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  <title>Gesänge an Berlin</title>
</head>
<body>

<h4>Gesänge an Berlin</h4>

<p>
I</p>

<p>
O du Berlin, du bunter Stein, du Biest.<br />
Du wirfst mich mit Laternen wie mit Kletten.<br />
Ach, wenn man nachts durch deine Lichter fließt<br />
Den Weibern nach, den seidenen, den fetten.</p>

<p>
So taumelnd wird man von den Augenspielen.<br />
Den Himmel süßt der kleine Mondbonbon.<br />
Wenn schon die Tage auf die Türme fielen<br />
Glüht noch der Kopf, ein roter Lampion.</p>

<p>
II</p>

<p>
Bald muß ich dich verlassen, mein Berlin.<br />
Muß wieder in die öden Städte ziehn.<br />
Bald werde ich auf fernen Hügeln sitzen.<br />
In dicke Wälder deinen Namen ritzen.</p>

<p>
Leb wohl, Berlin, mit deinen frechen Feuern.<br />
Lebt wohl, ihr Straßen voll von Abenteuern.<br />
Wer hat wie ich von eurem Schmerz gewußt.<br />
Kaschemmen, ihr, ich drück euch an die Brust.</p>

<p>
III</p>

<p>
In Wiesen und in frommen Winden mögen<br />
Friedliche heitre Menschen selig gleiten.<br />
Wir aber, morsch und längst vergiftet, lögen<br />
Uns selbst was vor beim In-die-Himmel-Schreiten.</p>

<p>
In fremden Städten treib ich ohne Ruder.<br />
Hohl sind die fremden Tage und wie Kreide.<br />
Du, mein Berlin, du Opiumrausch, du Luder.<br />
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide.</p>

</body>
</html>