+
+<p>
+Die Luft fliegt schmierig umher. Sie bleibt an den Häusern
+kleben und an den Händen der Menschen.</p>
+
+<p>
+Sammlung: Berühmte Luetiker.</p>
+
+<p>
+Ich will aufhören, langsam zugrunde zu gehen. Daß geistige
+Leute sich nicht unterhalten können. Weib ist nur ein
+Vorwand für namenlose Sehnsucht.</p>
+
+<p>
+Ich liebe die Menschen, nicht Einzelne. Ich leide mit den
+Elenden um des Elends wegen.</p>
+
+<p>
+Er fraß den Schlaf.</p>
+
+<p>
+Gespräch: »Sie will sich töten.« Er: »Am sichersten wäre
+es.« Ihre Augen lagen, leuchtender Schmuck, in ihrer Haut.
+Ich bin ja nur ein armes, altes, dickes, schwaches Weib.</p>
+
+<p>
+Ein Reiter ging, sich auf einen Regenschirm stützend,
+nachdenklich durch die sonnigen Straßen.</p>
+
+<p>
+Ich bin mir überlegen.</p>
+
+<p>
+Die Vielheit der Frauenzärtlichkeiten läßt erst das Ideal
+»Mein Weib« konstruieren. Man muß sich bewußt sein, daß
+tatsächlich &ndash; Gottseidank &ndash; ein ständiger Wechsel notwendig
+ist.</p>
+
+<p>
+Und eine ist am Strand &ndash; und
+eine <span class="spaced">liest</span> am Abend &ndash; und eine &ndash; &ndash;
+&ndash;</p>
+
+<p>
+ein Pferd machte Laufschritt.</p>
+
+<p>
+»Ich finde das unreif und schlecht beobachtet«, spricht
+Backfisch von erotischer Skizze.</p>
+
+<p>
+»Der strengste Objektivismus ist die höchste Moral«, sagte
+mein Bruder, als er mich schlug. Das ist eine sehr edle
+Anschauung.</p>
+
+<p>
+Idee zu einem Drama: Befriedigung ist auch das Letzte
+nicht.</p>
+
+<p>
+Er sank hinunter. Tief, tief in einen Schlaf hinein wie in
+einen Sarg aus sanften Frauen.</p>
+
+<p>
+Ein Vogel knarrte im Baum.</p>
+
+<p>
+Auf einem hohen Berg lag ein bärtiger Kopf, neben ihm ein
+Bauch. Auf dem Bauch spielten fleischige Finger
+melancholisch mit einer dicken goldenen Kette, die wie Feuer
+glitzerte.</p>
+
+<p>
+Augen und Sehnsucht: Schwarze Flammen aus dem Gesicht
+beleuchten die weiße Stirn, hinter der tausend mit Sehnsucht
+gefärbte Bilder funkeln.</p>
+
+<p>
+In ihrem Hirn tanzte gerade ein schöner Geliebter. Ihre
+Augen waren ein lichtbraunes Gewand.</p>
+
+<p>
+Caféhaus: Alte fette Dirnen (Großmütter) mit schabiger Haut
+&ndash; baumelnde dicke Beine &ndash;,junge mit schwarzen Fingernägeln
+in neuen koketten Kleidern.</p>
+
+<p>
+Er betete in die Luft, mit wundem Rücken und aufgerissenem
+Maul, er rief: »Mein Körper ist ein Bett, in dem gehurt
+wird.«</p>
+
+<p>
+Manche Dirnen haben so viel sanft überlegene Mütterlichkeit
+um die Augen und sind die hilflosesten Kinder.</p>
+
+<p>
+Der abgelehnte Geliebte: Er geht durch viele Straßen und
+Stunden. In jeder Verzweiflung. Stellt sich vor den Spiegel.
+Hat sich lieb.</p>
+
+
+<h5>
+Die Tiere</h5>
+
+<p>
+Schauspiel</p>
+
+<p>
+Grundgedanke: Heilige Sehnsucht aus dem tierischen
+Triebleben zur seelischen Reinheit. Je größer der Dreck,
+desto heftiger die Sehnsucht. Aber vergebens: Die
+Sehnsüchtigen gehen im Dreck unter.</p>
+
+<p>
+Nur der Bürger, der sich über nichts schwere Gedanken macht
+und nichts tief empfindet, blüht im Dreck.</p>
+
+</body>
+</html>