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<title>Es war einmal</title>
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<body>
<h4>Es war einmal</h4>
<p>
Es war einmal, es war einmal<br />
Ein fahrender Scholar.<br />
Der hatte einen Wuschelkopf<br />
Voll kupferrotem Haar.<br />
Und bummelte sich durch die Welt<br />
Und hatte keinen Pfennig Geld<br />
Und war ein bettelarmer Tropf<br />
Der fahrende Scholar.</p>
<p>
Und alle Mädchen, die ihn sahn,<br />
Den fahrenden Scholar<br />
Mit seinem dunklen Feuerblick<br />
Und seinem Wuschelhaar.<br />
Die schauten ihm verstohlen nach<br />
Und mancher schier das Herze brach<br />
Denn nie mehr kehrte er zurück,<br />
Der fahrende Scholar.</p>
<p>
So zog er nun, so zog er nun<br />
Der fahrende Scholar.<br />
Von Land zu Land, von Ort zu Ort,<br />
Wo nur ein Wirtshaus war.<br />
Er trank dort manchen Humpen Wein;<br />
Doch das Bezahlen ließ er sein<br />
Und schlich sich heimlich wieder fort<br />
Der fahrende Scholar.</p>
<p>
Einst kommt er nun zu einem Dorf<br />
Der fahrende Scholar<br />
Da hatt' der Wirt ein Töchterlein,<br />
Das etwas ältlich war. –<br />
Er hat zerriss'ne Wanderschuh<br />
Und durstig ist er noch dazu<br />
Und mag wohl auch recht müde sein<br />
Der fahrende Scholar.</p>
<p>
Es schenkt ihm ein, den besten Wein<br />
Dem fahrenden Scholar<br />
Des Wirtes schlankes Töchterlein,<br />
Das etwas ältlich war.<br />
Er trinkt und trinkt und trinkt und trinkt<br />
Bis er betrunken niedersinkt<br />
Er soll nun nicht mehr lange sein<br />
Ein fahrender Scholar.</p>
<p>
Jetzt ist er Wirt zum gold'nen Lamm<br />
Der fahrende Scholar<br />
Ist aufgedunsen wie ein Schwamm<br />
Es floh schon manches Jahr<br />
Er ist so bleich und ist so fahl<br />
Und grau ist jetzt sein Haar<br />
Er brummt das Lied: Es war einmal<br />
Ein fahrender Scholar.</p>
<p>
Damit Euch nicht wie jenem da<br />
Ein solches Schicksal winkt<br />
Drum Leute, Leute hütet Euch,<br />
Daß Ihr nicht zuviel trinkt.<br />
Drum Leute, Leute hütet Euch,<br />
Daß Ihr kein Mädchen minnt<br />
Von dem es heißt: Es war einmal<br />
Ein wunderschönes Kind.</p>
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